Natürlich ... es war Ryder egal. Lia sah wohl, was der junge Mann vor hatte. Es war viel zu früh, aber er schien ein echter Sturkopf zu sein. Ihr Blick sagte deutlich nein, aber Lex nahm es gar nicht wahr. Er tat, was er für richtig hielt. Sie lauschte seinen Worten. Lex Renoir ... Der Name Renoir sagte ihr deutlich etwas. Als Lex nun zum Angriff über ging, wurde ihr klar, das er ein Ordensritter war. Ein ORDENSRITTER! In diesem Moment spielte es keine Rolle, denn er packte Lia bei der Hand und zog sie mit sich. Natürlich merkte sie, das es nicht wirklich gut lief, aber der Ritter schaffte es, sie alle vier aus der Höhle zu befreien. Eine solche Macht, hatte sie bisher nie gesehen. Lex griff das junge Mädchen un zog es zu sich hoch. Lia nahm das andere Pferd, schwang sich auf dessen Rücken und zog die andere Frau mit herauf, ehe sie einfach los galoppierte, Lex nach. Er musste die Frauen beide in Sicherheit bringen. Lia könnte dann noch immer fliehen. Es sollte anders kommen. Lia sah deutlich, wie Lex immer mehr in sich zusammen sackte. Er hatte die ganze gesammelte Kraft gebraucht, um sie aus dieser verdammten Misere zu befreien. Ein verlassenes Lager war alles, was hier noch übrig war. Lex ließ das Mädchen herunter, während Lia Lydia half. Eben wollte sie das Pferd wenden und einfach davon jagen, als sie sah, wie Lex da im Steigbügel hing. Er konnte sich allein nicht befreien. Lia sprang von dem Pferd, ließ es einfach da stehen und näherte sich ruhig dem anderen Pferd. Das junge Mädchen schien nicht begeistert, doch das war Lia egal. Es ging nicht um das Mädchen, sondern um ihren Patienten, der sich viel zu viel zugemutet hatte. Sie sprach ruhig auf das Pferd ein, als sie den ganzen Sattel löste, denn nur so bekäme sie Lex frei. Das Tier schien zu zu hören und auch das andere Pferd kam langsam in ihre Richtung. Anna zweifelte in diesem Moment keinen einzigen Augenblick daran, das diese frau Tiere verhexen konnte. Sicher konnte sie das auch mit Lex tun. Lia befreite Lex aus dem Steigbügel, nachdem sie den Sattel aufgefangen und auf den Boden gelegt hatte.
"Wenn ihr ihm etwas antut!"
fauchte Anna.
Lia sah Anna nur kurz an, senkte den Blick wieder auf Lex und betrachtete seine Wunde. Der Verband war durch geblutet.
"Er hat viel Blut verloren und seine gesammelte Kraft der letzten Tage in diese Befreiungsaktion gelegt. Er ist ein Narr, wenn er glaubte, es würde ohne Schwierigkeiten weiter gehen."
Sie sah zu Lydia.
"Bitte helft mir. Wir müssen schnell hier weg, aber so kann er nicht mit. Wir müssen ihn sicher transportieren können."
Ihre Idee eine Trage hinter das Pferd zu binden, erschien nicht sehr klug, aber sie kannte Mittel und Wege auch diese Spuren verschwinden zu lassen. Anna war alles andere als begeistert. Sie wollte diese Frau nur schnellstens wieder los werden. Lydia dagegen schien ein wenig aufgeschlossener. Sie half Lia dabei, Lex in eines der Zelte zu bringen, und ihn da in eines der Lager nieder zu legen.
"Ihr müsst einen neuen Verband anlegen, wenn ihr welchen findet. ich werde eine Trage zusammen bauen. Hier gibt es genug Holz. In spätestens einer Stunde werden wir hier aufbrechen können. Bis dahin, wird uns ein Zauber schützen."
Lia wandte sich nun an Lex.
"Noch nie ist mir ein so unvernünftiger Mann unter die Augen getreten. Ihr hättet noch warten sollen. Nun muss sich euer Körper erneut der Wunde und dem Kraftsammeln widmen."
Ihr Blick war wirklich ernst, aber irgendwie auch milde.
Anna war natürlich mit im Zelt. PA! Was dachte diese Person eigentlich? War doch logisch das er einen neuen Verband brauchte. Den würde sie schon noch ohne Hilfe angelegt bekommen.
