Schicksal oder Zufall?

Jin blickte stur gerade aus und sagte dann: „Sei nicht albern!“ Er schob ein sehr großes Blatt zur Seite und sagte: „Dann wäre ich sicher nicht hier.“ Er machte nur eine sehr kurze Pause, ehe er anfügte: „Wir alle hier haben uns ihm entgegengestellt.“ Dann gab er die Sicht ganz frei und vor ihnen lag noch tiefer im Tal ein Palast. Er war unglaublich schön anzusehen und ziemlich riesig. Cana sagte nur: „Unglaublich!“ und auch Luxia staunte ziemlich. Jin warf einen Blick auf Aideens Amulett und war sich wohl sicher, dass das der Ort der Kette war.
„Wie kann eine Kette an einem so schönen Ort sein?“ Jin sah finster ins Tal hinab und sagte: „Ich hatte euch gewarnt, euch umzusehen.“
„Ja?“
„In diesem Tal lebt ein Volk von Waldwesen… Ich habe kein einziges Gesehen.“ Irgendwas hatte sie wohl vernichtet oder vertrieben und dieses Irgendwas beunruhigte Jin zutiefst. Aber nicht nur das, der sonst so schöne Fluss, der um den Palast und seiner Siedlung herum floss war zugefroren und eisige Nebelschwaden umwehten die Gebäude.
„Wir müssen auf der Hut sein.“ Cana schluckte und klammerte sich unbewusst an Jins Unterarm, der dort nur kurz hinsah und dann zurück ins Tal.

Gesagt getan, sie gingen vorsichtig und ganz leise ins Tal. Es wurde kälter und irgendwann konnten sie sogar ihren Atem sehen. Eisblumen blühten um sie herum. Die Kette würde im Innern des Palastes sein und niemand der Anwesenden würde erahnen können, was sie dort wohl vorfinden würden…

Elariel begriff, das nun auch sie mit zu denen gehörte, die sich dem scharlachroten König wiedersetzten. ER hatte Celestria gefangen genommen und wollte verhindern, das sie wieder frei gelassen wird. Sie folgte den Anderen auch weiterhin. Was sie dann zu sehen bekamen, war wirklich schön, zugleich aber auch grausam. 

Aideen sah hinunter in das Tal. Was sie sah, war ein Schloss, wie es schöner kaum sein könnte. Der Fluß war zugefroren und Aideen fürchtete zu ahnen, woher die Düsternis kam, die den Wald so schamlos befehligte. Sie würde eine weitere Kette lösen müssen und ein weiteres Wesen von seiner Qual erlösen. Hier hatten die Geister keinen Einfluss auf den Wald. Sie waren hier unerwünscht und auch Aideen spürte deutlich, wie die Kälte sich immer mehr ausbreitete. Immer weiter gingen sie hinunter, kamen schließlich im Tal an und sahen die vereiste Welt um sich herum. So wunderschön sie auch war, sie war erstarrt im Eis, dazu verflucht die Sonne nicht spüren zu dürfen. Sacht berührten ihre Fingerspitzen eine gefrorene Blume. Das Eis war so kalt, das sie sich daran verbrannte. Sofort zuckte sie zurück und sah auf ihre roten Fingerspitzen. Es machte sie traurig. Der Winter gehörte zum Jahr, wie der Tod zum Leben, aber das hier, war kein natürlicher Winter. Sie musste das hier beenden, damit dieses Land hier wieder Frieden finden konnte. Noch einmal sah sie auf den Kompass, ehe sie entschlossen voran schritt, direkt auf den Palast zu.

Jin sah Aideen an, dass sie litt. So wie schon zuvor in der Finsternis des Dunkelreiches seines Volkes. Der Tod war greifbar das Böse drückte auf einen herab, sodass man kaum atmen konnte. Auch Luxia war betrübt, aber dann ging Aideen mit großen Schritten voran. Jin folgte ihr und mahnte zur Vorsicht. Cana tapste ihm nach und schließlich verbrannte sich Aideen an einer Frostblume. Jin betrachtete das Unglück und nahm ihre Hand, wo er den Schaden analysierte. „Sei vorsichtig!“ Er wollte es einfach nur leise sagen, aber stattdessen kam es sogar sanft aus ihm hervor. Es überraschte ihn, aber er ließ die Hand wieder sinken, als sei nichts und schob sich an ihr vorbei.
Gemeinsam erreichten sie den Vorplatz, aber sie traten natürlich nicht direkt darauf sondern warteten hinter einer Säule. Jin lugte um die Ecke. Es war nichts zu sehen, nur Eisstalagniten, die hier und da standen. Jin wollte kein Risiko eingehen, aber hier bis zum Ende aller Tage zu warten, fand er auch irgendwie doof. Er machte also einen Schritt auf die freie Fläche und blieb kurz stehen. Nichts… Vielleicht gab es keine Schutzmechanismen, weil man eh nicht glaubte, dass jemand herfand. Er kratzte sich am Hinterkopf und ging ein Stück weiter, als immer noch nichts geschah, zuckte er die Schultern und winkte die anderen herbei, aber er behielt die Umgebung weiterhin im Blick.

