Schicksal oder Zufall?

„Was redest du denn da?“, fragte Jin. „Wir wollten hier übernachten oder nicht?“ Erneut schlug sich Valas innerlich die Hand vor den Kopf. Jin sah den Mann wieder an und nun sagte er: „Ihr braucht wirklich keine Angst zu haben. Wir sind ganz friedlich.“ Der Mann sah ihn nur wieter lächelnd an und sagte: „Angst? Ich habe keine Angst, werter Herr.“ Jin musterte ihn und stemmte die Hände in die Hüften, was erneut sehr Un-Jin-haft war. „Doch ihr habt ganz eindeutig Angst.“ Valas musterte den Mann und schließlich stellte er überrascht fest, dass Jin Recht hatte.
„Wovor habt ihr denn Angst?“, fragte Valas nun misstrauisch. Jin sah ihn streng an und sagte: „Jetzt schüchter ihn nicht noch mehr ein!“ Was war das hier? Böser Dunkelelf, guter Dunkelelf? Der Mann gab ein verzweifeltes Geräusch von sich und schließlich zuckte er zusammen, als Jin ihm die Hand auf die Schulter legte: „Nun zeigt uns das Gasthaus. Wir werden niemandem ein Haar krümmen.“
Das... war die absurdeste Situation bisher. Cana kicherte vor sich hin und Luxia rieb sich die kleinen Schläfen. Das hatte sie wohl von Jin übernommen. Jin hatte es von vorn herein bemerkt. Die fast unsichtbaren Schweißtröpfchen, die vertuschte angespannte Haltung, die Körpersprache und der Geruch... Das alles hatte ihm bvon vorn herein verraten, dass sich der Mann fürchtete und diese Furcht mit Freundlichkeit überdeckte. Er wusste nur nicht so genau, ob die Furcht von ihm her rührte oder ob es vielleicht etwas anderes gab, wovor er sich fürchtete.

Elariel war sich bei weitem nicht so sciher, ob sie das hier gut heißen sollte. Jin versuchte es wirklich mit Freundlichkeit. ER ... Der große Assassine ... der König der Dunkelelfen ... der ewig mürrische und misstrauische Jin! Es wäre zu viel für Elariel gewesen, wäre sie nicht in dem Wissen, Jin hat sein Gedächtnis verloren, aber seine Sinne hatte er scheinbar nicht eingebüßt. Elariel jedenfalls, war gerade nicht sehr begeistert.
"Moment noch ... Erst möchte ich gern wissen, was hier los ist. Du gehst mir zu blauäugig an die ganze Situation ran."
Sie mussterte den Mann, der ach so freundlich tat, und fragte ihn ohne weitere Umschweife:
"Also ... wo VOR habt ihr Angst?Werdet ihr bedroht?"
Ander Gedanken waren eher in der Art wie ~braucht ihr Opfer für ein schreckliches Wesen?~ doch das sparte sie sich lieber.

Jin konnte ja kaum glauben WIE misstrauisch seine Gefährten waren. Dass er selbst sie noch um Längen schlug, war ihm ja nicht klar. Der Mann hob die Hände und fuhr sich dann mit dem Finger über den Kragen, um ihn leicht zu lockern. Ihm schien wohl heiß. Jin verschränkte nun die Arme und sah Elariel ein wenig missgelaunt an. „Was ist denn nur dein Problem? Was hei´t denn hier blauäugig. Habt ihr mir nicht gesagt, dass Menschen unsereins fürchten? Ist es nicht ganz verständlich, dass er Angst hat?“
Der Mann sah Jin nun ebenfalls an und sagte schließlich: „Man... begegnet ihnen ja nicht alle Tage, aber wenn sie mal im Dorf sind, dann bringen sie in der Regel jemanden um.“ Jin sah den Mann nun wieder an und senkte den Blick. „WIR werden nichts dergleichen tun.“
Valas schüttelte leicht den Kopf. „Jin? Kann ich dich mal unter vier Augen sprechen?“ Jin erwiderte den Blick und sagte arglos: „Natürlich.“ Er ging mit Valas ein Stück zur Seite. Der kleine Mann sah ihnen erst kurz nach und dann schien er etwas erleichtert zu sein. Luxia hielt sich erst mal versteckt und Cana sagte: „Ich möchte ein Bad nehmen und ein Bett.“ Sie quengelte dabei ein wenig.

„Jin... Gerade wir dürfen nicht jedem einfach vertrauen. Du magst es vergessen haben, aber die Menschen hassen uns. Sie rauben uns aus und ermorden uns im Schlaf.“ Jin sah schockiert aus. „Aber wieso?“ „Na weil sie uns so sehr fürchten.“
„Das...“ Er sah zu dem kleinen Mann, der tatsächlich etwas entspannter aussah, aber dennoch angespannt, weil ihn ja Elariel nun löcherte. „Das ist... wirklich traurig.“, stellte er fest und Valas Züge weichten auf. „Ja das ist es... Aber vielleciht wirst DU es ändern können.“ „Ich?“, fragte er erstaunt. „Schon vergessen? Du bist ihr Herrscher.“
„Oh, ach ja...“ Jin schien nun einzulenken. „Dann werde ich ihn mit mehr misstrauen behandeln, aber... ich tue das nicht gern.“ Valas lächelte matt. „Ja... ich weiß.“

Der kleine Mann hingegen schien nun auch gehörig Angst vor Elariel zu haben. „Wir... wir werden normalerweise nicht bedroht. Ich war so nett zu euch, weil... na weil, ich glaubte... ihr reist mit Zweien von ihnen und ich dachte...“ Er schien den Tränen nahe. Nun kamen Jin und Valas auch wieder zurück, wobei Jin ihn nun am Schlafittchen packte und relativ unhöflich klang als er sagte: „Also. Spuck's aus! Mache ich dir etwa Angst?“ Er sah... nun es sah nicht aus, als habe er irgendwas seiner „charmanten“ Art verlernt. Valas schlug sich dieses Mal tatsächlich die Hand vor die Stirn und nicht nur imaginär, während der kleine Mann quiekte und der Ohnmacht nahe schien.

