Alec war stinksauer. Auf Patrick, auf Lizzy und darauf, dass er eingeschlafen war! R lief auf und ab und hätte man ihn angestochen, wäre er geplatzt! Kayla warnte in davor, etwas Falsches zu tun und er blieb stehen, wobei er ihr einen schneidenden Blick zuwarf, der aber sofort wieder aufweichte. Kayla konnte nichts für all das und wollte ihn unterstützen, das wusste er. „Was soll ich also tun? Sie auch noch loben?“ Adam legte beruhigend seine Hand auf Alecs Unterarm, als er nun aufgestandne und zu ihm gelaufen war. Alec ließ es zu und lehnte sich dann an Adam. Er seufzte und schüttelte den Kopf. Sein Ärger flaute etwas ab und Jack unterstützte Kayla indem er sagte: „Hör mal. Niemand verlangt von dir, nicht wütend zu sein, aber wieso ist sie denn weggelaufen? Sie hat offenbar etwas, was ihr auf der Seele liegt. Drakonische Strafen, werden dieses Problem nicht lösen. Kayla hat Recht, Teenager fühlen sich immer bevormundet und schlecht behandelt, das heißt ja nicht, dass das der Realität entspricht, aber wir als Erwachsene können nur ein Gefühl dafür entwickeln, sie diese Phase so angenehm wie möglich durchleben zu lassen.“
Alec ging zur Bar und schenkte sich Whisky ein. Er führte das Glas zum Mund und stellte im gleichen Moment fest, dass er gar nicht trinken durfte Er schloss die Augen und feuerte das Glas durch den halben Raum. Das hatte er lange nicht gemacht. „Alec! Das reicht jetzt! Willst du dich so vor unserer Tochter aufführen?“ Es überraschte ihn. Adam hatte es noch nie SO explizit ausgesprochen. „Sie ist in der Pubertät, da ist alles viel schwerer für sie!“
SIE machte also eine schwere Phase durch? Und was war mit ihm?? Er konnte ja nicht mal mit jemandem reden. WOLLTE es nicht! Er massierte seine Stirn. „Genauso…“, sagte er schließlich und Adam trat wieder zu ihm und versuchte ihn irgendwie zu beruhigen. „Was redest du?“, fragte Adam ihn nun. „Genauso ist es damals passiert.“ Jack sah ihn ratlos an und Alec standen die Tränen in die Augen. Adam tat er leid. War er zu harsch gewesen? Alec ließ den Kopf hängen. „Ich bin abgehauen, von zuhause und dann...“ Jack biss sich auf die Unterlippe, ihm dämmerte, was Alec meinte. Damals, als seine Eltern gestorben waren. Sie waren gestorben, weil sie nach ihm gesucht hatte. Alec hatte ja nicht wissen können, dass das alles geplant gewesen war. „Alec…“, sagte Jack leise.
Alec hatte überhaupt keine Lust, sich mit Lizzy auseinanderzusetzen. Sie würde nur wieder verletzend sein und das war das letzte, was er nun gebrauchen konnte. Alec sah auf. „Ich war genauso.“ Nur das er nicht der Sohn eines Milliardärs war. ER hatte nicht an jeder Ecke mit einem Entführer rechnen müssen. Und ER war auch kein kleines Mädchen gewesen, was viel zu schön war für ein Kind. Er wirkte mit einem Mal nicht nur zornig, sondern auch traurig und müde. Dann fing er jedoch an zu lächeln. „Ich weiß, ich bin auch schwierig, Freunde. Danke, dass ihr auf mich aufpasst.“ Jack ging da Herz auf, als Alec das sagte und Adam lächelte glücklich, ehe er Alec in den Arm nahm. Zwischen Adams Armen wirkte Alec immer ein wenig kleiner und schmaler, als er eigentlich war.
Lizzy hingegen saß bei Elsa im Auto und Sebastian fuhr ihnen nach. Sie schwieg eigentlich die ganze Zeit. Elsa wollte nicht, dass sie bestraft wurde. Aber auch Lizzy war klar, dass sie Scheiße gebaut hatte. Sie wusste doch, wie ihr Vater war und eigentlich war das ja auch der Grund, warum sie überhaupt losgelaufen war. Wenn er wüsste, dass sie geraucht und getrunken hatte, würde er sie nie wieder aus dem Haus lassen! Sie sah unzufrieden aus dem Fenster und schließlich rollten sie auf den Hof des Anwesens. Sie machte sich darauf gefasst, einfach in ihr Zimmer zu laufen.
Als sie nun aber von Elsa und Sebastian flankiert zum Haus hereinkam, war es ruhig Adam stand auf dem Flur, da sie ja alle gehört hatten, wie die beiden Autos vorgefahren waren. „Komm, Lizzy.“, sagte er sanft und Lizzy bekam die Hoffnung, dass es doch gar nicht so schlimm werden würde. Adam war immer verständnisvoll, vielleicht hatte er Alec ja beruhigen können? Sie folgte also. Sebastian und Elsa zogen sich nun zurück.