Aideen sah Jin mit großen unschuldigen Augen an. Er sorgte sich um sie, das hatte sie eben aus seiner Stimme heraus hören können. Es freute sie, aber denn noch war sie traurig. Sie wollte die Kette sprengen, die die Göttin gefangen hielt und sie wollte Jin wieder lächeln sehen. Sie gingen weiter. Dieses Mal ging Jin wieder voran. Er hielt sie all bei den Säulen auf. Auch Elariel blieb hinter einer der Säulen. Aideen sah Jin nach, als er auf die freie Fläche ging. Etwas konnte hier nicht stimmen. Elariel bereitete sich schon auf das Wirken einiger größerer Zauber vor. Ob diese bestand hätten, konnte sie nicht sagen, denn sie wusste nicht, womit genau sie es hier zu tun hätte, doch sie würde nicht zulassen, das diese Gruppe ungeschützt bliebe. Als Jin nun winkte, gingen sie nacheinander auf die Hoffläche. Aideen hatte den Eingang des Schlosses im Blick. Elariel versuchte die Umgebung und den Himmel im Auge zu behalten. Es war zu Einfach. So naiv war der scharlachrote König nicht, das er hier keine Wachen aufgestellt hatte oder zumindest eine einzige monströse.

Jin glaubte auch nicht, dass es so einfach sein konnte. Aber es schien einfach so einfach zu sein, oder? Sie gingen auf den Eingang zu und verteilten sich etwas, damit sie nicht Ziel eines gebündelten Angriffs wurden. Cana betrachtete die Eiszapfen die nach oben wuchsen im Vorbeigehen und dann blieb sie an einer stehen. Jin sah sich zu ihr um und wollte sie eben ermahnen weiterzugehen, als sie sagte: „Das sieht aus, wie ein Gesicht.“
Sie deutete auf den Zapfen und beugte sich leicht nach vorne. Jin sah kurz zu den anderen und ging dann auf Cana zu, wobei er sagte: „Lauf weiter!“ Sie deutete mit dem Finger weiter drauf und sagte: „Aber guck doch mal! Das sieht aus wie ein Gesicht!“ Sie hatte scheinbar keinerlei Gefahreninstinkt. Jin hatte sie schon fast erreicht, als sie tief unter sich ein Grollen vernahmen. Jin blieb augenblicklich stehen und Luxia verkroch sich in Aideens nassen Klamotten. Es war wirklich bitterkalt in den Sachen. Cana sah Jin erschrocken an. Jin bemerkte das leuchten unter Canas Füßen und sah Das Gesicht nun ebenfalls. Er rief bestimmt: „LAUFT!“ Wohin war klar, zum Palasteingang. Cana sah ihn nur groß an und Jin fletschte die Zähne. Er streckte die Hand nach vorn und packte sie, wobei er sie wegschleuderte. Er selbst krachte durch den Schwung gegen den Eiszapfen und sprang in die Höhe und dann von dem Stalagmiten zur Seite ab. Eben, wo Cana noch gestanden hatte, hatte sich ein neuer Eiszapfen gebildet, der sie ohne Zweifel getötet hätte.
Jin sah zu Aideen, die ihm gehorchte. Er landete, rollte sich ab und hechtete sich zu Cana. Sie war auf dem glatten Boden hingefallen und er packte sie am Handgelenk. Kurz schleifte er sie einfach hinter sich her, ehe er sie mit solcher Wucht nach vorne schleuderte, dass sie über das Eis an Aideen vorbei rutschte und nun auf ihrem Weg war.
Jin selbst versuchte den Eiszapfen auszuweichen und irgendwie nachzukommen. Hoffentlich geschah Aideen nichts. Er versuchte sie im Blick zu haben, aber er hatte mit sich selbst ziemlich zu tun. Und Elariel? Jin sah zu ihr.

Jins Warnungen, nahm Aideen sehr ernst. Sie rannte einfach los, ohne weiter zu zögern. Sie hatte ein Ziel und das musste sie erreichen. Cana rutschte an ihr vorbei. Zum Glück hatte Jin sie retten können, doch von ihm fehlte noch jede Spur. Auch Elariel war noch gar nicht bei ihr. Einzig Luxia war da. Sie versteckte sich bei Aideen, wo sie vor der Kälte jedoch nicht geschützt war. Sie würden sich hier noch den Tod holen, doch wenn Aideen diese Kette zerbrechen könnte, würden sie vielleicht genug Verschnaufpause haben, um zu genesen, sofern sie alle überlebten. Aideen spürte, das etwas hinter ihr her war. Sie rannte so schnell sie konnte, während immer mehr Eiszapfen aus dem Boden schossen. Cana lag direkt vor ihr. Aideen streckte die Hand aus, packte die Hand des Mädchens und zog sie hoch, ehe sie weiter rannte. 

Elariel war ebenfalls los gelaufen, doch sie blieb ab und zu stehen, schickte Blitze, so das jeder Eiszapfen getroffen wurde. So konnte sie die Verfolgenden Eiszapfen zwar nicht aufhalten, aber wenigstens so weit verlangsamen, oder den Weg ebnen, das sie alle in Sicherheit bringen konnten.

