Schicksal oder Zufall?

Jin wollte sich ja gern beruhigen und Valas ging direkt zu ihm. Er legte die Hand auf seine Shculter und Jin wehrte sie so schnell ab, dass er ihm fast das Handgelenk brach. „Nicht...anfassen!“, fauchte er. „Wir sollten... gehen!“, sagte er und heilt sich das Handgelenk. Jin funkelte ihn an und Luxia saß wie betäubt auf Canas Schulter. Jin selbst mache einen Schritt Richtung Ausgang und hielt wieder an. Er drehte sich um und lief wieder ein Stück zurück. R hatte keine Ahnung, was er nun tun sollte. Er hatte keine Ahnung, wie es weiter gehen würde. Er hatte... Die einzige Sternenefle, die noch übrig war und ER hatte sie verloren, für ein Volk, das nur aus Lügnern und Intriganten bestand. Er legte sich die Hände auf die Schläfen und überlegte panisch. Valas sah zu den anderen und stellte sich schließlich Jin in den Weg. Dieser sah ihn an. „Wir müssen gehen...“ Er reichte ihm die Hand. „Und wohin?“, fragte Jin. „Weg von hier.“ Die anwesenden Dunkelelfen waren allesamt schockiert, über das, was Jin hier veranstaltete, obwohl er ja eigentlich recht ruhig war. Jin funkelte Valas an. „Bitte...“, sagte Valas nun. „Du kannst nicht bleiben. Nicht so...“
„Wie?“, fragte er nun und ließ die Arme sinken. „Aufgebracht? Zornig?“ Er packte Valas Oberteil. „Wieso nicht?! Wieso sollen sie nicht sehen, wie ihr Herrscher ist, hm? Verdammt wütend!“ Valas sah ihm fest entgegen. „Das ist nicht meine Schuld!“ Er packte Jins Handgelenk und diesem traten nun die Tränen in die Augen. „Nein... es ist meine...“ Valas blickte zu seiner Mutter und schüttelte leicht den Kopf. Er wusste, wie sie war und was sie machen würde, wenn Jin ihm was antäte. Aber Valas sagte nur leise: „Wir finden sie.“
„Du hast keine Vorstellung davon, wie sie sind...“ Er ließ Valas los und sagte nun: „Wer immer das getan hat... findet ihn! Und wenn ihr das ganze Unterreich auf den Kopf stellen müsst... FINDET MEINE VERLOBTE!“ Jin sagte es wohl auch zu den anderen Anwesenden hier. „Andernfalls werde ich euch anders anspornen...“ Was das meinte, war wohl klar. Mord und Totschlag. Hinrichtungen, Razien und was nicht sonst noch alles. Jin würde einen noch schlimmeren Tyrannen abgeben, als seine Schwester.

SO hatte niemand bisher Jin gesehen. Zumindest keiner seiner Freunde. Elariel warf einen Blick zu ihm. Es tat ihr unendlich leid, aber noch schlimmer war, was Luthien machen würde. Wie er reagieren würde, aber ... er hatte gesehen, das Jin ALLES für Aideen tun würde.
"Valas! Lass uns Gruppen bilden."
"Ich bleibe mit Sera bei ihm. Vielleicht besser, wenn ich das mache, als einer von euch,"
erklärte Lilly sich gleich bereit und sah zu Cana.
"Nicht das er euch noch in seinem Schmerz verletzt. Das wäre einfach nur sehr traurig. Wenn man so wütend ist, sagt und macht oder sagt man manchmal Dinge, die man später bereut."
Sie hatte sich mit ihrer Schwester gestritten, ehe der Angriff kam und wusste, wie schlimm es war, etwas zu sagen, was man nicht wieder gerade biegen kann. Sie hatte Sera schon immer beschützt, aber Cana war noch jünger und hatte eben so Schutz nötig. Wenn das Kind allerdings bleiben wollte, würde sie sie auch vor Ort beschützen.
Ari sah sich um.
"Ich muss zu Raze. Er hat keine Ahnung, wie schlimm es hier sein kann."
So viel dann zu einem neuen Zuhause. Ari rannte gleich los. Sie musste wissen, wie es Raze ging. Als sie ihn fand, saß er vollkommen schockiert auf einem Stuhl und starrte in den Raum, in dem Aideen gewesen sein musste. Sie fiel ihm um den Hals und drückte ihn.
"Du hast keine Schuld,"
meinte sie.

Elariel versuchte Luthien zu kontaktieren, aber sie bekam einfach keine Verbindung. Entweder war er zu beschäftigt oder... etwas anderes war geschehen. Jins Blick war ein wenig irre Ari rannte direkt los zu Raze. Aber... Valas konnte sich nicht auch noch um sie kümmern. Alles in allem ging es ganz schön... turbulent zu. Lilly sagte irgendwas von: SIE würde bei Jin bleiben und er hielt das für eine äußerst schlechte Idee. Die anderen Gäste verkrümelten sich auch langsam und Jin war umringt von Beratern und seinen Freunden die alle was anderes sagten. Alle wollten irgendwas von ihm oder diskutireten die Lage, dabei war es doch ganz einfach... Jin schob Valas zur Seite und schließlich stand Lysanan vor ihm und wollte ihn aufhalten. Sie konnte nicht so schnell gucken, wie ihr ein Dolch an die Kehle fuhr. „Geh... mir aus... dem Weg!“
„Und was dann? Läufst du durchs Unterreich und tötest jeden, der dir vors Messer läuft?“
„Aus dem Weg... ich werde es nicht noch mal sagen.“
Lysanan sah ihn immer noch trotzig an. „Jin...“
„LASS MICH DURCH!“ Blut lief von ihrem Hals und Valas packte Jin nun. „Du vergisst dich...“, warnte er ihn und Jin sah ihn nur an. Dann sagte er: „Charundax... nehmt die beiden fest.“ Valas Augen weiteten sich. „Ich dachte ich hätte klar gemacht, was ich von Ungehorsam halte.“

