Drakenhorst um 991 LZ

Liam nickte auf Ayas Worte, ob er sie begleiten wollte. Er und auch Meli suchten also nach dem besten Kuchengeschäft am Platze. Es gab diverse kleine Kuchen, aber Torten konnten sie keine entdecken. Das hier war ja auch nur ein sehr kleines Dorf. Meli ließ sich aber nicht klein kriegen und schließlich sage Liam. „Wir könnten selber backen und einen Kuchen mit Puddinghaube und Früchten backen. Was hieltet ihr davon Mylady?“ Meli sah ihn mit strahlenden Augen an. „Au Ja!“ Liam sah zu Aya herüber. Sie wusste wie gut sein Pudding schmeckte.

Drakon lauschte ihren stockenden Worten und schloss kurz die Augen. Das hatte er mal wieder nicht gewollt. Er hatte ja auch nur mal Tacheles reden wollen. Nun hatte er ihr wehgetan. Das war unverzeihlich. „Mylady… Ihr habt euren Standpunkt vertreten und ich meinen. Macht euch keine Gedanken. Es ist schon vergessen.“ War es wirklich. Wenn es eine Person gab, die NICHT nachtragend war, dann war es Drakon. Es stimmte. Er verstand, nicht immer, was andere um ihn herum dachten oder fühlten. Aber meistens begriff er es, wenn man es ihm ins Gesicht sagte und sie konnte sich ja nicht vorstellen, wie oft ihm in den letzten Tagen und Monaten zu verstehen gegeben wurde, dass sich Leute um ihn sorgten. War ja aber auch egal. „Seid nicht traurig deswegen.“ Er lehnte sich nun wieder gegen die gegenüberliegende Wand der Tür, damit er sie ansehen konnte, sollte sie rauskommen.

Schade aber auch. In einem kleinen Dorf durfte man wohl nicht zu viel erwarten. Meli schien enttäuscht zu sein, aber Aya nicht minder. Die Kuchen sahen ja alle samt recht gut aus, doch war keiner dabei, der ES gewesen wäre. Liams Vorschlag ließ Ayas Augen leuchten.
"Das wäre eine Fantastische Idee. Dein Pudding würde dem Ganzen noch die Krone auf setzen."
Dazu noch Früchte.
"An welche Früchte dachtest du denn dabei?"
Sie sah Liam forschend, aber auch fasziniert an. Auf dem Markt würden sie sicher einiges finden.

Tessa hatte inzwischen schon nahe der Tür gestanden. Sie hatte Drakon so gern. Sie wollte keinen Streit oder sich mit ihm streiten. Langsam öffnete sie die Tür. Drakon stand direkt an der Wand gegenüber. Wie gern würde sie jetzt von ihm in den Armen gehalten werden ... Sie wusste das durften sie nicht.
"Ihr wart so aufgebracht ... und ich fühle mich wirklich schlecht deswegen. Ich kann das nicht einfach so abschalten."
Nein, es würde ihr sicher noch eine Weile durch den Kopf gehen.
"Und der alte Mann? Wart ihr bei ihm?"

Drakon hatte sogar erwartet, dass Tessa irgendwann herauskommen würde. Er musterte sie und schüttelte leicht den Kopf auf ihre erste Aussage. Dann fragte sie nach dem Alten und Drakon sagte: „Er wird zur Mauer gebracht. Ich habe ihm seinen Angriff vergeben, sodass er nun nicht getötet wird. Seine beiden Söhne hingegen haben nicht so viel Glück.“ Drakon senkte den Blick nun. Sie würde immer noch schreckliche Angst haben. „Mylady? Wollt ihr euch die Hinrichtung ansehen?“

Liam legte den Zeigefinger auf die Lippen und fragte: „Erdbeeren?“ Ja das würde gut passen. Er ging mit den beiden Damen also einkaufen und besorgte alle Zutaten. Damit gingen sie dann zurück zur Taverne und Meli verkündete: „Ich will gleich hoch zu Tessa und ihr ihr Geschenk geben!“ Sie stürmte direkt hoch. Drakon war ja oben, weshalb die Wächter sie auch durchaus einfach lassen konnten. Liam lächelte und fragte den Wirt: „Sagt, wäre es möglich eure Küche zu benutzen? Wir würden gerne Kuchen backen.“ Der Wirt zog die Brauen hoch und sah verwundert aus. „Ihr?“
„Ja?“
„Also da brat mir doch einer… Ich hätte nicht gedacht…. Also… Backende Wächter? Das glaubt mir doch kein Mensch.“ Liam lächelte freundlich und sagte: „Wir sind auch nur Menschen.“ Der Wirt lachte nun und wies auf die Küchentür. „Tobt euch ruhig aus.“ Liam bedankte sich und sagte zu Aya: „Warten wir noch auf Meli.“

Meli kam nach oben geraucht und warf sich an Tessa heran. Sie verkündete Freudestrahlend: „Hab was für dich!“ Dann sah sie kurz zu Drakon und schob Tessa ins Zimmer, wo sie die Tür hinter sich zu machte. Drakon stand auf dem Flur und glotzte verdattert auf die Tür. „Uhm…“, machte er nur und wartete.
„Guck mal!“ Sie zog ein Amulett hervor. Es hatte aber zwei ketten und Meli drückte auf den Edelstein in der Mitte. Das Amulett teilte sich in zwei und während das eine diesen schönen grünen Stein hatte, war das andere ziemlich schlicht. Das Metall hatte eine silbrige Farbe und war sehr fein gearbeitet. „Ich hab es für dich gekauft. Ich hab gedacht, wenn die Wächter wieder weg sind, dann vermisst du Drakon bestimmt. Ich hab auch eins für mich und Aya besorgt.“
Sie schien nichts dabei zu finden oder dass man das auch falsch verstehen könnte.

