Schicksal oder Zufall?

Elariel hörte alles. Sie lauschte dem ganzen und sie fragte sich, welche Frau ihn hätte verwandelt haben KÖNNEN. Wem konnte Jin noch trauen? Die Königin ... Jin hatte sie getötet, oder nicht? Sie war leider nicht dabei gewesen, doch wäre sie es gewesen, hätte sie es sicher bestätigt. Aideen würde das Sonnenlich nie wieder sehen. Das bedeutete, das sie auf jeden Fall unter der Erde oder in einer Höhle sein musste. Es würde sie unweigerlich umbringen, wenn sie nicht bald da hinaus käme. Sie mussten sie finden. Elariel holte den Kristall hervor. Sie durfte nun nicht zu voreilig handeln, aber dieses Monster da, würde ihnen sicher nicht mehr verraten, egal was sie ihm an täten. Jin musste auf die Beine kommen, aber wenn sie Luthien wieder bitten würde ... er musste sich schon vorkommen, wie der Private Heiler Jins. Sie versuchte die Verbindung zu kriegen, die sie brauchte. Luthien musste wissen, was hier vor sich ging und ihr sagen, was sie tun konnte oder sollte. Der gefangene würde davon nun eh nichts mit bekommen.

„Wovon redest du?“, fragte Valas nun und der Kerl sagte nur: „Euer Prophet ist ein Heuchler... Hörst du mich?! Pseudokönig! Du bist ein Heuchler! Du hast den Thron nicht verdient und du weißt es!“ War ja nicht so, als habe Jin den Thron überhaupt gewollt. Es war ein notwendiges Übel gegen den Scharlachroten König und die Alianz war von größter Wichtigkeit. Jin regte sich erneut, aber der Busch ließ ihn nicht. Er hatte die Augen offen und sah gerade zu Karadin, der in der gegenüberliegenden Zelle von dem Gefangenen war. Jin stöhnte und sein Meisterspion blickte nur gelassen zu ihm.
Elariel versuchte ihren König zu kontaktieren, aber wie schon das letzte Mal, kam sie nicht durch. Das Signal wurde einfach hier unten blockiert.
„Das beantwortet meine Frage nicht!“, fauchte Valas nun. „Weißt du... kleiner Elf. Ich habe sowieso schon genug gesagt... Ah... ich fühle es kommen..“
Valas sah ihn verstört an und schüttelte ihn. „WO ist Aideen! Wo ist sie?!“

Elariel erreichte ihn wieder nicht. Jemand blockierte die Verbindung, was gerade äußerst ungünstig war. Sie hörte denn noch zu, was dieser Irre da sagte. Sie hatte geahnt, das der Zauber nicht von ihm selbst kam. Da steckte offensichtlich viel mehr dahinter, als sie alle glaubten.
Lilly sah zu Jin auf.
"Nicht ... hallt still. Das kann nicht gut für dich sein."
Elariel sah ebenfalls zu Jin. Sie war sehr skeptisch, aber aufgeben kam nicht in Frage. Sie folgte Karadins Blick, hörte die Worte des Elfen. Er hatte sich an der Zunge geritzt. Konnte er an seinem eigenen Blut sterben? Ihr Blick ging wieder zu Jin.
"Soll ich Karadin raus lassen?"
Sie würde jedes Zeichen von ihm irgendwie deuten, nur hoffentlich auch richtig.
"Er wird sterben. Er spürt den Tod kommen,"
meinte sie leise. Viel Zeit hätten sie also nicht mehr, um noch irgendwas aus ihm heraus zu holen. Valas musste von ihm weg. Sie eilte dazu, packte ihn am Arm und riss ihn aus der Zelle. Sie wussten nicht in welcher Form der Tod ihn holen würde, aber Elariel wollte auch kein Risiko ein gehen.