Warum zum Teufel bekam sie die Verbindung nicht gestellt? Was war denn da nur los? Elariel verzweifelte schon fast. Alles was schief gehen konnte, schien ausgerechnet heute schief zu gehen. Und zu allem Überfluss ließ Jin nun auch noch Valas und Lysanan fest nehmen. In dieser Laune war wohl kaum mit ihm zu reden.
"Sie durfte hier nun keinen Zauber wirken. Er würde es als Angriff auf sich sehen und die Beiden wären in noch größerer Gefahr, als jetzt schon. Elariel sah Jin nach, der eben von Lilly verfolgt wurde. Das konnte nicht gut gehen. Elariel sah Valas wehmütig nach. Sie würde die beiden da raus holen, aber erst mal musste Jin sich wieder ein kriegen. Cana wurde als erstes eingesammelt, mit Luxia. Dann gingen sie zurück zu ihren Gemächern. Vielleicht würden sie Raze und Ari unterwegs treffen.

Lilly lief erst hinter, dann neben Jin her. Sie wollte nur, das er das Gefühl hat, jemand ist bei ihm und stärkt ihm den Rücken. Sie könnte nicht viel tun, aber sie konnte wenigstens seine Laune aushalten, weil sie es erst gar nicht an sich ran ließ.
"Glaubst du, dein Kindermädchen steckt dahinter? Sie war als letzte mit ihr zusammen und sie ist schon so alt, das sie euch noch von der Urzeit erzählen kann."
Wenn die alte Schachtel so alt geworden war, musste sie ganz schön viele Intrigen gesponnen haben, sonst wäre sie vermutlich viel früher drauf gegangen.

Raz hatte in Aideens Ankleidezimmer gesessen. Er hörte, wie sich jemand näherte, aber es war ihm egal. Selbst ein Attentäter wäre ihm egal gewesen. Er hatte es versaut und Jin würde sicherlich sehr böse mit ihm sein. Aber letztlich kam Ari herein. Sie warf sich an ihn und versichterte, dass er keine Shculd hieran hatte. „Und... wer hat sie dann?“ Es war SEINE verdammte Pflicht gewesen, die er auch gerne ausgeführt hatte... „Ich... bin zu nichts zu gebrauchen.“ Auch damals als er das Schiff hatte bewachen sollen. Da hatte Jin kommen müssen ihn zu retten. Brash hatte ihn damals von Scarlett befreit nicht er selbst... Raze spürte, wie seine Augen brannten. Er hatte ncihts alleine geschafft. Er hatte es nicht mal geschafft Ari zu retten, das hatte auch Jin erledigt. Eine Träne lief aus seinen Augen.

Lysanan sagte leise: „Das kannst du nicht... machen...“ Jin funkelte sie weiter an, als sie auch schon von Wachen gepackt wurde. „Mutter!“, rief Valas, wurde nun aber auch gepackt. Jin sah den beiden nach und Mythal verschwand aus dem Raum. Sie würde dafür sorgen, dass Lysanan ihr Baby bekäme, denn sie musste es ja auch stillen. Charundax folgte Jin ebenso, wie Lilly und schwieg.

Sera sah zu ihrer Freundin. „Das... ist keine gute Idee...“, sagte sie leise. „Er ist unberechenbar.“ Cahrundax folgte in angemessenem Abstand. Lilly sprach Jin an, der vor den anderen in Richtung seiner Gemächer gelaufen war. Er blieb stehen und sah sich zu Lilly um. Warum war sie ihm gefolgt. Er packte sie und Sera quietschte entsetzt auf. „Was weißt du?“ Jin war offensichtlich nicht klar bei verstand. „Wieso glaubst du, sie hat etwas damit zu tun!?“ Er war durcheinander. Sie war die letzte, die bei ihr gewesen war. Er musste in das Zimmer, um nach Spuren zu suchen. Er schüttelte den Kopf und ließ Lilly einfach wieder fallen. Er hatte sie leicht vor sich gehoben. Niemand hatte eine Vorstellung davon, was es bedeutete, wenn Aideen etwas schlimmeres zustieße. Und niemand – vermutlich nicht mal der Entführer selbst – konnte sich auch nur vorstellen, wie zerbrechlich und feinfühlig sie war, wenn sie keine Natur um sich hatte. Es war ein Wettlauf mit der Zeit.
Er erreichte das Zimmer, wo Raze und Ari waren. Raze sah auf und Jin blieb überrascht stehen, jemanden hier vorzufinden. Oh ja... Raze... er hätte auf sie achten sollen. „Jin... ich...“
„Geh mir aus den Augen...“ Raze sah ihn mit großen Augen an und erhob sich langsam. „Aber... ich... ich...“
„HINAUS!“ Raze zuckte zusammen und starrte Jin total eingeschüchtert an.

Llly sah Jin fest in die Augen, als er sie packte und sie an fuhr, was sie wusste.
"Gar nichts. Nur das, was offensichtlich ist. Shax'isis ist uralt, was in eurem Volk ziemlich unwahrscheinlich ist. Da fragt man sich doch, wie sie so lange hat überleben können. Und sie war als letzte mit Aideen im Zimmer."
Sie folgte ihm weiter. Sera hatte angst, was Lilly nicht überraschte.
"Sei still Sera. Er ist verwirrt und durcheinander. Er fühlt sich sicher schrecklich. Wir werden ihm helfen."
Und sie kamen an. Das Ankleidezimmer in dem Aideen gewesen war. Lilly hätte nie geglaubt, das ein Halbdämon weinen kann. Aris Blick war wirklich so traurig. Sie musste diesen Halbdämon wirklich sehr gern haben. Lilly blieb hinter Jin stehen, als Raze und Ari hinaus gingen. Jin musste sich erst mal um sehen. Schließlich meinte Lilly:
"Also ... du behandelst deine Freunde nicht fair. Wie soll der Halbdämon denn wissen, was hier drinnen vor sich geht, wenn er da draußen sitzen bleiben musste?"
Mit Vernunft brauchte sie ihm wahrscheinlich jetzt erst mal gar nicht kommen, aber sie musste es doch wenigstens versuchen.