Tessa sah Drakon an, er war erleichtert darüber, das der mann nicht sterben musste. verständlich. Wer wollte schon jemanden seinetwegen sterben sehen? Vermutlich niemand.
"Das freut mich für ihn und für euch."
Ja, Drakon war eben sehr zart besaitet, was dieses Thema an ging. Allerdings sah sie ihn etwas schockiert an, als er sie fragte, ob sie der Hinrichtung ihrer Peiniger bei wohnen wollte.
"NEIN!"
kam es aus ihrem Wort, als wären die Worte regelrecht hinaus explodiert. Sofort zeigte sich wieder Angst in ihren Augen.
"Verzeiht ... ich ... nein ich möchte sie nie wieder sehen müssen."
Dieses Mal senkte sie den Kopf. Im nächsten Moment hörte sie aber Meli schon dort unten rufen und sah die Treppe hinunter, wo ihre kleine Schwester auch schon herauf gerannt kam. Tessa lächelte , als ihre Schwester sie so umarmte. Das war wirklich schön. Allerdings war auch Tessa recht verwirrt, als Meli sie einfach so ins Zimmer schob. Was Meli ihr zeigte, war einfach wunderschön. Zwei Hälften ... eines Amuletts. Sofort kam auch die Erklärung dazu. Tessa nahm Meli an die Hand, setzte sich mit ihr auf das Bett und erklärte ihr leise:
"Aber Meli ... so gern ich es Drakon geben würde ... es wäre ungebührlich. Vater würde sich nicht nur grämen, er würde sich so sehr aufregen ... ich finde keine Worte dafür. Aber ... vielleicht darf das unser kleines Geheimnis bleiben? Dann werde ich es ihm geben, aber so, as es niemand erfährt. Wäre das in deinem Sinne?"
Sie küsste ihre Schwester auf die Stirn. Wie dieses kleine Mädchen sie doch immer wieder erstaunte.

Erdbeeren waren wohl perfekt. Aya liebte Erdbeeren. Fast noch mehr als Kirschen, wenn sie nicht so sauer waren. Tatsächlich trieben sie auch welche auf. Diese kleine Stadt steckte voller Überraschungen. Zusammen kamen sie zurück ins Gasthaus, wo Meli gleich hoch stürmte. Aya sah ihr lächelnd nach. Das Mädchen war aber auch ungestüm. Liam und Aya gingen gemeinsam zum Wirt, der sich erst wunderte, dann aber ein lenkte.
"Ja. Ohne sie fangen wir nicht an."

Erst schien Meli ein wenig traurig, dass Tessa es Drakon nicht geben wollte, dann aber erklärte sie, dass sie es im Geheimen machen konnte. Nun strahlte Meli wieder und nickte eifrig. „Ja! Ja! So denkt er auch hin und wieder an uns, wenn er wieder weg ist. Vielleicht können wir ihn und Aya auch öfter als Leibwachen haben. Wir müssen nur ganz viel reisen oder nicht?“ Sie grinste spitzbübisch. Hieß ja nicht, dass sie sich dann für immer und ewig trennen würden. Vielleicht eine Zeit lang, aber man konnte sich doch wiedersehen! Meli würde auch Aya mal in den Palast einladen. Dieser Plan reifte zumindest schon in Melis Gedanken.
Drakon blieb brav vor der Tür stehen. Er hörte natürlich jedes Wort und stand da nun seufzend. Diese Zwei. Sie würden ganz sicher seinen Tod verschulden. Wenn der Fürst davon erfahren würde, wäre es um ihn geschehehn. Dann konnte er wirklich nur noch an der Mauer leben, weil er dort selbst für den Fürsten unantastbar wäre. Womit hatte er das denn eigentlich verdient?
Womit? Mit Recht. Du hast dem armen Kind den Kopf verdreht. Sei still! Ich denk nicht dran. Aber jetzt mal im Ernst. Du solltest vielleicht wirklich versuchen, sie zu vergessen und Abstand von ihr gewinnen! Abstand. Wie soll ich das machen? Ich bin ihr Leibwächter!

Damit rechneten Meli und Tessa natürlich nicht. Sie konnten ja nicht ahnen, das Drakon so gute Ohren hatte.
"Ich glaube nicht ... Drakon wird einen anderen Dienst weiter führen. Ihn werden wir .. wohl niemals ... wiedersehen. Bei Aya sieht es vielleicht anders aus. Vielleicht kommt sie uns mal besuchen und erzählt uns, wie es in der Festung ist."
Tessa klang wohl trauriger, als sie es selbst gewollt hatte. Sie sah ihre Schwester an, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und lächelte schließlich.
"Sag mal ... was habt ihr auf dem Markt gemacht? Ihr hab doch sicher nicht nur einfach den Schmuck gekauft."
Meli erzählte ihr, das sie Drakon getroffen und auf dem Markt gegessen hatten und das sie mit Liam und Aya nun etwas machen wollte, womit sie alle anderen überraschen wollten.
"Nun dann ... sie werden sicher auf dich warten. Lauf schnell, aber sei vorsichtig auf der Treppe."
Meli umarmte ihre Schwester noch einmal und rannte dann aus dem Zimmer. Tessa stand da, hielt die Kette in der Hand und betrachtete sie. Sie war wirklich wunderschön und sie wusste genau, welchen teil der Kette sie Drakon geben würde. Sie selbst ging zur Tür zurück und betrachtete den Leibwächter ihrer Wahl.
"Wo waren wir eben stehen geblieben?"

