Es war nicht mal wirklich, dass Misaki ihn ebenso wie auch Kanata ihn immer überfielen. Bei Kanata war es ein allgemeines Unwohlsein, wenn er in der Nähe war und Misaki hatte eben nur ausversehen genau das Falsche gesagt. Er stieß die Luft auf. Ja… Er war schon Vater und Yuki war die einzige, die es wusste. Nicht mal sein älterer Bruder wusste es. Wie würde er darauf reagieren? Das letzte Mal hatte er nur mit Byakuya gespielt. Er hatte es bemerkt, dass seine Kraft weg war. Ob er das bei der nächsten Begegnung, gegen ihn verwenden konnte? Byakuya setzte sich. Er wollte seinen Bruder nicht töten. Er blickte auf seine Hände. Hatten sie nicht schon genug Blut gesehen? Er wollte nichts weiter, als zuzusehen, wie seine Kinder aufwuchsen. War das wirklich zu viel verlangt? Irgendwie machte ihn das Zornig. Er schüttelte den Kopf. Schon wieder hatte er sich eben gehen lassen und sich die blöße gegeben, einfach aus dem Raum zu gehen. Er suchte irgendwas, was er mitbringen könnte, nur was? Er sah sich im Arbeitszimmer um und schließlich nahm er einfach das Manuskript. Yuki hatte es schon größten Teils durchgelesen, aber den neuen Teil konnte Misaki auch einfach mitnehmen, Yuki würde ihr eventuelle Änderungen dann eh noch mitteilen.
Er verließ also wieder sein Arbeitszimmer und kam zurück in die Küche. Bis eben hatte Misaki noch Yuki zugehört und ihr mehrfach versichert, dass sie auch gerne mal auf die Kinder achten würde, wenn irgendwas war und sagte nun: „Klar ist Kaname sein Sohn, da er ihn aufgezogen hat. Und ihn hat er zu einer wirklich großartigen Person erzogen, aber es ist doch was ganz anderes, ein Kind mit einer Frau zu zeugen, die man liebt!“
Byakuya blieb im Türrahmen stehen und die Blätter des Manuskriptes glitten ihm aus der Hand. So schnell, dass man mit dem bloßen Auge nicht folgen konnte, schnappte er aber wieder danach und hatte den typischen Blick drauf, wenn Misaki im Haus war. Unzufrieden, aber irgendwie auch so, als könne er schon darüber hinwegsehen. Mann hätte diesen Ausdruck in seinem Gesicht durchaus als den „Misaki-Blick“ bezeichnen können. Yuki jedoch wusste genau, wie sehr ihn das nun wieder getroffen hatte, obwohl er es auch vor ihr zu verstecken versuchte.
„Hast du keine Arbeit, um die du dich kümmern musst?“, fragte er nun ruhig und so, als würde ihn die Antwort nicht mal interessieren.
„Ach, Byakuya, du alter Griesgram. Nun lass mich doch mal ein bisschen Freude an eurem Glück haben!“ Sie kicherte. Obwohl Byakuya sie immer so behandelte, mochte sie ihn. Ja sie glaubte sogar, dass Byakuya sie im tiefsten innersten auch mochte.
„Wenn du unbedingt musst…“, sagte er nur und legte das Skript behutsam ab. „Es ist noch nicht fertig, Yuki schickt dir die späten Änderungen.“
„Setzt dich doch zu uns Byakuya. Trink einen Tee mit uns.“ Byakuya tat es. Misaki musterte ihn und meinte dann: „Na, du wirst dann viel zu tun haben, nehme ich an? Und kaum Zeit für den Job haben, oder?“ Byakuyas Braue zuckte einmal kurz. Bis eben hatte er auf den Tisch gesehen und hob den Blick nun. Seine Augen hätten sie augenblicklich filetiert, wenn es möglich gewesen wäre und er sagte: „Misaki, du bist doch nicht hier, nur wegen des Skriptes, was willst du, dass ich tue.“
Misaki lachte leicht verlegen und ein wenig als wolle sie ihre Unsicherheit kaschieren. Dann aber sah sie lächelnd auf den Tisch, ehe sie den Blick wieder hob: „Deine Person war lange genug ein Geheimnis. Der Verlag will, dass du in der Öffentlichkeit präsent bist. Sie wollen eine Lesung und du sollst dort Bücher signieren.“
„Ende des Gesprächs.“
„Byakuya…“
„Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass das niemals geschehen wird.“
„Wieso bist du so schüchtern? Der Verlag will es so.“
„Ach ja? Dann wechsle ich den Verlag. Fertig.“ Misaki sah ihn schockiert an. „W-was?“ Byakuya erhob sich nun und Misaki sah ihm ungläubig nach. „Wenn ihr unbedingt ein Gesicht braucht, dann nehmt doch irgendwen, es kümmert mich nicht.“
„Aber MICH!“ Misaki hatte schon fast Tränen in den Augen. Er WAR aber auch immer abweisend. „Ich habe dich stets unterstützt und ich habe immer getan, was du wolltest, habe deadlines verschoben und den Vorstand vertröstet… WAS habe ich dir getan, dass du SO bist?“ Byakuya sah sie mitleidlos und kühl an. „Ich habe dich ja wohl nicht dazu gezwungen.“
„Ich habe dich in Schutz genommen und all deine nächtlichen Ausflüge gedeckt. Ich habe sogar meinen Kopf hingehalten als due einfach so verschwunden bist und dich niemand aufspüren konnte!“ Klar, Byakuya war ja auch in der Dämonenwelt gewesen. Byakuya nahm es hin. Er schüttelte nur leicht den Kopf. Was war los mit dieser Frau? Konnte sie ein Nein, nicht einfach akzeptieren?
„Weißt du was Byakuya? Ich werde einen Termin festsetzen. Und DU wirst erscheinen.“ Sie war nun auch aufgestanden und die beiden standen sich nun gegenüber und gifteten sich an. Dann sahen beide, wie abgestimmt zu Yuki. Sie beide schienen nun Unterstützung zu erwarten. Was war schon dabei, wenn er eine Lesung hielt? Misaki verstand es nicht. Und in einem normalen Leben hatte sich Misaki ja nun wirklich alle Mühe gegeben, Byakuya den Rücken zu stärken im Verlag.