Lia war hinaus gegangen. Sie stand da, begann einen leisen Singsang und drehte sich ganz langsam, wobei sie die Arme ausgebreitet und den Blick gen Himmel gerichtet hatte. Es dauerte nicht lang, bis Nebel aufzog, der sich dicht im ganzen Wald verteilte. So schnell würden die Banditen den Weg nicht finden, denn der Nebel stellte alles auf den Kopf. Während diese Männer glaubten ihnen zu folgen, änderten sie die Richtung, ohne es wirklich zu bemerken. Lia zog zwei sehr lange und Dicke Äste ins Lager. Sie verband ein paar Felle und Decken mit ihnen, so, das sie eine angenehme Liegefläche ergaben. Anschließend, befestigte sie die Beiden Äste an einem der Pferde, welches diesen Vorgang auch ganz ruhig zu ließ. Lia führte das Tier zu dem Zelt, in dem die beiden Damen schon den Verband gewechselt hatten. Anna warf ihr einen feindseeligen Blick zu. Lia nahm sich davon nichts an. Sie war nicht viel älter, aber deutlich anders aufgewachsen und bewies mehr Erfahrung. Das Mädchen kam aus gutem Haus, war adelig und konnte haben, was sie wollte. Offensichtlich war es dieser Ordensritter, den unbedingt wollte und Lia würde ihr nicht im Weg stehen. Warum auch? Sie war eine Hexe und war sicher nicht gerade beliebt bei Ordensrittern, wenn gleich sie ihm geholfen hatte ... es gab Gerüchte über Ordensritter, die Hexen nicht als Geschöpfe des Vaters an sahen, sondern eher als die der Mutter. Lia nahm eine weitere Decke, legte auf die Liegefläche und bat nun erneut um Hilfe, Lex da rüber zu schaffen. Der Verband saß gut, wenn auch nicht perfekt.
Mit einigen Schnüren, die noch von den Zelten über waren, banden sie Lex soweit fest, das er nicht herunter rutschen würde. Lia sattelte das zweite Pferd erneut.
"Ich gehe davon aus, das ihr reiten könnt? Gut. Dann sitzt bitte auf diesem Tier hier auf."
Anna funkelte sie an.
"Nein. Ich nehme dieses Pferd. Du und Lydia, ihr nehmt das Pferd hier."
Lia betrachtete sie ruhig. Sie war jung und wollte offensichtlich ihren Helden beeindrucken.
"Und sei ihr jemals auf einem Pferd geritten, das eine Trage zieht? Wisst ihr wie es laufen muss, ohne das es sich selbst oder den Ordensritter verletzt?"
Lia wartete nicht wirklich auf eine Antwort. Sie erkannte an Annas Reaktion, das sie es nie getan hatte und sogar ein wenig erschrocken war.
"Nein. Dachte ich mir. Wären dies andere Umstände, hätte ich es euch gezeigt, aber der Zauber wird nicht mehr lang aufrecht bleiben und wir müssen hier weg. Es wird Zeit, also setzt euren adeliges junges Hinterteil auf dieses Pferd, helft eurer Zofe auf und kommt."
Lia selbst wandte sich ab, um sich auf das andere Tier zu schwingen. Anna reckte das Kinn vor.
Das war ja wohl unverschämt. Leider war sie gerade nicht sehr Schlagfertig und so drehte sie sich mit einem eingeschnappten "HM" um und ließ sich von Lydia auf das Pferd helfen. Anschließend kam Lydia selbst hinauf und es konnte los gehen. Lia ritt neben den Mädchen, damit sie sich nicht zufällig verirrten.
"Es reicht, wenn ihr uns bis zur nächsten Stadt bringt, dann können sich die Heiler meiner Verwandten um ihn kümmern,"
meinte Anna ein wenig schnippisch. Sie war Lia schon dankbar, doch sie war eben sehr Eifersüchtig.
"Ich behandele ihn noch ein letztes Mal, ehe ich euch freiwillig verlassen werde. Er hat mir mein Leben gerettet. Er soll genesen aber sich dessen bewusst sein, das es böse hätte enden können. So unvernünftig wie er sich verhalten hat ... er hätte sterben können und wir ebenfalls."
Sie ritten weiter. Langsam löste sich der Nebel auf. Der Zauber ließ nach, doch sie waren nicht mehr all zu weit von der Stadt entfernt.