Drakon hörte weiter unfreiwillig zu und versuchte es einfach zu ignorieren. Sie hatte Recht. Er würde nicht wiederkommen. ER würde an der Mauer bleiben, sie bei Hofe und alles wäre prima. Prima? Nein, es wäre bitter, aber notwendig. Jemand wie Tessa hatte an der Mauer einfach nichts verloren. Meli kam nun aus dem Zimmer gelaufen. Direkt danach kam auch schon Tessa raus und stellte ihre Frage. Sie hatte Meli noch gewarnt, aber sie war so aufgedreht und flott, dass sie natürlich auf der Treppe stolperte.
Drakon reagierte gar nicht auf Tessas Frage, sondern sprang wie eine Sprungfeder zur Treppe, packte Meli am Bauch und stürzte mit ihr die Treppe hinab. Besser. Er rollte sich ab und als sie unten waren, saß er halb af den Stufen und dem Boden und Meli war vor seinem Bauch, die erschrocken auf gequiekt hatte, nun aber schockiert zu ihm hoch sah. „Alles in Ordnung?“, fragte Drakon und Meli nickte mit offenen Mund. „U-und… du?“ Drakon erhob sich, wobei er sie losließ. „Ja.“, sagte er nun und sah zu seinen Mitstreitern, die ihn schockiert ansahen. Er hob die Hände. „Alles in Ordnung. Wirklich.“
Er sah hoch zu Tessa und ging nun wieder hoch, während Meli noch ganz schockiert herum stand. Liam und Aya kamen jedenfalls zu ihr. Und Drakon antwortete nun Tessa: „Die Hinrichtung. Da waren wir stehen geblieben und dass ihr dort nicht hin wollt.“
Drakon hatte sich wirklich nichts getan.

Es wäre mehr als nur Bitter. So Bitter, wie irgendwas nur sein konnte und viel schlimmer, als Tessa es sich ausmalen konnte. gerade hatte sie noch mit ihrer Schwester gesprochen, sie gewarnt und im nächsten Moment stolperte die Kleine doch wahrhaftig die Treppe herunter. Drakon reagierte zum Glück unglaublich schnell. Tessa schlug die Hände vor den Mund, die Augen schreck geweitet.

Jemand ... nein MELI quiekte vor Schreck auf. Aya fuhr herum und sah, wie Drakon mit dem Kind die Treppe herunter fiel. Sofort eilte sie zu den Beiden.
"Musst du einem denn immer einen solchen Schrecken ein jagen?"
fuhr sie Drakon an, nahm dann aber Meli in die Arme. War ja nicht zu glauben, wie oft Drakon dem Tod schon von der Schippe gesprungen war. Meist weil er jemanden anderen davor bewahrte zu sterben. Da Drakon nun in Ordnung zu sein schien, nach einem kritischen Blick, ließ sie ihn ziehen.
"Und? Fühlst du dich bereit mit Liam und mir in die Küche zu gehen?"

Tessa war so erschrocken gewesen, aber sie war auch dankbar, das Drakon ihre kleine Schwester so gut beschützt hatte. Sie sah Drakon entgegen. Der Besorgte Blick zeigte gleich, sie befürchtete, er habe sich doch etwas getan.
"Wirklich? Ist alles ok?"
Sie sollte zu ihrer Schwester runter gehen, aber die war ja schon wieder mit Aya beschäftigt.
"N-nein. Ich ... ich will diese Männer ... nie wieder sehen. Was habe ich davon, wenn ich sie sterben sehe. Vermutlich könnte ich ohnehin nicht hin sehen. Was sie getan haben, war furchtbar ... nicht nur ich leide ... aber es sind denn noch Leben die genommen werden."
Wäre sie besser, wenn sie ihren Peinigern beim sterben zu sähe?

Drakon hatte Ayas Kommentar ignoriert. Musste sie ihn wirklich wegen jeder Kleinigkeit so anmotzen? Hätte er Meli lieber fallen lassen sollen? Manchmal glaubte er, dass ER der Einzig vernünftige hier war. Er schüttelte nur leicht den Kopf. Liam und Aya waren bei Meli und sie nickte irgendwie immer noch ganz schockiert. Sie war ganz blass und schließlich fing sie sich wieder. „J-ja.“, sagte sie nun. Liam ging also vorweg. Diese Mädchen. Sie konnten einen wirklich um den Verstand bringen. Wie konnten sie nur immer so sorglos sein? Wie hatten sie es ohne Leibwachen durch den Tag geschafft? Gut, die Treppe war nicht so hoch gewesen, aber die Strecke hatte ausgereicht, dass sich Drakon mit ihr zwei Mal überschlagen hatte. Liam hatte es gesehen. Drakon hatte eine enorme Körperbeherrschung. Und deswegen hatte er sich auch nichts dabei getan.

Oben sah Drakon Tessa nun an und nickte. „Ja. Alles in Ordnung.“ Drakon glaubte schon dass es besser für Tessa wäre. Natürlich ist es niemals schön, jemandem beim Sterben zuzusehen, aber wenn man sah, wie die Quelle der inneren Angst vor den eigenen Augen unwiederbringlich zerstört würde, so wusste man immerhin – auch im Traum – dass es nicht real sein konnte. Aber er würde Tessa niemals dazu zwingen und sie hatte schon gesagt, dass sie nicht wollte. „Es ist eure Entscheidung.“ Damit schien das Thema für ihn erledigt. Er sah doch, wie zerbrechlich und verängstigt und traurig sie war. Das war irgendwie das ganze Gegenteil von dem, wie er Tessa kennengelernt hatte und er musste zugeben, dass er es als überhaupt nicht schön empfand, sie so zu sehen.

