Drakon Di Mai 29, 2018 10:53 am
Feige? War es ein feiger Ausweg? Einfach zu sterben und alles mit sich zu nehmen? War das ein feiger Ausweg? Ja… das war es wohl. Tessa glaubte an ihn. Glaubte an die Stärke seines Herzens. An die Stärke von Tessas Liebe zu ihm, die ALLES überschattete… Nein nicht überschattete, sondern mit Licht flutete! Drakon spürte, wie Sein Herz einmal aussetzte, wie es kräftig zu schlagen begann, als würde pures Licht, durch seine Adern strömen. Alles verlor an Bedeutung. Außer Tessa. Tessas Hände, die seine Wangen umfingen, wie ein liebevoller Kokon. Wie ihre Lippen seine Berührten. Aller Schmerz… All sein Leid… Einfach alles!
Ihre wundervollen Lippen, die die seinen liebkosten. Drakon merkte förmlich, wie sein Körper brannte. Aber es war ein so angenehmes Brennen, dass er gerne in dieser Flamme verging. Fast gierig, wollte er diese Zuneigung erwidern. Seine bis eben noch tauben Arme umschlossen ihren zierlichen, schlanken Leib und hielten sie sanft, während er sie ebenso zart und voller Liebe küsste. Seine Lippen umfingen die ihren mit ebenso viel Liebe, wie sie sie ihm entgegen bracht. Nur kurz, aber lange genug es zu fühlen.
Mein Wächter… Das hatte sie gesagt. Kämpft mein Wächter… Ja… er würde immer für sie kämpfen. Nicht für Aya, nicht für sonst wen… nur für sie! Sein herz schlug kraftvoll und voller Liebe und Mitgefühl für den, der eine eben solche Liebe verloren hatte.
Du kannst mich nicht bezwingen… Und ich… ich werde dich retten! So wie sie mich retten wird… Das schwöre ich…
Drakon liefen erneut ungewollt die Tränen und er hörte die machtvolle Präsenz in seinem innersten herzzerreißend schreien.
Ich liebe dich… Ja… er wusste es… Er wusste es doch schon längst und es machte keinen Sinn mehr, es zu leugnen, dass auch er sie liebte. Wie ein gemeiner Dieb, hatte sie sich in sein Herz gestohlen. Es war so schon und doch so falsch… Drakon öffnete die Augen und sah in die ihren. Seine Augen glühten noch immer voller Licht und er löste die Lippen, nur um seine Stirn auf ihre Schulter zu legen.
Ich werde… dich retten…, beteuerte er noch einmal und fügte an: Und wenn ich dich mir unterwerfen muss… Ich werde dich nicht verraten…
Mit einem Mal riss der Schmerz ganz plötzlich ab. Etwas Unbekanntes erhob sich in ihm. Etwas, was ihn noch mehr verunsicherte, als alles zuvor. Eine Kraft, die ihn in allen Fasern durchströmte. Etwas, was ihm beinahe den Verstand raubte. Er spürte neben dieser Kraft aber auch die enorme Verzweiflung und doch unendliche Dankbarkeit in sich. Er weinte still, aber die Tränen wollten nicht versiegen. Was geschah hier?
Mein Name ist… Vaelastrasz…
Drakon hatte das Gefühl zu fallen. Er hielt sich an Tessa fest und dann hatte er das Gefühl aufzuschlagen. Es tat nicht weh, aber ein Ruck ging durch seine Seele und dann war es vorbei. Erst glaubte Drakon, alles in ihm sei Ausgelöscht, doch dann merkte er, dass nicht ER ausgelöscht war, sondern die Stimme… die nicht mehr mit ihm konkurrierte, sondern einen Moment verschwunden schien. Erneut verspürte er ein Gefühl, als hätte er etwas unglaublich wichtiges Verloren. Als wäre ein Teil in ihm gestorben. Nein… NEIN! Er sackte ein wenig zusammen und spürte, wie Tessa ihn hielt. Komm zurück! Ich rette dich! Nichts. Er richtete seinen Körper auf und sah in Tessas Augen. Seine Tränen waren echt. Sie gehörten ihm allein und dann konnte Tessa sehen, wie seine eben noch hell leuchtenden Augen langsam den weichen rötlich-orangen Ton annahmen. Die Pupillen waren geschlitzt und nach und nach verblassten sie zu seiner normalen hellblauen Augenfarbe. Die Pupillen wurden wieder normal und Drakon liefen noch immer die Tränen. Hatte er ihn getötet? Das durfte nicht sein!
„Vaelastrasz…?“, sagte er ganz leise und voller Schuldgefühle. Doch es kam keine Antwort. Er schloss die Augen und fürchtete das schlimmste. Doch dann sah er überrascht auf, als er hörte: Ich glaube dir… Drakon wusste gar nicht wo ihm der Kopf stand. Hatte Tessa ihn gerade geküsst? Hatte er es erwidert? War das überhaupt wichtig? Er war verwirrt und berauscht. Er wollte etwas sagen, brachte aber keinen Ton raus. Und schließlich sagte er fast überrascht und als würde er jetzt erst merken, dass sie überhaupt da war: „Tessa!“