Varus Di März 16, 2021 4:17 am
Sie hatten ihm Kekse aufgehoben... Sie hatten ihm Kekse aufgehoben? Die Kekse, die er gebacken hatte mit ihnen. Die Kekse, mit denen er die Kinder alleingelassen hatte, ohne sich zu verabschieden. Er spürte wie es ihm die Luft abschnürte. Sein Brustkorb fühlte sich an, als wolle er zerbersten. Dieser Satz von Zyra brachte mehr Gefühle in ihm zum vorschein, als alles was man je zu ihm gesagt hatte. Nun... nicht ganz. Varus Geständnis, ihn als Freund oder gar Familie zu sehen, war noch einen Ticken emotionaler gewesen, aber Zyras Satz trieb ihm beinahe die Tränen in die Augen. Er war so ein egoistischer Idiot gewesen! Wie hatte er Varus derart unter Druck setzen können? Wie hatte er die Kinder SO im Stich lassen können? Er schuldete ihnen nichts, aber es fühlte sich so falsch an, sich nicht darum zu kümmern, was sie fühlten. Er schüttelte den Kopf leicht und Lucian beobachtete das Chaoswesen von der Seite. Wenn er nicht genau wüsste, dass Sebastian eigentlich Astaroth war... er hätte es nicht geglaubt!
Er hatte trotzdem eine Aufgabe. Er musste auf Lucius achten. Dieser sah seinen Neffen an. „Sollen wir mit in die Küche?“ Sebastian sah auf und er verstand, wieso Lucius das sagte. Alle drei kamen also mit in die Küche. Welches Bild musste das eigentlich nach außen machen. Diese drei wunderschönen Männer, die nun nacheinander in die Küche kamen zu diesen beiden bezaubernden Damen. Vielleicht hatten ja Zyras Klassenkameraden Recht. Dieses Haus war nicht normal.
Zoey strahlte nun jedenfalls, als Sebastian in die Küche kam. „Den hab ich nur für dich gemacht!“ Sie deutete auf den Keks, der auf einem Teller lag. Der Teller stand an dem Platz an dem Sebastian für gewöhnlich saß und Sebastian sah den Keks an, als sei es ein unendlich wertvoller Schatz. Er war hässlich. Ohne frage. Die Shcokolade war an den Kanten drübergelaufen und geschmiert, die Sträusel waren unregelmäßig und es sah aus, als wäre ihr die Dose mit den Perlen draufgefallen und doch... war es das schönste Geschenk, was man ihm hätte machen können. „Danke...“, sagte er mit beinahe erstickter Stimme. Zoey sah ihn fragend an. „Geht es dir denn gut?“ Er nickte. „Ja...“ Er sah entschlossen auf. „Ich werde euch nie wieder im Stich lassen.“ Er schwor es sich, ihnen und Varus. Er würde bei ihnen bleiben. Bis zum Tode. Zoey grinste und mampfte ihre Cornflakes. „Juhuuu!“
Letzten Endes saßen Lucian Zoey und Zyra hinten im Wagen, wobei Zyra in die Mitte musste, da sie schön schmal war. Vorne saßen Sebastian und Lucius. Zuerst brachten sie Zoey zum Kindergarten, wo Zyra sie ablieferte und wieder einstieg. Dann fuhren sie zur Schule und Sebastian warf Zyra raus und begleitete Lucius und Lucian zum Direktor, wo er aber draußen blieb. Er sollte auf alle achten. Aber er konnte sich schlecht zerreißen.
Schließlich kam Lucian mit seinem Onkel wieder raus und ging zum Unterricht. Schien alles geklärt zu sein. Gemeinsam fuhren sie nun zurück nach Hause, damit Sebastian das Haus auf Vordermann bringen konnte. Lucius fragte irgendwann: „Kann ich dir helfen?“ Sebastian aber sah ihn nur an, als wolle er ihn töten. „Wohl kaum.“ Kucius zuckte zusammen und fragte sich, was er falsch gemacht hatte.
Varus unten schlief vor sich hin und tatsächlich wachte er am Nachmittag auf. Er keuchte leise und setzte sich auf. „Uhhh...“ Er war schwach und sein Körper schmerzte und sein Kopf und seine Seele. Er hielt sich die Hand vor den Mund, aber er würgte nur. Einen Moment saß er noch auf der Liege und schließlich stand er auf. Er machte zwei Schritte und krachte direkt auf die Knie. Er stöhnte und wischte sich über die Stirn. Himmel, war er im Eimer. Er kroch zu einer Wand und drückte sich dort hoch. Sofa... Sofa, Sofa, Sofa... Er machte die Tür auf und blickte die Treppe hoch. „Scheiße...“ Das war viel zu hoch und viel zu weit. Er ließ die Tür zurück ins Schloss fallen und setzte sich neben den Türrahmen. Vielmehr rutschte er an der Wand dort herab. Er stöhnte leise. War ne dumme Idee gewesen, aufzustehen.
Er hörte,m wie oben die Tür ins Schloss fiel und er hörte Zoey durchs Haus hüpfen und erzählen. Er hörte aber auch die anderen. Sebastians Stimme vernahm er und auch die dunkle Stimme Lucians, der fragte, ob sie gleich Hausaufgaben machen wollten. Er spürte die Anwesenheit von Lucius und er ließ den Kopf gegen die Wand prallen. Zu viele Leute, zu viel zu tun. Zu viele Sorgen. „Oh man...“