Schicksal oder Zufall?

Die Reise konnte also weitergehen. Jin steuerte das Schiff aus dem Hafen und sie konnten den neuen Kurs einschlagen, den Jin schon im Kopf hatte. Eigentlich… Jin behauptete immer von sich, dass das einzige, was er gut konnte, das Töten war, aber das stimmte ganz und gar nicht. Es schien eher so, als gäbe es nichts, was er nicht konnte. Er konnte halbwegs gut Wunden versorgen, wie sonst hätte er so lange durchhalten können? Er konnte Gegengifte brauen und Spuren lesen. Jin hatte gezeigt, dass er ein guter Anführer war und dass er wenn nötig über seinen Schatten springen konnte. Er konnte navigieren und außerdem auch wirklich gut kochen. Er hatte außerdem ein ausgezeichnetes geographisches Gespür. Es mochte stimmen, dass er sehr gut darin war, zu töten, aber das war nicht das einzige.
Jetzt jedenfalls hakte er das Steuerrad ein und ging unter Deck er inspizierte nämlich noch mal das Geflickte Leck und machte sich danach noch mal daran es neu zu verschließen. Er vertraute einfach mal darauf, dass nicht das Chaos ausbrechen würde, solange er hier unten war. Das Leck war im Lagerraum gewesen, weshalb sie viele Vorräte entsorgt hatten, nun aber neue eingeladen hatten. Aideen hielt sich einen Raum weiter im Gemeinschaftszimmer auf und er hörte sie werkeln.
Cana rief zum Frühstück und alle unterbrachen ihr Tun. Sie nahmen an Deck am Tisch platz und ließen es sich schmecken. Danach war erstmal nichts zu tun und Valas sagte: “Also… ein neues Spiel?” Jin sah auf. “Das letzte Mal war ich danach halb tot. Nein, Danke.” Valas sah seinen vater an. “Ja, aber es war bis dahin trotzdem lustig. Und… außerdem war das nicht die Schuld des Spiels.” Jin sah zur Seite weg und sagte: “Macht was ihr wollt, aber haltet mich da raus.” Raze sah zu Jin sagte: “Du hast nur schiss zu verlieren. So wie das letzte Mal.” Jin seufzte. “Ja. Wenn dich das zufriedener macht: Ich habe angst davor zu verlieren.” Es klang super sarkastisch und Raze grinste.
"Na ja, der Alte Mann ist eben verletzt.", sagte Raze nun und Jins Blick fing an zu funkeln. Hatte er ihn gerade "alter Mann" genannt? Wie kam er bitte dazu, ihn so zu nennen? "Ich stecke dich auch in die Tasche, wenn ich GAR keine Arme hätte." "Sicher." Jin fletschte einen Moment die Zähne, besann sich dann aber eines besseren. Warum sollte er sich provozieren lassen? Ne, auf das Niveau ließ er sich nicht herab.

Alle kamen zum Frühstück zusammen. Valas schlug ein neues Spiel vor. Ari klatschte begeistert in die Hände.
"Das wäre doch ein schöner Zeitvertreib,"
meinte sie. Es hatte Raze beim letzten mal auch Spaß gemacht, dann würde er sicher auch jetzt gefallen daran finden. Auch Elariel fand die Idee gut. Jin stellte sich quer und schon begann Raze ihn wieder auf seine Art zu überreden. Erst ging Jin nicht darauf ein, doch als Raze ihn alt nannte, schien er einen wunden Punkt getroffen zu haben. Elariel schmunzelte vor sich hin und Ari versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie lustig sie das gerade fand. Aideen dagegen lächelt nur vor sich hin. Sie war nicht sicher, ob sie bei einem weiteren Spiel mitmachen wollte, aber um den Anderen eine Freude zu machen, würde sie schon nicht nein sagen. Sie sah Jin an und hoffte, er würde sich daran erinnern, wie viel Mühe sich Valas gab.
"Vielleicht sollten wir erst mal überlegen, welches Spiel es denn sein soll,"
meinte Elariel. Ari sah auf. Da sie ohnehin noch versuchte sich das lachen zu verkneifen, strahlte sie die Anderen nahezu an.
"Wie wäre es denn mit einer Schatzsuche? Einer Versteckt irgendwo auf dem Schiff etwas, während alle Anderen die Augen verbunden haben, damit sie nicht sehen können wo. Anschließend bilden wir Gruppen, oder ziehen allein los, um den Schatz zu finden. Wir könnten auch mehrere Dinge verstecken, damit die Chancen größer sind für alle. So könnte dann der Gewinner oder die Gewinner entschieden werden, anhand der gefundenen Sachen."

Eine Schatzsuche? Raze war ganz entzückt. “Nun, als Team macht es doch doppelt Spaß! Wer soll denn verstecken? Wenn Jin eh nicht mitmacht, würde der Verstecker ihm wenigstens Gesellschaft leisten können.”
“Toll…”, sagte Jin. Womit der Frieden an Bord mal wieder gestört würde, denn er war sich sehr sicher, dass die Schatzsuche nicht ohne Krach vonstatten gehen würde. Er seufzte leise. “Ich werde mich einfach in die Kapitänskajüte zurückziehen und ihr könnt herumtoben. Seid jedoch versichert, dass bei mir weder ein Schatz versteckt noch gefunden wird.” Er meinte es nicht mal böse, aber er konnte den Rummel einfach nicht gebrauchen. Er fühlte sich eh schon ganz matschig und so war es vielleicht ganz gut, wenn sich die anderen gegenseitig ablenken. “Derjenige der die Sachen versteckt hat, kann ja dann ins Krähennest und ausschau nach Gefahren halten.” Er würde die Seekarten noch mal durchgehen.
“Aye, Captain!”, sagte Valas und sah erwartungsvoll in die Runde jemand musste sich schließlich opfern und die Sachen verstecken!