Himmel bei Jin konnte man sprichwörtliche Hörner kriegen. Er und Valas verschwanden zu einem "Unter vier Augengespräch". Elariel betrachtete den kleinen Mann, der nun wie eine Primel vor ihr ein zu gehen drohte. Der Arme schien völlig am Ende. Das war ja nicht mit an zu sehen. Elariels Züge weichten auf. Eben wollte sie dem Mann erklären, wie ungünstig er sich verhalten hatte, als Jin an kam und ihn auch schon am Schlafittchen packte, ihn hoch zog und ihn in Todesangst einflößte. Es hätte vermutlich niemanden gewundert, wenn da jetzt was gelbes aus seiner Hose laufen würde. Aideen konnte sich das gar nicht mehr mit an sehen. Ja, er hatte sich wirklich verdächtig verhalten, aber DAS war ja jetzt wirklich unnötig. Sie ging zu Jin, zog ihn am Arm, damit er den Mann wieder los ließ und versuchte den armen Mann ein wenig zu beruhigen. Elariel sah dem ganzen zu.. Verwirrt erklärte sie schließlich:
"Also ... das ihr euch ... Warum? Warum hast du das gemacht?"
Sie sah Jin fragend an, sah dann wieder zu dem Mann udn sprach wieder auf ihn ein.
"Es war ZU freundlich, wie ihr uns begrüßt habt. Das wir dann unserer Seits Misstrauisch werden, ist doch ganz normal. Niemand von uns hat vor jemanden zu töten. Wir wollen nur eine Nacht hier verbringen, unsere Vorräte auffüllen und weiter ziehen."
Wieder sah sie zu Jin.
"Du kannst die Leute nicht erst freundlich behandeln und im nächsten Moment zum Arsch der Welt werden!"
belehrte sie Jin.

Jin verstand nun gar ncihts mehr. Es fühlte sich sehr vertraut an, wie er denn Mann da so bedrohte, was seine Stimmung nun auch nicht gerade hob. Er ließ ihn schon in dem Moment los, als Aideen dem kleinen Mann zur Hilfe eilte, der kreidebleich war und Valas sagte nur: „Das... ich habe ihm nicht gesagt, dass er das machen soll!“
Jin trat einen Schritt zurück und sah nach Elariels Tadel auf den Boden. Ach wie süß war das denn nun bitte wieder? Valas schüttelte nur den Kopf und der kleine Mann sagte nun: „Wenn... wenn... wenn ihr mir... bitte folgen wollt?“ Jin hielt sich in gebührendem Abstand zu dem Kerl und Valas boxte ihm gegen die Schulter. „Au!“, sagte Jin leise und Valas fragte ihn: „Was sollte denn das jetzt?“
„Na du hast doch gesagt, dass man ihm nicht trauen kann!“, flüsterte Jin zurück und Valas schüttelte den Kopf. Am besten, du sagst oder tust in der Öffentlichkeit gar nichts mehr!“
Der Mann blieb vor einem Haus stehen. Dort war ein Schild angebracht welches besagte: „Zum glücklichen Schwein.“ Das Gasthaus hatte also sogar einen Namen.
Hin und wieder bemerkten die Reisenden, dass die Einheimischen ihnen Blicke zuwarfen, aber im großen und ganzen wurden sie ignoriert. Valas achtete nun darauf, dass Jin nicht irgendwas dummes machte und schließlich raunte dieser ihm zu: „Irgendwas ist hier komisch.“ „Hu?“ Jin sah zu dem Mann und sagte dann: „Das erzähl ich dir besser drinnen.“
Als sie drinnen waren, wurden sie von einem jungen Mädchen begrüßt und als sie eben den Kopf wieder hob und die beiden Herren sah, schreckte sie kurz zusammen, beruhigte sich aber schnell und versuchte ihre Unsicherheit zu überspielen. „Ein... ein Zimmer?“ Sie sah zu Cana und dann zu den Elfen und wieder zu Cana und schließlich sagte sie: „Bitte. Mein Vater... vermietet hier die Zimmer.“ Sie deutete auf den Wirt, der sie schon seit sie reingekommen waren misstrauisch beobachtete.

Die anderen Dorfbewohner nahmen kaum Notiz von ihnen, während sie dem kleinen Mann folgten. Wenn sie zu der kleinen Gruppe schauten, sahen sie auch gleich wieder weg. Es sah nicht mal so aus, als würden sie sich vor ihnen fürchten. Aideen hatte es leid getan, wie der arme Mann sich gefühlt haben musste, aber das Verhalten der Dorfbewohner war nicht gerade sehr beruhigend. Es schien eher, als lauerten sie auf etwas. Auch im Gasthaus fuhr das Mädchen kurz zusammen. Aideen blieb besser im Hintergrund, während Elariel nach vorn trat.
"Herr Wirt, wir würden gern ein Zimmer von euch beziehen oder auch zwei. Es reicht für diese Nacht. Morgen sind wir schon wieder weg."
Nun auch sie traute dem Frieden hier nicht. Der Wirt hatte sie so misstrauisch beäugt, als wollten sie eine Invasion auf sein Gasthaus vorbereiten. Aideen sah sich indes ein wenig in dem Raum hier um.