Jin wendete den Blick gefühlt in alle Richtungen Aideen rannte mit Cana vorweg. Elariel war hinter ihnen und suchte mit ihrem Blick wohl nach ihm. Sicher hatte sie auch den Auftrag ihn zu beschützen. Schließlich hatte König Luthien ein Interesse daran, Jin lebend zurückzubekommen. Er dachte sich, dass er an den Eiszapfen zu ihnen springen könnte, weil dort wohl kaum neue entstehen konnten und so sprang er nun von einem zum anderen, doch er hatte seine Rechnung ohne die neu hinzugekommene Begleiterin gemacht. Vor ihm schlug der Blitz ein. „Sch…“ Er verfehlte den nicht mehr vorhandenen Zapfen und krachte aufs Eis, wo er kurz rutschte und dann mit einem „Uff“ gegen den nächsten krachte. Er hatte nicht viel Zeit zu reagieren und rollte sich schwungvoll zur Seite, als unter ihm erneut Eis hinaufschoss. Er rollte sich auf seine Füße und rannte.

Aideen und Cana kamen als erste am Eingang an und rannten hinein. Jin war noch hinter Elariel, die nun auch hineinhuschte, als Jin rief: „Schließt das Tor!“ Links von Aideen war eine Kurbel, die die Steinplatte hinabbewegen könnte: „Schließt das TOR!!!“, rief er noch mal und hinter ihm brachen irgendwelche Eiswesen aus dem Eis. Jin gab noch mal alles und die Steinplatte fing an zügig hinabzurutschen. Er selbst hechtete sich nach vorne und rutschte im letzten Moment unter dem Spalt durch, wobei er nun auf dem Steinboden so harsch abgebremst wurde, dass er sich überschlug und gegen die nächste Wand purzelte, wo er dann in einer fast sitzenden Position stoppte.
Während seiner Flucht vor den Eiskreaturen hatte er zwar bemerkt, dass Elariel versuchte, die Dinger von ihm fernzuhalten. Erst mal schüttelte er benommen den Kopf. Es war stockdunkel hier und Jin war wohl der einzige, der was sehen konnte. Er sah auf zu den anderen und fragte nun beim Aufstehen – er hatte sich dieses Mal zum Glück nichts getan: „Sag mal… Bist du sicher, dass er dich zu unserem Schutz entsandt hat?“ Sie hatte ihn ja nicht mal gesehen. Sie hatte ja helfen wollen, aber wer konnte schon damit rechnen, dass er von Zapfen zu Zapfen springen würde.

Aideen tat was Jin sagte. Sie vertraute ihm und allein deshalb würde sie nicht einfach seine Anweisungen verweigern. Nun nicht alle ... Wenigstens waren sie nun schon einmal hier drinnen. Das Tor war zu und die Dunkelheit umgab sie wie ein Mantel. Aus dem Dunkel ertönte Jins Stimme, noch ehe Elariel ihr Licht erscheinen lassen konnte. 

Elariel hatte getan, was sie konnte. Das sie Jin mal wieder fast in Schwierigkeiten gebracht hatte, war nicht wirklich vor gesehen. Natürlich sollte sie auch ihn beschützen, denn er war der Schlüssel zum Frieden zwischen den beiden Völkern. Sie ließ das Licht an ihrem Stab erscheinen, sah lächelnd zu Jin und antwortete: 
"Eigentlich schon, nur scheinbar wollt ihr es mir sehr schwer machen, euch alle zu schützen."
Nun woher sollte sie wissen, das er  von Eiszapfen zu Eiszapfen hüpfen wollte. Es musste schnell gehen und sie wollte nur sicher gehen, das sie nicht später noch jemanden aufgespießt zurück gelassen hatte. 

Als das Licht erstrahlte, sah Aideen sich um. Der Kompass leuchtete regelrecht. Er zeigte auf eine Tür, die da an der Wand war. Aideen ging langsam darauf zu.

Jin schirmte kurz seine Augen gegen Elariels Licht ab. Es tat nicht wirklich weh, aber da er seine Augen sehr schnall an absolute Finsternis gewöhnen konnte, blendete es für einen kurzen Moment. Er schüttelte nur den Kopf und ging nicht weiter darauf ein. Er war ja auch nicht nachtragend und im Gegensatz zum letzten Anschlag ihrerseits war ja auch nichts passiert. Cana wusste durchaus, dass er ihr schon wieder das Leben gerettet hatte und sie wollte sich bedanken, aber sie wollte ihm auch nicht auf die Nerven gehen.
Jin griff in Aideens Kleidung, als sie eben den nächsten Schritt tun wollte. Er machte es ganz beiläufig und ohne irgendwie Panik zu verbreiten. „Ab jetzt… müssen wir alle sehr, sehr vorsichtig sein.“
„Mussten wir doch eben schon.“, sagte Luxia. Jin sah kurz zu ihr stellte Aideen einen Schritt zur Seit und machte selbst den Schritt, den sie hatte gehen wollen. Ein Pfeil flog direkt darauf auf ihn zu und er fing ihn aus der Luft. Vorne von der Spitze glänzte etwas, was sicherlich Gift war.
„Diese Festung wimmelt vor Fallen. Die Bewohner aktivieren sie nur in Notzeiten und ich schätze mal…“ Er deutete mit der Hand eine Ausladende Bewegung an. „Dies ist ein Notfall.“ Jin ließ den Pfeil fallen und Cana war ganz blass. „I-ich glaub… ich warte… dann lieber hier.“ Von draußen hörten sie, wie die Kreaturen versuchten einzudringen. Cana quietschte ganz leicht und fügte an: „Ich komm doch lieber mit!“
Jin wusste nicht ob er jede Falle erkennen könnte und er wusste auch nicht, ob er verantworten könnte, dass Cana irgendwas ausversehen anfasste und sie alle in den Tod schickte. Am wohlsten wäre ihm wirklich gewesen, wenn er und Aideen alleine gewesen wäre. Er stieß die Luft aus.
„Bleib an meiner Seite.“, sagte er zu Aideen, aber auch Cana kam zu ihm. Sie nahm ungefragt seine Hand und Jin sah sie merkwürdig an. „I-ich… will nicht aufgespießt… werden.“ Außerdem war ihr kalt. Und Jin fror tatsächlich zur Abwechslung auch.

