Lex Fr Dez 17, 2021 12:26 am
Lex musterte Anna und sagte dann behutsam: „Ich halte das für keine gute Idee. Der Herr denkt bisher, dass Lord Victor keinerlei Notiz von Karina genommen hat. Er fühlt sich im Recht und ich möchte eine peinliche Szene hier verhindern. Ich habe mir seinen Unmut zugezogen. Ich schlage vor, dass ich euch eine Weile im Schutze Lord Victors Wachen lasse, Mylady und mich zurückziehe. Baron Hendrik wird mir zu gegebener Zeit folgen. In seinem betrunkenen Geiste schien er nicht einmal bemerkt zu haben, wer ich wirklich bin.“
Victor sah zu besagtem Baron und kochte innerlich vor Wut. „Tut, was ihr für richtig haltet, Sir Lex.“ Dann sah er zu Anna. „Wir werden diese Feierlichkeiten nicht länger aufrechthalten, als es die Höflichkeit verlangt.“
Lex nickte und ging. Und wie er es prophezeit hatte, folgte ihm Sir Hendrik nach etwa einer halben Stunde. Er verließ den Festsaal und ging den Gang entlang, wo Lex bereits am Ende auf ihn wartete. Er stand am Fenster und sah hinaus. „Da seid ihr ja.“, sagte er. Hendrik hatte eine rote Nase und ordentlich Wein getankt. „Du…“, sagte er und Lex drehte sich zu ihm um. „Um es kurz zu machen, Sir Hendrik. Ihr wart es, die in Karinas Zimmer kamt, nicht?“
„Wer soll diese Karina sein? Und woher nimmst du dir das Recht, mich zu verhören.“ Lex lächelte. „Die Dirne mit der ihr euch vergnügen wolltet ist Karina. Ich hoffe für euch, dass ihr innigst bereut, was ihr da getan habt und tun wolltet.“ Hendrik sah ihn merkwürdig an. „Pha! Die Schlampe hat mich nicht rangelassen. Selbst schuld.“ „Ich hoffte, dass ihr es mir so einfach macht, Sir Hendrik. Euch als Schwein zu bezeichnen, wäre eine Beleidigung für jedes Tier.“ Erst konnte er nicht folgen, dann aber merkte er wohl, dass Lex ihn beleidigt hatte. „Ich mach dich kalt…“, sagte der Kerl aufgebracht, unternahm jedoch noch nichts. „Ich möchte euch darauf hinweisen, dass ich ein Ordensritter bin. Der Orden reagiert ziemlich gereizt, wenn seine Mitglieder angegriffen werden.“
„Du überheblicher Schnösel! Ich habe keine Angst vor einem wie dir!“ Lex steckte den ersten Schlag bereitwillig ein und wich dem nächsten spielend aus. „Nur fürs Protokoll. Ich habe euch aufgeklärt. Alles weitere, lag in eurer Hand.“ Ruckzuck hatte er Hendrik einfach überwältigt und ihn in goldene Ketten gepackt, die leicht leuchteten. Zwei Wachen kamen zu Lex und packten Hendrik nun links und rechts unter den Armen, um ihn auf die Füße zu stellen und festzuhalten. Lex stellte sich vor ihn und sagte: „Du hättest einfach nur Reue zeigen sollen. JETZT wird das einen sehr unschönen Verlauf für dich nehmen.“ Auf seiner Wange blühte ein ordentliches Veilchen, aber zum Glück blutete er nicht. Er nickte den Wachen zu und meinte: „Führen wir ihn vor.“
Zusammen kamen sie zurück in den Festsaal und Victor erhob sich nun. Sir Hendrik zeterte und kämpfte, aber die Wachen waren zu stark und Lex‘ Ketten schwächten ihn auch. Victor erhob sich und sagte scheinbar empört: „Was geht hier vor sich?“
Lex kam bis zum Tisch, beugte das Knie und legte die Hand auf die Brust, wobei er kurz den Kopf senkte. Dann erhob er sich und meinte: „Lord Victor. Ich habe einen Verbrecher festgenommen.“ Hendrick zappelte und sagte: „Schwachsinn! Der Kerl hat mich absichtlich provoziert! Und anstatt sich einfach nur wie ein Mann mit mir zu schlagen, führt er mich, wie ein Feigling vor!“
Lex sprach ungerührt weiter: „Dieser Mann hat sich an eurer Bediensteten Karina vergehen wollen. Als sie sich wehrte, schlug er sie beinahe zu Tode.“ Victor sah wütend auf Hendrik herab und fragte: „Was habt ihr dazuzusagen Sir Hendrik?“ „Das Schwein lügt! Ich habe gar nichts gemacht!“ Lex wandte sich zu ihm und musterte ihn. Victor fragte nun: „Ihr wollt also behaupten, dass ein Ritter des heiligen Ordens unseres Vaters lügt und euch reinlegen will? Und… habt ihr ihn etwa angegriffen?“
„Hab mich nur verteidigt!!“, lallte er. Lex lächelte leicht, aber Anna konnte deutlich sehen, dass das nicht sein nettes lächeln war, was sie so mochte. Nein, er schien nun tatsächlich sogar ziemlich wütend zu sein. Victor sah nun zu Lex und dieser stellte sich vor Sir Hendrik. „Ihr wollt euren Taten nun noch die Sünde der Lüge zufügen?“ Hendrik sah ihm fest entgegen. „Da steht wohl aussage gegen aussage, hä?“ Er lachte hämisch und Lex nahm sich ziemlich zusammen, ihm keine zu scheuern. Da Sir Hendrik kniete beugte sich Lex nun leicht herab und sagte laut genug, dass man es hörte, aber etwas gedämpft. „Wisst ihr… es gibt einen Platz in der Hölle nur für Leute wie dich. Reuelose Vergewaltiger. Aussage gegen Aussage? Am Ende wird sich die Waagschale für dich zu deinen Ungunsten senken und dann wirst du an mich denken. Ich rate dir noch einmal: Bereue deine Taten.“
Anna sah eben, wie Baristan angelaufen kam und sich zu Lex begeben wollte. Zur gleichen Zeit holte Hendrik aus, Lex anzuspucken, doch eben dieser Baristan hielt ihm die Hand vor den Mund. So traf er zwar die Handfläche, aber Lex wurde zumindest nicht getroffen. Allerdings sah er Baristan etwas verwirrt an. „Ich vermelde, dass Karina aufgewacht ist und sich wieder erholen wird.“ Lex richtete sich auf und Hendrik sah nur auf den Boden. Aber er wollte offenbar nicht bereuen. Victor fragte nun erneut: „Wollt ihr die Tat gestehen, Sir Hendrik? Ihr wisst doch selbst, dass das Wort eines Ordensritters mehr wiegt als das eure.“ Die beiden Wachen meldeten sich nun. „Wir können außerdem bezeugen, was Sir Lex Renoir ausgesagt hat.“
Hendrik hob erschrocken den Blick. „Renoir?“ Offenbar hatte er von dem Namen gehört. Wohl eher im Bezug auf Alram. Lex nickte den Wachen zu und Victor sagte nun: „Ich verhafte euch, Sir Hendrik. Niemand vergeht sich an meinen Bediensteten!“ Lex sah zu ihm und sagte: „Lord Victor, wenn ihr erlaubt, werde ich dem Orden berichten.“ Das hieß nur eins: Hendrik würde eine noch schlimmere Strafe erhalten, als sie sich Victor überhaupt ausdenken könnte.