Byakuya hatte eben die Stufen hinauf in seinen Tempel erreicht, als ihm Yuki diese hoffnungsvolle Frage stellte. Er blieb stehen und wandte sich nur ganz leicht zu ihr um, sodass r fast mit dem Rücken zu ihr Stand, den Kopf aber zur Seite hatte. „Ich dachte du wolltest kochen?“ Er sprach ganz ruhig und schließlich drehte er sich noch etwas weiter. Er erkannte den Sorgenvollen Blick sehr wohl und Byakuya schien einen kurzen Moment nachzudenken. Wieso mussten ihn alle behandeln, als sei er ein Kleinkind…. Oder besser ein Greis. Es passte ihm überhaupt nicht, wie sie sich dauernd um ihn sorgten, als würde er im Sterben liegen. Kurz ballte er die Fäuste, während Kanata ihn immer noch argwöhnisch musterte und Kaname ihn ebenso betrachtete, als würde er etwas suchen. Silver hatte die Arme verschränkt und Byakuya stieß resignierend die Luft aus. „Ich werde mich duschen, wenn ihr die Güte hättet, solange hier zu werden, werde ich einfach gleich mit euch mitkommen.
Kanames Blick hellte sich etwas auf und auch Yukis Sorge schien das ein bisschen zu nehmen. Kanata musterte ihn noch immer so argwöhnisch und seine Mine weichte überhaupt nicht auf. Er schien wirklich sauer zu sein, aber… da war auch noch was anderes. Etwas was undefinierbar war.
Gesagt getan. Byakuya duschte sich schnell und zog sich etwas Traditionelles an. Denn legte er seine Haar ordentlich und betrachtete sich im Spiegel. Er war blass und doch fühlte er sich nicht unbedingt sehr viel schlechter. Einen Augenblick lang, sah er sich noch in die Augen und für einen kurzen Moment sah er sich selbst in der Dämonengestalt, die Lysandael ihm verpasst hatte. Er nahm die Hand vor den Mund keuchte. Wieder sah er auf. Aber es war alles ganz normal. Zitternd machte er das Wasser an und wusch sich das Gesicht. Er trocknete sich ab und verzichtete darauf, noch mal in den Spiegel zu sehen. Kanata beobachtete ihn, wie er nun den Flur entlang lief und schließlich konnten sie los. Kaname setzte sich mit Shiori schon in das Auto und Kanata ging zum Van. Er sagte: „Byakuya?“ Er wartete, bis er die Aufmerksamkeit seines Schwagers hatte. „Fährst du mit mir?“ Er wartete kurz und Silver ahnte schon, dass er allein mit ihm reden wollte. Er sagte zu Yuki. „Dann fahren wir bei Kaname mit?“ Byakuya sah kurz Kanata an, dann Yuki. Er hatte überhaupt keine Lust, auf das folgende Gespräch, aber er würde wohl nicht drum herum kommen. Er verstand Kanata. Er nickte Yuki also zu und stieg vorne in den Van ein. Die Kinder fuhren also gemeinsam in Byakuyas Auto und Kanata zusammen mit Byakuya. Kurz schwieg er noch und dann sagte er: „Du magst es selbst nicht mitbekommen haben. Und auch die Kinder scheinen es nicht bemerkt zu haben. Aber…“ Byakuya sah aus dem Fenster, bei seinen Worten und wartete bis Kanata die richtigen Worte fand. „Byakuya… Deine Aura… sie ist anders.“
„Ich weiß.“, sagte er nur. Er sah Kanata nicht an. „Aus diesem Grund, werde ich es nicht noch einmal versuchen Kanata.“ Kanata musterte ihn von der Seite. Aber war das auch wirklich in Ordnung? Byakuya war nicht er, wenn er nicht zu alter Stärke zurück fand. Byakuya war einfach nicht er selbst, wenn er so schwach war. „Kanata…“ Angesprochener blickte vor sich auf die Straße. „Du musst mir ein weiteres Versprechen geben.“ Nun sah er Kanata endlich an. Doch dieser antwortete, noch ehe Byakuya was sagen konnte: „Verlange nicht von mir, meinen Schwur zu brechen, Byakuya.“ Byakuya senkte den Blick und sah dann wieder aus dem Fenster. „Schutz besteht nicht immer darin ein Leben zu wahren. Manchmal muss man auch eins nehmen.“
„Aber liegt nicht wahre Stärke darin, lieber eines zu schützen, als es zu nehmen?“ Byakuya sah seinen Schwager an und dieser sagte nun: „Ich schwor, dich zu beschützen Byakuya und genau das werde ich tun. DICH, nicht deinen Stolz und nicht deine Ehre… Nur DICH. DU warst Jun das wichtigste auf der Welt, neben Silver. Ich konnte nie mit dir mithalten, niemals Byakuya. Sie liebte mich aber ihr Herz hing eigentlich an dir und Silver.“ Byakuya sah ihn mit überraschtem Gesicht an. „Und wenn es jemanden in dieser Welt gibt, den ich retten möchte, dann seid ihr beiden das! Ich schwor diesen verdammten Eid an ihrem Grab, ja, aber noch viel wichtiger, als dieser Eid, ist der, den ich ihr zu Lebzeiten gegeben hatte. Er hielt an einer roten Ampel und sah nun ernst zu Byakuya herüber, der wohl geradevöllig durch den Wind war. „Ich habe ihr ins Gesicht versprochen, dass ich dein Leben schützen würde, dass ich dein Herz schützen würde und dass ich deine Familie beschütze. Ich habe ihr geschworen, auf dich aufzupassen und selbst in dunkelster Dunkelheit ein Licht sein werde, was dich an der Hand nimmt, wo sie es nicht konnte.“ Es wurde grün und sie fuhren weiter. Bykauya spürte einen schweren Druck auf seiner Brust. Tränen wollten hervor quellen, aber er verbat es sich nun, ihnen freien lauf zu lassen. Dennoch… eine einzelne Träne löste sich, die hastig seine Wange hinab lief, um sich dann in den weichen Schoß seines Gewandtes zu verstecken. Er wischte sich gedankenverloren über die Wange und wollte etwas sagen. Irgendwas! Aber er fand keine Worte und schließlich wurde es ein jämmerliches: „Danke…“
Sie kamen zuhause an und Byakuya blieb einen kurzen Moment länger sitzen. Er hatte schreckliche Gewissensbisse und ganz furchtbare Gedanken. Er wollte jedenfalls eigentlich nicht weiter darüber nachdenken, was Kanatas Worte für ihn im Umkehrschluss bedeuteten. Er wollte nicht wahr haben, dass sich alles auf eine von ihm selbst erschaffene Lüge stützte und dass er den Menschen immer wieder verletzte, der ihn doch am dringendsten beschützen wollte. Byakuya sah Kanata nach, wie er überschwänglich zum Haus lief und Ein fröhliches ~Halloooo~ in sein Zuhause flötete. ‘Ach Kanata… Du bist ein solcher Narr…‘
Byakuya stieg nun endlich aus und kam zu Yuki, die schon auf ihn wartete. Er hatte den Blick leicht gesenkt und sie sah ihm an, dass ihn etwas sehr beschäftigte. Aber er schien nicht reden zu wollen. Nicht jetzt und nicht hier. Vielleicht später. Er straffte sich und nahm schließlich Yukis Hand, deren Finger er federleicht küsste. Dann lächelte er ein bisschen und sagte: „Ich werde vorsichtiger sein. Mach dir bitte keine Sorgen.“