Oh das würde ein Spaß werden. Aideen erklärte sich bereit, den Schatz, oder die Schätze zu verstecken. Sie verband allen die Augen, drehte sie dann alle ein paar Mal um sich selbst und ging schließlich. Sie war die, die wirklich so leise gehen konnte, das nicht mal Jin sie hörte und genau das nutzte sie nun aus. Der Schatz war also ein kleines Kästchen, in dem symbolisch Besteck versteckt war. Aideen überlegte sich gut, wo sie es verstecken könnte, ohne das es gleich gefunden werden würde. Schließlich wollte sie die ganze Bande eine lange Zeit beschäftigen. Sie fand ein wunderbares Versteck, welches sie so leicht nicht finden würden. Es gab ein Geheimfach im Schiff, auf das sie nur durch Zufall gestoßen war. Es würde sicher witzig werden, ihnen dabei zu zu sehen, wie sie danach suchen würden. Als sie fertig war, kam sie zurück und nahm ihnen allen die Binden ab. Nun musste Valas die Teams festlegen. Aideen kletterte derweil flink wie ein Eichhörnchen hinauf ins Krähennest.

Jin hatte sich zurückgezogen und die anderen warteten schon gespannt. Valas sagte: “Also gut wir machen nur zwei Teams! Cana du kommst zu mir und Elariel und Luxia…” “Ich gehe zu Raze und Ari.” Sie schwirrte schon zu ihnen und Valas lächelte. Damit war es also beschlossen. Luxia versprach die Augen zuzulassen, denn eine Augenbinde gab es für sie nicht. Als Aideen fertig war, nahm sie die binden ab und ging ins Krähennest. Vielleicht stellte Aideen es sich aber auch nur lustiger vor als es war, denn die Suchenden strömten direkt ins Schiffsinnere und so war überhaupt nichts mehr zu sehen.
Valas’ Team begann in den Schlafsälen und das Team von Raze im Gemeinschaftsraum. Und so kehrte Ruhe auf dem Deck ein. Jin sah hinaus und wunderte sich natürlich, warum es so still war und stellte fest, dass die anderen alle unter Deck waren. Ja, Aideen hatte sich sehr leise bewegt. Ob sie absichtlich auf die knarrende Diele getreten war oder nicht spielt keine Rolle, denn so hatte sie Jin Ruhe verschafft. Er ging hinaus und prüfte das Sofa, wo er sich direkt drauf legte und sich von der Briese und der SOnne kitzeln ließ. Nun hatte sie zumindest eine Aussicht auf ihren Beschützer, der gar nicht mitbekommen hatte, dass “der Verstecker” seiner Anweisung gefolgt und im Krähennest war. Jin lächelte also zufrieden vor sich hin und schien das ja sehr entspannend zu finden. Er hatte die Augen geschlossen und nach einer Weile begann er leise zu summen und zwar die Melodie, die auch Aideen immer für ihn summte. Er hatte eine deutlich tiefere Stimme, aber sie klang wie Samt. Dass er sie sonst auf andere Weise benutzte und immer so grob klang, konnte man in diesem Augenblick gar nicht begreifen.
Er legte die freie Hand auf seine Brust, wo das Amulett Aideens lag und strich sanft über den Anhänger. ER glaubte sie würde mit unten sein und suchen.

Das sie lange suchten, war ja pure Absicht. Jin sollte Ruhe haben und wenn sie ein Spiel spielten, was so laut war und nur Trubel bracht, dann wäre das nicht hilfreich. Aideen stand nun im Krähennest. Es war nicht anders, als hoch in den Bäumen zu sitzen und durch die Wipfel zu sehen, zumindest was die Höhe an ging. Der Wind wehte ihr Haar zurück und sie genoss die Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht. Sie reckte sich der Sonne entgegen, wie ein junger Spross. Unten war alles ruhig. Nur die Kajütentür war einmal kurz zu hören. Als sie hinunter sah, sah sie Jin, der es sich auf dem Sacksofa bequem machte. Es tat gut, ihn so sorglos zu sehen. Scheinbar genoss er die Ruhe sehr. Ein Lächeln zauberte sich auf Aideens Lippen. Seine Hand wanderte zu dem Anhänger der Kette, die sie ihm geschenkt hatte. Eine Lebende Kette. So etwas war einzigartig. Wie er sie sanft streichelte und dazu diese Melodie ... sie hatte sie ihm oft vorgesummt. Das er sie nun summte ... Seine Stimme war wundervoll. Aideen war wirklich überrascht. Sie hätte nicht gedacht, das er das je tun würde. Noch immer sah sie von Oben herunter und beobachtete ihn. Vermutlich glaubte er sich hier allein. Die Anderen waren unter Deck. Ob sie auf sich aufmerksam machen sollte? Vielleicht sollte sie noch ein wenig warten, ehe sie ihm einen kleinen Streich spielte. Er hatte sich eigentlich Ruhe verdient. Denn noch... ein bisschen Wasser schadete wohl niemandem. Aideen nahm also den Trinkschlauch, der hier oben lag, öffnete ihn und ließ ein paar Tropfen auf Jin herunter tropfen. Sie legte den Schlauch zugemacht wieder an die Seite, sah dabei aber hinab um Jins Reaktion zu sehen.