Valas hatte ihn eben noch gepackt, als Elariel ihn plötzlich raus zerrte. „Was... Elariel!“ Er befreite sich mittels eines geübten Griffes von ihr und funkelte sie an. „Wir haben keine Zeit!“ Er drehte sich zurück zu dem Kerl, der nur lachte. Charundax, zog ihn leicht zurück. „Rede! Und die Götter mögen deiner Seele gnädig sein!“
„Ich diene den Göttern besser, als du und dein König es je könnte... Solange wir sie haben, wird dein König tun müssen, was... ugh... ahh.“ Valas packte ihn. „Nein!“ „Ahhhh ahaha ahh!“ Der Mann lachte und schrie gleichzeitig und schließlich gurgelte er nur noch Blut, verdrehte die Augen und starb.
Jin schloss die Augen, als der Kerl nun im Todeskampf war und als er sie wieder öffnete leuchteten sie dunkelrot. Er blickte zu Karadin und schließlich schloss er die Augen wieder und schien sichtlich erschöpft.
„Ich denke er wollte sich vergewissern, ob ich der echte bin.“, sagte Karadin nun und zuckte die Schultern. „Woran ist er gestorben?“, fragte er dann. Valas sah zu Elariel. „Warum hast du mich weggezerrt? Vielleicht hätten wir Sekunden gespart, in denen wir das Satzende erfahren hätten!“

Sie funkelte zurück, als es auch schon begann. Der Kerl wollte noch etwas los werden, aber das konnte er sich nun getrost sparen, denn er begann zu schreien, zu lachen, wie ein Irrer und wieder zu schreien. Dann gurgelte er sein eigenes Blut hoch. Elariel sah Valas ernst an. Sie war alt genug und hatte so viel Erfahrung, aber was den Tod an ging, wusste man nie, wie er zuschlagen würde.
"Er hätte dich mit seinem Blut töten können. Dann wäre die Hoffnung deines Vaters dahin gewesen, denn wer soll das alles machen, wenn du auch nicht mehr da bist?"
Sie sah auf die Leiche hinab.
"Entweder wurde er vergiftet ... was vermutlich schon geschehen ist, ehe er Jin angegriffen hat, oder er wurde mit einem Fluch belegt. Egal was immer ihn umgebracht hat, es sollte sicher stellen, das er nicht verrät, wer hinter alle dem steckt."
Karadin ... Sie wussten noch immer nicht, ob er der echte wahr oder nicht. Elariel wollte es gern glauben, aber was wenn er die Chance nutzen würde? Hätte er es dann nicht längs getan?
"Wir müssen Jin bewachen. Er darf nicht allein hier unten bleiben."
Lilly sah auf. Sie hatte Jin ohnehin nicht allein lassen wollen.
"Ich bleib hier. Wenn was ist, kann ich laut schreien."
Manchmal war sie wirklich naiv. Elariel lächelte matt.
"Das ist sehr lieb von dir und wahrscheinlich kann ich dich auch nicht davon überzeugen, dich in deine Gemächer zu begeben, also ... wenn du willst, bleib, aber wir werden noch andere Wachen brauchen, die ihn beschützen."

Valas sah Elariel nun wieder an, als sie meinte, er hätte ihn mit Blut töten können. „Ich bin auch ein Dunkelelf! Sein Blut kann mir nichts!“ Charundax und Karadin sahen Elariel jedoch an, wie die Kuh wenn es blitzte. Jin schloss die Augen und gab ein Stöhnen von sich und Valas fragte sich, was die anderen nun hatten. „E...la...“ Jin würgte erneut Blut, aber viel Weniger, als beim letzten Mal. Dennoch ließ er es lieber bleiben, was sagen zu wollen. Jeder Atemzug war ohnehin eine Qual. Doch Elariel selbst schien das alles gar nicht mitbekommen zu haben, denn sie plapperte einfach weiter. Karadin sah zu Jin und Charundax, legte den Leichnam ab und ging auf ein Knie herab. Valas wollte eben fragen, was er hatte und dann ging auch Karadin auf ein Knie, während Jin nun in Elariels Gesicht blickte und ziemlich angefressen wirkte.
„Was ist los?“
„Verzeiht, Hoheit... wir wussten bis jetzt nicht, dass ihr der Sohn des Königs seid... Es tut uns Außerordentlich leid, bitte bestraft uns, wie ihr es für angemessen haltet.“ Jin verdrehte die Augen und Valas sah die beiden nur immer wieder hin und her blickend stumpf an.