Wieder rettete Jin Aideen das Leben. Sie hätte die Falle nicht bemerkt. Sie blieb an Jins Seite. Ja, es war wirklich gefährlich. Sie hatte nicht vergessen, von was die letzte Kette bewacht worden war. Allerdings war die Spinnenkönigin nur so boshaft, weil sie verzweifelt gewesen war. Vielleicht war es hier ähnlich. Aideen konnte nur hoffen, das sie einem anderen Wesen ebenfalls Frieden bringen könnte. Cana hielt sich direkt bei Jin fest. Elariel folgte Jins Schritten. Sie bemerkte wohl, wie sehr alle froren. 
"Wir sind alle nass. Draußen warten Ungeheuer auf uns. Wir müssen uns beeilen, wenn wir hier nicht erfrieren wollen, aber bitte, seid auf der Hut. Tut was Jin euch sagt. Ich weiß nicht, ob wir alle Fallen entdecken können. Wir können es nur hoffen."
Sie war sich nicht sicher, ob sie hier in diesem eisigen Gefängnis einen warmen Wind herauf beschwören konnte. Wäre er zu kalt, würde sie die Gesundheit und vielleicht auch das Leben ihrer Schutzbefohlenen riskieren. besser sie ließ es bleiben, aber sie könnte die Kälte nutzen, um Hagel oder kleinere Eisbrocken als Lockvogel vor zu schicken.

Jin ließ Cana gewähren. Besser als wenn sie Fallen auslöste. Sie gingen also durch diesen Irrgarten. Der Kompass war hier um so nützlicher, denn er zeigte den Weg durch das Labyrinth aus Gängen und Räumen. Es war totenstill und alles war kalt. Aber der Boden war nicht vereist. Nur eben kalt. Jin schob Cana hin und wieder fast beiläufig in die richtige Richtung und auch Aideen warnte er hin und wieder vor. Auch wenn sie die eine oder andere Falle erkannte, so zeigte er sie trotzdem jedes Mal an. Sicher war sicher. Sie liefen den halben Tag durch das Gänge-System und es wurde nicht wärmer. Jin hatte seinen Umhang mittlerweile umgelegt, aber der Hauchdünne Stoff schützte nicht wirklich. Seine Lippen waren schon ganz blau gefroren und auch die Fingerspitzen. Konzentrieren fiel echt schwer. Aber nun standen sie in einem Raum mit erloschenen Feuerschalen. Vielleicht konnten sie sich kurz aufwärmen?
„Wir s-sollten hier rasten.“, sagte er völlig durchgefroren. Den anderen würde es wohl mindestens eben so gehen und so blickte er zu Elariel. Sicher konnte sie Feuer machen oder? Er sah zu Aideen. Sie scheute das Feuer, aber auch sie, musste warm werden. Die Damen waren es noch weniger gewohnt bei der Kälte zu existieren, als er. Und er wollte nicht, dass sie noch krank wurden. Er selbst ließ den Blick durch den Raum schweifen. Nichts. Hier schien es zumindest auf den ersten Blick keine Gefahren zu geben.

Dieses eisige Labyrinth würde sicher für einige ein passendes Grab gewesen sein. Wussten sie doch nicht, was hier sein Unwesen trieb. Jin achtete sehr auf alle. Er war wirklich ein ausgezeichneter Beschützer, wie Aideen fand. Sie sah einige Fallen, aber eben nicht alle. Ausserdem musste sie sich auf das Amulett konzentrieren. Es war kalt und es wurde immer kälter, als sie hinunter gingen. Die Kette würde gewiss im Herzen des Schlosses bewacht werden. Schließlich kamen sie in einen Raum, in dem Feuerschalen standen. Sie waren erloschen, doch die Hoffnung, sie könnten entfacht werden, ließ beinahe alle hier begeistert wirken. Aideen allerdings schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht rasten, denn das könnte erst recht ihr Tod sein. Sie würden sich nicht setzen dürfen, denn das brächte die Gefahr mit sich, ein zu schlafen. Besser sie blieben in Bewegung.

Elariel betrachtete diese Feuerschalen. 
"Ich kann es versuchen, aber wenn es nicht klappt ... wir dürfen nicht stehen bleiben."
Elariel beschwor so viele Flammenkugeln herauf, wie Schalen im Raum standen. Zunächst drehten sie sich im Kreis, schwebten dann Empor und schossen gleichzeitig in einem Bogen direkt in die Feuerschalen.