Jin lag auf dem Sofa und ließ es sich gut gehen. Er hörte zwar die anderen auch unter Deck, aber es war nicht so laut oder anstrengend, wie sonst, wenn sie direkt hier waren. Außerdem waren sie ja nun auch nicht SO laut und sie schienen Spaß zu haben. Eigentlich war das doch eine wirklich gute Sache, da sie ja sonst nicht viel zu lachen hatten, auf ihrer gefährlichen Reise.
Jetzt aber summte Jin vor sich hin, brach aber direkt ab, als er sich etwas erschreckte. Er zuckte ziemlich zusammen. Zuerst dachte er, dass vielleicht ein Vogel oder sowas auf ihm hinterlassen hatte und strich sich über seinen atemberaubenden Körper, aber dann stellte er fest, dass es nur Wasser war. Wo kam es her? Er sah nach oben und sah dort jemanden stehen. Nein nicht jemanden, es war Aideen. Ihr Haar würde er überall erkennen Oh Himmel! Dann hatte sie ihn ja die ganze Zeit gesehen und gehört! Wie hatte sie ihm entgehen können?! Jin setzte sich peinlich berührt hin und hörte ihr Lachen. Sie klang so unbeschwert und frei, dass er irgendwie über sich selbst hätte lachen können, wieso ihm das nun peinlich war, wo sie es ja scheinbar sehr amüsant fand. Dennoch rieb er sich den Nacken, wobei er hartnäckig aufs die Planken schaute.
Sehr lustig… SIE musste ihm das Wasser übergekippt haben. Eine andere Möglichkeit gab es ja gar nicht. Frech! Und er konnte sie nicht mal dort oben einfangen und zur Rede stellen, weil sein Arm nicht zu gebrauchen war. Er erhob sich und rief ihr zu: “Du fühlst dich da oben wohl sehr sicher, hm?” Eigentlich hatte er sich nur ein wenig ausruhen und die Sonne genießen wollen.

Aideen lachte herzlich, als Jin sich so erschrak und nickte auf seine Frage hin. Sie sah sich och einmal schnell um, ehe sie herunter geklettert kam. Darin machte ihr auch so schnell keiner was vor. Als sie weit genug unten war, sprang sie das letzte Stück herab und kam geschmeidig wie ein Eichkätzchen unten auf. Jin saß da, während Aideen kichernd auf ihn zu kam. Sie zeigte nach Oben, ließ die Finger ein bisschen wackeln, wobei sie diese nach unten führte, verzog das Gesicht, wies auf ihn und lachte erneut. Es war ihr ein wahres Fest ihn doch erwischt zu haben, wo er sonst so wachsam war. Eigentlich hätte sie sich kringeln können. Wie konnte er nur SO süß aussehen? Sie hielt einen gewissen Abstand, um seiner "Rache" zu entgehen, die sicher nicht lange auf sich warten ließ. Es freute sie, das er so viel Gefallen an der Kette hatte und er eigentlich auch gar nicht wirklich wütend war. eigentlich hatte sie ihn lachen oder wenigstens lächeln sehen wollen, nur scheinbar war er eher peinlich berührt.

Nun, warum hätte er auch lachen sollen? Das hatte er schon mal gefragt, was Aideen nur gezeigt hatte, wie wenig er an dieser Welt fand. Sie zeigte ihm, dass sie ihn vollgespritzt hatte und das war ihm ja auch schon klar gewesen. Sie war wie ein Eichhörnchen herabgesprungen und Jin musste zugeben, dass sie mehr drauf hatte, als er es ihr zugetraut hatte. Auch am Vulkan, da war sie einfach an ihm vorbei gesprungen. Vielleicht hatte er sie auch all die Zeit nur für ein zu beschützendes kleines, wehrloses Mädchen gehalten, obwohl sie doch so viel mehr war.
Jin sah sie nun an. Er würde natürlich keine Rache üben. Peinlich war es ihm trotzdem und er sah ihr an, dass sie bemerkt hatte, dass es ihm peinlich war. Oh man... Sie selbst machte aber immer noch den Anschein, als sei sie doch tüchtig amüsiert darüber. Sie wirkte in diesem Moment verspielt und nicht so, als würde das Schicksal der Welt von ihr abhängen. Er ließ sich nun also doch zu einem Lächeln hinreißen und sah dabei neben sich auf den Boden, wobei er die eine Hand in die Seite stemmte. Dann sah er sie wieder an: „Einem Assassinen so aufzulauern. Schätze mal, ich hab einiges verlernt.“ Hatte er nicht, Aideen war schon immer so unscheinbar gewesen. „Am Ende der Reise werde ich einen Blumenladen eröffnen.“ Eine Anspielung darauf, dass sie ihn komplett umkrempeln würde oder es schon halb getan hatte. Er sah von einem Auge zum anderen und immer wieder hin und her. Ja... das war eine schöne Vorstellung... Sich um nichts sorgen, sich um nichts kümmern und einfach nur in den Tag hineinleben. Doch er wusste auch, dass dieser Tag niemals kommen würde und irgendwie nahm das nun den Witz aus seiner Aussage. Er hob seine Hand und strich Aideen die Haare hinter ihr Ohr. „Du bist immer so sorglos, außer es geht um mich...“ Er hatte das gar nicht verdient, aber das würde er jetzt nicht sagen, da sie ihm da sowieso wieder vollkommen widersprechen würde. „Ich bewundere das.“ Dann ließ er die Hand wieder sinken. „Ich bedaure nichts.“ Er meinte die Reise, dass er es angenommen hatte und das er sich sogar mit der Verderbnis angesteckt hatte. Er bereute es nicht, weil er SIE hatte kennenlernen dürfen.