In all den Jahrhunderten war ihr so ein Fehler nicht unterlaufen, aber ausgerechnet jetzt, in der größten Kriese, die das Volk hatte, musste ihr das raus platzen? Sie starrte erst Valas, dann Jin und schließlich Karadin und Charundax an. Ihre Gesichtsfarbe wechselte von normal zu weiß. Elariel hatte das Gefühl, ihre Beine wollten ihr den Dienst verweigern. Schließlich aber, richtete sie sich auf, straffte sich, räusperte sich einmal und sah Karadin und Charundax ernst an.
"Ihr werdet Stillschweigen bewahren. Schlimm genug das Aideen weg ist. Einen weiteren Schwachpunkt brauchen wir nicht Preis zu geben. Alles muss bleiben wie gehabt, allein um eures Volkes willen und um Jin zu schützen, ist das klar?"
Jetzt die nerven zu verlieren, wäre fatal. Das durfte sie sich nicht erlauben und auch künftig nicht. Ihr Blick wanderte zu Jin.
"Es tut mir leid ... ich war so sehr in Sorge ... das ich mich vergessen habe."
Mehr als Entschuldigen konnte sie sich schließlich nicht.

Valas verstand die Welt nicht mehr. Elariel entschuldigte sich für ihr Verhalten und Valas verschränkte die Arme. „Aber ich BIN sein Sohn! Wieso ist das keinem aufgefallen bisher?“ Valas wusste scheinbar nicht, dass das ein Geheimnis geblieben war und zugegebener Maßen hatte Jin auch einfach vergessen, ihn davon in Kenntnis zu setzen. Karadin sah zu Jin und erhob sich auch Charundax erhob sich wieder und verließ die Zelle mit dem Toten nun. Er ging zu Karadins Zelle und sagte: „Deine Hände.“ Karadin streckte sie ihm entgegen und auch er bekam antimagische Fesseln verpasst, nachdem sich nun aber nichts tat nickte der Leibwächter und schloss Karadin wieder auf. Dieser sagte nun: „Vielleicht... sollten wir es nicht an die große Glocke hängen.“
„Wieso nicht?“
„Wie die Botschafterin bereits sagte, wäre das nur ein weiterer Schwachpunkt.“
„Ich BIN kein Schwachpunkt!“ Jin stöhnte abermals und Karadin drehte sich zu ihm. „Bleibt bitte ruhig, Majestät.“
Lilly kniete immer noch bei ihm und der Busch duldete sie dort auch.

Elariel konnte Valas ja verstehen, aber sie mussten es im geheimen halten.
"Valas ... es ist ganz einfach. Wenn Jin dich öffentlich als seinen Sohn anpreist, wird das nicht einfach nur ein Schwachpunkt, sondern ein hohes Risiko für dich, deine Mutter, deinen zweiten Vater und deine Schwester, die sich noch nicht einmal wehren kann. Wir halten es geheim, um erst mal alle aus zu merzen, die Jin oder euch so etwas da antun können. Es dient eurem Schutz. Wenn alle denken, du gehörst zu seinen engen Vertrauten ist das Risiko schon hoch, aber höher ist es, wenn dein Stand bekannt wird. Wie du siehst, haben wir hier mächtige Feinde am Werk und wir wissen nicht, wer es ist."
Sie dachte einen Moment darüber nach.
"Wie alt muss ein Dunkelelf sein, um solche Magie zu beherrschen?" Nun das könnte ihr besten Falls Karadin sagen, denn Jin musste da hängen bleiben und das möglichst ruhig und Valas war vermutlich darin nicht bewandert.