Es war ansonsten niemand im Gasthaus zu sehen. „Ein Zimmer hab ich wohl.“, sagte der Mann nun. Er kramte nach einem Schlüssel. Er sah schon alt aus, aber er würde seinen Zweck erfüllen. „Ich zeig's euch, wenn ihr wollt.“ Jin sah wieder zu dem Mädchen. Sie wirkte immer noch besorgt. Er sah zu Elariel und schließlich entschied er sich, den Schlüssel zu nehmen. ER sollte doch alle beschützen. Denn würde er auch zuerst das Zimmer betreten, was ihm langsam schon nicht mehr ganz geheuer war. Er folgte dem Wirt und sie öffneten die letzte Tür am Flur. „Was ist mit den anderen Zimmern?“, fragte er freundlich. „Belegt.“, antwortete er nur knapp. Na klar... belegt... Jin betrat den Raum und ihm fiel absolut nichts ungewöhnliches auf. Das war... seltsam. Er hatte wirklich eine Falle oder so erwartet. Er zuckte die Schultern und rief dem murrenden Wirt nach: „Habt Dank!“ „Ja, ja...“ „Ein reizender Bursche.“, sagte Jin und prüfte gerade eines der Betten. Valas sah sich ebenfalls Raum, konnte aber auch nichts entdecken.
Irgendwann begab sich Jin auf die Knie und sah unter den Betten nach. Er streckte die Hand nach etwas aus und man hörte ein leises Scharren. Dann zog er die Hand wieder hervor und betrachtete seine Fingernägel. Er schien nun etwas zu suchen, wobei er über den ganzen Boden kroch und schließlich richtete er sich auf. „Ich wusste, hier stimmt was nicht.“, sagte er nun. „Was hast du entdeckt?“, fragte Valas und Jin rieb Daumen und Zeigefinger aneinander, wo etwas hervor krümelte. „Das ist getrocknetes Blut.“ Valas Augen weiteten sich leicht. „Und die Dörfler, die draußen waren, haben uns nicht mit Furcht, sondern mit Mitleid betrachtet. Ich glaube es ist, wie Elariel gesagt hatte. Sie fürchten etwas, dem wir nun geopfert werden sollen.“ Cana sah Jin ungläubig an. „Die anderen Zimmer sind leer. Darauf wette ich, weil es – was immer es ist – nur hier gestattet ist einzutreten.“ Er lief zum Eingang des Raumes und hob die erste Diele im Flur an. Dort drunter war Salz gestreut. „Und was immer es ist, es scheint nicht von dieser Welt.“ Valas konnte diesen Scharfsinn kaum fassen. Viel ungewöhnlicher war jedoch, dass Jin seine Gedanken erklärte, denn das tat er sonst nie. Sonst hätte er einfach gehandelt, ohne zu erklären.

Jin übernahm also wieder die Führung. Erinnerte er sich langsam wieder oder wollte er einfach nur seiner Rolle gerecht werden? Aideen vertraute ihm. Sie folgte ihm eben so wie die Anderen. Oben angekommen, betrat Jin zuerst das Zimmer. Er untersuchte alles, als sie allein waren und er wurde fündig. Aideen sah aus dem Fenster. Wieder dieser sonderbare Blick einiger Dorfbewohner, gerade als Jin erklärte, was er gefunden hatte. Sie waren in Gefahr und keiner von ihnen wusste, was es war, was sie heim suchen würde und vielleicht töten. Aideen sah sofort zu Jin, dann zu Cana. Sie nahm das Mädchen schützend in die Arme. Elariel dagegen betrachtete das getrocknete Blut. Sie hatte durchaus schon getrocknetes Blut gesehen, aber das es hier auch noch versteckt war ... Salz unter der Diele um Dämonen und böse Geister fern zu halten ... Was immer dieses Dorf hier heimsuchte, es forderte offenbar Blutzoll. Vermutlich waren hier schon mehr Reisende um gekommen, als sie es sich vorstellen konnten.
"Wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder ... wir setzen Schutzzauber ein oder wir stellen uns diesem Ding, was immer es sein mag."
Natürlich würde sie Cana, Luxia und Aideen auf jeden Fall mit Schutzzaubern umgeben, aber wenn es die Chance gab, dieses Wesen zu vernichten, oder ihm Frieden zu bringen, dann sollten sie es doch zumindest versuchen, oder? Da Jin ja nun wieder die Führerschaft übernommen hatte, würde es bei ihm liegen zu entscheiden. Immerhin ... seine Sinne ließen ihn nicht im Stich. Sie schienen sich sogar eher zu schärfen.

