„Te…ssa…“, krächzte er im Ersten Moment und öffnete die Augen. Sie war bei ihm und schien zumindest munter genug zu stehen und sich nun besorgt zu ihm herab zu knieen. Drakon versuchte den Blick klarzustellen, aber es gelang ihm nicht. Er hatte überall schmerzen und das Blut sickerte aus seinem Kopf. Er sah an sich herab und stöhnte. „Verbände… Gürteltasche.“ Nun die War halb unter ihm. Sie würde sie mit Gewalt hervorziehen müssen. Sein freier Arm tastete schon danach. Die Verletzung schmerzte, aber er glaubte nicht, dass er sich mehr an dem Arm getan hatte als das. Er bewegte sich leicht und war überrascht wie schmerzhaft es war. Er keuchte auf. Das Atmen fiel schwer, was aber auch daran liegen möchte, dass Steine auf ihm lagen.
So würde das nichts werden. Er versuchte sich erneut zu bewegen und stellte schnell fest, dass er tüchtig eingeklemmt war. Er hoffte nur, dass er keine inneren Verletzungen davongetragen hatte. Sonst sähe es wirklich äußerst schlecht aus. Außerdem hoffte er, dass wenigstens ein Heiltrank heil geblieben war, der die Heilung unterstützen würde. Jetzt aber musste er erst mal sehen, wie er hier herauskam. Sein linker Arm stützte sich auf den Boden und Er versuchte sich aus dem Gestein zu ziehen. Was jämmerlich scheiterte. Er versuchte es kräftiger und Tessa wusste gar nicht, was sie als erstes tun sollte. Auf seiner Brust lag ein Felsbrocken, der die Rüstung eingedellt hatte, die ihn aber vermutlich vor schlimmerem bewahrt hatte und auch auf seinem Bauch lag Schutt, den sie aber vermutlich sogar irgendwie von ihm abtragen konnte. Seine rechtsseitigen Gliedmaßen, schienen völlig begraben, weshalb er auch so feststeckte. Er bewegte sich abermals und schrie dabei nun leise aber offenbar zornig auf, wobei sich der Geröllhaufen sogar leicht bewegte und sich dann leicht verschob, was ihm nun einen überraschten und kläglichen Laut entlockte, der mehr als Schmerzerfüllt klang. Allerdings lag nun die Gürteltasche etwas freier, sodass man herankonnte. Er atmete flach und schnell und sagte dann mit ruhiger Stimme. „Ich… kann mich nicht selbst… verbinden, aber ein weiterer… Blutverlust… wäre schlecht…“ Sein Schädel schmerzte und Blut lief aus seinem Arm. Wenigstens die Blutung musste erst mal notdürftig gestoppt werden.
Tessa zog eine Art Verbandsbündel hervor und Drakon betrachtete ihre Finger. Er schien kein Wort über ihre „Unvorsichtigkeit“ verlieren zu wollen. „Hört bitte auf… zu weinen.“, sagte er leise und richtete seinen Blick dann auf das Bündel. „Macht es auf.“ Sie tat es. Sicherlich hatte sie so etwas noch nie tun müssen oder war damit in Berührung gekommen. Sie würde vielleicht jetzt etwas fürs Leben lernen.