Karadin sah Elariel an und antwortete: „Das ist keine Frage des Alters, sondern des Talents.“ Er überlegte und fügte an: „Sicherlich kann eine sehr alte Elfin auch solche Zauber über die Zeit erlernt haben, aber vornehmlich liegt es eher an der eigenen inneren Stärke eine solch starke Magie aufrecht zu erhalten. Dieser Mann war verzaubert, wie du vielleicht weißt, können männliche Dunkelelfen nur in sehr, sehr seltenen Ausnahmefällen Magie wirken.“ Charundax verließ die Zelle des Gefangenen jedenfalls, nachdem er ihn durchsucht hatte und Valas fragte: „Und wie weit reicht eine solche Magie? Ich meine... wie weit kann sich das verzauberte Subjekt entfernen?“ Karadins Mund war ein Strich und er räumte ein: „Ich weiß es nicht, aber ich vermute... nicht sehr weit.“
Jin regte sich erneut und Valas sah zu ihm. Er schien was sagen zu wollen. Er kam heran und sagte: „Hol... Raze...“ Er schluckte, was auch immer wieder runter und fügte an: „Sucht... sie...“

Gesagt getan. Raze wurde von Valas in den Kerker geschickt. Er hatte zuvor die ganze Lage erklärt, damit Raze nun nicht den Schock seines Lebens bekam und doch sah er bestürzt aus. Er sah Jin an und verschränkte die Arme. Dann sagte er so mürrisch wie immer: „Warum hast du mich nicht mitgenommen?“ Jin zuckte ein Lächeln über das Gesicht, ehe er sich dem Schlaf hingab, zu dem der Busch ihn schon die ganze Zeit zwingen wollte.

Karadin zog mit Valas und Elariel aus, um nach der Frau zu suchen. Elariel versuchte ihrer magischen Signatur zu folgen und sie liefen schon eine ganze Weile, durchs Unterreich. Es war sehr schwer und trotz ihrer elfischen Sinne verlor sie die Spur immer wieder, fand sie aber auch immer nach einiger Zeit wieder.

So ... eine Frage des Talents. Die Reichweite war also nicht geklärt. Nun dann ... Jin wollte, das sie gefunden wurde. Lily blieb bei ihm. Karadin, Valas und Elariel machten sich auf den Weg. Es war mühsam, aber Elariel hatte einen verdacht, der sich noch nicht bestätigt hatte.
"Das Untrreich ist wirklich riesig. Gibt es hier auch sowas wie abgesperrte, private Bereiche von Häusern?"
Sie müsste sich ohnehin damit vertraut machen. Abgesehen davon musste sie nun endlich mal anfangen, sobald das hier überstanden wäre, die Sprache der Dunkelelfen zu lernen.
"Hat schon mal jemand daran gedacht, die Tochter der toten Königin zu überprüfen? Sie wäre die nächste Thronfolgerin. Nur weil sie ein Kind ist, heißt das nicht, das sie nicht fähig zu intrigieren ist."

Karadin sah Elariel von der Seite an. Er sah nicht besonders glücklich über ihre Frage aus und sagte: „Für wen haltet ihr mich? Glaubt ihr etwa, ich sei inkompetent? Natürlich behalten wir die Feinde der Krone rund um die Uhr im Auge. Sie ist in Gewahrsam, auch wenn es nur Hausarrst ist und sie steht unter Beobachtung.“ Allerdings fand Karadin es auch ziemlich gut, dass die Botschafterin das in Betracht gezogen hatte, denn das sagte ihm, dass auch sie vorsichtig zu sein schien.
„Wen hat er dann mit Königin gemeint. Jin hat doch seine Schwester getötet oder nicht?“ Karadin legte den Kopf schief. „Ich habe ihren Leichnam gesehen. Ich habe ihren Körper konserviert und ihr den Kopf abgetrennt.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, sie kann unmöglich irgendwie noch am Leben sein.
Sie tauchten tiefer in die Tiefen Wege. „Das Unterreich ist verwinkelt und die einzelnen Häuser steht's bemüht, neue Gänge zu graben oder zu erforschen. Aufgrund dieser Tatsache, kann man sich hier unten besser verstecken, als sonst irgendwo.“