Man konnte doch nicht dauernd ernst bleiben. Irgendwann musste man doch auch mal lachen und das tat sie nun auch, als er meinte, er würde nach der Reise einen Blumenladen eröffnen. Allein die Vorstellung, jemand käme in den Laden, erblickt den finster drein sehenden Dunkelelf und erklärt:
"Äh ... hab mich in der Tür geirrt."
Aideen musste so lachen, das sie schon Bauchschmerzen bekam. Es war eine wunderbare Vorstellung, doch in Jins Augen erkannte sie direkt, das er das nicht erleben würde. Er strich so sanft ihr Haar hinter ihr Ohr. Aideen senkte den Kopf ein wenig, hob ihn wieder und sah Jin nun ein wenig ernster an. Er bereute nichts ... dafür bereute sie etwas. Sie bereute das sie ihn nicht heilen konnte, das sie ihn nicht vor der Verderbnis hatte schützen können. Sie bereute das sie ihm nicht sagen konnte, was sie wirklich fühlte, aber sie bereute nicht, ihm vergeben zu haben. Auch ihre Hand fuhr hoch, legte sich auf Jins Wange und streichelte diese mit dem Daumen. Sie sah ihn nur an .... lehnte dann ihren Kopf an seine Brust und lauschte seinem Herzschlag. Er wusste nicht, wie viel er ihr bedeutete ... wie sehr sie ihn liebte ... was sie für ihn alles tun würde. Könnte sie die Verderbnis für ihn übernehmen, sie würde es tun, nur damit er leben konnte. Im Schiff selbst war Aris Stimme zu hören.
"Sie hats so gut versteckt ... wie sollen wir das nur finden?"
Wieder musste Aideen schmunzeln. Sie sah Jin erneut an, wies auf die Luke und kicherte. Nur für ihn, damit er etwas entspannen konnte, hatte sie es so gut versteckt.

Aideen lachte über seinen Scherz, aber dann wurde auch sie ganz ernst. Sie hob die Hand und streichelte seine Wange sanft mit ihrem Daumen. Er sah ihr an, wie sehr sie unter der Vorstellung litt, was er durchmachte und was er noch erleiden müsste und was am Ende auf ihn wartete. Doch jeder Moment mit ihr hier in der Gegenwart, war für ihn ein unbezahlbares Geschenk. Er wusste, dass Aideen ihn auf eine gewisse Art und Weise liebte. Sie zeigte es ihm mit jeder ihrer Handlungen. Er war weder dumm noch blind, aber es verletzte ihn im gleichen Maße, wie es ihn heilte. Und am Ende bliebe nichts als ein Scherbenhaufen, in dem SIE sitzen müsste. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und lauschte seinem ruhigen Herzschlag. Er schloss die Augen. Oh... wie es schmerzte. Er nahm die Hand hoch und wollte eben ihren Schopf an sich drücken, als sie wieder von ihm abließ und zur Luke schaute. Sein Arm sank wieder herab. Es war der gewesen, der nicht in ihrem Blickfeld gewesen war. Ari schien erstaunt darüber, wie gut Aideen es versteckt hatte. Jin sah ebenfalls zur Luke und dann wieder in Aideens strahlendes Gesicht. Sie kicherte und er lächelte darüber. Er legte seine Hand auf ihren Kopf und sah sie an. Ach möge dieses Lächeln doch niemals sterben... Es musste sich für sie anfühlen, als sähe er ein kleines Mädchen in ihr, was es zu beschützen galt. Dann sagte er leise: „Ich danke dir...“ Nun, er dankte ihr für viele Sachen, aber vornehmlich dankte er ihr dafür, dass sie einen Teil seines Weges beschritt. SIE kennengelernt zu haben, hatte ALLES verändert. Sie zu schützen und zu begleiten brachte ihm Frieden. Auch wenn es zur Zeit nicht danach aussah, da sie von einem Schlamassel in den nächsten gerieten. Dann machte er einen Schritt zurück und musterte sie. „Sie werden den ganzen Tag suchen, nicht wahr?“
Jin schloss die Augen und reckte das Gesicht zur Sonne. Sie hörten Raze: „Ich werde es schon aus ihr herausbekommen!“ Dann Valas aus dem anderen Raum: „Untersteh dich! Das ist gegen die Regeln!“ Luxia kicherte und sagte: „Jin macht Hackfleisch aus dir, wenn du ihr nur zu nahe kommst!“ Daraufhin wieder Raze: „Ach ja? Der kann sich doch kaum rühren!“ Und Cana krähte wieder vom anderen Zimmer: „Pff. Er macht dich mit nur einem Finger fertig!“
Jins Agen hatten sich etwas vor Überraschung geweitet, aber nicht sehr, und dann nam er die Hand vor den Mund und kicherte, was nun wirklich süß aussah. Er beruhigte sich und rief dann von oben hinab, nachdem das noch etwas hin und her gegangen war. „Ich kann euch übrigens hören!“ Er tat dabei ganz gereizt, lächelte nun aber wieder mild. Unten kehrte sofortiges Schweigen ein und dann fingen sie unten an zu lachen.

Sein Herz schlug so regelmäßig und so stark. Es war nicht nur sein Herz was stark war, auch sein Geist. Sie verstand nicht, wofür er ihr Dankte. Nicht so, wie er es dachte. Er hatte den Arm zertrümmert und sie hatte versucht ihn zu retten. Das war das, was sie als seinen Dank wahr nahm. Er lächelte und das ließ wieder rum ihr Herz höher schlagen. Wie er die Anderen glauben ließ, das er wieder ein wenig angefressen war ... einfach herrlich. Auf seine Frage hin nickte sie und lächelte. sie könnten suchen bis sie schwarz wurden. Sie fragte sich wirklich, ob einer von ihnen so schlau war, darauf zu kommen. Jedenfalls könnte Jin sich nun ausruhen und sie könnte ihm Gesellschaft leisten. Sacht ergriff sie seine Hand und zog ihn mit zurück zu dem selbst gebastelten Sofa. Dort ließ sie sich mit ihm nieder, lehnte sich an ihn und strich sacht über seine Brust. Es war schön, einfach so bei ihm zu sein, ohne das die Anderen dabei waren. Aideen liebte die Anderen, aber im Moment wollte sie wirklich ein wenig Zeit mit Jin verbringen. Es war schon interessant zu hören, was die Anderen sagten. Aideen sah Jin nun fragend an. Sie wies auf sich und ließ die Finger über den Boden laufen. Wollte er allein sein? Sie würde ihm seine Ruhe gönnen, wenn er sie denn wollte.