Jin musterte Aideen sie schüttelte den Kopf. Sie hatte Angst. Er verstand ihr Kopfschütteln nicht als Warnung, sondern einfach als Angst vor dem Feuer. Elariel sagte, dass sie nicht stehen bleiben dürften, wenn es nicht klappte. Aber was sollte nicht klappen? Ihr Feuer entzündete die Schalen und Jin sagte: „Wir werden erfrieren, wenn wir weiter gehen.“
Er blieb also stehen. Das Feuer prasselte behaglich in der Schale und Jin war alles andere als munter. Aideen war immer noch skeptisch und Jin gab zu: „Wir müssen uns ausruhen… ICH muss mich ausruhen.“ Würde seine Konzentration nachlassen, wären sie alle in Gefahr. Er war darin Ausgebildet Fallen zu legen und sie zu erkennen. Niemand hier beherrscht das und auch wenn die beiden Elfen eine ähnliche Wahrnehmung hatten, so entging ihnen doch die ein oder andere versteckte Möglichkeit einer Falle. Hätte Elariel ihn nicht so geschwächt, hätte es sicherlich anders ausgesehen, aber so… Nein Jin braucht eine Pause und die Wärme.
Als er sich nun hinsetzte trudelte Luxia direkt zu ihm herab und er fing sie auf. Er hielt seine Hände in Richtung der Flamme, damit sie wieder auftauten und Cana lehnte sich müde an ihn ran. Für das Kind wäre das ganze nur noch anstrengender, als für ihn oder die beiden Frauen. Das Feuer wärmte jedenfalls und Jin fand, dass es sehr gut tat, während Cana schon an seiner Schulter schlief. Auch er wurde schläfrig du seine Hände sanken in den Schoß, wobei sein Oberkörper etwas zusammensackte.

Ja, es war bitterkalt, sie brauchten alle eine Pause, um die kalten Glieder wieder auf zu wärmen, doch Aideen blieb skeptisch. Es war zu schön um wahr zu sein. Warum sollten hier Feuerschalen stehen, die die Eindringlinge wärmten, wenn sie doch ohnehin nicht erwünscht waren. Das roch nach einer Falle und Aideen war nicht bereit sich der Müdigkeit hin zu geben. Würden sie einschlafen, würden sie nicht mehr erwachen, da war sie sich ziemlich sicher. Besser sie versuchten es anders. Die Kleidung war nass, ja und es förderte die Kälte, denn die Sachen trockneten nicht, sondern wurden nur kälter. Hilfesuchend sah sie zu Elariel. Aideen griff in ihr kleines Täschchen, zog eine kleine Phiole hervor und ging zu Jin. Dort waren alle Gefährten beisammen. Sie legte die Phiole an seine Lippen und schüttete ihm ein kleines bisschen davon in den Mund. Auch Cana gab sie etwas davon. Es würde sie innerlich aufwärmen. Aideen zitterte heftig, aber sie schaffte es auch, Luxia ein wenig zu geben. Nachdem sie auch Elariel, die das Zeug skeptisch betrachtete, etwas gegeben hatte, nahm sie selbst einen Schluck des bitteren Tropfens, der sie sich schütteln ließ. Es dauerte nicht lang, ehe die Kräuter ihre Wirkung zeigten. Sie durften hier nicht bleiben. Sie mussten weiter. Aideen würde es notfalls auch allein versuchen. Noch war da Elariel, doch auch sie war müde. Aideen verzweifelte schon fast. Die Wärme lud dazu ein, sich einfach irgendwo hin zu legen und zu schlafen, aber genau das war das, was sie nicht tun durften. Aideen sorgte sich sehr. Immer wieder sah sie sich um, horchte auf, ob sie etwas hörte, doch da war nichts. Ihre Gefährten wähnten sich in Sicherheit. Der einzige Grund, das sie noch nicht bei ihnen saß und ein schlief, war die Sorge um das, was ihnen allen zustoßen könnte. 

Elariel spürte ebenfalls die Wärme. Sie war sich sicher, das es keine gute Idee war, jetzt ein zu schlafen. Würde das Feuer erlöschen, während sie schliefen, würden sie alle hier sterben. Aideen war so beschäftigt damit sich Sorgen zu machen, das sie scheinbar nicht schlafen konnte. Besser sie versuchten die Anderen zu wecken, damit sie wieder auf die Beine kämen. Eine solche Hinterhältigkeit war doch Maßgebend für den roten König, oder?

Jin wähnte sich nicht in Sicherheit, aber er glaubte auch nicht, in unmittelbarer Gefahr zu sein und ohnehin wäre ein Weitergehen gefährlicher, als kurz zu verschnaufen. Er sah auf, als Aideen ihm das bittere Zeug einflößte, aber mehr auch nicht. Sie war unruhig und konnte dem Frieden nicht trauen und es war gut, dass wenigstens einer Wach war, doch irgendwann streckte Jin den Arm aus und umfasste ihr Handgelenk. Seine warme Hand zog ganz leicht an ihr und schließlich sagte er leise: „Aideen… du musst warm werden.“ Er zog sie sanft zu sich und die Wärme seines Körpers lud ebenfalls ein, sich auszuruhen. Einfach in seine Arme zu fallen und zu schlafen. „Komm…“ Er zog sie herab zu sich und drückte sie an seinen Körper. Er war so schön warm. Er legte seinen Kopf auf ihren Scheitel und seine Hand an ihre Seite. Es fühlte sich so schön an…

Die Wahrheit war eine ganz andere. Die Wahrheit war, sie alle schliefen bereits. Als sie den Raum betreten hatten, hatte sich der Zauber bereits aktiviert. Die Flammen brannten und betäubten sie durch ihre Dämpfe. Gaukelten ihnen vor etwas ganz anderes zu tun, als sie tatsächlich taten und so lagen sie alle auf dem kalten Fußboden, bereit zu sterben.