Nun. Seine Sinne hatten sich nicht geschärft. Er hatte es sonst nur nie an die große Glocke gehängt, was ihm durch den Kopf ging. Was in der Vergangenheit ja immer zu Streit und Scherereien geführt hatte. Jin jedenfalls schüttelte leicht den Kopf und sagte: „Wir haben eine dritte Möglichkeit.“ Valas betrachtete ihn missmutig und sagte: „Jetzt kommt's.“
Jin ignorierte ihn und meinte dann: „Wir reden mit den Dörflern.“ Das war ja wohl die vernünftigste Entscheidung. Es wunderte ihn, dass da keiner dran dachte. Er drehte sich also um, stieg über das Salz und stapfte hinab. Er war dabei ziemlich entschlossen und nicht wirklich aufzuhalten. Er sprang sogar das letzte Stück die Treppe hinab. Der Wirt sah ihn verdutzt an und unterm Tresen hatte er eine Armbrust lieben, nach der er nun griff. Das Junge Mädchen schlug die Hände vor den Mund und schon sirrte der Bolzen durch die Luft. Aber ach dieses Mal ließen Jin seine Reflexe nicht im Stich. Er fing den Pfeil und brach ihn mit einer Handbewegung durch. Der Wirt erbleichte und Jin trat auf ihn zu. „Also... Warum wollt ihr unseren Tod?“ Er klang gefährlich, obwohl er das nicht mal beabsichtigte. Der Wirt ging auf die Knie und hob flehend die Hände, Jin sprang elegant wie eine Katze über die Bar und stand nun vor dem Wirt. „Ich... es... Gnade! Wir haben doch keine Wahl!“ Jin legte den Kopf leicht schräg und dann schien ihm einzufallen, dass der Mann ja auf ihn geschossen hatte. Er glaubte vermutlich, dass nun sein letztes Stündlein geschlagen hatte. Jin sah deshalb auch etwas überrascht aus und wedelte mit einer Hand. „Keine Sorge! Ich tue euch nichts. Ehrlich. Ich kann mir denken, warum ihr geschossen habt.“ Nun guckte der Wirt dämlich aus der Wäsche. „Also?“
„Die Hungerbestie!“ Jin wendete den Kopf zu dem Mädchen. „Karin!“, sagte der Wirt laut und Jin wendete ein: „Sprich weiter.“
„Die Hungerbestie... Sie kommt jede Nacht ins Dorf. Sie läuft meist nur umher und lässt uns in Frieden, aber nur, wenn... nur wenn sie hin und wieder Reisende... Es tut uns so leid. Es ist schreklich! Ich hatte vor euch zu warnen, aber... Vater, wir dürfen das nicht mehr tun!“ Jin sah sie von oben herab weiter an. Er sah streng aus. „Manchmal... manchmal müssen wir unsere eigenen Leute opfern. Es gibt eine große Verlosung und dieses Mal war es Onkel Rudi.“ Jin schien damit nichts anzufangen zu wissen. „Der, der euch hergeführt hat.“ Nun war ja wohl ALLES klar. Jin seufzte. „Das war nicht nett.“ Wieder glotzte ihn der Wirt dümmlich an. Jin sah zu seinen Kameraden und legte Fest: „Natürlich werden wir diesen armen Seelen helfen oder?“ Cana und Valas sahan Jin an, als sei er von einem anderen Stern und selbst Luxia machte ein dummes Gesicht, was jedoch keiner sah, da sie ja versteckt war. Auch der Wirt und das Mädchen sahen ihn an, als sei er ein Gespenst. "Uhm... O-der?", fragte er noch mal.

Und auch Elariel sah Jin an, als sei er nicht mehr ganz dicht. Einzig Aideen quietschte einmal kurz auf, rannte auf ihn zu, schlang ihr zierlichen Arme um seinen Hals und küsste ihn auf die Wange. Sie freute sich sehr, das sie diese armen Leute nicht einfach so stehen lassen würden. Sie sah Jin mit leuchtenden Augen an. Allerdings ... ihr fiel etwas ein, an das sie fast nicht mehr gedacht hatte. Was wenn diese Hungerbestie ... also es wäre sicher sehr unwahrscheinlich, aber .... wenn diese Hungerbestie Jins Freund war und er sie ... oh nein ... das durfte nicht passieren. Sie würde versuchen ihm ein Bild vor dem Abend von seinem freund zu zeichnen und ihm zu zeigen, das er dieses Wesen dann auf keinen Fall töten dürfte. Zweifel kamen in ihr auf. Seit er dieses Wesen damals fort geschickt hatte, hatte sie es nicht mehr gesehen. Warum aber, sollte es ausgerechnet hier auftauchen?

Aideen quietschte und schien sich super über seinen Vorschlag zu freuen. Jin war ja erst mal verunsichert, als ihn die anderen so ratlos angesehen hatten, aber nun fing er Aideen einfach auf. Sie küsste seine Wange und obwohl es sich fremd anfühlte, war es ihm doch auch wieder vertraut. Sie musste das schon mal getan haben. Er grinste und setzte Aideen wieder ab. Der Wirt sah ihn immer noch entgeistert an und Cana fing dann an zu lachen. Valas deutete auf die beiden und sagte ungläubig. „D-Das... ist grotesk!“ Jin lachte dabei sogar ein wenig.
„Also. Wer oder was ist diese Hungerbestie?“, fragt Jin nun und Valas meinte: „Das meint er echt ernst!“ „Natürlich meine ich das ernst. Wir sind die Streiter des Lichtes, da ist es doch nur natürlich, dass wir Leuten in Not helfen.“ Valas wollte einfach zusammen brechen. Aber schließlich lächelte er nur und sagte: „Ja, so ist das wohl.“ Jin nickte zufrieden und sah zu dem Mädchen.
„Ihr... wollt uns wirklich helfen?“
„Ja sicher. Nun erzähl schon.“
Das der Wirt auf ihn geschossen hatte, war längst vergessen. Das Mädchen deutete zu einem Tisch, wo sie die Reisenden nun plazierte und einen großen Krug Wasser brachte. Der Wirt setzte sich dazu und schien nun weniger furchtsam und weniger abweisend zu sein.
„Es fing vor 10 Jahren an.“ SO lange schon?! „Ein Mal im Monat raubte sie genau einen Menschen. Es blieb nichts als blutige Kleidung und so zurück. Es ist... Es sieht aus, wie ein Mensch. Nur entstellt und gebeugt. Es spricht nicht und auch so gibt es kein Geräusch von sich. Es ist irre Stark und auch von denen... die wir oben „geopfert“ haben... wurde immer nur genau eine Person...“ Karin goss Wasser nach.
„Ihr werdet es bestimmt nicht... vernichten können.“ Jin sah zu seinen Mitstreitern.