Elariel ging weiter. Einmal eine Spur, war sie wie ein Raubtier, das der Fährte einer verwundeten Beute folgte. Sie sah nicht auf, als sie Karadin antwortete:
Das war keine Frage eurer Kompetenz Karadin, es war die Frage, die mich schon länger beschäftigt. Schließlich war die Person im Stande jedem das Gesicht eines Anderen zu geben. Somit wäre es ein Leichtes gewesen auch das Mädchen aus zu tauschen. Vielleicht hat sie selbst ein anderes Mädchen als ihre Doppelgängerin hinterlassen. Das heißt nicht das ich euren Fähigkeiten nicht traue, sondern lediglich, das ich Demjenigen so viel Verschlagenheit zu traue, das sie selbst die Besten täuschen kann."
Damit war wohl klar gestellt, das sie Karadin ganz gewiss nicht unterschätzte. Schon gar nicht, weil sie ja bereits erlebt hatte, wie er sich verhielt, wie er plötzlich auftauchte und verschwand.
"Und ... was wenn es doch einen Elf gibt, der diese Magie beherrscht? Könnte es eine Ausnahme geben?"

Karadin sah sie von der Seite an. „Nein. Das ist ausgeschlossen. Selbst unser König, der Teil einer Prophezeiung ist und der wichtigste Elf unserer Geschichte, wie es scheint, kann nur ein bisschen wirken.“ Er sah wieder auf den Weg. Valas trottete hinterher und machte sich seine eigene Gedanken. Er fühlte sich irgendwie überflüssig und beobachtete die Umgebung.

Raze musterte Lilly, die Bei Jin kniete, der immer noch schlief. Er fragte irgendwann: „Wie kommt es, dass du eigentlich so an ihm hängst. Das macht dich irgendwie verdächtig.“ Er sah sie von oben herab an. Sie machte ja einen super freundlichen Eindruck, aber genau das machte ihn irgendwie auch misstrauisch und ihre Verbindung zum Scharlachroten ebenfalls.

Valas trottete nur hinterher. Elariel hätte doch zugern gewusst, was ihm durch den Kopf ging.
"Was meinst du zu dieser ganzen Sache? Hast du nicht auch irgend wen im Verdacht?"
fragte sei ihn nun und sah ihn an.

Lilly sah zu dem Dämon auf.
"Ich passe auf ihn auf. Er hat schließlich jemanden sehr wichtigen in seinem Leben verloren und ich weiß genau, wie das ist. Ich will ihm helfen, genau wie du."
Das Raze Misstrauisch war, war nicht verwunderlich, aber das er an ihre Verbindung zu Zeref dachte, ahnte sie ja nicht. Zeref hatte sie nicht gewollt. Er hatte sie zu den Elfen geschickt. Auch diese haben sie nicht gewollt und so musste sie nun hier hin, wo sie auch nicht gewollt war, aber sie hatte Jin geholfen und er war nun ein wenig anders zu ihr und gab ihr nicht mehr das Gefühl unwillkommen zu sein.

Eigentlich hatte Jin von vorn herein nicht versucht, ihr zu zeigen, dass sie unwillkommen war. Er hatte ihr sogar ein Zimmer in seiner Nähe gegeben. Aber egal. Raze sah auf Jin herab, als der Busch sich wieder regte. Einige Zweige und Ranken bewegten sich leicht. Einige der zweige, die in seinem Brustkorb steckten zogen sich aus diesem zurück. Jin zuckte und fletschte leicht die Zähne, wachte aber nicht auf. Es dauerte jedenfalls bis tief in die Nacht, ehe sich der Busch ganz aus Jins Körper zurück zog und er nun auf einem Geflecht gebettet war. Das Geflecht war von der Kette abgetrennt worden, sodass die Kette nun wieder ruhig und unscheinbar an seinem Hals war.