„Da… müsste ein weißes… Tuch drin sein.“ Er hielt einmal kurz die Luft an. „Da muss… auch noch ein Ledersäckchen… mit Pulver sein.“ Sie fand es gleich. „Streut was davon… in euren Wasserschlauch.“ Sie hatte drauf bestanden, wenigstens das selbst zu tragen, sonst hätten sie immer anhalten, zum Esel laufen, trinken und wieder das ganze rückwärts machen müssen. „Ihr… müsst den Staub… aus der Wunde Waschen und… dann einen Verband drum wickeln.“ Er wusste nicht, ob sie sich das zutraute, aber er hatte auch gehört, dass Menschen in Notsituationen über sich hinauswuchsen. Er spürte das Brennen auf seinem Unterarm. Es war vertraut. Er hielt ganz still und ließ Tessa machen. Er zeigte ihr keinen Schmerz, damit sie nicht noch abgeschreckt werden würde. Drakon hatte die Augen geschlossen und ließ es über sich ergehen. „Fester!“, forderte er nun bei ihrem ersten Versuch, worauf hin es ganz gut wurde. Dann machte sie selbiges mit seinem Kopf. Er würde es später nähen, jetzt musste es erst mal aufhören zu bluten. Drakon hatte die Augen die ganze Zeit zu. Nun aber öffnete er sie halb und noch immer konnte er nicht scharf sehen. Er musste tüchtig eine auf den Kopf bekommen haben. Er leg einfach da und schien vergessen zu haben, ihr weitere Anweisungen zu geben. Eigentlich klang er auch nur so abgehackt, weil seine Lunge nicht so viel Luft fassen konnte, da der Fels auf ihm lag. Er musste das endlich ändern! „Könnt ihr versuchen… an meiner Rüstung zu ziehen?“
Vielleicht schafften sie es gemeinsam? Er hielt noch mal inne und sagte: „Wann alles einstürzt… dann rettet euch!“ War egal, was mit ihm wurde. Sie würde von dem Geröll einfach zerquetscht werden. „Auf drei!“, forderte er und schließlich bei drei. Versuchten sie Beide ihn irgendwie hervor zu kriegen. Sie zog an ihm wie verrückt und er drückte mit dem verwundeten Arm den Stein auf seiner Brust nach oben und schließlich spürte Tessa, wie der Widerstand nachgab und das Scharren der Rüstung auf dem Boden. Drakon schrie erneut auf und so hatten sie es zumindest geschafft seinen Oberkörper hervor zu ziehen. Der Stein landete neben ihm auf dem Boden und er bekam endlich wieder Luft. Er keuchte ein paarmal und sein eingeklemmter Arm war auch hervorgekommen. Noch konnte Tessa nichts sehen, weil die Rüstung noch dran war, aber Drakon spürte den dumpfen Schmerz und das Taubheitsgefühl.
„In Ordnung.“, keuchte er. „Gleich geschafft!“ Er wollte sie ermuntern. Wobei sie eh eine Kämpfernatur war und Aufgeben ja wohl nicht in Frage kam! Er holte mehrmals Luft. Zwar nicht sehr tief, aber mehr als vorher. Die Rüstung drückte immer noch auf seinen Brustkorb, aber er wagte sie nicht abzunehmen, ehe er sich nicht endlich befreit hatte. Er strich sich über seinen rechten Arm und stabilisierte ihn, wie damals schon. Er blickte sich um und fand was er suchte. „Dort! Der Ast!“ Er war schon ziemlich trocken und Drakon hoffte nicht, dass er nachgeben würde, aber Tessa musste das Geröll hochstemmen, damit er sich rausziehen konnte, so viel war sicher. Er erklärte ihr, was sie zu tun hatte und schließlich zählte er wieder bis drei und mit einem tiefen und kräftigen Laut befreite er sich endlich von dem Schutt. Er rollte sich einmal zur Seite und auf den Bauch, um nicht gleich wieder begraben zu werden, aber er spürte deutlich, dass er auf keinen Fall weiterlaufen konnte. Nicht so. Und nicht ohne das Kraut… Er war wirklich nicht zimperlich, aber er fürchtete sich vor dem Anblick seines Beines, was ja auch immer noch in der Rüstung steckte.
Keuchend blieb er erst mal liegen. Er sah hoch zu Tessa und sagte erschöpft. „Keine… Sorge es geht gleich… wieder.“ Klar. Er schloss die Augen und wartete, dass der Schmerz nachließ. Dieses Mal klang er wirklich aufgrund der Schmerzen so abgehackt.