Aideen fand diese Geste wirklich wunderschön. Sie fand es schön, das Jin sich um sie sorgte, das er sie beschützen wollte und das wohl scheinbar nicht nur wegen der Belohnung die ihm in Aussicht stand, sondern weil er sie ganz einfach gern hatte. Für einen kleinen Moment, schmiegte sie sich an ihn, doch dann schreckte sie genau so schnell wieder hoch. Nein ... sie durften nicht einschlafen. Die Gefahr war zu groß. Für Aideen war es offensichtlich, das sie hier nicht sicher waren. Das war nicht richtig. Sie befreite sich aus Jins griff und stand auf. Sie war zu unruhig. Panik wollte sich in ihr ausbreiten. Alle, außer ihr und Jin, schliefen mittlerweile, nur sie war noch wach. Wie sollte sie sie alle aufwecken? Sie wusste es nicht, aber es musste einen Weg geben. Hektisch sah sie sich um. Sie durfte nicht einschlafen. Sie musste die Anderen vor der Kälte und dem Tod retten. Sie musste Celestria befreien, damit das Chaos gebannt werden würde.

Wieder erhob sie sich von ihm und wieder spürte sie die eisige Kälte, außerhalb von Jins Armen. Er sah zu ihr hoch. Sah sie mit seinen wunderschönen roten Augen an und streckte ihr erneut die Hand entgegen. „Aideen bitte. Du wirst dir den Tod holen.“ Er sagte es so ruhig und so sanft. Es war so verlockend und so verführerisch und Jin lächelte sie an. „Ich möchte dich doch nur beschützen. Komm in meine Arme, Aideen.“ Cana wachte auch auf und kuschelte sich enger an ihn. Dann sah sie hoch zu Aideen und lächelte ebenfalls. Ihre Wange schmiegte sich an Jins Brust und er streichelte ihr Köpfchen. „Du bist so schön warm.“, sagte sie leise und meinte dann zu Aideen: „Ruh dich auch einen Moment aus.“

In der Wirklichkeit schwebten dunkle Schatten durch den Raum und postierten sich über den Schlafenden. Sie fingen an die Träume zu fressen und sie würden erst aufhören, wenn ihre Opfer alle tot waren.

Nein ... da stimmte was nicht. Jin würde freiwillig niemals Canas Kopf streicheln. Er war viel zu freundlich. Das da war nicht Jin. Das KONNTE nicht Jin sein. Aideen sah ihn groß an, ging dann aber Kopfschüttelnd zurück. Nein ... das war er nicht. Niemals. Er würde Cana nicht in die Arme nehmen. Er war viel zu eigen dafür. er machte ihr immer wieder klar, das sie ihm egal war, auch wenn es nicht stimmte, wie sie inzwischen wusste. Nein ... sie schliefen ... und sie träumten .. alle! Sie musste auf wachen, um die Anderen zu retten. Sie durfte nicht schlafen.

Aideen regte sich in der Wirklichkeit. Ihr Gesicht war ganz kalt, weil es auf dem kalten Boden lag. Die Feuerschalen brannten in kaltem blauem Feuer und die Kreaturen schwebten über ihnen. Feine silbrige Träume wurden gestohlen. Sie sah diese als dünne Silberfäden, die die Kreaturen aus den Mündern ihrer Mitstreiter saugten. Ihr Phantom war zurückgeschreckt und verharrte unschlüssig über ihr.
Ihre Mitstreiter wirkten blass und feine Eiskristalle waren in ihren Haaren. Luxia schlief immer noch in ihrer Kleidung und so war sie auch geschützt, aber Cana, Jin und Elariel wurden regelrecht leergesaugt. Wie lange mochten sie hier schon so liegen? So blass und kalt wie sie waren. Auch Aideen selbst spürte die Eiseskälte in ihren Gliedern. Sie alle waren deutlich unterkühlt.
Die Phantome selbst schienen keine Körperlichen Schäden anrichten zu können.

Erschrocken sah Aideen sich um. Sie war eisig kalt und auch ihre Glieder schmerzten. Sie sah diese sonderbaren Wesen, welche sich offenbar von den Träumen anderer nährten. Luxia schlief noch immer in Aideens Kleidung. Sie war geschützt und keines dieser Phantome hatte sich an ihr vergriffen. Das Feuer in den Schalen brannte blau und war alles andere als warm. Schnell versuchte sie auf zu stehen, doch das war zu schwer. Sie musste es langsam gehen lassen. Wie verscheuchte man solche Phantome? Sie hielt mit einer Hand Luxia bedeckt, so das sie weiterhin schlafen konnte. Elariel, Jin und Cana lagen da, als seien sie dem Tod schon sehr nahe. Aideen versuchte die Wesen mit der Hand fort zu scheuchen und Jin zu wecken. Sie rüttelte an ihm, als hinge ihr Leben davon ab, was es eigentlich ja auch tat.