Auch die anderen suchten ewig und Valas antwortete: „Ich habe keine Ahnung. Ich kenne hier unten ja auch keinen.“ Karadin sah zu Valas. Er wollte ihn ja wirklich gerne nach seiner Herkunft fragen, aber die Wände hatten bekanntlich Augen und Ohren.
Dennoch liefen sie durch die Gänge und Karadin blieb irgendwann stehen. Er sah sich um, lauschte und hob die Hand, als Zeichen zu warten. Er sagte irgendwann: „Findet ihr... nicht auch, dass es zu leicht ist?“

Im Kerker schlief Jin friedlich und die Wunde auf seiner Brust, war irgendwie verklebt? Raze betrachtete sie gerade. Als wäre die Haut zusammengeschmolzen worden. „Erstaunlich.“, sagte er und dann ging die Tür auf. Raze sah auf und vor ihm stand eine Dunkelelfin. Sie war ihm zur Gänze unbekannt. „Ähm...“ Er sah an ihr vorbei. Die Wachen waren ausgeschaltet – ob tot oder lebend wusste er nicht. „Wer bist du?“ Er stellte sich vor Jin und damit auch Lilly und breitete die Schwingen leicht. Die Elfin lächelte. „Du kannst ihn nicht vor mir beschützen.“

Lilly hatte es wohl daraus geschlossen, das Jin so fürchterlich genervt wirkte, als der Elfenkönig sie ihm aufs Auge drückte. Eigentlich waren es auch nur Gedankengänge, die sie hatte und nichts, was wirklich Gewicht gehabt hätte. Es war lediglich das, was sie dachte, wie sie sich fühlte und doch gab sie einfach nicht auf. Sie sah alles positiv. Was ein Leben auf einer einsamen Insel so bewirkte ...

Elariel blieb auf Karadins Zeichen hin stehen. Sie sah ihn fragend an und schließlich ... Ihre Augen weiteten sich, als die Erkenntnis kam.
"Verdammt .... es war ein Ablenkungsmanöver! Deshalb war die Spur dauernd unterbrochen! Karadin mach das du so schnell wie möglich zurück kommst! Valas und ich werden einen Weg zurück finden."
Wenigstens hatte sie einen guten Orientierungssinn.

Die Tür ging auf und Lilly sah diese Dunkelelfin. Sie wollte Jin, so viel war sicher. Lilly stand auf. Das hier war gewiss nichts, was sie bestehen konnte, aber Jin einfach so dem sicheren Tod überlassen, war auch nicht drin. Raze stellte sich ihr in den Weg. Wer zum Henker war denn das?
"Warum willst du so unbedingt seinen Tod?"

Karadin verschwand schon, noch ehe Elariel ihre Gedanken zuende gesprochen hatte. Valas sah Elariel mit großen Augen an. WER zum Teufel war der Angreifer und warum wollte sie Jin so unbedingt tot sehen? Er rannte sofort los. Er hatte zwar auch einen guten Orientierungssinn, aber die Tunnel hier unten sahen alle gleich aus. Sie würden doch nie schnell zurück finden. Sie kamen an eine Kreuzung. „Wo lang?!“

Raze sah die Frau an und Lilly fragte nach dem Grund. Sie lächelte. „Seinen Tod?“ Sie machte einen Schritt auf die drei zu und Charundax griff sie von der Seite direkt an. Er hatte ja die ganze Zeit hinter der Tür gestanden, aber sein Schwert wurde von einem Schild zurückgeworfen. Erneut schlug er auf die Frau ein und sie wehrte ihn erneut ab. Sie packte sein Handgelenk und schleuderte ihn gegen die Wand, wo er benommen herab rutschte.
„Ich möchte nur mit ihm reden.“ Raze funkelte sie an. „Das wird leider nicht möglich sein.“ „Und du willst mich etwa aufhalten?“ Raze fletschte die Zähne und sagte: „Ganz genau.“

Elariel rannte hinter Valas her. Irgendwo standen sie schließlich an einer Kreuzung und wussten nicht weiter.
"Verdammt. Warte. Vielleicht kann ich die Signatur finden. Siehst du wo unsere Fußspuren her kamen?"
Wenigstens das wäre doch wohl eine Hilfe. Wo sollten sie her? Wollten sie es Jin zumuten, das er sie später auch noch suchen musste? Oder Lysanan?

