Kaname blickte Shiori leicht verwirrt an. Tränen wollten in seinen Augen brennen, aber er hielt sie zurück. Er hatte keine oberflächlichen Verletzungen und auch keine Inneren. Zumindest sagte er das und in diesem Fall würde er auf keinen Fall lügen. Yuki brach förmlich zusammen und Kanata eilte ihr sofort zur Hilfe. Midori war auch da und gab auf die Mädchen Acht. Amy hatte sich einfach in ihre Brust geworfen und weinte. Noch nie hatte sie solch eine Kälte in ihrer Brust gefühlt, wie in dem Augenblick, da Lysandael ihr beinahe die Seele entrissen hatte. Azazel zog die Jacke Reis an und er tat dies irgendwie mechanisch. Kanames Worte hatten ihn nicht wirklich überzeugt und er sagte: „Das ist Lysandael und nicht irgend ein verdammter Minidämon! Selbst Byakuya hat ihr nichts entgegenzusetzen!!!“ Schon wieder. Schon wieder zweifelte er an allem. Es war alles seine Schuld. Er wollte gewiss nicht sterben, aber er konnte es nicht ertragen, dass wegen ihm diese Menschen hier so furchtbar litten. Er bereute Plötzlich Byakuya geschlagen zu haben, als sie die Körper getauscht hatten…
Kanata sah sich um, als Rei fragte, wo Ariel war. „Sie war eben noch… hier.“ Er lief zurück zu der Stelle, wo er sie zurückgelassen hatte. „Ariel?“ Keine Antwort. Sein Herz setzte aus und er verlor alle Farbe aus dem Gesicht. „Ariel?“, panisch klang er. „ARIEL!!!“ Doch keine Antwort. Sein Kreislauf sackte in den Keller, es viel ihm schwer sich aufrecht zu halten und so stützte er sich an einem Baum ab. Ihr Tuch war in den Schnee gefallen, was sie getragen hatte, um ihren Hals zu schützen. Er klaubte es vom Boden. Kein Blut, aber… Kanata kamen die Tränen. Was für ein furchtbarer Tag.
Nagrach stieg aus dem Schnee empor und fing die Klinge Kanatas ab, der reflexartig nach ihm geschlagen hatte. Er sah darüber hinweg und lief zu Azazel, der da weinend im Schnee saß. Er sagte nichts und spürte, die Verzweiflung. „Was ist geschehen?“, fragte er nun und auch Mishkhara trat aus dem Dickicht. Die anderen beiden Dämonen waren wohl nicht da. Silver blickte den Dämon an und schien dann regelrecht zu explodieren: „Wo warst du?! Wo warst du, als Azazel in Gefahr war?! Wenn du für seinen Schutz hier bist, warum bist du dann nicht hier gewesen?!“
„Silver…“, mahnte Azazel kraftlos.
„Ich muss mich nicht vor dir rechtfertigen Mensch…“, sagte Nagrach nur kühl.
„Lysandael…“, sagte Azazel. „Sie…“ Er brach ab und sah dann so leidvoll hinauf, dass er einem Leid tun konnte. Nagrach sah auf ihn herab und kniete sich dann hinab. „Sie war hier?“, fragte der Erzdämon. „Sie hat Byakuya.“
„Er ist nur ein Mensch.“ Azazel blickte nun überrascht zu seinem Bruder. „Wichtig ist nur, dass dir…“ Die schallende Ohrfeige Azazels saß und nun war es Nagrach, der überrascht aussah. „NUR ein Mensch?! Er ist mein Freund! Er hat mich beschützt, als Lilith mich verbannt hat! Hat mich vor Lysandael bewahrt und war bereit sein Leben zu geben, um seine Familie und seine Freunde zu beschützen!!! Wie kannst DU es wagen, so über ihn zu reden?!“
„Azazel…“ Mishkhara sah zu ihm und legte Nagrach die Hand auf die Schulter, der zu dieser herüber sah. „Beruhige dich.“
„Mcih beruhigen?! Meinet wegen sterben Menschen! Sie verlieren einander und leiden! Ich bin eben nicht wie ihr! Mich stört es, wenn andere Schmerz und Leidd erfahren, also sag nicht, ich soll mich beruhigen!!!“ Er sah nun wieder auf den Boden, ballte beide Hände zu Fäusten und sagte mit heiß loderndem Zorn in seiner Brust. „Lysandael… Du willst Krieg? Du kannst deinen Krieg bekommen! Ich werde dich finden und deinem Treiben ein Ende setzen! HÖRST DU!? ICH WERDE DICH VERNICHTEN!!!!“ Seine Stimme überschlug sich ein paar Mal und sein Blick spiegelte das Höllenfeuer selbst wieder. Kaname sah zu Yuki und dann zu den anderen. „Er wird zurückkommen… Es ist einfach nicht sein Stil…“ Er brach ab und blinzelte die Tränen weg.