Aideen zog ihn sacht zum Sofa. Er spürte ihre zierlichen Finger auf seiner Brust. Es war angenehm zu sitzen, aber dass sie so offensichtlich seine Nähe suchte gab ihm zu denken. Er wünschte sich manchmal, sie besser verstehen zu können. Manchmal hatte sie im Schlaf gesprochen, aber... Er hatte es lange nicht gehört. Er durfte sich eigentlich nicht aus selbstsüchtigen Motiven wünschen, dass sie wieder sprach, wo er doch daran schuld war, aber... er wünschte es sich manchmal trotzdem. Er legte den Kopf nach hinten auf die Lehne und dann sah Aideen ihn erwartungsvoll an. Sie fragte ihn, ob sie gehen sollte. Was sollte er denn darauf antworten? Sie durfte sein, wo sie wollte und ER war an Deck gekommen, also erwartete er nicht, dass jeder das Weite suchte, nur weil er sich hier aufhielt. Er nahm ihre Hand, mit der sie das „Gehen“ symbolisiert hatte und legte diese auf seinen Oberschenkel. Das war wohl Antwort genug. Dort lag nun seine Hand auf ihrer. Sein Herzschlag beschleunigte sich und er versuchte ihn mit aller macht wieder in den Griff zu bekommen. Jedes Mal, wenn er Herzklopfen bekam, folgte gleich darauf ein Anfall. Aber es war nicht richtig. Nein! Nicht jetzt!, flehte er innerlich. Der Moment durfte nicht vergehen, nur ein bisschen länger noch!
Komm zu mir! Jin schloss die Augen. Es war ihm nicht anzusehen und er konzentrierte sich stark. Er lächelte leicht und sagte dann leise: „Ich werde dich beschützen, Aideen.“ Er hörte ein leises Lachen in seinem Hinterkopf und dann normalisierte sich sein Herzschlag langsam. Er öffnete die Augen wieder und sah Aideen noch immer lächelnd an. Und sie würde ihn beschützen. Das hatte sie ihm schon sehr oft gezeigt und „gesagt“. Unten war es nun ruhiger und die Sechs suchten immer noch nach dem Schatz.

Ea machte Aideen glücklich, das Jin sie bei sich haben wollte. Sie sah ihn lächelnd an. Er schloss die Augen und sie hörte seine Worte. Sein Lächeln war so schön wie der erste Tag, an dem der Frühling sich in voller Pracht präsentierte. Wie könnte sie da nicht einfach mal alle Sorgen bei Seite schieben und einfach glücklich sein. Er hatte ihr versprochen ehrlich zu sein und hatte ihr gesagt, was er träumte und hörte. Sie sorgte sich natürlich um ihn, aber dieser Moment war so schön. Sie spürte wie schnell sein Herz schlug und dann .... wurde es ruhiger. War es das? Würde die Verderbnis schneller zuschlagen, wenn sein Herz schneller schlug? Oder hing es mit Aufregung zusammen? Aideen senkte den Kopf und ließ ihre Stirn an Jins Brust aufliegen. Sie wusste doch, was auf sie zu käme, warum machte sie sich also was vor? Sie tat es weil sie die Hoffnung nicht aufgeben konnte. Jin musste nur durchhalten und sie würde ihm beistehen, bei ihm bleiben, an seiner Seite bis zum letzten Atemzug den er oder sie tun würden.

Unten war es ruhiger geworden. Elariel zog gerade ein paar Säcke an die Seite. Ob Aideen den Schatz da drunter versteckt hatte? Inzwischen waren sie alle durch den Raum gewuselt und hatten nichts gefunden. Zeit den nächsten Raum unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht hatte sie es ja auch im Laderaum versteckt.
"Schon jemand was gefunden? Einen Hinweis?"

Jin und Aideen verbrachten den ruhigen Moment der ruhe nun weiterhin ungestört. Sie hing an ihm, wie eine Klette, aber ihre Nähe tat ihm auch gut. Immer wenn sie so dicht bei ihm war, glaubte er alles rechtzeitig schaffen zu können. Er hatte Valas' Mutter gesagt, dass er in zwei Monden zurück wäre, das würde sich als falsch erweisen und wer wusste schon, wie viele Ketten sie noch zu sprengen hatten. Trotzdem. Jin wusste, er würde alles schaffen können!

Unter Deck wurden die Schatzsucher jedenfalls nicht müde, nach dem Schatz zu suchen, doch niemand hatte bisher auch nur einen Hinweis gefunden. Cana verlor schnell die Lust an dem „Spiel“ und setzte sich. Sie ließ Valas und Elariel für sie weiter suchen. Valas sagte: „Dann behalten wir den Schatz aber am Ende.“ Sie zuckte die Schultern. Als wäre da ein echter Schatz drin. Sie sah sich um. „Ich geh in den Lagerraum.“ Valas nickte. Er war mit diesem Zimmer noch nicht fertig, aber er hatte auch nichts dagegen, wenn sie sich aufteilten. „Vielelciht teilen wir uns überhaupt mal auf, ehe uns die anderen zuvor kommen.“
Auch „Team Raze“ überlegte sich nun, das so zu tun. Raze sagte: „Ich geh woanders hin. Hier ist nichts.“ Und sie waren ja nun alle auch nicht unbedingt gut im Spuren lesen.

Jin könnte alles schaffen, davon war auch Aideen überzeugt. Sie saß bei ihm, lehnte sich an ihn und genoss einfach diese kurze Zeit, die sie, seit dem Beginn ihrer reise, eigentlich nie hatten. Nicht das sie deshalb böse wäre, aber es war schön, einfach mal ein bisschen Zeit mit ihm zu verbringen und genießen.

Elariel nickte Cana zu. Der Lagerraum war groß und es gab noch die Kombüse und auch noch den Vorratsraum für die Kombüse. Aideen war sehr Naturverbunden ... mehr noch als sie selbst.
"Achtet auf Auswüchse in den Wänden. Ich werde mir mal die Kombüse vor nehmen. Damit verließ auch sie den Raum und machte sich auf in die Kombüse.
Auch Ari machte sich auf den Weg in einen der anderen Räume. Luxia nahm sie dabei aber mit.
"Du kennst sie doch von allen hier am besten. Hast du keine Idee, wo sie die Truhe versteckt hat?"