„Tante Kayla? Onkel Jack?“, entfuhr es ihr als erstes. Ihr Vater saß neben ihnen auf dem Sessel und hatte die Arme verschränkt. Er sah sie nicht an. Toll, dachte sie sich und kam ins Zimmer. Dann ignorierte sie ihn eben auch. Sie fragte nur: „Was macht ihr denn hier?“
„Sie haben nach dir gesucht.“, erwiderte Alec nun anstelle von den beiden. Oh, und WIE unzufrieden er klang. Elisabeth warf ihm nur einen kurzen Blick zu. Sie blieb nun vor dem kleinen Couchtisch stehen und sah Alec trotzig an, während Adam ihr nun von hinten die Hände auf die Schultern legte. Sie sah kurz auf und Adam sah wie immer eher freundlich aus. Erneut beruhigte sie das.
„Setzt dich!“, befahl ihr ihr Vater und sie verschränkte die Arme. „Ich stehe lieber.“ Nun sah Alec auf. Seine Gletscher-farbenen Augen wirkten stechend und doch ein wenig dunkler als sonst. Sie sah ihm trotzig entgegen und Alec schwieg sie an. Lizzy hielt es ziemlich lange durch und Alec unterbrach das Schwiegen schließlich: „Möchtest du uns was sagen?“
Jack fühlte sich hier nicht sehr wohl, aber Alec hatte darauf bestanden, dass sie blieben. Er hatte es nicht wirklich gesagt, aber sie hatten es gefühlt. Außerdem war Kayla Lizzys Patin.
Lizzy zuckte nur die Schultern, so als wolle sie sagen, sie wisse nicht, was er meine. Alec spannte den Kiefer und löste nun seine verschränkten Arme. Er rutschte ein bisschen nach vorn und fragte nun: „Bist du dir sicher? Meinst du nicht, dass eine Entschuldigung angebracht wäre? Kayla und Jack haben die ganze Nacht nicht geschlafen. Elsa und Sebastian sind durch ganz New York gefahren und haben dich gesucht und sogar die Polizei hat nach dir gesucht!“ Die letzten Worte sprach er etwas energischer aus, versuchte sich aber gleich darauf wieder zu beruhigen. Lizzy funkelte ihn an. „Das wäre nicht passiert, wenn du mir keinen Hausarrest gegeben hättest!“ Alecs Geduld bröckelte. „Also ist es jetzt meine Schuld, dass du einfach von zuhause wegläufst?“ Sie reckte das Kinn nach vorne. „Ganz genau! Ich bin doch kein Haustier, was man einsperrt, wenn man keine Lust hat, auf es aufzupassen!“ Alec fiel ja mal alles aus dem Gesicht. Was sagte sie da? Adam erschreckte sich auch ein wenig vor Lizzys Worten und wollte eben dazwischen gehen, als Alec aufstand und… nun er sah ziemlich stolz aus, wie er dastand. „ICH habe meinen Job aufgegeben, damit ich endlich für dich da sein kann!“, war das Erste, was er ihr mit leicht erhobener Stimme entgegenwarf. Lizzy schien nicht mal zu merken, wie anmaßend und verletzend sie war. Sie antwortete schnippisch. „Ein bisschen spät, findest du nicht? Ich bin fast erwachsen!“ War sie nicht. Alec sah sie ungläubig an. „Ich habe es so satt von dir eingesperrt zu werden! Ich möchte meine Freunde treffen, möchte ganz normal mit ihnen abhängen und nicht ständig einen Wachhund an den Hacken haben! Ich will ein normales Mädchen sein!“
„Du BIST aber kein normales Mädchen!“, widersprach Alec ihr. „Du bis Elizabeth Blake! Du bist MEINE Tochter und das macht dich zu einer Zielscheibe! Verstehst du denn wirklich nicht, dass du nicht einfach hingehen kannst, wo du willst? Du musst vorsichtig sein!“
„Ach ja? Weißt du was? Elizabeth Blak zu sein ist scheiße! Ich komme mir vor, wie in einem Käfig! Alles, was ich mache ist dir nicht gut genug!“ „Das ist nicht wahr!“ „Nicht? Du hast immerzu was zu nörgeln! Du verbietest mir alles und dann sperrst du mich ein, wenn du keinen Ausweg mehr weißt.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Das mache ich nur, weil du nicht begreifst, dass man dich jederzeit entführen könnte, nur um mir zu schaden!“ „Es dreht sich alles nur darum, was DU willst und was mit DIR ist!“, fauchte sie. „Ich hasse dich!“
Alec war es gewöhnt, die worte zu hören, aber dennoch trafen sie jedes Mal aufs Neue. Auch Adam traf das mitten ins Herz und dieses Mal sah Alec davon ab, sie zu ohrfeigen. Er sah sie einfach nur an. Er bebte und hielt die Luft an, außer Stande was zu sagen, starrte er sie einfach an. Seine Brauen warenzusammengezogen und sein Blick war noch immer scharf, wie die Messer die Sebastian zum Kochen benutzte, dennoch wurden sie etwas feuchter. Schließlich brachte er krächzend zustande: „So?“ Er schluckte. „Nun… ich sorge mich eben, weil ich dich liebe.“ Er dachte erneut an seine Eltern. Ihm wurde schlecht. Ihm wurde sogar kotzübel. Und nun setzte er sich resignierend.