Ari zog Raze mit sich. er war am Boden zerstört. Nachdem sie das kleine Reich erreicht hatten, in dem sie untergebracht sein sollten, hielt Ari Raze Hände.
"Raze ... du kannst nichts dafür. Wir kennen dieses Reich und dieses Volk nicht. Was man den Dunkelelfen nach sagt ist Verschlagenheit und Verrat. Wir konnten doch nicht wissen, das dort irgendwo, und ich wette darauf, das es so ist, ein Geheimgang oder so was ist. Es sieht doch auch nichts danach aus. Damals mit dem Boot ... das war meine Schuld. Du konntest nichts dafür und Scarlett ... sie hat dich die ganze Zeit glauben lassen, das sie dein Herz hat. Stell dir vor, du wärst Jin und ich Aideen. Wie würdest du reagieren, wenn man mich dir rauben würde?"

Raze sah sein Lämmchen an. Als könnte sie Gedanken lesen. Oder hatte er ihr seine Gedanken unterbewusst übermittelt? „Er hat... mir vertraut.“ Und Ari ürde genau wissen, was Vertrauen für Raze bedeutete. „Und ich... habe ihn enttäuscht.“ Sie fragte ihn, wie er reagieren würde, wenn er und Ari an Jins und Aideens Stelle stehen würde. „Genauso.“ Er warf es Jin ncith vor. Er verurteilte sich selbst ebenso. Er gab Jin Recht.

Jin sah sich im Zimmer um. Es hatte keinen Kampf gegeben. Es war sehr schnell gegangen, sonst hätte Aideen sich sicher gewehrt. Es gab keine Blutspuren. Dann leuchteten Jins Augen leicht auf. Er sah sich im Raum um. „Magie...“, sagte er leise und dann rückte Lilly wieder in sein Blickfeld. Warum war sie denn noch hier? „Sei still.“, sagte er nur und schob sie zur Seite. Sera wich ihm freiwillig aus und meinte: „Er ist unheimlich. Wir sollten ihn alleine lassen.“
Jin betrachtete eine der Wände. „Portalmagie...“
Jins Augen wurden wieder normal und er lief auf und ab. Wem konnte er denn bitte noch vertrauen? Er strich sich durchs Haar und suchte nach einem Ausweg aus dieser Lage. Wie sollte er Aideen finden? Er hatte keine Anhaltspunkte. Er konnte doch nicht... Er spürte, wie ihm die Tränen kamen. Er spürte, wie ihn der Druck auf seiner Brust zerquetschen wollte. Eine eiskalte Hand umklammerte sein Herz. Er hatte so schreckliche Angst. Aideens Sachen und ihre Heiltasche fiel ihm in den Blick und dann ging seine hand hinauf zu seinem Hals, wo er unter den Klamotten ihre Kette trug. Ein verzweifelter Laut kam aus seiner Kehle und er sank langsam vor ihren Sachen auf die Knie. Charundax stand vor der Tür und lugte nur hinein. ER würde Jin nicht verlieren.

Ja, Ari wusste genau, was Raze Vertrauen bedeutete. Ihn jetzt zu trösten, war sehr, SEHR schwer, denn sie wusste auch, wie sehr er sich nun dafür hasste, nichts bemerkt zu haben.
"Er wird dir verzeihen. Ganz sicher. Er ist verletzt und weiß doch gar nicht mehr ... wem er noch trauen kann. Wir waren aber IMMER für ihn da und DU wirst ihm jetzt beweisen, das du seines Vertrauens würdig bist. Du kannst im dunkeln sehen, ich nicht, aber ich kann mich orientieren, auch wenn ich nichts sehe. Wir werden sie suchen und wenn wir sie gefunden haben, bringen wir sie zu ihm zurück. Ich mache uns ein paar Tränke fertig und etwas, womit ich auch ein wenig sehen kann."
Nun genug Leuchtpilze gab es doch hier unten.
"Aber erst .. müssen wir nun nach ihm sehen."

Lilly schwieg. Sie sagte erst mal nichts mehr. Jin sah sich um. Er konnte feststellen, das es sich um Portalmagie handelte. Zumindest verstand sie es so. Das weibliche Dunkelelfen durchaus in der Lage waren, solche Magie zu wirken, wusste Lilly, aber auch nicht alle Frauen dieses Volkes beherrschten das. Sie sah zu, wie Jin sich an den Hals griff. Er hielt etwas fest, ging in die Knie und gab einen Laut von sich, den Lilly niemals vergessen würde. Jin brach zusammen. Lilly kam näher. Vorsichtig legte sie die Hand auf seine Schulter.
"Sie braucht dich. ... Steh auf, nimm ihre Sachen mit, wenn du es brauchst und dann lass sie uns suchen. Sie würde nicht wollen, das du auf gibst und ich denke, sie glaubt an dich, so wie wir alle."
Sie wollte ihm Mut machen. Ob es ihr gelang? Vermutlich nicht, aber was konnte sie sonst tun?
"Du bist der Einzige, der dein Volk so gut kennt. Überlege genau, wo jemand eine Waldelfe hin bringen würde, wenn er sie los werden wollte, sie aber nicht mehr zurück kommen soll."

Raze wusste, dass Ari ihn zu trösten versuchte und sie versuchte ihn aufzubauen. Sie wollte, dass er wieder auf die Beine kam, um Jin zu unterstützen. Aber vor allem um sich selbst wieder aufzurappeln. Raze sah sie an und nickte dann langsam. Er sagte leise: „Kann... ich dir helfen?“ Er wollte sich selbst auch ablenken. Jin würde ihn jetzt sicher nicht sehen wollen.