Luxia überlegte. Sie sah Ari an und meinte dann: „Ich kann mir vorstellen, dass sie uns möglichst lange von Jin fernhalten möchte, damit er mal seine Ruhe hat. Er hat in letzter Zeit ja einiges einstecken müssen.“ Sie setzte sich auf eines von Aris Hörner und überlegte weiter laut. „Ich fürchte, es wird sehr schwer zu finden sein. Vermutlich ist es nahezu unsichtbar.“

Wie sie so an Jin lehnte und sich nicht rührte, konnte er vorstellen, dass auch sie den Moment nicht zerstören wollte. Es war so friedlich und sie beide hatten das wirklich mal gebraucht. Jin hatte die Augen geschlossen und genoss einfach nur ihre Wärme und ihr sanftes Gewischt auf seiner Brust. Er bewegte seine kühlen Finger leicht, an dem stabilisierten Arm und stellte fest, dass es lange nicht verheilt war. Es tat außerdem auch so immer noch stetig weh. Aber auch das war etwas, was er einfach zur Kenntnis nahm und nicht weiter beachtete. Blöd war nur, dass es der Rechte Arm war. Er konnte zwar mit beiden Händen nahezu gleich kämpfen und war geschickt, aber trotzdem war rechts die Reflexhand. Jin holte einmal etwas tiefer Luft und sagte dann leise: „Es ist so friedlich...“ Und er mochte Frieden wirklich. Und die Stille. Aber seit er mit den anderen unterwegs gewesen war, hatte er festgestellt, dass es gar ncith so schlimm war, wenn der ein oder andere Mal... etwas Lauter war. Er mochte Canas verspieltes Wesen ebenso, wie das von Luxia. Er mochte es, wenn Valas sich zum Ei machte, nur um die anderen aufzuheitern und er mochte es auch, dass um ihn her Leben herrschte. Es war... wie eine Familie. Und sie alle nahmen auf ihn Rücksicht, auch wenn es nicht immer gelang. Ja... eigentlich hatte Jin eine Familie gefunden. „Willst du wissen, was ich mir von Celestria wünschen wollte?“ Er hatte scheinbar vor, Aideen noch tiefere Einblicke in sein Leben zu geben.

Ari hörte Luxias Überlegungen zu. Ja, sie mochte es so gut versteckt haben, damit Jin wirklich mal die nötige Ruhe bekäme.
"Dann sollten wir ihnen die Ruhe gönnen und einfach weiter suchen,"
beschloss sie und beugte sich vorsichtig hinunter, damit Luxia nicht fiel.

Aideen hörte den Herzschlag Jins seinen Atem ... es war ein schönes Geräusch und dann kam dieses tiefe seufzen und schließlich seine Worte. Er schien zufrieden und auch sei war es. Sie war das friedliche Leben eigentlich gewohnt, doch auch die Tiere des Waldes konnten durchaus für Aufruhe sorgen. Auch... die Kinder damals ... in ihrem Heim ... aber das war lang her und die Häuser in den Bäumen waren längst abgebrannt. Sie sah ihn erwartungsvoll an als er seine Frage stellte. Woher sollte sie seine Wünsche kennen? Sie wusste viel über ihn und er konnte ihr kaum irgendwas verheimlichen, aber alles ... seine geheimsten Wünsche ... konnte sie nicht einmal erahnen. Ungewollt hatten sie hier ein Familie aufgebaut. Eine Familie in der er die Rolle des Vaters hatte und sie die der Mutter. Elariel war die Tante, die auf alles ein Auge hatte und die Anderen ... Aideen liebte jeden von ihnen doch keinen einzigen so sehr wie Jin.

Jin sah Aideen, nach seiner Frage an. Sie nickte zaghaft und Jin lächelte erneut das schönste Lächeln der Geschichte der Dunkelelfen. „Bevor ich aufgebrochen bin... mit dir... Ich habe mir immer nur eines gewünscht. All die Zeit in der ich alleine durch die Welt gereist bin... und das war Frieden und die Liebe einer Familie. Morigan hat mich mit einem Wunsch gelockt, der mir unendlich weit weg schien. Meine Familie ist tot. Und niemand kann die Toten zurück bringen. Nicht einmal ein Gott.“ Er senkte den Blick nun leicht. „Doch... ich sehe nun, dass es mehrere Wege gibt, eine Familie zu haben. Und obwohl mein Bruder noch am Leben ist und ich einen leiblichen Sohn habe, so bedeutet Familie doch so viel mehr.“ Er schüttete ihr ja förmlich sein Herz aus. „Ihr seid meine Familie und ich werde euch beschützen. Ich werde es nicht noch einmal zulassen, dass ich euch verliere.“ Er legte seine Hand auf seine Stirn und ließ den Kopf nach hinten kippen, wobei er nun etwas grimmiger lächelte und mehr über sich selbst. „Hätte ich gewusst, wie leicht es ist...“ Nein es war gut so, denn anders hätte er Aideen niemals kennengelernt.