Elariel überlegte. Sie hatte von so etwas höchstens in Legenden gehört. Vielleicht war es aber auch etwas ganz anderes.
"Hört sich nach einem Zyklus an. Sind es denn bestimmte Nächte, die die Bestie aussucht?"
Wenn es tatsächlich ein Zyklus war, konnte es auch einer der Dorfbewohner sein, der sich verwandelte, was höchst unwahrscheinlich, aber denn noch im Bereich des Möglichen war.
"Wir werden euch natürlich helfen. Es geht dabei nicht nur um euch, sondern auch um die Sicherheit anderer Reisender. Allerdings bitte ich darum, Diesen bedien hier,"
sie wies auf Aideen und Cana,
"ein sicheres Zimmer zu geben."
Besser nicht zu viel erzählen. Aideens Sicherheit hatte oberste Priorität.

Ja auch Jin war der Meinung, dass Aideen und Cana vorher in Sicherheit gebracht werden mussten. Er wollte sie auf keinen Fall in Gefahr bringen. „Nein, es scheint immer genau zu wissen, wenn wir jemanden opfern wollen.“ Es war eine unglaublich schreckliche Vorstellung, jeden Monat irgendwen opfern zu müssen, nur damit das Dorf in Ruhe gelassen wurde. Gab es denn wirklich nur noch Mord und Totschlag?
„Und... in dem Zimmer, wird nur einer mitgenommen?“, fragte Valas nun und die Tochter des Wirtes nickte. „Und die anderen? Haben sie jemals gesehen, was passiert?“ Der Wirt sah auf und meinte: „Sie schweigen jedes Mal darüber.“ Valas sah zu Jin, der irgendwie gar nicht so genau wusste, was er davon halten sollte. Eine gebeugt humanoide Gestalt und dann verzehrte sie ein Lebewesen und verschwand wieder? Das klang doch alles völlig verrückt. Er sah zu Elariel und dann zum Wirt und schließlich sagte er: „Also dann wir drei?“ Alle schienen zufrieden damit zu sein und so ließen sie Cana und Aideen mit Luxia bei den anderen.

Sie saßen also oben und warteten. Jin hatte die Dolche schon gezogen und beobachtete das Fenster, wo verheißungsvoll der Wind hinein wehte. Irgendwann kam es, wie es kommen sollte. Der Vorhang wehte erneut und dann stand fast lautlos die gebeugte Gestalt im Fenster. Es sa wirklich humanoid aus, aber gebeugt war die Gestalt nicht, sie hatte jedoch einen großen Buckel, unter einem Umhang. Man konnte durch den tiefen Schatten der Kapuze nur rote Augen funkeln sehen und schließlich breitete die Person die Arme und schien darauf zu warten, wer von den dreien das Opfer sein sollte.

So sollte es geschehen. Niemand wusste, außer denen, die dabei gewesen waren, was da wirklich vor sich ging, wenn dieses Wesen sich seine beute holte. Aideen, Cana und Luxia wurden in einem anderen Raum untergebracht, die beiden Dunkelelfen und die Magierin, wurden zum Zimmer geleitet, wo sie schließlich warteten. Dieses Wesen ließ sich alle Zeit der Welt, wie es schien. Schließlich war es dann aber doch so weit. Es stand so plötzlich im Raum, als sei es schon immer da gewesen nur nie bemerkt worden. Elariel sah die sonderbare Gestallt, seine rot glühenden Augen. War das ein Vampir? Vielleicht auch ein Werwolf? Nein bei letzterem hätte man doch wohl eine Schnauze sehen müssen, oder? Elariel stand auf, betrachtete das Wesen genauer und schließlich fragte sie:
"Wer bist du, was bist du und warum verlangst du Opfer von diesen Leuten hier?"

Aideen und Cana lagen zusammengekuschelt im Bett. Aideen bekam kein Auge zu. Sie dachte die ganze Zeit an Jin. Sie hatte ihn so gern und wollte ihn nicht verlieren, aber in gewisser Weise hatte sie das bereits getan. Er hatte sein Gedächtnis verloren, wusste nichts mehr von dem, was er getan hatte und hatte auch seine Freunde vergessen, ja sogar seinen Sohn. Aideen fürchtete, er könne etwas unüberlegtes tun, wenn er sich mit diesem Wesen an legte. Wenigstens war er nicht allein mit ihm. Elariel und Valas waren bei ihm und würden ihm unter die Arme greifen.

Die Figur oben im Zimmer sah die Opfer nur an. Er sagte zunächst keinen Ton. Elariel stellte ihre Frage und der Kerl stand einfach nur da und sagte nichts. Jin musterte ihn aufmerksam und Valas sah ihn an, wie ein Raubtier. Der Kerl schien nicht antworten zu wollen. Jin wartet noch einen Moment und sagte dann: “Wozu brauchst du dieses Opfer?” Schweigen. “Nun… Klar sollte dir sein, dass wir es dir nicht einfach machen, solltest du was versuchen.” Der Bucklige blieb unbewegt stehen, aber nun ließ er die Arme sinken. “Ihr habt keine Furcht?” Valas versuchte die Stimme einem Volk zuzuordnen, aber sie klang einfach zu normal. Geschmeidig, verführerisch und doch äußerst gefährlich. “Nein. Wir möchten, dass du nicht mehr herkommst um Leute zu entführen und… was auch immer du dann mit ihnen machst. Ich habe hier viel Blut gesehen.”, sagte Jin in einem plauderton, der nicht zu der Lage passen wollte.
Die Gestalt nahm langsam die Hände nach oben und man sah, dass die Haut seiner Hände rötlich war. Die Fingernägel waren schwarz und krallenähnlich und dann nahm er die Kapuze ab und zeigte sein Gesicht. Er war sehr schön anzusehen, sein schwarzes glattes Haar umrahmte sein Gesicht, welches auch rötlich war und seinen Kopf zierten dunkle Hörner. Valas wich zurück. Was war das für ein Monster?