Jin hockte auf dem Boden und spürte, wie ihm die Tränen über die Wangen liefen. Aideen... sie war ganz allein, gefangen vermutlich, wenn nicht gar tot und Jin war so machtlos. Lilly kam zu ihm und legte ihre Hand auf seine schulter. Die Berührung war so zart und vorsichtig, aber Jin wehrte sie nicht mal ab. Sie sprach mit ihm und Jin antwortete nicht. Was machte sie hier? Wieso war SIE hier und nicht seine... Richtig... er hatte Valas einsperren lassen. Und seine Mutter auch. Was... warum hatte er das getan? Jin sah wieder auf und seine roten Augen glänzten von den Tränen. Er sah Lilly an. „Was machst du hier? Lass mich einfach allein!“ Sie sah iihn entschlossen an, erklärte ihm, was Aideen wollen würde und wollte, dass er sie suchen ging. „Jin musterte sie verständnislos. „Und... woher willst du das wissen?“ Was bildete sie sich eigentlich ein? Als würde sie Aideen kennen... Nein. Sie kannte sie doch gar nicht. Auch wenn sie vermutlich Recht hatte, hatte sie nicht das Recht, ihm das nun so ins Gesicht zu sagen! War sie vielleicht nicht ganz bei Trost? „Du weißt nichts über sie!“ Sie wusste nicht, was für Folgen es hatte, wenn Aideen tot wäre. Die letzte ihres Volkes, die einzige, die Celestria befreien konnte und Jin hatte sie verloren! Jin packte Lilly erneut und hob sie hoch gegen die Wand. „Was willst du hier noch?! Lass mich allein!“ Er warf sie durch den Halben Raum. Sera versuchte ihrer Freundin zu helfen, indem sie erst an Jins Arm zog und sie dann auffangen wollte, beides blieb aber natürlich erfolglos.
Wie sollte sie zu ihm durch kommen. Er war so von Angst, Trauer und Zorn erfüllt, dass man es kaum aushalten konnte. Jin sah auf sie herab und dann hörten sie draußen die Stimme von Shax'isis. „Wo ist er?!“, fragte sie leicht ängstlich. Jins Augen weiteten sich leicht. Charundax packte sie und drehte ihren Arm auf den Rücken. „Ah! Was... Charaundax!? Was machst du denn?“ Jin sah auf. Sein Leibwächter warf Shax'isis direkt vor Jins Füße. Er hatte sie in Windeseile gefesselt. Jin sah auf sie herab, wie der Leibhaftige. "Aph...ion?"

Wenn es auch vermutlich nicht viel brachte, aber Ari fühlte sich ein wenig besser, als Raze nickte. Er würde das überwinden und er würde zeigen, was in ihm steckte. Er wollte ihr helfen. Aus Angst Jin gegenüber zu treten. Sie lächelte aufmunternd.
"Natürlich. Du bist so groß, da kommst du an Stellen, die ich mal gar nicht erreihen kann. Komm."
Und so nahm sie ihn wieder bei der Hand und führte ihn hier weg.

Lilly ließ Jin gewähren. Schließlich war er voller Emotionen, die er nicht einfach so raus lassen konnte, oder mit denen er nicht wusste, wo hin. Als sie auf dem Boden landete, rollte sie sich gekonnt ab und kam wieder auf die Beine.
"Was ich hier will? Ich will nicht, das es dir so geht, wie mir! Ich habe nichts mehr, ausser Sera und dieser Insel gehabt und nun habe ich nicht einmal mehr die Insel. Ich bin hier, weil ich her gebracht worden bin, weil der Elfenkönig uns nicht wollte und weil ich versuche zu helfen."
Sie sprach wirklich ruhig und nicht ein bisschen ärgerlich, sondern eher traurig.
"Du hast recht. Ich weiß nicht viel über sie, aber ich habe ihre Augen gesehen, wie sie leuchten, wenn sie dich an sieht und wie sehr sie dir vertraut ... wie sehr sie dich liebt. Ich kann nicht glauben, das sie anders fühlt, als genau so. Und du ... fühlst offenbar eben so für sie. Was also wäre nahe liegender, als bei dir zu bleiben und zu versuchen dir zu helfen?"
Sie hatte eben den Satz beendet, als Shax'isis in den Raum geworfen wurde.

Jin blickte auf Shax'isis herab und sie sah zu ihm hinauf. Noch nie hatte man sie so behandelt, wie eben. „Wo ist sie?“, fragte Jin, als er auf sie herab blickte. „Aphion... was ist hier los?“ Jin antwortete nicht, sondern fragte sie erneut: „Wo ist sie?“, es klang als würde ihn das hier alle Beherrschung kosten. „Ich weiß... es nicht...“, hauchte sie Angst erfüllt. „Ich würde nie...“ Jin packte sie und schrie sie an: „WO IST SIE!?“ Es war Dunkelelfisch und Jins Augen schienen die ganze Wut dieser Welt in sich zu tragen. „Aphion...“ Er packte ihren Kiefer und drückte unmissverständlich zu. „Wenn du noch einmal diesen Namen sagst, schneide ich dir die Zunge heraus!“ Sie kniff die Augen zusammen und hielt sich an seinen Handgelenken fest. „Wo ist Aideen...“
„Ich habe keine Ahnung, ich...“ Er schlug ihr hart ins Gesicht, wobei sie auf den Boden fiel. „Wo ist sie?“ Sie sah nun nur zu ihm auf und schwieg. Jin trat ihr in den Bauch und lief hinterher, um sie wieder an dem Kleid zu packen, wo er sie erneut vor sich hob. „Wo ist sie?!“ Shax'isis sah ihn traurig an und sagte nichts. „WO!?“ Er schmetterte sie auf den Boden und schlug ihr immer wieder ins Gesicht. Er schlug sich die eigene Hand blutig. Die Frau war jedenfalls sehr robust.