Aya, Liam und Meli machten unterdessen nun die Küche unsicher. Liam erklärte den anderen beiden was zu tun sei und die Belegschaft der Taverne, einschließlich des Wirtes, der immer wieder hineinspähte, machten sich die Wächter mit ihrem Schützling ans Werk. Aya hatte die Aufgabe, die Erdbeeren zu schneiden, da er das Meli nicht auftragen wollte. Sie sollte unter seiner Anweisung schon mal den Teig vorbereiten. Im Mehl, Ei und diversen anderen Zutaten zu matschen schien ihr äußerst viel Spaß zu machen, während Liam sich schon mal um die Sahne kümmerte, die es später dazu geben würde.

Tessa senkte den Blick. Es ließ sie vermutlich schwach aus sehen, aber würde es denn wirklich etwas bringen, sich das an zu sehen? Würden davon die Alpträume aufhören, oder würde sie andere Alpträume erleben? Bis her hatte sie das nicht erleben müssen. Drakon hatte sie so gut es eben ging beschützt. Sicher hatte sie schon einmal Leichen gesehen aber sie war bisher nie ... ausser dieses eine Mal mit Anett, dabei gewesen, als jemand getötet wurde oder hatte es einfach verdrängt.
"Vielleicht ... gebt mir bitte noch Bedenkzeit bis morgen früh. Dann werde ich sehen, ob ich es schaffe oder nicht."
Sie hatte große Angst davor diesen Männern noch einmal gegenüber zu treten, auch wenn es in einer gewissen Entfernung war, von vielen Leuten umgeben. Es war eine Hinrichtung und sie würde zusehen müssen, wie Männer ihretwegen starben. Nun nicht allein ihretwegen. Tessa sah Drakon nun direkt an.
"Mich langweilt es hier drinnen sehr. Ich möchte hinaus an die frische Luft. Sicher wird das Tageslicht uns gut tun. Hier drinnen ist es so ... dunkel."

Die Körperbeherrschung Drakons war unglaublich, wie auch Aya wusste, doch ein Normalsterblicher würde einen solchen Sturz vermutlich nicht ohne diverse Brüche, Stauchungen, oder mindestens blaue Flecke überstehen. Eigentlich wusste sie, er würde einen solchen Sturz natürlich überleben, aber sie sah halt eben einen Menschen,d er einen zweiten Menschen rettete, wofür sie natürlich dankbar war, aber die Möglichkeit einen der Beiden zu verlieren, war schrecklich. Eben so wenig wollte sie Liam verlieren. Er war so flink und so lieb, auch wenn er es nicht so sehr zeigte, aber er war lieb. Aya beschäftigte sich mit den Erdbeeren. Sie wollte auch nicht das Meli sie schnitt. dabei hätte sie sich, nach dem Schreck ordentlich was tun können.

Drakon hörte Tessas Worte und nickte. Er wollte sie ja nicht unter Druck setzen, sondern nur die Möglichkeit aufzeigen. Es war auch nicht sein Problem, ob sie es nun machen würde oder nicht. War aber auch nicht wichtig. Sie wollte hinaus. Auch Recht. Drakon hätte sicher nichts dagegen noch ein wenig herumzulaufen.
Gemeinsam gingen sie hinunter und Drakon schaute kurz in die Küche, um den anderen bescheid zu geben. „Lady Tessa möchte an die Frische Luft, ich werde sie begleiten.“ Er betrachtete Liam, wie er da mit Schürze und Kopftuch stand und in der Schüssel rührte. Zugegeben. Es sah wirklich drollig aus. Liam antwortete: „Lasst euch nicht zu viel Zeit, sonst bleibt nichts für euch übrig!“ Wenn man die ganzen anderen Leute so betrachtete, schien das sogar glaubwürdig. Meli kicherte und schien viel Spaß zu haben. Auch sie hatte eine Schürze um, damit ihre teuren Kleider nicht dreckig wurden.
Drakon und Tessa zogen also los. Sie liefen erst ein wenig herum, wobei Tessa irgendwie aussah, als suche sie etwas und schließlich blieb sie vor dem Rüstungsschmied stehen, der auch gerade draußen an seinem Ofen Stand.
„Was braucht ihr denn hier?“, fragte Drakon mit echter Verwunderung. Tessa erklärte, dass sie sich bedanken wolle und dass Drakon sich eine neue Rüstung schmieden lassen solle. „Was?“ Er glotzte sie sprachlos an. „Aber… das… geht doch nicht.“, sagte er nun und sah zur Seite. „Nein, das geht nicht.“ Irgendwie… er wusste nicht wieso, aber dieses große Geschenk was sie ihm machen wollte, es brachte ihn in Verlegenheit. Er wusste ja auch schon von der anderen Sache, die sie ihm schenken wollte. Er wusste zwar nicht was es sein würde, nur DASS sie ihm was geben wollte. Im „Geheimen“.