Da gab es einfach keine Antwort von diesem sonderbaren Wesen. Wer oder was es war, warum es Opfer suchte ... alles blieb zunächst unbeantwortet. Elariel war drauf und dran ihn einfach in einen Bann zu packen, doch dann nahm er endlich die Kapuze ab. Rote Haut und schwarze Krallen ... Elariel überlegte, suchte in den tiefen ihres Gedächtnisses, doch das einzige, was ihr einfallen wollte, war Teufel, oder zumindest das, was die Menschen als Teufel bezeichneten.
"Wir haben schon schlimmeres gesehen. Warum also solltest du uns angst machen?"
Nun vielleicht deshalb, weil sie wussten, was er wollte? Elariel betrachtete dieses Wesen vor sich.
"Also? Wer bist du und warum holst du dir Opfer?"

Die Person hatte jedenfalls ein ziemlich höhnisches Grinsen im Gesicht. ER jedenfalls schien keine Angst zu haben. Nicht im geringsten. “Dafür, dass einer von euch gleich mit mir kommen muss, nehmt ihr den Mund ganz schön voll. Oder soll ich heute eine Ausnahme machen und alle drei von euch mitnehmen?” Jin schüttelte den Kopf. “Niemand wird mit dir gehen!” Valas musterte das Wesen. Er war viel zu lässig. Irgendwas plante er. Oder...war er einfach so stark, dass es ihn nicht kümmerte, wer hier vor ihm stand?
“Warum sollte ich euch irgendwas über meine Motive erzählen? Törichte Elfen!” Er trat nur einen halben Schritt nach vorn. “Spielen wir ein Spiel.” Er grinste noch immer überheblich. “Ich nehme nur den mit, den ihr festlegt und lasse die anderen laufen. Wenn ihr euch nicht einigt, nehme ich euch alle mit.” Er kicherte leise und Jin sagte: “Ich sagte dir schon, dass dir niemand folgen wird.”
“Wer sagt was von folgen?” Jin wusste gar nicht, was los war, als er nun plötzlich ein unangenehmes ziehen in seinem Kopf spürte. Er hielt sich selbigen und Valas setzte zum Angriff an. “Lass ihn in Ruhe!” Doch sein Dolch wurde mit der bloßen Hand abgewehrt. Der Kerl hielt ihn fest und hob ihn hoch. Elarils Magie schmetterte er mittels Schild und eigenen magischen Aktionen ab und warf Valas dann zu ihr herüber, sodass er sie fast umriss.
“Da habe ich ja interessante Studienobjekte gefunden.” Jin sah ihn wieder an und sein Kopfschmerz schien vorbei zu sein. “Ihr könnt mich nicht besiegen, aber ihr seid durchaus… interessant. Er leckte sich sein Blut von der Hand und erklärte: “Aber schön. Vielleicht lasse ich euch noch ein wenig zappeln. Ich werde euch beobachten und zu gegebener Zeit ein urteil fällen, bis dahin…” Jin schnellte nach vorn und packte ihn am Handgelenk. “Du wirst nirgendwo hingehen. Wir haben den Dörflern gesagt, deine Taten zu stoppen.” Der Kerl lachte erneut. “Oh, armes Wesen. Es wird mir gefallen, wenn der Meister mit dir anfängt…” Er legte die Hand an Jins Wange und dieser war erst kurz überrascht und dann schlossen sich seine Augen halb. “Jemand WIRD folgen…”, verkündete die Gestalt und dann fiel Jin einfach vor ihm auf die Knie und dann zur Seite. Mit einem leisen Geräusch verschwand der Kerl wieder.
Valas schnellte sofort zu Jin und prüfte, wie es ihm ging. Er schien vollkommen weggetreten. immer wieder sprach er ihn an, doch es passierte nichts. “Nicht schon wieder!”, rief er und Jin öffnete erschrocken die Augen. Er jhielt sich den Kopf und setzte sich hin.

Elariel wusste nicht, wie sie gegen ein solches Wesen bestehen sollten. Es wehrte alles ab, was sie ihm entgegen setzen konnten und nicht einmal die Lichtmagie würde hier weiter helfen, wie sie fürchtete. Dieses Wesen war mächtig und es hatte, wie es selbst sagte, einen meister. Nur gut, das Aideen und Cana nicht da waren. Niemand weiß, wie die Beiden gehandelt hätten. Valas war ihr entgegen geschleudert worden. Elariel hatte ihn nur knapp auffangen können, ohne selbst mit auf den Boden gerissen zu werden. Dieses Wesen sprach von seinem Meister und von Studienobjekten. Das war ... unheimlich. Er verschwand, ließ Jin aber zurück ... bewusstlos. Konnte denn nicht einmal etwas einfaches ein? Kein Wunder das die Dorfbewohner solche Angst hatten und freiwillig Leute opferten. Auch Elariel kniete gleich bei Jin. Dieses Wesen würde zurück kommen und dann müssten sie wissen, was er war und wie sie ihn besiegen konnten. Er würde sich einen von ihnen holen und Elariel zweifelte nicht daran, das es Jin sein würde, den er sich holte, oder schlimmer, er bekäme an den beiden Mädchen Interesse.
"Wir müssen heraus finden, mit was wir es hier zu tun haben, sonst haben wir keine Chance."