Kanata wankte zu den anderen zurück und sagte: „Sie haben Ariel…“ Der Mann wirke mit einem Mal so viel älter und Silver ging zu seinem Vater, um ihm beizustehen. „Sie haben… Ariel…“ Pure Fassungslosigkeit spiegelte sich in seinen Worten wieder und der Bannkreis erlosch.
„Wir… sollten erst mal zurück ins Haus gehen.“
Byakuya stand mitten im nichts. Vor seinen Füßen und rings um ihn her lagen tote Dämonen. Interessant, dass sie sich in dieser Dimension nicht in Asche verwandelten. Er hatte eben sein Schwert weggesteckt und die Augen geschlossen. Er hatte eine tiefe Wunde am linken Unterarm, die grotesker Weise an der Stelle war, an der er Lysandael den Arm abgetrennt hatte. Ironisch. Er blickte auf, als er eine neue Welle von Dämonen herannahen spürte. Er zog sein Schwert und sagte: „Zerstreue… Senbonzakura.“ Und es geschah. Er würde nicht verlieren… er würde nicht aufgeben. Aufs neue verloren viele Dämonen ihr Leben und Byakuya erhielt noch zwei weitere Wunden, die er ohne zu murren einsteckte. Er holte mit dem Schwertgriff aus und sein Arm wurde festgehalten. Dann der andere. Byakuya sah den Dämon hinter sich kühl an und die winzigen Klingen griffen an, vorher aber brach hörbar sein linker Arm. Dennoch war der Dämon Geschichte. Byakuya landete auf dem Boden und ging dann auf ein Knie herab. Er hatte eine Kopfwunde, die ihm langsam die Sinne schwinden ließ. Er stützte sich mit dem rechten Arm auf dem Boden ab und keuchte. Verflucht, wenn das so weiter ging. Er richtete sich langsam auf und versuchte bei Sinnen zu bleiben. Dann öffnete sich erneut ein Tor. Lysandael… Sie sah wütend aus und kam auf ihn zu. Byakuya räumte sich nicht viele Chancen ein, zu überleben, aber er würde versuchen, dieses Biest mit ins Grab zu nehmen.
„Lysandael… Hier wirst du dein Ende finden.“
„So wie du aussiehst, glaube ich da nicht wirklich dran, Byakuya. Du hast nichts, was du mir entgegen setzen könntest… Du…“
Byakuya griff ohne ein weiteres Wort an. Er war so schnell bei ihr, dass sie vor überraschung die Augen weitete und seinem Hieb in letzter Sekunde auswich. Byakuya setzte ihr nach, traf sie und schnitt durch sie hindurch. Ihr Körper jedoch war eine Art Wolke, sodass er keinen Widerstand spürte. Er zog sich zurück und beobachtete. Lysandael lachte und sagte: „Noch mal gelingt es dir nicht mich zu verletzen! Byakuya Kuran, du sollst leiden und dich in Qualen winden!!!“
Sie griff nach seiner Seele und Byakuya erstarrte unfähig sich zu bewegen. Er ging in die Knie und betrachtete sie mit einem kühlen Blick. „So viel Eitelkeit, steht dir nicht Byakuya.“ Sie grinste überheblich und kam näher. Sie packte ihn am verletzten Arm und zog ihn an diesem Hoch, sodass sie ihm tatsächlich ein leises Stöhnen entlockte. Ihre linke Hand war eine Art verfestigte Finsternis. Nur deshalb konnte sie ihn auch och ziehen, ohne seine Seele loszulassen. „Ich könnte dir dein wertloses Körperteil einfach abreißen… Sing für mich.“
„Bankai!“, sagte, Byakuya, ließ das Schwert fallen und es versank im Nichts. „Senbonzakura Kageoshi.“, fügte er an.