Wieder lag da dieses Lächeln auf Tessas Lippen, als sie ihre kleine Schwester so hörte. Es war schön sie glücklich zu sehen. Lang fort bleiben wollte sie ohnehin nicht. Sie hatte bestimmte Pläne, müsste aber das Richtige noch finden, was sie nach einigem suchen auch tat. Drakon wollte das nicht, aber sie würde ihm kein Nein durch gehen lassen.
"Es geht und ihr werdet euch jetzt die Maße von diesem Schmied nehmen lassen. Es ist notwendig für einen Wächter, eine angemessene Rüstung zu tragen. Ich dulde keine Widerrede Wächter Dracaris."
Tessa sah ihn ernst an, doch in ihren Augen schimmerte Milde und Hoffnung. Er durfte es nicht ablehnen. Schon drehte sie sich zu dem Schmied um.
"Guter Mann. Seid so freundlich, nehmt die Maße dieses Wächters und schmiedet ihm aus eurem besten Metall die Beste Rüstung die ihr je geschmiedet habt. Ich will es euch gut entlohnen."
Oh das würde sie. Sie hatte genug Schmuck und Geld, welches sie aus geben könnte, um Drakon ein solches Geschenk zu machen. natürlich plante Tessa etwas besonderes für Drakon. Etwas was sie mit dem Schmied besprechen würde, wenn er die Maße genommen hätte.

Drakon sah Tessa schockiert an. Das war doch nicht ihr Ernst! Sie konnte ihm doch nicht ein solches Geschenk machen! Das wäre unfassbar teuer und er würde an der Mauer ohnehin eine neue Rüstung bekommen und außerdem…
„Aber sicher meine Dame. Ich werde euren Leibwächter mit der besten Rüstung beehren. Welcher Art soll sie denn sein? So wie er aussieht, dürfte eine Schwere Platte wohl kein Problem sein, oder?“ Drakon war etwas schockiert und begriff erst mal nicht, dass das nun über seinen Kopf hinweg entschieden wurde. Er stammelte irgendwas und Tessa antwortete für ihn mit einem Ja. Sie verstand nichts von Rüstungen, aber sie wusste, dass seine Rüstung eine Plattenrüstung gewesen war. Sie hatte sie schließlich abgenommen nach dem Sturz.
„Mylady… das…“ Sie sah ihn milde aber auch streng an. Sie gab sich ja die Schuld daran, dass seine kaputt gegangen war, da war es auch nur recht und billig, wenn sie ihm eine neue kaufte. Er gab sich jedenfalls geschlagen und seufzte leise. „Na dann!“, sagte der Schmied und Drakon zog sein Hemd aus. Jetzt fiel auch auf, dass durch den Verband frisches Blut drückte. Nicht bedenklich viel, aber die Form der Wunde war deutlich zu erkennen. Sie zog sich von seinem Rippenbogen bis etwa genau zwischen Bauchnabel und Brustbein. Er selbst hatte nicht mal bemerkt, dass es blutete. Der Schmied sah ihn an. „Oh.“
„Oh?“, fragte Drakon.
„Oh!“, machte der Schmied und deutete darauf.
„Oh…“
Oh man…
„Halb so wild.“, beruhigte Drakon niemand bestimmtes und der Schmied zuckte die Schultern. Dann fing er an Maß zu nehmen und Drakon wartete geduldig. Als der Schmied fertig war, zog sich Drakon sein Hemd ungerührt wieder an.
„Ich werde euch die beste Rüstung schmieden, die ihr je gesehen habt!“ Drakon bezweifelte das, sagte aber nichts dazu.

Tessa sah zufrieden aus, als der Schmied die Maße nahm. Ob Drakon nun einen neue Rüstung an der Mauer bekäme, wäre ihr einerlei. Wichtig war ihr, das er DIESE Rüstung haben würde und das so lange wie möglich. Während er sich das Hemd wieder an zog, sprach Tessa noch kurz mit dem Schmied. Es ging nicht nur um den Preis. Sie hatte ihren Auftrag abgegeben.
"Er wird die Rüstung abholen, wenn er diese Stadt das nächste mal durchquert, was wohl nicht lange andauern wird. Mindestens einen Monat wird es dauern."
Ja, davon ging sie aus, wenn nichts wildes mehr dazwischen käme. Man wusste ja nie, was noch geschehen mochte.
"Das Gold für die Rüstung habt ihr bekommen. Entspricht die Rüstung nicht den Anforderungen meines Wächters, werdet ihr das Gold erstatten müssen oder eine bessere Rüstung ohne Bezahlung anfertigen müssen, die besser als Alle sind, die bisher gefertigt wurden."
Ihr Blick war streng, aber der Schmied würde sich nicht fürchten müssen. Es war nur fair, wenn sie ihm so etwas an drohte, denn ein Richter würde ihm ohnehin etwas ähnliches auftragen.
"Ich wünsche euch einen schönen Tag, ein langes und gutes, gesundes Leben."
Ein freundliches Lächeln zierte nun ihre Lippen. Ja, sie war zufrieden. Zwar würde sie diese Rüstung niemals erblicken, doch sie hoffte, das er sie tragen würde und das sie ihm gefallen würde.
"Jetzt ... können wir wirklich spazieren gehen. Gibt es hier einen Strand?"