Lilly sah die Frau an. Sie wehrte die Hiebe ohne weiteres ab. Diese Frau war wirklich mächtig.
"Er schläft ... was willst du von ihm?"
Wollte Lilly wissen, die sich nun so vor Jin postierte, als wäre sie das schrecklichste Hindernis aller Zeiten.
"Was sollen denn dann die ganzen Anschläge?"

Valas sah auf den Fußboden. Er war ein guter Fährtenleser, aber auf den Steinen? Jin hatte völlig Recht gehabt, er war total ungeeignet für das Unterreich. Er versuchte ihre Spuren zu finden und schließlich sagte er: „Ich weiß nicht genau. Könnte sein, dass wir nach links müssen.“ Er blickte noch mal die anderen Gänge entlang. Er sah zu Elariel. Er hatte immer geglaubt, dass er Jin ähnlich war, aber gerade wenn es so etwas betraf, war er es ganz und gar nicht. Wären sie an der Oberfläche vielleicht, aber hier? Er nickte noch mal und lief nach links.

Die Frau kam näher und Raze fauchte sie nun an, was zugegeben, ziemlich bedrohlich wirkte. Sie blieb stehen und musterte Lilly. „Ich sagte doch schon... ich will nur mit ihm reden. Und zugegeben, das war nicht geplant gewesen. Er... hat das Ziel leicht verfehlt. Ich wollte nur, dass Aphion außer Gefecht ist. Ich hörte von seinen erstaunlichen Fähigkeiten...“ Sie musterte Raze. „Und du? Sein persönliches Monster? Ich bin überrascht. Wenngleich ich auch davon hörte.“
„Ich BIN kein Monster, klar? Und jetzt sag uns besser, wo Aideen ist!“
„Das werde ich nicht tun.“
Charundax rappelte sich langsam wieder hoch und stöhnte leise.

Elariel folgte Valas, allerdings hinterließ sie eine Signatur, der sie später Notfalls zurück folgen könnte. Warum hatte sie das nicht von Anfang an getan? Jetzt hatten sie den Salat und irrten hier unten herum. Der einzig Vorteil war wohl, das Valas deutlich besser sehen konnte, als sie selbst.

Lilly hörte Raze fauchen. Wahnsinn. Er war wirklich angsteinflößend. Diese Frau allerdings, schien ihn keines Wegs zu fürchten. Im Gegenteil. Sie wirkte sehr selbstsicher.
"Und warum hast du dann Aideen entführt? Was hat sie dir getan?"
Jin liebte sie und er hatte es vor allen zugegeben. War es wirklich ein so großer Fehler gewesen? Die Elfe hatte ihr immer noch nicht gesagt, wer sie war.

Und warum sollte die Elfe das auch tun? „Sie hat mir gar nichts getan.“, räumte die Elfe nun ein und Charundax stellte sich nun ebenfalls zu Lilly und Raze. Die Elfin verlor ihr Lächeln nun. „Sie ist mein Schlüssel Aphion gefügig zu machen, das ist alles. Nach seiner wundrvollen Rede, wusste ich, dass er aus tiefstem Herzen sprach. Ein Mann, der nie in seinem Leben geliebt wurde hat die eigene große Liebe gefunden? Erst glaubte ich es nicht, doch dann sah ich die Grotte. Ich war wirklich erstaunt. Ich hätte niemals gedacht, dass sein schwarzes kaltes Herz überhaupt lieben kann.“
Raze setzte zum Angriff an und seine Klauen prallten auf den Schild, der jedoch ziemlich rissig wurde. „Er HAT ein großes Herz, du elende Hexe!“ Nicht umsonst schaarten sich die seltsamsten Kreaturen um ihn. „Er hat mich und Ari ohne zu zögern aufgenommen! Er hat Frieden mit den Elfen geschlossen, um SEIN Volk zu retten! Er hat sogar Zerefs Freundin bei sich aufgenommen, also erzähl mir nichts, von einem kalten Herzen!“
Immer wieder schlug er auf den Schild und kurzzeitig trat eine Regung auf ihr Gesicht, dann verwandelte sich das aber in Zorn und sie schlug Raze durch den Schild ins Gesicht. Er fletschte nur die Zähne und sie sah ihn zornig an.