Shax'isis war jedenfalls die Einzige, die ... es sei denn ... jemand habe sich als sie ausgegeben, aber war dem so? Konnten sie sich so gut ... verkleiden? Lilly hatte keine Ahnung. Jin jedenfalls ließ von der Frau nicht ab. Er schien sie wirklich für alles verantwortlich zu machen. Lilly kam schließlich zu Jin. versuchte ihn weg zu ziehen.
"HÖR AUF! Wenn du sie umbringst, erfährst du auch nichts mehr! Denk nach!"
Er musste doch von selbst darauf kommen, das es keine gute Idee war, Shax'isis um zu bringen. Elariel kam nun auch dazu.
"JIN! Um Himmels willen hör AUF! Du bringst sie noch um!"
Sie würde ihn nicht anfassen, aber sie würde auch nicht zusehen, wie er die Frau um brachte, die vielleicht Informationen hatte. Dieses Volk bestand aus Täuschung und List. Wie konnte er das vergessen?

Vielleicht hatte er es einfach vergessen, weil er überhaupt vollkommen durch den Wind war. Lilly rief ihm zu, aufzuhören, doch er hörte natürlich nicht auf sie. Er hockte auf ihr und sie hatte das Gesicht halb abgewandt. Sie wirkte orientierungslos, aber war noch bei Bewusstsein. Er packte ihre Schultern und zog sie leicht hoch, ehe er sie wieder auf den Boden knallte. „Wo... ist sie...?“ Elariel kam dazu, als er sie gerade wieder auf den Boden schlug. „Lass mich in Ruhe... sie war... zuletzt bei ihr!“ Jin sah auf die alte Elfin herab. Sie sah zu Jin auf. „Ich... habe sie seit.. der Krönung nicht gesehen...“ Jins Herz zog sich zusammen, so schien es ihm. „Du lügst... du solltest sie umziehen...“ Sie schüttelte leicht den Kopf und wirkte schwach. „Du... liebst sie...“ Nun lächelte sie sogar ein wenig. Dann wurde sie aber wieder traurig. „Und man hat... sie dir... weggenommen... Es... tut mir... leid, aber ich weiß wirklich... nicht, wo... sie ist oder wer... sie hat.“ Jin starrte sie eine Weile an, dann schloss er die Augen, zog die Brauen leicht zusammen und ließ sie los. „Bring sie weg...“, sagte Jin leise zu Charundax, der ein paar Wachen heran winkte.

Das er auf Lilly nicht hörte, war ihr durchaus klar, was ihr allerdings nicht sonderlich viel aus machte. Warum sollte er schon auf sie hören? Elariel aber sah ihn ernst an, als sie die alte Elfin fort brachten.
"Erinnere dich daran, was du tun musstest, um dein Volk davon zu überzeugen, das deine Schwester noch lebt."
Sie war Intrigen am Hof gewöhnt. Nicht gerade vom Volk der Elfen, aber von anderen Völkern durchaus.
"Wenn du jemanden entführen willst, musst du erst mal jemanden haben, dem dein opfer vertrauen kann. Ich habe keine Ahnung, wer diesen Maskenzauber noch alles beherrscht, aber möglich wäre es schon, das jemand sich als dein Kindermädchen ausgegeben hat. Und Valas udn Lysanan ... was hat dich geritten sie ein zu sperren? WIR waren die ganze Zeit bei dir und haben mit dir gelitten, eben so wie jetzt. Sie wollten doch nur verhindern, das du in deinem Schmerz etwas dummes anstellst."
Lilly stand bei ihnen, die Arme vor der Brust verschränkt.
"Sie hat recht Jin. Deine Freunde sind vermutlich die Einzigen, denen du trauen kannst."

Jin sah Elariel an. Er hatte was? Valas, Lysanan... Ihm wurde schlecht. Er hatte Valas und Lysanan wegsperren lassen. Er setzte sich erst mal. Was hatte er sich denn dabei gedacht? Lilly stimmte Elariel zu und er blaffte sie an: „Sei endlich still!“ Er stand wieder auf und musterte Elariel. Dann sagte er zu Charundax. „Lasst... die beiden wieder frei.“ Eine Wache nickte und dampfte ab. Jin rieb sich die Schläfen. Er konnte nicht denken. „Wir... müssen sie finden.“ Er war wieder ruhiger. Aber wie sollten sie sie finden? „Und was willst du tun?“, fragte er sie. „Wie willst du sie finden? Vielelcith ist sie auch schon...“ Er musste es nicht aussprechen. Jin senkte den Blick. Diese Ohnmacht machte ihn wahnsinnig. Er sah wieder auf: „Elariel... sag mir wie..“ Er sah sie an. Sie hatte keine Antwort. „Dachte ich mir...“ Er ging an ihr vorbei in sein Zimmer. „Lasst... mich einfach allein.“

Lilly sah Jin nur an. Er konnte sie ja anschreien, wenn er wollte, konnte seine Wut verbal an ihr auslassen, aber es würde nichts ändern. Elariel hatte auch keine Antwort. Ein Ortungszauber ... aber wenn man sie versteckt hielt, geschützt vor Magie, wäre das alles andere, als leicht, ja wohl eher unmöglich. Elariel senkte den Blick, als Jin sie fragte. Sie durften nicht aufgeben. Karadin war nun ihre einzige Hoffnung Aideen wieder zu finden. Jin wollte allein sein, also ließen sie ihn erst einmal. Lilly sah zu Sera.
"Es ist nicht gut, wenn er so viel allein ist. Geben wir ihm eine Weile und dann gehen wir wieder zu ihm. Besser Jemand achtet darauf, das er keinen Unsinn macht. Ich weiß, ich weiß. Ich kann ihn auch nicht daran hindern, aber ich kann wenigstens für ihn da sein. komm. Lass uns irgendwas gutes für ihn kochen. Tee oder eine Suppe. Die werden doch irgendwas gutes da haben."
Und damit verschwand auch Lilly fürs Erste.