Weg war er. Jin saß auf dem Boden und Valas stützte ihn. Er sah hinauf zu Elariel, als diese sprach und nickte. Eben wollten sie auf jeden Fall erst mal zu den anderen, als Jin sagte: „Wartet...“ Valas stützte ihn zwar, aber blieb nun mit ihm stehen. Jin richtete sich wieder auf und sah die beiden dann an. „Er sagte, er würde uns ausspähen.“ Das bedeutete aber auch, dass er ihnen auf Schritt und Tritt folgen könnte. Im Moment wusste er noch nichts von Aideen und Cana. Aber wenn sie jetzt zu ihnen gehen würden, würde er es wissen oder nicht?
Valas senkte den Blick, er hatte verstanden, was Jin mit seiner Aussage gemeint hatte. Hoffentlich würde Elariel es auch verstehen. Sie durften jedenfalls mit keinem Wort über die anderen sprechen. Jin schloss die Tür ab. und sagte: „Du hast Recht, bleiben wir erst Mal hier. Vielleicht fällt uns was ein.“ Jin nickte und sah zu Elariel. Ob sie eine Idee hatte, wer oder was das war? Wenn sich Jin doch nur erinnern könnte! Vielleicht würde ihm was einfallen. Er setzte sich an den Tisch und grübelte, aber da war nichts als Leere.

Unten die drei anderen Damen warteten auf das, was da kommen mochte. Doch irgendwann wurden sie natürlich auch müde. Cana schlief einfach in ihrem Bett ein, sie machte sich nicht so viele Sorgen. Jin, Elariel und Valas konnten doch wohl ALLES schaffen! Luxia saß bei Aideen und hatte sich auf ihrem Schoß zusammengerollt. Aideen saß auf einem Sessel und wartete, aber auch sie wurde nach und nach müde und schließlich fiel sie in einen leichten Sekundenschlaf... oder schlief sie ganz ein? Sie träumte jedenfalls. Sie träumte von ihrem Dorf.
In ihrem Traum lief sie durch ein Dorf. Es war dunkel und alles schlief schon. Sie konnte jedoch gut sehen. Eigenartig. Ihre Sicht war in dämmrigem Licht ja sehr gut, aber diese Nachtsicht... Die Schatten waren gewichen, und auch wenn alles farbloser schien, so sah sie doch alles deutlich. Der Sternenhimmel leuchtete in den schillerndsten Farben und sie erkannte von jedem Stern ein anderes Farbspektrum. Es war atemberaubend.
Dann wendete sie sich einer Behausung zu. Sie nahm nicht die Strickleiter, die bei jedem Schritt knarzte, sondern kletterte atemberaubend schnell den Stamm hinauf. Sie sah durchs Fenster und sah dort zwei ihres Volkes liegen. Sie schliefen, wobei sie dicht und friedlich aneinander gekuschelt waren. Warum sie sich nun hinein schlich, wusste sie gar nicht, aber sie tat es.
Dann stand sie vor dem Bett und zog einen geschwungenen schönen Dolch mit dem sie direkt den Hals der ersten Person tief durchschnitt und dann selbiges bei dem Mann machte...

Elariel verstand sehr wohl. Sie wagte es nicht, auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Leider würden die Damen aber spätestens morgen früh wissen wollen, was mit der aufgeteilten Gruppe geschehen war. Was sollten sie dann machen?
"Wir sollten dem Wirt bescheid geben."
Wenigstens irgendwie, damit die drei ausser Gefahr bleiben würden.

Aideen träumte und was sie träumte, war auf eine Art wirklich wunderschön. So hatte sie die Sterne noch nie gesehen. Sie war schon oft auf Bäume geklettert aber nie so schnell. Was dann geschah, war allerdings schrecklich. Sie tötete und es brach ihr das Herz. Aideen schreckte auf. Wie lange hatte sie geschlafen? Was war das für ein schrecklicher Traum? Aideen war verstört. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Niemand war da, dem sie irgendwie erklären könnte, was geschehen war, denn Cana würde sie so etwas nicht zumuten und Luxia ... Luxia schlief.

Jin sah auf, als Elariel ihm mitteilte, was ihr durch den Kopf ging und er nickte. Hätten sie gewusst, was Aideen während dessen durchmachte... Aber sie wussten es nicht. Jin sah hinaus zum Fenster. Was, wenn sie nun hier fest saßen. Jin sah zu Valas, der sich das selbe dachte: „Wir können nicht für immer hier bleiben.“ Jin sah auf den Tisch zurück. „Nein.“ Der Fremde sagte, er wolle sie beobachten und dann entscheiden, wen er holen kommen würde. Hieß das, dass die Dörfler erst Mal außer Gefahr waren? Konnten sie denn aufbrechen? Oder würde er dann munter weiter hier herum rauben? Jin stieß die Luft aus. „Sagen wir dem Wirt morgen früh, was wir gesehen haben.“

Anderorts:
„Meister, ich bin zurück.“ Die Hexe, die er mit 'Meister' ansprach wendete sich ihm zu. „Und?“ Er ging auf ein Knie und sagte: „Ich habe mögliche Kandidaten gesehen. Alle sehr vielversprechend. Ich...“
„Und WO sind diese Kandidaten, Raze? Ich sehe sie nicht.“
„Ich... wollte erst sehen, ob sie mich noch zu anderen führen können. Ich...“
„Du hast also eigenmächtig entschieden, wie zu verfahren ist, obwohl ich dir sagte, dass ich JETZT einen Körper brauche? Raze, was denkst du, wer du bist?“
„Herrin! Ich wollte...“
Sie trat vor ihn und packte sein Kinn, um ihn etwas hinauf zuziehen. „Du bist mein Sklave, du hast nur zu tun, was ich dir sage! Du hast keine Entscheidungen zu treffen!“ Raze fletschte die Zähne. Sie lächelte und sagte: „Muss ich dich wirklich daran erinnern, dass du von mir allein abhängig bist?“ Raze entspannte sich wieder leicht und senkte den Blick. „Nein...“

Ja, Aideen litt Höllenqualen. Sie saß da, Luxia auf dem Schoß, Cana im Bett und versuchte damit klar zu kommen, was sie geträumt hatte. Sie ahnte nicht, was die Anderen getan hatten und sie wusste erst recht nicht, was sie noch vor hatten. Sie könnte nicht zu ihnen gehen, denn sie waren auf einer kleinen Mission, für die Dorfbewohner. Was nun geschehen würde, könnte alles verändern, könnte ihr einen Freund oder eine Freundin rauben. Hoffentlich ging es allen gut. Sie war müde, aber nach diesem Traum wieder zu schlafen, war ihr kaum möglich.