Der Schmied lächelte und hob abwehrend oder gar beschwichtigend die Hände. „Aber Mylady! Nie würde mir in den Sinn kommen euch oder gar einen Wächter zu hintergehen. Ich sagte doch, es wird die beste Rüstung!“ ER zumindest schien sich da ganz sicher zu sein. Drakon war fertig und ging nun zu Tessa, die direkt nach einem Strand fragte. Drakon hatte keine Ahnung und zuckte die Schultern. Wobei der Schmied zu verstehen gab: „Ja den gibt es! Die Hauptstraße zum Pier und dann einfach Rechts den Steg lang, bis man zur Bucht kommt. Ihr werdet sehen! Das ist der Schönste Strand, den ihr je gesehen habt!“ Es würde der erste sein, den Drakon überhaupt jemals gesehen hätte.
Also zogen sie nun los. Drakon begleitete seine Schutzbefohlene indem er leicht versetzt hinter ihr lief. Sie konnten hier in der Öffentlichkeit nicht mehr so sorglos miteinander umgehen, wie im Wald und Drakon bedauerte das mindestens genauso, wie Tessa. Er fühlte sich dann immer so verklemmt und zugeknöpft. Schrecklich! Er schwieg jedenfalls die ganze Zeit. Ein wenig peinlich war es ihm schon, dass sie ihm eine so teure Rüstung bezahlen wollte. Er wusste es noch nicht, aber der Schmied würde nicht gelogen haben. Denn tatsächlich war er sehr begabt und erst vor kurzem war er an ein sehr seltenes, leichtes und doch äußerst beständiges und hartes Metall gekommen. Die Brustplatte würde er bereits mit dem Wächtersymbol verziert haben und ja… Es wäre die beste Rüstung.
Jetzt aber liefen sie zum Strand und dort angekommen bot sich ihnen wirklich ein seltener Anblick. Schneeweißer Sand und Azurblaues Wasser, was in der Sonne funkelte. Es war atemberaubend schön und das helle Blau des Wassers erinnerte an Drakons Augen.

Und diese Rüstung würde noch eine kleine Überraschung bergen. Selbst wenn er das Geschenk nicht annehmen wollte, es wäre bereits in seiner Rüstung versteckt. Der Schmied würde alle Wünsche respektieren. In der Innenseite der Rüstung, würde er das Amulett mit dem grünen Stein so einarbeiten, das er es einfach heraus nehmen könnte, oder eben als Teil der Rüstung in ihr lassen könnte, in dem der Schmied es später noch versiegelte. Das sollte er dann selbst entscheiden, wenn er es fand. Jetzt aber machten sie sich auf zum Strand. Tessa hatte wirklich noch nie etwas so schönes gesehen, außer Drakons Augen. Das Wasser war wunderschön. Tessa zog ihre Schuhe au, ließ sie einfach am Strand liegen und eilte zum Wasser, in das sie aber nur mit den Füßen ging. Weiter ginge ohnehin nicht. Der Saum durfte ja ruhig nass werden, aber der Rest nicht. Tessa stand da, sah verträumt aufs Meer hinaus, während der Wind mit ihrem Haare spielte.
"Ist es nicht unglaublich schön?"
Tessa liebte das Meer, wenn es so ruhig da lag. Es war wundervoll.
"Mein Großvater sagte immer, wenn man das Meer respektiert, wird es einen auch respektieren. Ich weiß nicht ob er recht hat, aber es ist einfach herrlich, nicht wahr?"
Bei den letzten Worten, drehe sie sich lächelnd zu Drakon. Niemand war hier, außer ihnen. Sie konnten nicht mehr so ungezwungen miteinander umgehen, aber Tessa hatte nicht vor, sich jetzt den Spaß nehmen zu lassen, weil irgendwer irgendwas dagegen haben könnte, das sie mit einem Wächter tobte. Tessa bückte sich nach einer Muschel. Als sie sich augenscheinlich wieder aufrichten wollte, spritzte sie Drako0n eine Ladung Wasser entgegen und lachte.

Drakon betrachtete Tessa, wie sie die Schuhe auszog. „Aber, Mylady…!“ Zu spät, weg war sie. Womit hatte er das eigentlich verdient? Was wenn sie in eine Muschel trat? Oder schlimmer noch in einen Seeigel?! Drakon hatte sich über das Meer informiert, da sie es ja bereisen würde, aber er hatte nicht viel Vorstellung davon, wie es in der Realität aussah. Sie stand im Wasser. Was wenn es hier irgendwas Gefährliches gab? Wie konnte man nur so sorglos sein?! Drakon eilte ihr nach und trug ihre Schuhe in der Hand. Als sie sich nun umdrehte, verschlug es ihm die Sprache. Wann hatte er sie in letzter Zeit SO glücklich gesehen? Sie lächelte ihn herzzerreißend schön an und strich sich die Haare leicht zurück, als der Wind mit ihnen spielte. Seit so vielen Tagen, wo sie verletzt und traurig oder ängstlich gewesen war. Nein… er konnte das hier nicht zerstören indem er ihr mit seiner Sorge auf die Nerven ging. Er lächelte nun doch und als sie die Muschel aufhob, sah er sie irgendwie gedankenverloren an. Der Wind trug ihren Duft zu ihm und er schloss kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete schlug ihm schon eine Ladung Wasser ins Gesicht. „Ah!“, rief er aus und hielt sich die Hände auf die Augen. Salzwasser in den Augen. Das brannte vielleicht! „Was… hab ich gemacht?!“ Er suchte natürlich einen Fehler bei sich, dass sie ihn für irgendwas bestrafte.

Denn noch schaffte Drakon es, diesen Moment fast vollständig zu ruinieren. Tessa ließ die Muschel fallen und kam besorgt zu ihm gelaufen. Sie drehte ihn zu sich, sah ihm ins Gesicht wobei sie ihre Hände auf seinen Wangen hielt.
"Oh Nein! Das habe ich nicht gewollte! Es tut mir so leid!"
Vorsichtig versuchte sie mit einem Stück des Ärmels seine Augen vorsichtig ab zu wischen. Salzwasser in den Augen konnte unglaublich weh tun. Sie selbst hatte es als Kind erlebt.
"Setzt euch. Ich werde versuchen euch zu helfen."
Ein paar Tränen seinerseits könnten wirklich nicht schaden.
"Es war doch nur ein kleiner Spaß,"
brachte sie besorgt hervor. Sie hatte nicht daran gedacht, das er nur in der Festung und im Schwarzen Land gewesen war. Für sie waren solche Wasserschlachten und ähnliches völlig normal. Selbst mit Meli machte sie manchmal welche am Teich im Garten.
"Das war dumm von mir. Es tut mir wirklich leid,"
erklärte sie erneut. und wischte wieder sacht mit dem Ärmel über seine Augen. Das das nichts brachte, war klar, aber sie konnte wenigstens das restliche Wasser von seinem Gesicht entfernen.

