Tales Do Dez 13, 2012 2:03 am
Suzaku sah Liv an, dass sie sich in Grund und Boden schämte und sich vermutlich wünschte, ein Loch würde sich auftuen. Er lächelte und ging wieder rüber zum Feuer. „Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, dass du die Schwerter schärfst. Tut es weh?“ Er sah kurz in den Ofen. Einen Moment noch, dann würde er das Metall heraus nehmen können. Er sah zu Liv und schüttelte leicht den Kopf. „Ich wäre ganz sicher kein guter Arzt geworden. Ich kümmere mich zwar um verwundete, doch habe ich vielen schon Wunden zugefügt. Wäre ich Arzt, dürfte ich kein Ordensritter sein.“
Er sah zu ihr herab und wagte keinen Schritt weiter auf sie zu. Er hatte gemerkt, dass sie verunsichert war und er wollte sie nicht noch mehr verunsichern, indem er wieder zu ihr hinkäme. Wieder sah er in den Ofen. „Was ist? Willst du mir helfen, ein Schwert zu schmieden?“
Tales sah noch eine ganze Weile in den Himmel. Ehe er beschloss, wieder zurück zur Burg zu gehen. Er wurde jedoch aufgehalten, als er im Inbegriff war die Lichtung zu verlassen. Er lief gegen eine Barriere und sah sich dann erschrocken und in Kampfhaltung um. Dann sah er sie. Schaurig-schön und voller Herrlichkeit stand sie vor ihm und sah ihn mit ihren Roten Augen an. Nocturna. Es konnte nur Nocturna sein. Er ging voller Ehrfurcht auf die Knie. Er hatte sich geschworen, niemals wieder seine Knie zu beugen, nicht mal vor einem Gott, aber er tat es doch. Er sah zu ihr auf, außer Stande sich zu bewegen.
„Hallo Tales…“
„Nocturna.“
„Dein Herz ist stärker, als ich es jemals für möglich gehalten habe, mein irdischer Diener. Nicht zuletzt dadurch, dass du dieses Menschenkind und die verfluchte Hexe getroffen hast. Du hast dich von mir abgewandt und jagst deinen Träumen hinterher. Du…“
„Ich mache was mir gefällt und dass ich nicht göttergefällig bin, weiß ich auch. Aber weißt du was? Ich pfeif auf deine Aufgabe, du hast mir nichts zu geben, was ich begehren würde.“
Nocturna hob eine Braue. Sie ging näher zu ihm und zwang ihn dazu auf den Knien zu bleiben. Sie streichelte ihm mit der Hand über die Wange und sie fühlte sich an wie Eis. „Ich kann dir alles geben, was du willst, Tales. Ich bin eine Göttin.“
Tales sah sie an und nun wurde sein Blick von Trotzig zu weich. „Dann erfüllst du mir einen Wunsch?“
„Jeden.“
„Löse Dana aus dem Band.“ Nocturna wich zurück. Sie sah ihn scharf an und ihre Augen glühten vor Zorn.
„Immer nur drehen sich deine Gedanken um sie! Hast du nicht einen anderen Wunsch? Macht oder Reichtum? Oder etwas ähnliches? Kannst du nicht ein Mal normal sein?“
Tales fing an zu lächeln. Vielleicht hatte Dana Recht. Vielleicht war er nicht so schlecht, wie er immer von sich behauptete und nun brachte er gerade eine Göttin gegen sich auf. Irgendwie war das amüsant. Er schüttelte den Kopf.
„Gut, wenn dir dieser Wunsch nicht passt, dann wenigstens der: Sollte sie irgendwann sterben, soll sie zu ihrem Vater hinauf und nicht mir in die Hölle folgen.“
Nocturna schien zu überlegen, dann lachte sie. Ihr Lachen erinnerte an das von Shizu, denn es war Glockenrein und wunderschön. „Du bist wahrlich witzig, Tales. Ich lasse dich ziehen, aber vorher werde ich dir noch ein Geschenk geben.“ Sie legte ihm die Hand auf die Brust und Tales war wie gelähmt. „Ich schenke dir einen Teil meiner Macht, nutze sie gut.“
Tales spürte, wie sich sein Herz zusammenzog, als die Finsternis in ihn herein strömte. Er hatte keine wirklichen Schmerzen, aber es fühlte sich überaus unangenehm an. Ihm blieb die Luft weg, als sie sich von ihm löste und dann in schwarzem Nebel verschwand. Zitternd erhob er sich. Ihm war kalt. Er stützte sich an einem Baum ab und versuchte wieder klar denken zu können. War das alles wirklich gerade passiert?
Langsam aber sicher lief er zurück zur Burg. Hin und wieder stolperte er, viel aber kein einziges Mal hin. Er war unendlich Müde. Er wollte nur noch schlafen.
Er erreichte die Burg in vollkommener Dunkelheit. Der Mond war von dichten Wolken verdeckt und hin und wieder blitzte es am Horizont. Er trat ein und schlenderte zum Eingang. Die Schmiede war im Gange? Nun, es war ihm egal.