Velkyn Di Mai 14, 2024 8:30 pm
Velkyn verstand ja selbst nicht, wieso er so sehr an seiner Schwester hing, die SO grausam war. Wobei, das war auch nicht ganz richtig, denn er glaubte zu durchschauen, wieso sie so war, wie sie war. Sie hatte alle Enden zu ihrer echten Familie gekappt, als Vater gestorben war. Sie hatte niemanden mehr gehabt, war in die Welt hinausgegangen… ganz allein und sie hatte sicherlich auch dort keine guten Erfahrungen gemacht. Sie hatte nie das Glück von ihm oder Aphion gesehen und selbst erfahren, denn hätte sie das… würde Vicy vermutlich noch leben, weil sie es nicht übers Herz gebracht hätte. Und so war es doch klar, dass Shannon für sie die einzige Familie geblieben war, an die sie sich klammern konnte. Er, seine Frau und seine Kinder… Nein… Velkyn hasste sie nicht. Er hatte tiefstes Mitgefühl mit ihr.
Velkyns Gedanken schweiften jedenfalls in diese Richtung und er merkte nicht einmal, wie ihm dabei langsam die Augenlider schwer wurden. Naira sprach mit ihm, aber er reagierte gar nicht auf sie. Zumindest zunächst, sie flehte ihn an. Was sagte sie?
„Hm? Was?“ Sie sah ihn ja beinahe panisch an. Oh. Ja, stimmte, er schien den Anschein zu machen halb tot zu sein. Ugh… Er sah zu seiner Schwester, wo sich nun auch Maena schon hinbegeben hatte, um Verbandsmaterial zu bringen und Streea gegebenen Falls zu unterstützen, sollte sie es zulassen. Er sah zurück zu Naira und nickte. „In Ordnung.“ Schon legte sie ihre Hände auf ihn und er spürte das sanfte Kribbeln, was Linderung versprach. Nairas Kraft reichte nicht aus, ihn komplett zu heilen, wie damals die Halswunde, aber sie schaffte es ihn soweit zusammenzuhalten, dass er nun nicht am Blutverlust sterben würde. Er sah Naira zu, wie sie ihre Hände auf seinen nackten Bauch gelegt hatte, nachdem er die Tücher weggenommen hatte. Er sagte leise: „Tut mir leid.“ Er hatte sie ja gewarnt, dass sein Leben nichts für sie war. Er glaubte zwar auch, dass ihn das hier nicht umgebracht hätte, aber ohne Naira wäre er schon zwei Mal gestorben. Er wollte sie nicht in Sorge versetzen und er wollte sie nicht zum Weinen bringen… Je länger er hier sitzen würde, um so steifer würde er werden. Er lehnte ja an einem Baumstumpf und Neben im lag ja schon einer der Rucksäcke. Maena hatte ihn ihm schon vorbeigebracht, als Naira Streea geheilt hatte, da er ja die Tücher zum Abdrücken gebraucht hatte.
Nun aber streifte er ganz von selbst und bereitwillig sein Oberteil herab und saß nun entblößt vor Naira. Auch hier hatte seine Hautfarbe nun den gesunden Farbton angenommen und seine Muskeln schienen noch deutlicher sein als sonst. Vielleicht auch einfach, weil er sich eben so angestrengt hatte. Eigentlich dürfte sie ihm schon wieder eher den ganzen Oberkörper einwickeln. Aber die wirklich tiefen Wunden, hatte er im Rücken, in der linken Schulter, im Bauch und im Unterschenkel, aber er wollte auch eben schon anfangen seinen Bauch zu nähen. Er sah ein bisschen bedrückt aus. Hoffentlich viel es Streea jetzt nicht ein, doch noch anzugreifen. Er war wirklich erschöpft.
„Wie kam es dazu?“, fragte er leise, aber Streea würde wissen, dass sie gemeint war. Tja wie kam es dazu? Sie hatte prüfen wollen, ob er noch am Leben war und wurde aus heiterem Himmel von diesen Leuten attackiert.