Drakon konnte natürlich nicht wissen, dass man so etwas zum Spaß machte und ehrlich gesagt, fand er auch überhaupt nichts Spaßiges daran. Er wurde umgedreht und Tessa nahm sein Gesicht in ihre Hände, um ihn anzusehen. Er versuchte sie zu öffnen und ließ seine eigenen Hände sinken, aber es brannte immer noch. Tessa wischte in seinem Gesicht herum und Drakon setzte sich auf ihren Befehl. Sie hatte ihm nicht weh tun wollen und es sollte auch keine Strafe sein.
Gut gemacht! Du hast es verdorben. Drakon ignorierte ihn. Er öffnete die Augen wieder und sie waren gerötet. Tessa kniete vor ihm im Sand und sah ihm in die halbgeöffneten Augen, wobei sie nun wieder seine Wangen hielt. Sie sah besorgt aus und er? Ihm stieg erneut die Schamesröte ins Gesicht. Wie sie ihn hielt. Wie sie ihn ansah! Drakon nahm seine Hände nun an ihre Handgelenke. Sein Bauch kribbelte und er nahm ihre Hände nun von seinem Gesicht. „Ich… ähm… ich verstehe. Schon gut.“ Noch mal rieb er sich die Augen und erhob sich wieder. Er streckte ihr die Hand hin, um sie hochzuziehen.

Nun Tessa hatte es immer spaßig gefunden, aber jetzt war es ihr schon wieder vergangen, weil sie ihn verletzt hatte. Er verstand ... ah ja. Schön. dann musste sie sich ja nicht mehr sorgen, das sie ihm die Augen gerade gerötet hatte. Am liebsten hätte Tessa ihn jetzt dafür zusammen gestaucht aber das tat sie nicht. Sie sah ihn nur Schuldbewusst an und versuchte ihren Ärger über sich selbst herunter zu schlucken. Drakon stand auf, hielt ihr die Hand hin, um sie hoch zu ziehen, die sie auch ergriff und ließ sich hoch ziehen.
"Gehts wieder?"
fragte Tessa, noch immer sehr besorgt. Armer Drakon. Dabei wollte sie nur etwas Spaß haben. Noch immer hielt er ihre Hand. Tessa sah Drakon liebevoll bewundernd an. Sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Der Abschied würde sehr schmerzlich werden, das wusste sie schon jetzt. Sie würde ihn vermutlich nie vergessen, wie sie gerade glaubte. Sie würde, aber das wusste sie noch nicht.
"Wollen wir ... zurück, damit ihr eure Augen auswaschen könnt?"
Eigentlich wollte sie noch nicht zurück, aber sie hatte ja keine Wahl. Sie konnte Drakon so sicher nicht hier stehenlassen und etwas Kühles auf den Augen, würde ihm gut tun. Abgesehen davon, hatten die Anderen gesagt, sie sollten nicht zu lang weg bleiben. Niemals würde sie ihre Schwester enttäuschen wollen. Schade. Und wieder ein Moment der Zweisamkeit hinüber.

Drakon zog Tessa hoch und irgendwie waren sie in dieser Position verblieben, als sie ihre Fragen stellte. Sie sah besorgt aus und Drakon wollte ihr gerne sagen, dass das überflüssig war, aber er unterließ es einfach mal. Drakon stieß nur die Luft aus und ließ die Hand nun sinken, weshalb auch Tessa loslassen musste. „Mylady… Meinen Augen geht es gut. Es ist eure Entscheidung, wo ihr hinmöchtet. Ich werde euch stets folgen. Bis zu dem Tag, an dem sich unsere Wege trennen. Das ist meine Aufgabe.“
Das hatte er ihr schon so oft gesagt. Ja er war in erster Linie auch ein Mensch und er wollte das ja auch nicht abstreiten, aber direkt danach war er ihr Leibwächter und SIE konnte über ihn verfügen. Sie hatte ihn schon oft zurechtgewiesen, ihn fahrlässig und unverantwortlich genannt, ja selbst dumm hatte sie ihn schon geschimpft, aber… Sie hatte nie ihren Stand ihm gegenüber ausgenutzt. Sie hatte ihm nie befohlen und diese Tatsache machte sie zu jemand ganz besonderen. Es war diese Tatsache, die sie von allen anderen Adeligen unterschied, die nur arrogant durchs Leben liefen und nicht wussten, welches Geschenk das eigene Leben war.
Immer wenn Tessa etwas gewollt hatte, hatte sie gefragt und Drakon gefiel dieser Umstand. Dennoch… er musste Klarheit schaffen. Und ob ihr das nun gefiel oder nicht, es war das einzige, was er tun konnte, um sie von sich zu stoßen: Drakon ging auf ein Knie herab und sah zu ihr auf. „Mylady… Ihr seid meine Herrin, wenn ihr zurück wollt, so verfügt es einfach.“

