Nun, das würden sie wohl bald erfahren. Lex nickte, als Anna ihn fragte, ob er sie begleiten würde und schon gingen sie in den Speiseraum des Lords. Deeer, dort auch schon wartete. Natürlich. Er sah auf. „Lady Anna.“ Dann sah er zu Lex. „Und Sir Lex. Ich hatte gehofft, ihr würdet mich gestern Abend noch besuchen.“ Lex ließ sich Anna setzen und blieb dann hinter ihr stehen. „Ich hatte euch bereits am Abend gesagt, dass ich eine Aufgabe habe.“
Lord Chevalier legte die Gabel zur Seite. „Ja. Ihr sollte Lady Anna beschützen.“ Lex wartete noch, ob etwas käme, antwortete dann aber: „Ganz Recht, ich-“
„Besteht euer Schutz auch darin, sie zu verführen?“, unterbrach Chevalier ihr nun und Lex sah ihn kurz überrascht an. Er sammelte sich schnell und fragte dann misstrauisch: „Wovon redet ihr?“ Lex wusste es besser, der Kerl hatte ja absolut Recht, aber… er konnte das unmöglich wissen! „Wovon ich rede? Ich bitte euch. Ein Blinder sieht, wie ihr und Mylady miteinander agieren.“ Nun die Antwort war anders, als erwartet. Lex schüttelte leicht den Kopf und trat nun etwas weiter nach vorne. Chevalier saß an einem Ende des langen Tisches und Anna am anderen. Lex trat nun etwa in die Mitte.
„Bei allem nötigen Respekt, Lord Chevalier. Ihr bringt Lady Antonia mehr als nur in Verlegenheit.“
„Richtig. Deshalb wollte ich mit euch gestern Abend sprechen, aber ihr habt das verweigert.“ Lex ballte die Fäuste. „Ich bin mir sicher, dass der Hohe Orden es hochinteressant findet, dass einer ihrer Ritter sich an eine Adelige heranschmeißt.“ So wie er es sagte, klang es ziemlich geringschätzig. „Ich bin mir sicher, dass der Lord Kommandant das auch seehr interessant findet.“
Wenn du wüsstest, Idiot.
„In meiner Großzügigkeit, hatte ich vor, dass ihr euch erklären könnt, doch… so musste ich sofort handeln.“
„Was soll das heißen?“ Chevalier stand nun auf und ging zu Lex, der ihn aufmüpfig ansah. „Das soll heißen, dass ich dem Hohen Orden mitteilen muss, was ich gesehen haben.“ Lex starrte ihn kurz an, dann entspannte er sich. „Ohh, Lord Chevalier. Ihr wisst nicht, was ihr tut.“ Dieser grinste nun und schien sehr von sich überzeugt. „Was wollt ihr dem Orden sagen? Dass ich Lady Antonia vorhabe zu verführen? Wer würde euch glauben, wenn selbst die Lady es leugnen würde?“ „Das ist egal. Sie ist hier das Opfer und eurem Charm eventuell erlegen. Ihr Wort hat keine Bedeutung diesbezüglich. Ich habe ferner Hundert zeugen, die alles bezeugen würden. Ihr seid am Ende, Sir Lex.“
„Wieso wollte ihr so dringen meinen Ruf zerstören?“ Chevalier schwieg und Lex schüttelte leicht den Kopf. „Nun gut. Ich erkläre euch, wie das laufen wird, Lord Chevalier. Der Orden wird einen Abgesandten schicken. Er wird die Aussagen prüfen und festellen, dass euer Wort gegen das meine steht. Er wird erkennen, dass ICH als einziger wissen kann, was meine „großartigen“ Pläne sind. Er steht also vor einem Problem. Was machte er dann in einem solchen Fall? Nun, er durchsucht die Gedanken, des Beschuldigten. Er wird nichts finden. Was also beschließt er dann? Er durchsucht die Gedanken desjenigen, der ein Verbrechen zur Last legt. Kurz: Eure Gedanken.“ Chevalier sah ein wenig kleiner aus, als eben noch. „Was wird er finden, Lord Chevalier?“ „Ich WEIß, was ich sah!“ „Nein. Ihr wisst, was ihr zu sehen geglaubt habt. Aber wisst ihr was?“ Lex kam unhöflich dicht zu dem Lord. „Der Abgesandte wird alle eure Sünden erkennen und glaubt mir, wenn ich euch sage, dass das alles andere als angenehm ist. Was glaubt ihr, wie oft ich im vergleich zu euch gesündigt habe?“
„Mir ist egal, welche Sünden er sieht! Ich will, dass er auch die euren sieht!“ Was wieder zur Frage führte, wieso. Nun. Lex schüttelte leicht den Kopf und meinte dann: „Dann lasst mich euch noch eine Frage stellen. Selbst wenn das alles stimmen sollte, was ihr euch einbildet. Was glaubt ihr ist der dringendste Wunsch des Ordens?“ Lord Chevalier schwieg und Lex beantwortete sich die Frage selbst. „Der Schutz der Menschheit.“ Lex ging nun wieder ein bisschen zurück und sagte dann: „Aber wisst ihr, was der Orden dann direkt als nächstes beschützt?“ Auch diese Frage beantwortete er selbst: „Seinen Ruf. Selbst, wenn das alles stimmen sollte…“ Nun drehte er sich zu Chevalier um und sagte dann todernst. „Was glaubt ihr wird der Orden tun. Ein stolzes Mitglied des Ordens zur Rechenschaft ziehen, von dem niemand beweisen kann, was in seinem Kopf vorgeht? Oder einen Querulanten, der schon lange auf der Liste des Ordens steht, da er ihm nicht den Respekt zollt, den sich der Orden wünscht?“ Chevalier sah ihn fassungslos an und Lex beendete seinen Vortrag nun: „Sagt, Lord Chevalier. Habt ihr Nachkommen, die euren Sitz übernehmen, sollte euch etwas zustoßen?“ Das ließ ihn nun tatsächlich sogar kreidebleich anlaufen. „Nicht? Nun, wo ihr mir vorhin sagtet, was der Orden so interessant findet… Glaubt ihr der Orden findet es interessant, wenn er euch absägen und einen eher Ordensgefälligen Herrscher einsetzen könnte? Ihr solltet wenn ihr das Spiel der Könige spielt, nicht nur euer eigenes Blatt betrachten, Lord Chevalier. Das zeugt von geringer Weitsicht.“ Chevalier setzte sich und war nun sehr still.