Lilly betrachtete die Dunkelelfe. Sie musste wirklich jeden Schritt bedacht haben und nun war sie hier, um mit Jin zu reden und ihn gefügig zu machen? Das konnte unmöglich ihr ernst sein. Sie antwortete zwar, aber es war nicht das, was sie alle hören wollten. Charundax kam ebenfalls zu ihr und Raze.
"Du irrst dich. Wenn er nie geliebt wurde, wie du sagst .... hat er sein Herz verschlossen. Er hat es für sie geöffnet. Ist es das, was dich so sehr ärgert? Du willst seine Liebe zu einer Elfe gegen ihn nutzen? Ist dir klar, was er mit dir anstellt, wenn ihr etwas geschieht?"
Lilly hatte den großen Schmerz gesehen der Jin überkommen und fast hatte wahnsinnig werden lassen. Wenn er nicht daran sterben würde, würde er die Welt für Aideens Verlust vermutlich brennen lassen, bis er den Verantwortlichen gefunden hat.
"Was ist so schlimm an dem, was er vor hat? Warum willst du ihn benutzen? Soll er der Prügelknabe für deine Entscheidungen sein?"
Eine Herrscherin, von der das Volk nichts weiß, weil ein König vor ihnen steht, der gezwungen ist zu tun, was dieses Weib will?

Raze schlug immer wieder nach ihr und ihr Schild bekam immer mehr Risse und durch den Lärm, kam nun auch Jin irgendwie ganz langsam zu sich. Irgendwann schrie die Frau zornig auf. Sie gab eine Druckwelle von sich, die jeden zurückschleuderte, aber Raze krallte sich in den Boden, während Jin tatsächlich direkt von seiner Schlafstädte flog. Er krachte gegen Chraundax und der gegen die Gitterstäbe. Die sonst roten Augen der Frau waren nun weiß leuchtend und Jin versuchte sich aufzurappeln. Was war denn nun wieder los? Wo war er denn und was war passiert? Er war noch gar nicht ganz da.
Raze schoss erneut auf sie zu und die beiden kämpften nun vom feinsten. Charundax versuchte Jin irgendwie zu helfen und Jin sah, dass dieser durch den Aufprall ordentlich Schaden genommen hatte. Er sah zurück zu Raze und zu der Frau. Sie trug traditionell dunkelelfische Kleidung und sie sah aus, wie eine Adelige. Aber er konnte das Gesicht nicht wirklich erkennen, weil sie kja kämpften. Letzten Endes wurde Raze gegen eine weitere Wand geschleudert und Jin hatte es endlich geschafft aufzustehen. Die Elfin formte einen Speer aus Dunkelheit und heftete Raze damit an die Wand, der Blut spuckte und sie zornig ansah. „Das... tut mir überhaupt nichts...“ Er riss sich den Speer aus der Brust und stürzte sich erneut auf die Elfin.

Lilly sollte keine Antwort mehr bekommen. Statt dessen wurde gekämpft, bis aufs Blut. Sie sah, wie die Druckwelle auf sie zu kam und sie flog zurück. Lilly knallte gegen die Wand. Benommen sah sie auf, versuchte Jin zu entdecken, aber erst mal drehte sich alles. Die Geräusche die Raze da von sich gab, klangen eher wie ein wütender Drache. Lilly schüttelte den Kopf. Langsam konnte sie wieder normal sehen. Jin wurde eben von Charundax hoch geholfen, der allerdings nicht so glimpflich davon gekommen zu sein schien. Auch Lilly kam wieder auf die Beine und hoffte, sie könne nun irgendwie helfen, aber die Elfe war für sie eindeutig zu mächtig. Wie sollte sie auch gegen sie bestehen? Wenn jetzt kein Wunder geschah, würden sie dieses Weib nie klein kriegen und Aideen auch ganz sicher nicht finden.