Drakon Mi März 21, 2018 5:22 am
Als die mutigen Grenzlandgänger die Festung erreichten, wurden ihnen schon die Tore geöffnet, noch ehe jemand was sagen musste. Drakon marschierte voran und die anderen folgten ihm. Oben auf der Mauer hatte Lanara gestanden und jeden Tag sehnsüchtig auf ihre Rückkehr gewartet, Eine Info also, dass Drakon wieder da war, schien ziemlich unnötig. Trotzdem ging Drakon direkt zum Lazarett und übergab Cana in fähigere als seine Hände. Er sagte: „Ruh dich aus!“ Sie sah ihn an und erklärte: „Du solltest dich auch durchchecken lassen.“ Er grinste verwegen. „Ach, die paar Kratzer? Ich erstatte erst mal Bericht.“
Damit ging er auch direkt hoch zu seinem Vater. Er hatte so was von keinen Bock darauf, klopfte aber pflichtbewusst an. Ein herrisches „Herein!“, wehte aus dem Zimmer und Drakon wusste, dass er sich warm anziehen konnte. Er machte die Tür auf.
Lanara hingegen war von der Mauer heruntergekommen und Aya direkt in die Arme gelaufen, als sie sich gerade bei den Jungs bedankte. Kain schloss sie ebenso in seine Arme und drückte sie herzlich, während Liam so gar nichts damit anfangen konnte, sich aber auch nicht wehrte. Sie wartete geduldig und lächelte dann sehr glücklich. Sie sagte zu den Dreien: „Danke, dass ihr ihn mir zurückgebracht habt.“ Nun… eigentlich hatte ER sie zurückgebracht. Aber sie wollte wohl direkt weiter. Sie ging nämlich in Richtung ihres Mannes.
Dort trat Drakon gerade ins Zimmer ein. Er stellte sich vor den wuchtigen Schreibtisch und salutierte. Sein Vater sah ihn verwirrt an und erhob sich langsam. ER hatte es scheinbar noch nicht mitbekommen, dass Drakon wieder da war. „Drakon!“ Er lief auf ihn zu und schloss ihn einfach in die Arme, was Drakon nun doch ein wenig verwirrte. Er ließ es über sich ergehen und sah seinen Vater dann verdattert an. Was war das denn?
„Geht es dir gut? Bist du verletzt?“
„Ähm…“, sagte er verwundert. „Von Vater zu Sohn?“ Ragnar nickte. „Ich bin vor die Mauer gegangen, um ein wenig Nachforschungen anzustellen. Ich wollte meine Ruhe, verstehst du? Erst hatte ich mich mi dir gezofft, dann mit Mutter und irgendwie war mir alles zu viel. Ich habe ausversehen, eine der Übungspuppen zerstört und dann hab ich gedacht, dass ich meine überschüssige Kraft auch in sinnvoll Dinge investieren kann. Also bin ich wie erwähnt vor die Mauer gegangen.“ Er schwieg nun erst mal. Ragnar sah ihn etwas verwirrt an und Drakon fühlte sich etwas unwohl. Dann sagte er: „Also den Rest des Berichts, würde ich gern an den Kommandanten richten.“ Ragnar war immer noch vollkommen verwirrt.