Plötzlich ging die Tür auf. Lex sah sich um und ging dann augenblicklich auf ein Knie herab, wobei er sich die Hand auf die Brust legte. „Hoher Lord Kryn.“, sagte er schon fast ehrfürchtig und erhob sich, als der Abgesandte es andeutete. Chevalier sagte gar nichts mehr und starrte auf den Tisch. Neben dem Abgesandten stand eine junge Frau. Sie sah aus, als sei sie ein Ordensritter und sie winkte Lex ein wenig spitzbübisch zu. Hi~
„Lord Chevalier. Was geht hier vor?“, fragte der Abgesandte rundheraus. Dieser sah nun irgendwie grau im Gesicht aus und sah auf. Der Abgesandte sprach weiter: „Ist das der Ritter, um den es in eurer Beschwerde geht?“ Chevalier nickte mechanisch. „Das ist doch Unsinn. Sir Lex ist meines Wissens die Keuschheit in Person!“ Lex sah überrascht kurz zu ihm rüber. Bitte was? Was soll das denn heißen? Die Ritterin beim Abgesandten musste sich wohl ein Lachen verkneifen.
„Habt ihr irgendwelche Beweise, die eure Behauptung stützen?“ Dann sah er zu Lex. „Ihr wisst, was euch zur Last gelegt wird?“ Lex nickte. „Und?“ „Natürlich würde ich Lady Antonia niemals in die Verlegenheit bringen, Lord Kryn.“ Er nickte und sah zu Chevalier. „Also?“ „Augenzeugen. An die hundert.“, sagte er kleinlaut, aber schien nun wieder die Fassung zurückzubekommen. Der Abgesandte sah zu Antonia, die nun das Wort hatte, um die Sachlage zu beschreiben, wie sie es sah und schließlich sagte er: „Das sollte schnell gehen. Sir Lex? Ich glaube an eure Unschuld.“ Chevalier wollte protestieren, zügelte sich dann aber, um den Mann nicht anzugehen. „Dennoch muss ich prüfen, was Lord Chevalier euch zur Last legt.“ Lex senkte den Blick. Er trat vor den abgesandten und kniete sich vor ihn. Er schien das wirklich nicht gerne zu tun und als der Abgesandte nun die Hand auf seine Stirn legte, spannte sich Lex Kiefer an. Er versuchte es zu verbergen, aber es schien überaus unangenehm, wenn nicht gar schmerzhaft zu sein. Dafür dauerte es jedoch nicht lange und der Abgesandte ließ von ihm ab. Lex keuchte ganz leise und rieb sich die Schläfen, ehe er sich erhob, wobei der Abgesandte irgendwie amüsiert aussah. „Ich verstehe.“ Dann wandte er sich an Lord Chevalier. „Ich habe das Gefühl, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Lord Chevalier. Ich habe sogar das Gefühl, dass ihr den Orden selbst in Verlegenheit bringen wollt.“ Chevalier sah erschrocken auf. „Ja, ich weiß um euren Streit mit Alram Renoir. Langsam habe ich das Gefühl, dass eure Beschwerde nicht im Interesse der Lady Antonia ist, sondern in eurem.“ Er trat vor Chevalier und sagte: „Ich werde das schnell aufklären. Er packte Chavalier direkt an der Stirn und zwang ihn förmlich in die Knie, wobei dieser markerschütternd aufschrie. Seine Wachen kamen rein, hielten sich aber zurück, als sie sahen, was los war. Es dauerte sehr viel länger als bei Lex und schließlich ließ er den Mann los. „Nun.“ Er wandte sich an die Frau neben ihm. „Festnehmen.“ Sie nickte und sammelte den Lord auf, wo sie ihm magische Fesseln anlegte. „Sir Lex? Ich wünsche euch eine gute Reise. Achtet auf euch.“ Lex nickte. Er lehnte gerade etwas gegen den Tisch mit der Hüfte. „Lady Antonia? Ich hoffe die Unannehmlichkeiten für euch hielten sich minimal. Seid versichert, dass die ungerechtfertigten Anschuldigungen gegen euch und euren Leibwächter weitreichende Folgen für Chevalier haben werden.“ Er benutzte nicht mal mehr den Titel Chevaliers.