Der Schmerz in Tessas Augen war unglaublich. Sie fühlte sich, als habe ihr jemand gerade vor den Kopf geschlagen. Es tat so weh, das erneut zu hören. Tessa versuchte die Tränen zurück zu halten. Hatte er denn gar kein Gefühl? Tat er das, weil er wusste, sie durften niemals gemeinsame Wege gehen? Was war es, was ihn so von ihr weg stieß? War sie denn so abstoßend? Tessa sagte nichts. Sie drehte sich einfach um, sah gerade aus, auf das Meer. Unendlich weit schien es zu sein. So weit, wie sein Herz für sie entfernt war. Was konnte sie schon anderes tun, als nun einfach einen eher nichtssagenden Blick aufsetzen und zu gehen. Natürlich würde er ihr folgen, das war ihr klar. Es sollte auch keine Strafe für ihn sein.
"Dann .. gehen wir zurück,"
meinte sie gerade laut genug, das er es hören könnte. Sie klang traurig, obwohl sie sich mühe gab normal zu klingen.

Wirklich. Du bist ein Arsch! Hab ich dir nicht gesagt, dass du es festhalten sollst? Die Liebe eines anderen Menschen ist so kostbar und wertvoll, dass man sie niemals wegwerfen darf. Insbesondere dann nicht, wenn man die Gefühle erwidert!
Drakon sah Tessa an. Sie klang wieder traurig. Ja… und sie sah auch traurig aus. Sie hatte sich in ihn verliebt und konnte in seiner Gegenwart nichts als leiden. Vielleicht sollte er Kajira sagen, ihn nach Hause zu schicken! So lange er da wäre, würde sie niemals darüber hinweg kommen. Hörst du überhaupt zu?!
Ja. Und was soll ich tun? Sie packen, umarmen und küssen? Ihr offenbaren, dass es nichts einseitiges ist? Zum Beispiel? Haha. Dann werde ich von ihrem Vater gevierteilt und was hat sie dann? Gar nichts! Das hier ist UNMÖGLICH! Liebe ist kostbar und rein. Vergeude sie nicht! Drakon wollte das nächste nicht denken, aber wer konnte schon für seine Gedanken? So wie du? So wie du und Mina? Drakon spürte, was dieser Gedanke bei der Stimme auslöste. Die tiefe Traurigkeit, die sein herz ergriff und erneut kamen ihm die Tränen, ohne das er es ändern konnte. Tessa hatte sich schon umgedreht und lief los, während Drakon versuchte Herr über seine Gefühle zu werden. Die Stimme klang nun jedoch sehr böse. Du… Drakon wollte sich eben entschuldigen, als er einen gequälten Laut von sich gab, beide Arme um den Oberkörper schlang und einfach nach vorne in den Sand fiel. Einen Moment lag er leblos herum, doch dann schien er sich wie damals vor Schmerz zu winden. War aber vollkommen weggetreten.

Ein Stück weit lief sie weiter, hörte dann aber einen gequälten Laut. Stirnrunzelnd drehte sie sich zu ihm um. Wieder lag Drakon am Boden und wand sich, wie schon einmal in der Hütt und wieder war sie es, die angerannt kam, sich neben ihn auf den Boden warf und versuchte ihn irgendwie zu beruhigen. Was konnte sie nur tun?Sie durfte nicht weinen, nicht schon wieder. Sie musste doch stark sein. Wie konnte sie das, wenn er so schrecklich litt? Nur wenn sie weinte, brachte es ihm ja auch nichts. Tessa sah, das Drakon vollkommen weg getreten war. Sie wusste sich keinen Rat.
"Oh Nein, nicht schon wieder. Drakon ... bitte, ich brauche euch doch! Ihr müsst zu euch kommen!"
Sie sah sich um. Kein Mensch weit und breit.
"Was kann ich denn tun, um euch zu helfen? Bitte Drakon! Wo immer ihr gerade seid ..."
Schlagen wollte sie Drakon nicht, aber wie sonst sollte sie ihn erreichen?
"Das wird jetzt viel schlimmer für mich, als für euch,"
murmelte sie und schlug ihm ins Gesicht.

Drakon fand sich in seiner Seele wieder. Aber niemand war zu sehen. Was war denn jetzt wieder. Er erinnerte sich zusammengebrochen zu sein. Erinnerte sich an den Schmerz. “JA! Und er wird noch viel gewaltiger, wenn du sie noch einmal gegen MICH verwendest!“ Die Stimme! Aber sie klang seltsam überlagert und wirklich böse. Drakon war erstaunt und dann sagte er ernst und mit fester Stimme: „Ach ja?! Weißt du was?! Quäl mich so oft und so viel du willst! Das ändert nichts daran, dass meine Entscheidung gefallen ist, du Arsch! Wenn ich Tessa meine Gefühle gestehen würde, wäre es doch nur noch schlimmer für sie! Es gibt kein glückliches Ende! Weder für sie noch für mich!! Steck dir deine Drohungen sonst wo hin!“
Die Gestalt tauchte vor ihm auf. Mehr ein Schemen, als irgendwas anderes, doch nun wuchs sie auf ein vielfaches ihrer Größe und mit einem heftigen Lichtblitz verwandelte sich die Gestalt in einen riesigen furcht erregenden schwarzen … DRACHEN?! Drakon fiel auf seinen Allerwertesten. Er hatte noch nie… noch nie in seinem Leben eine derartige Furcht verspürt. Er war wie gelähmt und brachte keinen Ton hervor.

Auch in der realen Welt verursachten Tessas Schläge absolut nichts. Drakon wachte nicht auf, aber es schien, als würde es schlimmer werden.