„Du bist vor die Mauer gegangen, weil du deine Ruhe wolltest?“ Drakon sah kurz zur Seite, dann wieder zu ihm und antwortete: „Ja.“ „Bist du verrückt?!“ Drakon sah erneut zur Seite und hatte nun einen trotzigeren Blick drauf. „Du scheinst das alles nicht ernst zu nehmen.“ „Ich nehme es ernst, Vater.“ „Würdest du das, wärest du nicht so leichtsinnig. Das nächste Mal gehst du dann aus Langeweile raus, oder wie? Aleine!“ „Ja, vielleicht tue ich das! Ich fürchte diese Dinger nicht!“
„Du solltest sie aber fürchten und nicht mit ihnen Verstecken spielen! Du hast nicht gesehen, was wir gesehen haben! Du…“
„Und WAS habt ihr gesehen? Woher willst du wissen, dass ich es nicht gesehen habe?“ Ragnar funkelte seinen Sohn an. Er lehnte sich gegen seinen Schreibtisch und sagte: „Ich sah, wie die Kreaturen, deiner Mutter das Bein abrissen! Ich sah, wie sich Licht durch Körper schnitt, als sei es Diamant! Ich habe gesehen, wie meine Kameraden zerfetzt wurden und wie es Blut geregnet hat! Du hast KEINE Ahnung und maßt dir an, die Welt dort draußen zu kennen! Drakon, NICHTS ist wie es scheint und es kann alles geschehen! Dein Leichtsinn wird dich töten!“ Drakon wendete den Blick ab. Erneut wurde sein Blick trotzig. „Hätte ich jemanden mitgenommen, wäre vielleicht nicht nur Cana verletzt worden. Wieso hast du es zugelassen, dass sie mich suchen gehen?“
„Weil ich dein Vater bin.“
„Und warum hat Kommandant Dracaris dann nicht eingegriffen?“ Ragnar senkte den Blick und schüttelte leicht den Kopf. Wieder nur Pflichten… Wieder nur Regeln. Was hatte er nur falsch gemacht. „Der Kommandant war zum Zeitpunkt der Planung dieser freizeitlichen Unternehmung nicht vor Ort, Drakon.“
„Dann lass mich nun mit IHM sprechen!“ Ragnar verschränkte die Arme schüttelte erneut den Kopf und ging hinter seinen Schreibtisch. Er setzte sich und sagte dann: „Was gibt es Wächter?“
Drakon nahm wieder Haltung an und sagte: „Erlaubt mir Bericht zu erstatten! Die Unternehmung hinter die Mauer zur Erforschung des widernatürlichen Lebens ergab folgende Beobachtungen: Die unbekannte Form der Schattenkreaturen wurde gestern Abend gesichtet und vernichtet. Sie hatte eine annähernd menschliche Form und starb, als es mit einer Lanze, die es selbst geschaffen hatte, durchbohrt. Des Weiteren wurde die Kreatur und ein Rudel Schattenhunde eine gute Tagesreise von hier entfernt gesichtet. Ich empfehle einen schnellen Gegenschlag.“ Ragnars Augen hatten sich während des Berichts ziemlich geweitet und er stand auf. „Ein Tag?“
„Ja.“ Er grübelte leicht. Drakon würde doch sowieso auf eigene Faust wieder nur losziehen und sich in Gefahr bringen! Das würde er nicht zulassen! Er überlegte krampfhaft und schließlich ging er zu seiner Tür und sagte den beiden draußen stehenden Wächtern etwas. Dann kam er wieder herein. „Was hast du die restlichen tage getrieben?“ Drakon blickte etwas merkwürdig drein und sagte dann: „Ich… erinnere mich nicht.“
„Was?“ Ragnar sah ihn verstört an. „Du erinnerst dich nicht?“
„Ich habe irgendwann meinen Kopf verletzt. Das muss der Grund für den Filmriss sein.“
„Also bist du DOCH verletzt!“
„Nur ein paar Kratzer Kommandant.“
Ragnar schloss die Augen. Er war wirklich böse auf seinen Sohn und seine verdammte Leichtsinnigkeit. Er sagte: „Du lässt mir keine Wahl, Drakon.“ Dieser sah seltsam drein. Ragnar stellte sich vor ihn hin und baute sich auf. „Du stehst unter Arrest.“
„WAS?!“
„Du hast die Festung trotz Ausgangssperre verlassen. Und hast dich damit einem direkten Befehl widersetzt.“
„Nein, ich… ich habe nicht im Auftrag des Aufklärungstrupps gehandelt! Ich hatte mein Abzeichen und den Umhang nicht dabei. Ich war in meiner Freizeit…“
„DAS wird geprüft werden. Bis dahin… stehst du unter Arrest. Allain! Conrad!“ Die Wachen kamen rein. „Das kannst du nicht tun!“, rief Drakon. „Was ist mit den Schattenkreaturen?!“
„Das hat nicht deine Sorge zu sein. Schafft ihn weg und lasst ihm einen Arzt kommen!“, sagte Ragnar im Befehlston und Drakon konnte nichts tun, als zu gehorchen. Er knirschte mi den Zähnen. In diesem Moment kamen nun auch Lanara und Aya ins Zimmer. „Was…“, brachte sie noch heraus, als ihr Sohn gerade von den beiden Männern Handschellen angelegt bekam.