Seine Antwort war zunächst recht erschütternd. Sie machte Aideen traurig, doch dann ... dann lächelte sie und sah ihn wirklich glücklich an. Wie gern würde sie ihm sagen, was sie fühlte, was sie sich wünschte ... aber sie konnte es nicht. Sie versuchte immer auf ihn ein zu gehen und so versuchte sie es auch jetzt. Sie nahm seine Wangen in ihre zarten Hände, zog seinen Kopf somit zurück, damit sie ihn ansehen konnte und lächelte. Seine Familie ... ja ... das waren sie alle auch für sie. Sie wies einmal um sich herum, natürlich meinte sie die Andren auf dem Schiff und nicht die Umgebung, legte die Hände an ihre Brust als würde sie ein Kücken oder ein anderes kleines Geschöpf schützen und wies wieder auf ihn. Sie alle würden auch ihn beschützen und niemand dürfte ihn je aus der Familie reißen. Ihr Blick wurde ernster. Sie legte ihre Hand auf ihr Herz, dann selbige auf sein Herz. Sie konnte ihm nur so zu verstehen geben, das sie ihn gern hatte und sich deshalb so sehr sorgte. Natürlich wollte sie ihm damit sehr viel mehr sagen, aber sie hoffte, er würde nicht erkennen, was sie ihm da gestand. Wenn sie das gewollt hätte, hätte sie es anders gezeigt. es wäre ohnehin egal, allein der Zukunft der Zwei wegen, aber wenigstens hatte sie es einmal auf irhe Art gesagt, wenn auch eher versteckt. Es erleichterte sie.

Und da Jin ihr gegenüber ohnehin schwer von begriff war, war es wohl auch kein Problem. Sie zog seinen Kopf wieder leicht nach vorn, damit er sie ansah. Sie deutete umher und Jin glaubte, dass sie ihm sagen wollten, dass alle hier ihn ebenfalls liebten und schützen wollten. Ja, so machten Familien das. Sie wollten einander immer schützen und sie liebten einander. Jin lächelte und nickte. Schließlich wurde ihre Zweisamkeit aber doch gestört. Denn Cana kam nach oben. „Es ist unmöglich den Schatz zu finden! Es gibt ja nicht mal einen Hinweis.“ Jin lächelte etwas schief und sagte dann leichthin: „Ich wette mit dir, ich finde den Schatz sofort. Gibt dir ein wenig mehr Mühe!“ Cana ballte die Fäuste. „Ach ja? Das sagt sich so leicht, wenn man gar nicht sucht!“ Jin sah zu ihr herüber. Na sie wird ihn wohl kaum einfach irgendwo hingestellt haben.“
„Ich habe alle Schränke aufgemacht und alle Kisten durchsucht.“ „So? Und was ist mit Geheimverstecken?“ Als hätte Jin das Schiff nicht direkt zu Anfang gründlich inspiziert. Natürlich wusste er von dem Geheimversteck. Er lächelte liebevoll zu Aideen. Er schätzte die Ruhe, aber er wollte nun auch nicht, dass sie für immer im Dunkeln tappten.
Cana verschwand nu schnell wieder nach unten. Sie würde es trotzdem nicht finden. Jin lächelte immer noch und er kicherte sogar ein wenig. Es war noch immer so ungewöhnlich, wenn er das das tat, aber es sah auch wirklich schön aus.

Kinder waren eben ungeduldig. Cana war wütend, weil sie schon länger suchte und nichts fand. Arme Maus. Aideen hatte sie nicht wütend machen wollen, sie alle nur ein wenig hin halten. Jin gab ihr einen Tipp und schon war sie weg. Jin kicherte. Etwas was man nur selten bei ihm erlebte. Aideen kicherte ebenfalls auch wenn sie Cana wirklich nicht hatte ärgern wollen, so wusste sie nun doch, das Jin genau wusste, wo das gute Stück war. Früher oder später würde Aideen das geheimnis lüften müssen und ihnen allen den Preis geben. Sie hatte sich vorgenommen, etwas für sie zu kochen und auch zu backen. Beides beherrschte sie mehr als gut, aber da war die Sache mit dem Feuer. Offenes Feuer machte ihr Angst. Die Lava war schon furchterregend gewesen, doch wirkliche Flammen, die sich durchs Holz fraßen waren es, die ihre Angst schürten. Auch hier an Board gab es kein offenes Feuer und das machte es ihr möglich, den Anderen auch mal elfische Küche zu präsentieren.

Sie saßen noch eine Weile beisammen. Jin hatte ein großes Geheimnis von sich preis gegeben und ein Dunkelelf, der einen solchen Wunsch hatte, mutete doch mehr als ungewöhnlich an, oder nicht? Jin war offensichtlich in jeglicher Hinsicht etwas ganz besonderes und Aideen wusste das. Nach einer Weile der Ruhe kam Cana erneut hoch. „Ich finde es nicht!“, maulte sie unzufrieden. Sie war nicht wirklich verärgert und Jin musste lächeln. „Deshalb heißt es Geheimversteck.“ Sie trat nun vor ihn. „Du sitzt hier nur Faul herum! Valas und Elariel sind auch nicht hilfreich. Du sagtst, du findest es im nu? Dann hilf mir! Mach mit mir ein Team! Bitte!“ „Wäre das nicht gegen die Regeln?“, fragte er und Cana sah ihn nun traurig an. Sie zog eine Schnute und ihr Kinn bebte. Jin musterte sie kurz und seufzte. „Na gut.“ „Wirklich?! Oh ja!“ Sie zog ihn gleich hoch und zerrte ihn an der unverletzten Hand hinter sich her. Jin warf Aideen noch mal ein lächeln zu und ging mit Cana herab. Unten angekommen sagte sie: „Wo ist es?“ „Du glaubst doch nicht, dass ich es dir einfach sage.“ Sie grinste. „Dann gib mir einen Hinweis!“
Jin und Cana gingen also zusammen durch das Schiff und Jin stellte ihr Rätsel. So hatten die anderen noch Zeit zu suchen und Cana hatte wirklich Spaß daran. Letztlich standen sie aber vor dem Versteck und Cana sah sich um. „Hier ist es?“ Jin nickte und setzte sich auf ein Fass. Er hatte Cana eine Stunde beschäftigt und er merkte es. Es erschreckte ihn förmlich, wie schnell er erschöpft war... „Und wo?“ „Such!“, sagte er leise und hielt sich die Stirn. Sein Herz klopfte und er und Cana waren allein im Zimmer. Erneut versuchte er es irgendwie zu bekämpfen. Die Intervalle wurden kürzer. Bald würde es vorbei sein... Jin sah Cana dabei zu, wie sie die Gegend absuchte und dann drückte er sich die Hand aufs Herz. Sie war zu abgelenkt und er sagte leise: „C-Cana...“ Doch sie hörte ihn nicht, hatte er ihren Namen überhaupt laut ausgesprochen? Seine Sicht verschwamm, dann kippte er nach vorn und lag da nun. Er drehte sich aber noch im allen, damit er nicht wieder auf den Arm krachte.
Cana hatte das Geheimversteck gerade gefunden und holte jubelnd das Kästchen raus, als es hinter ihr rumpelte. Nanu? Hatte Jin was umgeworfen?Sie drehte sich um und sah Jin dort liegen. Sie ließ die Kiste vor Schreck fallen und der Inhalt klapperte auf den Boden. „Jin!“ Sie kniete sich zu ihm und tätschelte seine Wange. Er war offenbar wach, schien aber Schmerzen zu haben. Er sah sie gequält an und Cana kamen die Tränen. „Was kann ich tun?“, sagte sie leise und Jin schloss die Augen wieder. „Nichts...“ Er versuchte den Schmerz zu ignorieren, aber es gelang nicht wirklich. Cana hielt ihre Hand auf seine Stirn und Jin wartete noch kurz. Es hatte nicht sehr lang gedauert, aber... es besorgte ihn trotzdem. „Hilf... mir auf, ja?“ Sie zog ihn hoch und lehnte ihn gegen das Fass, sodass er nun noch saß. „Du musst dich ausruhen.“ Er hatte den ganzen Tag nichts anderes gemacht... Jin wusste nicht, wie er das durchstehen sollte, wenn sie nicht bald die nächste Kette erreichten...
Nun trudelten auch die anderen ein. Sie hatten Cana jubeln und kurz drauf das Scheppern gehört.