Sera sah ihre Freundin an. „Du bringst uns noch in große Schwierigkeiten, Lilly! So jemand gefährlichen, muss man in Ruhe lassen! Er hat die Frau fast tot geschlagen. Mit bloßen Händen! Meinst du nicht, dass... wir uns von ihm fern halten sollten?“ Sie wollte was kochen. Sie hatte so viel Liebe und Güte im Herzen. Sera seufzte. Sie eilten also los, um irgendjemanden zu finden, der ihnen bei ihrem Vorhaben helfen konnte.

Valas und Lysanan wurden unten wieder freigelassen. „Siehst du? Ich hab es dir gesagt. Er... lässt uns wieder frei.“ „Er... ist außer Kontrolle, Valas. Wer sagt denn, dass er es nicht wieder tut?“. „Mutter. Er ist wie ein verwundetes Tier, dass nur Angriff kennt, wenn man ihn einengt. Wir hätten ihn nicht drängen dürfen.“ „Ach Valas... du bist so ein lieber Junge.“ Sie ging zusammen mit ihrem Sohn und ihrer Tochter wieder hinauf in die gehobenere Schicht. Sie wurden von Wachen flaniert und als sie endlich wieder im Palast waren, fiel auch die Anspannung von Lysanan. Sie ging gleich zu ihrem Mann. Valas hingegen suchte gleich nach Elariel und als er sie fand, nahm er sie in die Arme. Auch Cana und Luxia hielten sich gerade lieber bei Elariel auf. Wobei Cana nun sagte: „Ich gehe zu ihm. Er braucht uns!“
Luxia saß vollkommen fertig auf einer Kommode. Sie konnte nicht glauben, dass Aideen fort war. Sie hatten sie so lange beschützt und nun... am „schönsten Tag“ ihres Lebens hatten sie sie verloren? Das war doch wohl mehr als nur Grausam!. Sie hielt die Äuglein zu, weils ie plötzlich anfangen musste zu weinen. „Aideen...“ sagte sie leise.
Cana schlüpfte schon rüber zu Jins Gemächern und wurde auch rein gelassen. Sie sah zu erst in seinem Schlafzimmer nach, aber da war er nicht. Sie ging ins Arbeitszimmer ins Ankleidezimmer und ins Bad. „Jin?“ Doch er antwortete nicht. Schließlich blieb am Ende nur noch ihr Zimmer übrig. Cana ging hinein und tatächlcih fand sie ihn dort. Er sah nicht auf und saß einfach auf ihrem Bett. „Was... machst du da?“
„Lass mich alleine, Cana...“
„Willst du nicht nach Aideen suchen? Sie fehlt mir auch!“ Jin sah auf. Cana standen auch die Tränen im Gesicht. „Wenn du sie nicht suchst, wer soll es dann tun? Ich geh auch alleine, wenn es sein muss, aber...“ „Cana...“ Sie sah auf und irgendwie... Jin sah nicht gut aus. Er sah... dunkler aus als sonst. „Lass mich allein.“ Sie machte große Augen. „Aber...“ „Geh!“ Cana erschrak und drehte sich um. Sie blieb aber noch mal stehen. Sie schüttelte trotzig den Kopf und stampfte auf, ehe sie sich wieder umdrehte zu ihm und ihn an maulte: „Das ist aber MEIN Zimmer!“ Jin sah sie nur an und es schien ihm eben bewusst zu werden. „Ja... du hast recht.“ Canas Mund bebte und Jin erhob sich. „Tut... mir leid...“ Sie hielt es nicht mehr aus. Sie rannte zu ihm und klammerte sich an seinem Bauch fest. „Ich will... dich wieder haben... Papa“ Sie hatte das Wort von Valas gelernt und Jins Augen weiteten sich. Er spürte, wie sie außerdem anfingen zu brennen und dann legte er die Haände auf ihren Rücken. Was sollte er den jetzt sagen. „Ich... BIN aber nicht dein Vater, Cana.“ Sie sah zu ihm auf und weinte. „Doch... das bist du.“ Sie drückte sich noch mal an ihn und Jin drückte sie nun von sich weg. Er sah noch mal auf sie herab. Er sah zornig aus. Cana konnte nicht verstehen, dass es nicht Zorn, sondern Schmerz war, den sie da sah. Er ließ sie in ihrem Zimmer stehen. Hier würde er keine Ruhe finden und ging hinaus. Er blieb vor der Tür mit der Blume stehen und ging hinein. Er ließ es Dunkel und saß da nun einfach auf einem Fels.

Elariel wartete, nachdem die Wachen fort waren, um Lysanan und Valas wieder frei zu lassen. Als Valas kam, ließ sie sich in die Arme nehmen und schmiegte sich an ihn. Auch sie war schwer getroffen von der Tatsache, das Aideen fort war. Sie fehlte. Zwar war sie die, die am ruhigsten war, aber sie war doch eben der Ruhepol für Jin. Solange sie bei ihm war, war er gänzlich anders. Ohne sie schien Jin keinen Sinn mehr im Leben zu sehen. Elariel nahm Valaas mit in ihre gemeinsamen Gemächer. Für Jin konnten sie nichts tun. Ihrer aller Hoffnung lag bei Karadin.

Es waren nun schon mehrere Tage vergangen, in denen niemand nach Jin gesehen hatte. Lilly fasste sich nun ein Herz.
"Er ist nun schon drei Tage da drin. Er isst nicht, und er trinkt vermutlich auch nichts. Das kann nicht gut für ihn sein. Ich gehe jetzt da rein, egal ob es ihm passt oder nicht."
Und so nahm sie das, was sie extra für Jin gekocht hatte, mit hinter die Tür mit der Blume. Als sie durchschritt und auch den lebenden Vorhang aus ... was auch immer ... durchbrochen hatte, staunte sie erst einmal nicht schlecht. Das hier hatte er für Aideen machen lassen? Lilly wurde in diesem Moment erst klar, wie gewaltig das Ausmaß Jin´s Liebe zu Aideen war. Das war ... unglaublich. Wunderschön. Was könnten die Beiden auf die Beine stellen, wenn sie zusammen waren. Lilly suchte Jin und fand ihn schließlich. Er sah schlecht aus und sehr schwach. Kein Wunder. Lilly setzte sich zu ihm, stellte den Korb mit Essen und trinken neben sich ab, zog die Beine an und legte die Arme um die Knie. Sie sah über den See.
"Das ist wunderschön."
Schweigen ... nach einer Weile drehte sie nun den Kopf.
"Jin ... du musst etwas zu dir nehmen. Was wenn er sie findet ... wenn er sie zurück bringt und du bist zu schwach sie auch nur an zu sehen?"
Sie klang wirklich besorgt.
"Ich weiß, ich kenne sie kaum, aber ... sie würde nicht wollen, das du auf gibst, oder?"