"Da wird jemand keine Ruhe geben, das ist euch klar oder?"
Damit meinte sie eher Cana als Aideen aber wie auch immer, es traf auf Beide zu.
"Irgendwas muss uns einfallen, wenn wir aus der Nummer alle wieder raus kommen wollen."
Die Frage war nur was.

Was immer die drei oben nun ausheckten, Aideen wusste es nicht und obwohl sie sich so erschreckt hatte, schlief sie bald wieder ein. Zunächst träumte sie ganz normale Sachen. Sie war auf einer Lichtung und es war sonnig. Sie strich über die Pflanzen und kleine Tiere gesellten sich zu ihr. Dann wurde es Abend. Zumindest sah sie, wie sich der Himmel dem sanften Rot annäherte, welches er am Abend zu tun pflegte. Sie ging zurück in ihr Dorf. War es ihr Dorf? Sie war nicht sicher und schließlich wurde es so dunkel, dass sie kaum mehr etwas sah. Sie rieb sich die Augen und als sie sie wieder öffnete, hatte sie die gleiche Sicht, wie schon beim letzten Mal. Es war still und in der Ferne sah sie jemanden einen Baum hochklettern. Wie viele waren es? Waren da nicht noch zwei gewesen? Sie sah ebenfalls wieder zu einem Baum. Sie kletterte hinauf. Die Behausung war leer und dann sah sie plötzlich, wie es anfing zu brennen. Nicht direkt bei ihr, aber weiter hinten zwischen den Bäumen. Sie sagte etwas in einer ihr unverständlichen Sprache und wohl nur zu sich selbst. Dann sprang sie zur nächsten Behausung und vernahm neben sich eine Bewegung.
Es war ein Elf, er stach auf sie ein, doch sie wehrte den Hieb ab und trat den Kerl vom Baum, wo er unten von einer Gestalt ermordet wurde.
Das Feuer kam näher. Und obwohl Aideen Furcht verspürte, konnte sie nicht aufwachen! Sie trat durch den Türbogen der nächsten Behausung und stand nun dort. Sie sah sich blitzschnell um und erneut musste sie eine Klinge abwehren. Ein Mann hatte ihn überrascht. Ein Elf. Er hatte silbernes Haar und obwohl er konzentriert und verärgert aussah, hatte er auch etwas erhabenes und wunderschönes an sich. Sie kämpften und Aideen wurde zwei mal getroffen, ehe sie dem Mann den Dolch in die Brust stieß. Zusammen mit ihm fiel sie nach vorn und hockte nun so halb auf ihm drauf. „Dein Bemühen war sinnlos!“, sagte Aideen in der gemeinen Zunge.

Alles was sie sah, erinnerte sie an Zuhause. Es WAR ihr Zuhause, da war sie sich ziemlich sicher. Sie sah vor sich, wie es dunkel wurde, wie die Sterne leuchteten und dann ... Feuer. Sie spürte die Angst, aber sie konnte nicht dagegen an. Statt dessen eilte sie auf einen der Bäume zu, sprang hinauf und war in einem der Häuser, wo sie erneut einen Mann tötete. Es war aber nicht irgendein Mann, der unter ihr lag und die Klinge in der Brust hatte, es war ihr Vater. Aideen erschrak so sehr, das sie aufschrie, als sie wach wurde. Sie sah auf ihre Hände, die zitterten, doch Blut war keines daran. Was hatte sie getan? Warum träumte sie von dem Mord an ihrem Vater? Es war so schrecklich und dieses Mal liefen ihr noch mehr Tränen über das Gesicht.

Als Aideen aufschrie, schreckte Luxia hoch und flatterte direkt in die Höhe! „Wer ist da?! Was ist los! Suchst du ärger?!“ Sie hatte ihre winzigen Fäuste geballt. Sie hatte schließlich versprochen Aideen zu beschützen, vor wem auch immer, aber hier war niemand. Sie drehte sich zu Aideen, die ihre Hände vor dem Gesicht hatte und bitterlich weinte.
Auch Cana hatte sich fürchterlich erschreckt und saß im Bett, wo sie die Decke hochgezogen hatte und nun auch weinte. Sie dachte, irgendwer wollte ihnen ans Leder. Gleich stand sie auf und kroch förmlich zu Aideen, wo sie sie einfach umarmte, weil auch sie getröstet werden wollte.

Oben grübelten alle nach und dann drang Aideens Schrei an ihre Ohren. Jin fuhr der Schreck in die Glieder und er erstarrte nur einen sehr kurzen Moment, ehe er aufsprang und zur Tür rannte. „Jin!“, ermahnte ihn Valas, stieß aber auf taube Ohren. Er ilte in sagenhafter Geschwindigkeit hinab und trat die Tür zu den Damen auf. Dort saß Aideen. Sie weinte so herzerweichend, dass ihm ganz flau im Magen wurde. Sofoert eilte er zu ihr und sah sie bedauernd an. „Was ist passiert?“ Er legte seine Hand auf ihre Schulter und kniete so nun vor ihr.