Aideen genoß das alles hier sehr. Sie fand es schön, das Jin nun doch mit Cana los zog, denn so hatte sie nun Zeit etwas zu backen und zu kochen. Aideen gab sich wirklich Mühe denn es war schon lang her, das sie diese Rezepte gemacht hatte. Dazu gab es das berühmte Elfenbrot und natürlich auch eine Süßspeise. Kein Fleisch ... aber das würde sie alle verschmerzen können. Sie ahnte nicht, was da unten vor sich ging. Nicht mal das Krachen hatte sie gehört, wo sie sonst so aufmerksam war und auf Jin acht gab.

Elariel und Valas hörten Canas Jubeln. Elariel lächelte, ließ dann die Suche bleiben und folgte Canas ruf, der dann aber in einem Scheppern endete. Sofort lief sie schneller. Sie kamen bei ihr an und sahen Jin da an ein Fass gelehnt sitzen.
"Was ist denn nur passiert?"
Jin war erschöpft, wie sie selbst sah, aber was hatte ihn denn so umgehauen? Auch Ari kam gleich angelaufen. Sie hatte das Scheppern auch gehört.
"Was ist ... oh man .. wir sollten ihn schnell ins Bett schaffen,"
kommentierte sie die Situation und sah in die Runde.
"Und jemand sollte Aideen bescheid geben. Wo ist sie?"

Natürlich war wieder helle Aufregung und jin sah vor sich auf den Boden. Es wurde nach Aideen gefragt und Jin schloss die Augen. Dann drückte er sich am Fass hoch und sagte: „Es geht mir gut.“ Ja, war ihm auch anzusehen. Jin sah zu Ari. „Nein.“ Valas musterte ihn. „Was nein?“ Jin sah ihn nun ziemlich aufgebracht an.
„Ich werde mich nicht hinlegen!“
„Du kippst andauernd um.“, sagte er nur trocken und Raze kam auch dazu. Er betrachtete die Situation. „Wir sollten ihn einfach betäuben.“
Jin fletschte die Zähne. „Und wenn schon?!“, fragte er ungehalten. Valas fragte sich, was denn nun los war. Warum war er denn nun SO aufgebracht? Ari konnte doch auch wirklich nichts dafür. Jin sah auf den Boden. Das eben mit Cana. Es war... schön gewesen. Er fühlte sich wirklich schlecht, aber mit ihr Zeit zu verbringen und ihr die Rätsel zu stellen, es war wirklich sehr schön gewesen. Konnten sie es denn nicht verstehen? „Jin... Du kannst ja wieder aufstehen, wenn es dir besser geht.“, sagte Valas nun leise und verständnisvoll, doch das schien das Maß nun endgültig voll zu machen. „Es WIRD mir nicht besser gehen!“, rief Jin nun aus. „Verstehst du?! Ich sterbe! Und... ich werde nicht in einem Bett auf den Tod warten.“ Er klang irgendwie nicht mal so zornig, wie er wollte, sondern eher verzweifelt. „Ich... ich...“ Er stützte sich mit der Hand an der Wand ab und lehnte sich dann dagegen. Ihm war schwindelig und er hörte das rufen und spürte die Dunkelheit, wie sie in ihm um sich griff. „Ich will... die letzten... Stunden mit...“ Ihm kamen die Tränen. Cana warf sich an seinen Bauch und Jin sank an der Wand zu Boden sie druckte ihn an sich und kuschelte mit ihm. „Bsscht...“ Jin legte die Hand auf Canas Hinterkopf und drückte sie so an sich, während er die Stirn auf ihrer Schulter liegen hatte. Valas sah seinen Vater schockiert an. Hatte er eben „Stunden“ gesagt?! Vielleicht auch nur eine Metapher. Er sah zu den anderen und sagte: „Wir sollten ihn... nicht allein lassen.“ Er zog Elariel am Arm und ging mit ihr vor die Tür. Er suchte nach Worten, fand aber erst mal keine, dann sagte er: „Wir... sollten ihn lassen.“ Er klang ganz trocken und spröde. „Wir... sollten versuchen ihn... normal zu behandeln.“