Luca sah Kyla ein wenig mitleidig an. „Du hast etwas missverstanden, das passiert. Mach dir keine Gedanken. Er wird dir verzeihen, wenn du dich bei ihm entschuldigst, er ist nicht sonderlich nachtragend, weißt du. Und außerdem…“, sie nahm Kylas Hände und lächelte. „…seid ihr doch Freunde.“ Sie drückte Kyla an sich und wollte nur, dass sich nun alle wieder beruhigten. Ich werde es noch heute Nachmittag verkünden lassen und in ein paar Tagen, werden wir öffentlich heiraten. Ich möchte, dass du meine Trauzeugin bist Kyla.
Während dessen, versuchte Geralt Zel irgendwie wieder zu beruhigen und wartete eine ganze Zeit, ehe er es offenbar von selbst schaffte. „Zel… Sie hat dich falsch verstanden.“
„Ich weiß.“
„Ihr werdet euch doch hoffentlich wieder vertragen?“ Schweigen. „Zel?“ Er hob den Blick und Geralt war entsetzt, wie verletzt er war. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie DAS ausgerechnet das, wofür ich mich am meisten verachte, von mir denkt…“
„Du musst dich nicht dafür verachten.“, sagte Geralt leise. „Es ist geschehen und…“
„Spar dir die Worte!“, sagte er wenig aggressiv. „Ich weiß, was ich getan habe… besser, was ich nicht verhindert habe und es gibt nichts, was es schöner machen könnte…“
„Du irrst dich!“, sagte Geralt nun streng. „Ein blick in Lucas Augen, wenn sie dich ansieht, wenn sie über eure Kinder spricht! Nur ein Blick und plötzlich ist die ganze Sache so schön, wie bei jedem anderen Paar sonst.“ SO hatte Zel es noch nie betrachtet. Er senkte den Blick.
„Was ist los? Das ist doch sicherlich nicht alles. Was bedrückt dich?“
Zel schwieg und Geralt wartete. Scheinbar suchte Zel nach Worten und fand keine.
„Es ist… einfach alles… Die Welt liegt bald im Krieg und Luca ist so stark, ich habe eingesehen, dass ich ihr eine größere Hilfe bin, wenn ich ihr wenigstens ein wenig zur Seite stehen kann in Regierungsfragen, aber…“
„Du traust es dir nicht zu?“ Zel nickte. Geralt lächelte und meinte: „Ich bewundere dich für deinen Mut. Ich wüsste auch nicht, ob ich das könnte.“ Zel lächelte matt und wusste, dass Geralt das sagte, um ihn aufzuheitern. „Und was ist es noch?“, bohrte Geralt nach.
„Ich… musste an Euphemia denken.“
„Wer?“
„Meine Mutter.“ Geralt schwieg. Er wollte jetzt bloß nichts Falsches sagen. „Ich… habe sie… Ich hätte sie retten müssen… Aber nicht mal das konnte ich. Ich bin ein miserabler Beschützer.“
Geralt sagte nichts. Ihm jetzt gegen an zureden, würde sowieso nichts bringen. Er betrachtete Zel lediglich und wartete. Zel blickte auf seine Hände wieder rannen Tränen herab. Er hatte ihr nicht mal Lebewohl gesagt. Er war viel zu schockiert gewesen und dann war es zu spät. Er schlug mit der Faust auf den Boden und Geralt legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Wozu habe ich die Magie gelernt? Wozu bin ich von ihr weggegangen, wenn ich sie nicht beschützen konnte?“ Geralt ließ ihn noch eine Weile seinen Gedanken nachhängen und sagte dann: „Um jetzt die Welt zu retten.“ Überrascht sah Zel nun auf. „Ich kenne deine Mutter nicht, aber ich bin sicher, dass sie nun auf dich herab sieht und sich nicht wünschen würde, dass du dir solche Vorwürfe machst. Geschehen ist geschehen und nun brauchen dich deine Freunde… deine Frau. Und sie brauchen dich stark. Geh zu ihrem Grab. Rede mit ihr. Trauere… aber dann komm zurück und sei so stark, wie du es sein sollst. Die Toten sollen wir achten, doch die Lebenden, kannst du immer noch beschützen, Zel.“
Irgendwie gab ihm das neuen Mut, gab ihm Kraft und schenkte ihm Hoffnung. Er wischte sich die letzten Tränen weg und nickte. „Ich danke dir, mein Freund.“ Er erhob sich und sein Blick war entschlossen, als er nun aus dem Raum ging. Geralt hoffte, dass diese Unterhaltung ihn genügend abgelenkt hatte, damit er Kyla nun nicht zusammen stauchte. Er folgte ihm.
Luca sah ihn abwartend an und Zel ging auf sie zu. Er kniete sich vor sie, ohne Kyla eines Blickes zu würdigen. „Mein Entschluss steht, ich werde nicht wanken.“ Dann endlich wendete er sich Kyla zu. Er betrachtete sie streng und dann, ganz vorsichtig, ja fast zerbrechlich legte sich ein hauchzartes Lächeln auf seine Lippen. Es erreichte seine Augen, die ganz rot waren und dann sagte er: „Ich verstehe deinen Zorn.“ Er hob die Hand um ihr zu signalisieren, dass sie ihn erst zu Ende sprechen lassen sollt, hätte sie Einwände. „Ich verstehe nicht, warum du geglaubt hast, was du geglaubt hast, aber es ist in Ordnung. Dennoch…“ Sein Blick wurde wieder strenger. „Ich bereue nicht, was ich getan habe.“ Luca sah ihn nun ungläubig an. „Ich bereue es nicht, weil ich diese Kinder schon jetzt liebe.“ Luca blieb fast das Herz stehen. „Ich bereue es nicht, weil ich sehe, wie glücklich Luca ist und ich bereue es auch nicht, weil das Resultat auch mich glücklich macht.“ Er machte ein kleine stilistische Pause und erhob sich. „Und ich würde es genauso wieder tun.“ Selbst Geralt stand nun der Mund offen.
„Die Menschen streben nach Glück und so wie ich das sehe sind diese beiden Kinder der Inbegriff des Glückes. Ich blicke nicht zurück! Ich bereue nicht! Und ich werde an deiner Seite sein, Luca und deinem… unserem Volk dienen, wie es sich gehört.“
Stille… Hätte Geralt gewusst, wie viel seine Worte in ihm verändern konnten, er hätte schon viel eher mit ihm gesprochen. Hätte man ihm vorher gesagt, was mit Zel passieren würde, er hätte es nicht geglaubt. Nun sah Zel nicht mehr aus, wie der unterwürfige Sklave, sondern wie ein stattlicher und großer Mann.