Jin saß in der Grotte in ihrer Grotte. Er war allein und es war ruhig. Charundax und auch Mythal oder Lysanan hatten nach ihm sehen wollen, aber Jin hatte sie schon an der Schwelle wieder raus geschickt und schließlich hatte er gefragt, ob seine Berater nicht lieber in der Abwesenheit ihres Königs regieren wollten? Das ganze Unterreich würde im Chaos versinken. Sie brauchten einen König. Sie brauchten niemanden so schwaches. Jin sah in den See, als die Tür aufging. Er sagte nichts. Wie lange hatte er hier gesessen? Es war von allen ausgerechnet Lilly, die ihm etwas mitbrachte. Er musste Cana sehr verletzt haben und ihm selbst war das nicht ganz klar. Er sah Lilly nicht an, als sie mit ihm sprach. Er starrte nur ins Wasser und irgendwann richtete er seinen Blick kurz zu dem Korb, aber dann wieder ins Wasser, wo die kleinen Fischchen herum schwammen. Jin konnte im dunkeln sehen und so war für ihn alles hier viel heller. Lilly dürfte hingegen kaum etwas sehen. Jin schien nicht in der Stimmung zu antworten. Und gerade, als Lilly hätte annehmen können, dass er seine Zunge verschluckt hatte, sagte er krächzend: „Sie ist fort. Es gibt keine Forderung. Was lässt dich glauben, dass sie zurück kommt?“ Jin senkte den Blick nun noch weiter.

Lilly war ein Mensch und konnte natürlich im Dunkel höchstens durch das Licht des Mondes etwas sehen. Denn noch hatte sie es hier als sehr schön empfunden. Sie saß bei Jin, einfach so, ohne das sie wirklich glaubte, er würde antworten. Sollte er sich Zeit mit allem lassen.
"Was soll mich glauben lassen, das sie nicht zurück kommt?"
stellte sie eine Gegenfrage.
"Hoffnung, ist alles, was du hast. Gib sie nicht auf. Niemals Jin. Wenn ich euch richtig einschätze, bist du ihr Licht in der Finsternis und sie für dich eben so, oder nicht? Wenn sie noch lebt, wird sie alle Hoffnung in dich setzen, denn du kennst dich hier unten aus. Du kennst vermutlich Verstecke, die Andere nicht kennen. Anderer Seits verstehe ich dich natürlich auch. Das Reich ist riesig, die Wahrscheinlichkeit sie auf Anhieb zu finden dürfte sehr gering sein, aber ... es ist nicht unmöglich. Unmöglich wird es erst, wenn du sie und dich auf gibst."
Vielleicht würde sie ihn doch ein wenig motivieren können, endlich hoch zu kommen.

Jin sah noch immer ins Wasser. Was bildete sich dieses Mädchen ein? Er sah nun erschöpft und desinteressiert zu ihr rüber. „Warum bist du hier?“ Er musterte sie. Sie hatte es eben schon gesagt und Jin erinnerte sich daran, als habe sie es eben erst gesagt. „Hoffnung...“ er fasste sich wieder an den Anhänger an seinem Hals. Er berührte die zarte Knospe, die als Anhänger diente. Er sennte den Blick wieder.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Jin reagierte gar nicht. Es war Karadin. „Majestät! Eure Truppen!“ Jin sah ins Wasser. Dort versteckte sich gerade wieder ein Fischchen. „Meine Truppen?“
Er kniete sich vor ihn und sah ihn entsetzt an. Er sah schrecklich aus! Hatte er geschlafen? „Sie... sie marschieren aufs Waldlandreich. Varaxxis ist nicht auffindbar.“
„Meine Truppen?“ Er stand auf. Er sah Karadin an. „Hast du sie gefunden?“ Karadin sah ihn ungläubig an. „Was?“ „Ich will wissen ob du... meine Verlobte gefunden hast!“ Karadin senkte den Blick. „Nein. Aber Maj-“ „Was machst du dann hier?“ Karadin sah ihn mit großen Augen an. „Majestät, wenn sie das Waldlandreich erreichen-“ „WAS machst du hier!?“ Er packte ihn am Hals. Karadin wehrte sich nicht. Er erhob sich dabei, weil Jin ihn zwang. Jins Augen leuchteten rötlich.

Lilly sah Jin an. Der Wahnsinn begann von ihm Besitz zu ergreifen, wie es aus sah. Sie hatte keine Angst vor ihm. Sie hatte keine Angst vor dem Tod. Sie fürchtete lediglich, sie könne diesem Elfen hier nicht helfen. Jin hielt Karadin vor sich. er war ausser sich, weil dieser nicht mehr nach Aideen suchte.
"Jin! Besinne dich. Das Waldlandreich ... es ist Aideens Heimat! Wenn deine Truppen es nieder reißen, wenn sie dort alles töten ... Es wird ihr das Herz zerreißen! Willst du ihren Wald so in Erinnerung lassen? Zerstört? Ich bitte dich ... Du MUSST sie aufhalten. Jemand will, das du versagst!"
Warum sonst sollten sie die Elfe entführt haben? Die Zet rannte ihnen davon. Drei Tage ... und sie hatten keine Ahnung, wo sie war.
"Lass ihn los! Er muss sie suchen. Wenn du ihn tötest, kann er sie nicht mehr finden."