Ihr Verscheuchen erregte zwar die Aufmerksamkeit dieser Wesen, aber es richtete keinen Schaden an. Ihre Hand ging einfach durch sie hindurch. Das Eine Wesen schwebte neugierig hinter ihr her und begutachtete, was sie tat. Als sie anfing an Jin zu rütteln, störte sie natürlich das Wesen über ihm und es ließ von ihm ab. Auch dieses schwebte nun hin und her und schien unschlüssig, was hier geschah. Es begutachtete die blaue Flamme und schien zu prüfen, ob noch genug Schlafmittel drin war. Es schien jedenfalls nicht zu verstehen, wieso Aideen wach war.

Jins Körper war eiskalt, als sie ihn berührte. Sie rüttelte ihn und intensivierte ihre Rüttelversuche. Es schien zunächst überhaupt nichts zu bringen. Schließlich aber entlockte sie ihm ein leises Stöhnen. Aber wach wurde er wohl erst mal nicht. Vielleicht konnte sie ihn erst mal wärmen mit ihrem Trank, den sie ja nur in ihrem Traum benutzt hatte, nicht aber in der Wirklichkeit.
Nach einigen Versuchen jedenfalls wachte er auf. Er sah Aideen geschwächt an und ein Ausdruck von Bedauern legte sich sehr kurz auf seine Züge, dann aber sah er sich erschrocken um. Er fühlte die Grabeskälte in seinen Gliedern und sah die Phantome, die überhaupt nicht wussten, was hier los war. Jin versuchte aufzustehen und klatschte erst mal wieder hin. Er sagte zitternd: „W-wir m-müssen s-s-sie wecken!“ Er rutschte zu Cana und hob sie an. Er nahm sie in die Arme und schüttelte sie, achtete aber darauf, nicht ihr Genick zu verletzen. Er tätschelte ihre Wange und ignorierte die Phantome. Sie alle schwirrten nun herum und schienen nicht zu wissen, was sie jetzt machen sollten. Gut so. Solange sie nicht angriffen. Er schleppte sich zu Aideen und Elariel und sagte: „Wir müssen… h-hier raus-s-s.“ Er konnte sich nicht erinnern, jemals SO gefroren zu haben.

Irgendwie taten Aideen diese Wesen fast leid. Sie wussten nicht, was hier geschah und sie schienen unschlüssig, was nun zu tun wäre. Wenigstens Jin war schon mal aufgewacht. Er war steif vor Kälte und auch sie fror so sehr, das sie kaum ohne zu zittern gehen konnte. Elariel hatte auch schon Eiskristalle in den haaren. Auch sie versuchte sie durch heftiges Rütteln zu wecken. Als sie sich regte, die Augen öffnete und begriff, was hier geschah, nahm Aideen ihren Umhang ab und versuchte damit die blauen Flammen zu löschen. Sie zitterte so sehr, das sie kaum noch wusste, wie man sich bewegen sollte. 

Elariel kam auch zitternd und nur sehr schwerfällig auf die Beine. Aideen versuchte die Flammen zu löschen, doch mit dem Umhang schien es nicht zu gehen. Sie mussten sofort hier raus, wie Jin ja schon richtig fest gestellt hatte. Aideens Amulett leuchtete so stark. Es schien sie regelrecht irgendwo hin führen zu wollen. Sie fanden eine Tür, durch die sie gehen konnten. Jin trug das Kind. Sie war als einzige noch nicht wieder zu sich gekommen.

Jin schaffte Cana aus dem großen Saal und auch die anderen Frauen kamen hinterher. Er glaubte zu erfrieren. Wie musste es den anderen gehen? Jin versuchte Cana zwar zu wärmen, aber er war ja selbst durchgefroren. Er wickelte sie zitternd in seinen eigenen Umhang und drückte sie an sich. Wie hatte das passieren können? Jin fragte: „A-alle… in Ordnung?“ Er ließ den Blick müde und schwach schweifen. „Luxia…“ Doch Aideen konnte ihn natürlich leicht beruhigen. Er hielt Cana weiter fest und schleppte sich voran, wenn sie nicht bald in wärmere Gefilde kämen würden sie hier wirklich sterben.
Die Phantome folgten ihnen jedenfalls nicht und verharrten in ihrem Zimmer. Immerhin. Wie lange hatten sie wohl geschlafen? Wie weit wäre es noch? Was erwartete sie wohl als Nächstes? Der Palast hatte sich so verändert. Jin konnte nicht vorhersagen, was passieren könnte. Und doch mussten sie weiter. Es war sicherlich nicht mehr weit.
Sie streiften durch die Gänge und Jin ging vorweg. Sie sollten ihm einfach genau folgen und da er so langsam ging, war es auch in Ordnung. An jeder Kreuzung sah er nach dem Weg, den das Amulett beschrieb und schließlich kamen sie in einer großen Halle an. Es war der Mittelpunkt des ganzen hier und hier war es noch kälter, als zuvor. Als sie die Tür geöffnet hatten, war ein regelrechter Luftzug entstanden. Jin jedenfalls stolperte und krachte auf die Knie, während Cana nun wohl durch die Erschütterung erwachte. Sie sah jedoch sehr schwach und nur mit halb geschlossenen Augen und verschwommener Sicht zu Jin auf. Er ächzte und blickte geradeaus. „Dort…“
Die anderen hatten sie sicherlich auch schon gesehen. Die große Kette, die sich schemenhaft und eisblau in der Mitte des großen Saals befand. Um sie herum waberten Nebelschwaden und Jin vermutete, dass es dort noch mal um ein Vielfaches Kälter wäre. Um die Kette herum standen auch zu Eis gefrorene Waldwesen herum, die wohl schon versucht hatten, die Kette zu zerstören. Jin konnte nicht mal klar denken. Er wollte nur schlafen und dieser Kälte entfliehen.

