Irgendwann hatten ihm auch die Nächtlichen Torturen nichts mehr ausgemacht. Er hatte es nur noch zur Kenntnis genommen. Seine Schrei galten nur noch dem Schmerz und nicht mehr dem Protest. Seine Stimme war dunkler geworden und seine Augen gleichgültiger. Nur wenn er EIlid betrachtete weichte sein Blick auf. Es waren jedes Jahr neue Kinder gekommen, die er gern beschützte, auch wenn er nicht viel sprach. Eigentlich sprach er sogar mit Eilidh kaum. Aber das war auch nicht notwendig, sie verstanden sich auch so.
Eilid war wunderschön geworden, aber Kazel sah in ihr mehr die Schwester, als die Frau. Schließlich kannte er sie schon so lange. Er gab ihr einen Gutenmorgenkuss auf die Wange und erhob sich. Er trainierte auch Sonntags um nicht am Montag gleich wieder aus dem Trott zu sein und begab sich in den Handstand, wo er sich immer wieder ab ließ und hoch stemmte. Dann befestigte er seine Füße mit den Seilen, die am tief hängenden Balken waren und zog immer wieder seinen Oberkörper hoch und letztlich trainierte er die Beine. Das ganze wiederholte er noch vier Mal und seine nackte Haut, seines Oberkörpers glänzte danach leicht. Er fühlte sich gut und dehnte sich dann. Er sagte leise aber bestimmt zu Eilidh: „Ich will ins Erwachsenenlager, willst du mit?“ Sie durften das, schließlich hatten sie Frei. Das hatten sie aber nur gedurft, weil Diana so lange auf Edward eingeredet hatte, bis dieser endlich eingesehen hatte, dass ein komplett freier Tag die Moral der Kids so sehr anhob, dass ihnen die Strapazen der Woche egal wurden. Sie waren so ausgeglichener und deutlich effizienter.
Bluthund missfiel es zwar, dass Diana ihn Vincent nannte, aber er sah darüber hinweg. Nicht weil er fürchtete enttarnt zu werden, sondern weil er sich eben nicht als Vincent fühlte. Auf die Frage von Wolf, warum er es ihr dann erzählt hatte, wenn er seine Abstammung eigentlich nicht mochte, hatte er nur gesagt: „Ein Hund würde zwar für dich sterben, aber er würde dich nie anlügen.“ Und das hatte er auch nie. Er hatte nicht immer alles gesagt, was er wusste, aber gelogen hatte er nie.
Wolf war zu einem guten Arzt herangewachsen. Auch er hatte jedoch an Muskeln und Körpergröße Zugenommen. Er sah stattlich und freundlich aus. Sein langes Haar war meist zu einem Zopf geflochten. Heute betrachtete er die Wunde des Patienten und sagte dann: „Ich würde sagen das ist sehr schön verheilt. Noch ein paar Tage die Salbe über Nacht und es sollte komplett in Ordnung sein.“
Sonntag… Meistens wurde Bluthund an diesem Tag irgendwo hingeschickt, wo er irgendwas erledigen sollte. Sei es Erpressung oder Schutz, Geldeintreibung oder ein Dienst. Er gehorchte seinem Herrn und führte seine Befehle immer aus. Er hatte schließlich eine Verpflichtung dem Herrn gegenüber. Aber heute hatte selbst er frei und so tat er, was er immer tat. Er streifte durch das Lager und sah überall nach dem Rechten. Seine Erscheinung reichte meistens aus, dass sich die Bewohner dieses Lagers benahmen und ein Blick genügte um irgendwelche Missstände zu beheben. Man fürchtete ihn. Oh ja… Er klopfte an die Praxistür und kam hinein. Wolf lächelte ihn an und sagte: „Na? Fällt dir die Decke auf den Kopf?“ Er scherzte nur und wusste Bluthund würde das verstehen. Der Sklave hingegen sah ihn erschrocken an. Vincent sagte nichts dazu und leif an Wolf vorbei, wo er zu dem Krug mit Wasser ging und sich einschenkte. Er lehnte sich lässig an die Wand und beobachtete Diana. „Alles in Ordnung bei euch?“, fragte er schließlich mit rauer Stimme und trank einen Schluck.“