Jin hielt Karadin wirklich fest und dieser stand aufrecht und ohne sich zu bewegen. Doch man sah deutlich, wie er blau anlief. Er versuchte nicht mal sich zu wehren. Er war vermutlich der loyalste Berater hier. Und warum? Richtig, weil er ein Assassine war. Jin hörte Lilly reden und er fragte sich, wie lange sie schon hier war. Hatte sie vorher mit ihm gesprochen. Warum waren alle hier in Aideens Refugium? Er sah ihr Gesicht nun neben Karadin auftauchen. Sie erklärte, was geschehen würde. Fragte ihn, ob er das wollte. Jemand wollte, das er versagte. „Ich habe längst versagt.“ Er hatte Aideen nicht beschützen können, statt dessen hatte er König gespielt. Es wurde ihm irgendwie mehr und mehr bewusst. Ihr Wald... wollte er, dass er verwüstet wurde?
„Nein...“, sagte Jin. Karadin gab ein Erstickungsgeräusch von sich. Was machte er hier? Was um Himmels Willen tat er denn hier bloß? Er ließ Karadin los, der direkt vor seine Füße fiel und versuchte anständig Luft zu bekommen. Er hustete leicht. Er sah zu Lilly. Wieso war von all seinen Freunden … Er legte sich die Hand aufs Gesicht und ging zwei Schritte zurück. „Ich...“ Er plumpste zurück auf den Stein, wo er gesessen hatte. Mythal war unterdessen auch hereingekommen. Sie stand nur da und als Jin dort so saß betätigte sie den Hebel. Die Grotte wurde mit Licht geflutet und Jin saß da nun im Lichtkegel. Er sah nicht auf und fragte sich noch immer, was er hier tat. Karadin erhob sich nun und hielt sich den Hals.
„Das Volk braucht ihren König, Majestät.“ Jin sah auf. „Niemand braucht mich.“ „Ihr irrt euch. Karadins Leute suchen fieberhaft nach eurer Verlobten, während eure Truppen in das Land eurer Verbündeten marschieren. „Wie...so?“, fragt Jin. Sie sah ihn ernst an und kam nun auch in die Grotte. „Weil ihr hintergangen wurdet.“ „Varaxxis würde nie...“ Er sah auf. Er sah wirklich schrecklich aus. Seine Augen waren gerötet. Er hatte nicht geschlafen, nicht gegessen und war dehydriert. Er war in einer furchtbaren Verfassung.

Warum all seine freunde nicht da waren? Elariel versuchte Schadensbegrenzung zu betreiben, indem sie irgendwie versuchte Luthien zu erreichen. Valas und Lysanan ... nun sie versuchten die Regierung in Gang zu halten. Cana war vermutlich viel zu verletzt und dann waren da noch Raze und Ari, die irgendwelche Alchemistischen Substanzen für die Assassinen zusammen brauten, um Jin weiterhin zu unterstützen. Lilly hatte sich bereit erklärt, sich um Jin zu kümmern, weil sie wohl am ehesten dazu in der Lage war. Wie sollte er ihr psychisch schon weh tun, wenn sie ihn nicht mal richtig kannte? Man hatte ihr doch schon alles genommen, ausser Sera. Jetzt, wo Mythal und Karadin auch hier waren, Karadin allerdings nach Luft schnappte, konnte man das ganze Ausmaß der letzten Tage an Jin erkennen. Kein Wunder, das er halb wahnsinnig wurde. Lilly schnappte sich erneut den Korb.
"Hier ... du musst was trinken. Du wirst noch verrückt werden und dann musst du essen."
Sie goss ihm etwas Wasser ein und auch Karadin gab sie einen Becher, den sie eigentlich für sich mitgebracht hatte. Dann nahm sie das Essen raus.
"Jin ... du musst deine Truppen zurück rufen. Wer immer dich hintergangen hat ... er wusste, wie er es machen musste. Iss und dann musst du dich ausruhen. Dringend. Wir alle tun, was wir können, um dich zu unterstützen. Deine Freunde versuchen dir eine Stütze zu sein, aber du musst dir auch helfen lassen."

Mythal sah ihn ebenfalls ernst an. Jin hielt sich die Stirn und Lilly gab ihm einen Becher Wasser. Ob Aideen versorgt wurde? Ob sie überhaupt noch am Leben war? Wie lange war er hier gewesen? Er wusste es nicht und trank das Wasser. Karadin nahm ebenfalls einen Schluck. Dann krächzte er: „Was... sollen wir tun?“ Jin saß da auf dem Stein. Ihm war schlecht. Er sah auf den Korb Essen und dann an sich herab. Er hatte nicht nur Aideen im Stich gelassen, sondern auch alle anderen. Cana... Luxia... Elariel und Valas. Sogar Raze und Ari. Er erinnerte sich. Jin schloss die Augen. Einen Moment saß er da und legte sich die Hand auf die Stirn. Er bemerkte, die Krone, die er immer noch auf hatte und dann ließ er die Hand sinken. Luthien... er wusste nichts. Er wäre vollkommen überrascht und es würde ein Blutbad geben. „Scheiße...“
Er stand auf und wäre fast zur Seite gekippt. Wieder war es Lilly, die ihn stützte. Er griff in den Korb und holte sich eine Art Brot heraus. Dann holte er tief Luft. „Karadin. Finde Varaxxis! Mythal, ruf den Stab zusammen und triff mich im Besprechungszimmer!“ Endlich! Ihr König gab endlich wieder Befehle. Mythal schloss die Augen kurz und schien erleichtert. „Ich brauche Lysanan, holt sie auch dazu!“ Die beiden dampften mit ihren Befehlen ab und Jin biss ins Brot. Er hätte kotzen können, er musste klar kommen! Er sah zu Lilly, die bei ihm gewesen war. Sie hatte ihn wach gerüttelt. Er musterte sie nur kurz und erneut legte er die Hand auf die Kette, die Aideen ihm geschenkt hatte. Dann lief er los. Er musste etwas unternehmen!