Sie alle froren und sie alle wären am liebsten eingeschlafen. Aideen hatte noch nie so sehr gefroren wie jetzt, aber sie musste durch halten. Die Kette war direkt vor ihr und sie musste zerstört werden. Nur dann würde das Eis verschwinden und Celestrias Licht diesen Ort wieder erwärmen. Müde, frierend, zitternd und am Ende ihrer Kräfte, ging Aideen näher an die Kette heran. Es war so kalt, dass sie glaubte, jeden Moment zu erstarren. Direkt an der Kette, gaben ihre Beine nach. Aideen griff nach dem kalten Metall, welches ihr augenblicklich die Hände verbrannte. Sie ließ einen Schmerzensschrei von sich hören, der Herzzerreißend war, doch sie ließ die Kette nicht los. Sie musste Celestria von dieser Kette befreien, wenn sie ihre Freunde retten wollte.

Elariel folgte Jin, wie er es gesagt hatte. Da sie nur langsam voran kamen, war es auch kein Problem die Schritte zu halten. In der Mitte eines großen Saals, sahen sie diese Kette. Aideen war so entschlossen. Wo nahm sie nur die Kraft her? Während Jin sich um Cana kümmerte, ging Aideen auf die Kette zu. Elariel würde den Schmerzensschrei der Elfe niemals vergessen. Es schien so viel Leid darin zu schweben und doch eine so unglaubliche Entschlossenheit, die sie bisher bei noch niemandem zuvor gesehen hatte.

Jin wollte gerne einfach umkippen. Er suchte nach Aideen. Sie ging auf die Kette zu. Sie streckte die Hand aus und schrie herzzerreißend auf. Jin spannte die Muskeln und sprang so gut es ging auf. Er reichte Cana schwungvoll und ohne Rücksicht an Elariel weiter. Er marschierte auf Aideen zu, die mittlerweile vor der Kette zusammengebrochen war. Eben so wie das letzte Mal. Sie würde dort sterben… Er packte Luxia, die auch am Ende war und warf sie einfach mit zu Elariel, dann nahm er Aideens leblosen Körper und umarmte sie. Er drückte sie an sich und faltete sie förmlich vor sich zusammen. Er musste sie wärmen und tatsächlich hatte er während er Cana getragen hatte einiges an Wärme generiert, die er ihr nun schenken könnte. Er zog ihre Kaputze über ihren Kopf und kniete da nun mit ihr. Sie auf seinem Schoß zusammengerollt und er leicht über sie gebeugt. Er spürte regelrecht, wie die Kälte seine Haare auskristallisierte. Aideens Gesicht war dicht an sein Herz gedrückt. Er musste sie beschützen. ER war ihr Beschützer und er nahm diese Aufgabe sehr ernst.
Das Bild, welches sich ergab war wirklich schön, aber die Umstände waren ja eher schrecklich. Jin zitterte wie Espenlaub und Aideen lag so schlaff in seinen Armen. Er spürte die Eiskristalle nun auch auf seinem Rücken und in seinem Gesicht, während er die Zähne gefletscht und die Augen geschlossen hatte. Lange würde er es nicht durchhalten. Trotzdem schwieg er.

Aideen erlebte erneut einen Kampf im Inneren der Kette. Wieder schien es als verwandle sie sich in diese seltsame und Anmutige Schönheit in Rüstung und mit Schwert. Erneut musste sie eine Kreatur der Finsternis bekämpfen. Aber mit der Kraft dieser Fremden Elfe gelang ich es mehr oder weniger elegant.

Die Kette bekam risse und Sprünge und schließlich zerplatzte sie in tausende Scherben. Jin schützte Aideens Körper vor diesen, so gut es ging und wurde durch die Druckwelle einige Schritt weit durch den Raum befördert. Er ließ Aideen nicht los und versuchte sich irgendwie abzurollen. Ein tiefes Grollen durchfuhr den Palast und dort wo die Kette war, bildete sich ein Wirbel. Jin umklammerte Aideen immer noch zitternd und nun auch blutend und hoffte, es wäre endlich vorbei.
Der Wirbel hingegen fing an die Kälte aufzusaugen und schließlich drang eine neue Druckwelle IN den Raum und der letzte Rest Kälte verschwand. Die gefrorenen Körper fielen zu Boden. Sie schienen tot…