Byakuya stand hinter der Tür und er lehnte den Kopf an dieser an. Musste das wirklich sein? Warum mussten alle immer so laut sein? Byakuya schloss die Augen. Er war mit den Nerven am Ende. Er hasste es und deises Haus war eindeutig viel zu belebt im Moment. Als Yuki hier eingezogen war, hatte sie ein paar Pannen gehabt, aber im Großen und Ganzen hatte sie sich ruhig verhalten und ihn nicht sonderlich gestört. Byakuya stieß sich leicht von der Tür ab und setzte sich an den kleinen Tisch in seinem Schlafzimmer. Dort nahm er Pergament und Pinsel und schrieb.
Kaname sah zu Rei auf. So wie sie sich verhielt stimmte es. Es musste einfach stimmen! Byakuya war gar nicht sein Vater und er war… liebte er ihn überhaupt?! So wie er ihn behandelte, war er doch besten Falls ein Klotz am Bein gewesen!! „Er hasst mich…“, sagte er leise. Kaname hatte keine Ahnung, wie Byakuya sich angestrengt hatte. Wie er von jetzt auf gleich Vater sein musste. Wie er mit einem Kind umgehen musste, das nicht sein eigenes war, er es aber mitnahm, damit es nicht im Schnee erfror… Er hatte Kaname alles gegeben, was er hatte, einfach deshalb, weil er ein Versprechen nicht brach und er hatte angefangen das Kind zu lieben. Sein Name bedeutete Tor und wahrlich hatte dieses Kind in seinem Herzen eine Tür geöffnet. Kaname konnte nicht wissen, wie Byakuya an seinem Kinderbettchen gesessen hatte und die fiebrige kleine Stirn gekühlt hatte und er wusste auch nicht, wie oft er seinen Vater zum Lächeln gebracht hatte, weil er ein so goldiger kleine Junge gewesen war… Byakuya hatte von Null auf Hundert für ihn sorgen müssen UND er hatte diese Aufgabe sehr ernst genommen, er hatte niemanden an das Kind herangelassen, hatte ihn versteckt, wenn er weg musste, hatte ihm unmögliche Trainingsziele gestellt, damit er nicht raus ging, sondern in der geschützten Halle blieb. Er hatte ihn nie mitgenommen wenn er weg musste, weil Dämonen eben kein Spielzeug waren. Alles was er Kaname „angetan“ hatte, was er immer als Strafe dafür empfunden hatte, dass er nicht genug gewesen war, hatte Byakuya getan, um ihn zu schützen. Er war kein schlechter Vater… nur etwas unüblich in den Methoden.
Nein. Kaname wusste das alles nicht, weil er sich schlichtweg nicht daran erinnern konnte. Er kannte seinen Vater … Byakuya Kuran nur so, wie er ihn jetzt sah. Und jetzt erkannte er, dass dieser Mann nicht mal sein Vater war. Was blieb denn dann überhaupt noch übrig? Es war genau das, was er Shiori gefragt hatte, an seinem Geburtstag… Wo gehörte er eigentlich hin. Er wusste nichts über seine leiblichen Eltern und Byakuya würde es ihm ganz sicher nicht sagen. Kaname war so verletzt und traurig, dass er es nicht in Worte fassen konnte.
Byakuya packte ein paar Klamotten ein. Silver hatte ihm zum Geburtstag zwei Karten für ein Onsen geschenkt, was er für eine dämlich Idee gehalten hatte, dann aber irgendwie guter Dinge war, dass es Kaname gefallen könnte, wenn er mit ihm dort hin ginge… Er legte die Karten nun zu dem verschlossenen Brief, auf dem Rei’s Name stand. Er musste sich nicht rechtfertigen, außer vor seiner Meisterin, die ja in seinem Haus wohnte. Er konnte einfach nicht ertragen noch einmal in dieses Gesicht Kanames zu sehen. Byakuya schulterte das Bündel, sah noch einmal zurück zu dem Brief und dann verschwand er wie ein Schatten durch das Fenster. Es sah aus, als würde sich sein Körper von einer Sekunde auf die nächste auflösen und so jagte er durch die Nacht. Er konzentrierte sich stark und ging auf Dämonenjagd. Auch er beherrschte es, seine Aura zu verstecken und das tat er auch. Er wollte nicht gefunden werden und er jagte bis in die frühen Morgenstunden. Er würde trainieren gehen. Und so ging er auf den Berg. Eine Trainingsstätte, die er für sich entdeckt hatte. Es war ein paar Monate her und er hatte niemandem davon erzählt. Sein Handy hatte er nicht dabei, weil er auch gar keinen Empfang hatte. Sein Verschwinden würden sie vielleicht am nächsten Morgen entdecken. Die Ruhe hier oben war wunderbar und die Morgensonne wärmte ihn. Hier konnte er alle Gedanken abstreifen und das tat er nun auch. Ein schönes Gefühl… Sein Kopf war vollkommen leer und er versuchte Senbonzakura zu begreifen.
Azazel ignorierte diese beiden Schnepfen einfach. War ihm doch egal, was sie dachten. Er konnte sich nicht vorstellen, wie zwei Männer das taten, auf der anderen Seite, hatte Ariel es ja auch geschafft, ohne, dass er in ihr war. Hm… Also wenn sich zwei Menschen liebten oder Kinder zeugen wollten, taten sie es. Interessant zu wissen. Deswegen verstand er aber immer noch nicht, was sie so abgeschreckt hatte, als Ariel und er es getan hatten. Bekannter Maßen liebte er sie ja. Zwar nicht so, dass er sie als Gefährtin bei sich haben wollte, aber immerhin so, wie man einen guten Freund eben liebte… Er machte sich zu viele Gedanken.