Azrael hörte dem gesprochenen zu, was ihn überraschte, war die Reaktion des Menschenmädchens. Sie stellte Kiransal zur Rede und dann verschwand sie? Das ergab keinen Sinn. Dennoch blickte Kiran nicht eine Sekunde von Azrael zu ihr herüber. Nein er hatte den Engel fixiert und schien vor Panik, wie gelähmt, während er da stand und Kazel in seinem Armen wiegte.
„Der… Todesengel…“, hauchte Ailish und ließ kraftlos den Bogen sinken, als Liv an ihr vorbei stürmte und davon lief.
Azrael hörte auf zu lächeln und dann sagte er voller Verbitterung und Zorn. "Das war ich..." Kiran hatte nichts Besseres zu tun, als schlichtweg die Augen zu verdrehen und in Ohnmacht zu fallen.
"Man sagt, du seist voller Mitgefühl und Liebe...", stellte Anegin fest und wieder trat ein Ausdruck von Verbitterung auf Azraels Gesicht. "Ja... auch das war ich." Nun blickte er zu Kazel herab, der von alle dem nichts mitbekam. Tryn versuchte Kiran wieder wach zu machen, aber es gelang ihm nach ein paar Ohrfeigen doch nicht. Er ließ es schließlich bleiben und hob ihn nur auf.
„Das ist doch alles dumm!“, sagte er schließlich und Ailish sah zu ihm herüber. „Todesengel, Dämonen, Drachen und was sonst noch alles! Ich steig da nicht durch. Ich weiß nur, dass man Männer nicht einfach auf Straßen herumliegen lässt, wenn sie nicht tot sind. Also schlage ich vor eine Unterkunft zu suchen.“
Anegin lächelt über Tryns Naive Art und legte Elentari die Hand auf die Schulter. Sie hatte sich bedankt und Azrael schüttelte nur den Kopf. Dann sah er zu Tryndamere und verkündete: „Ich will nicht.“
„Ich bitte euch.“, sagte Anegin. „Versteht auch uns. Wir möchten Antworten haben und wir wissen beide, dass ein kalter Krieg entstehen wird, wenn wir nicht reinen Tisch machen.“
„Krieg? Nein. Kazel bleibt bei mir, er ist zu MIR zurückgekommen.“ Anegin sah ihn bedeutsam an und dann weichte sein Blick auf. Er ging auf ein Knie herab und sagte: „Wir wollen ihn euch nicht nehmen. Verzeiht die vorschnellen Worte unserer Freundin. Wenn wir darüber reden…“
„Es sind genug Worte gefallen!“, beharrte der Engel. „Du bist ein ehrbares Geschöpf Anegin und ich habe zu viel Achtung vor dir und deines Gleichen, aber mein Entschluss steht.“
„Meine Elfe, gab euch euer Leben zurück…“
„Und ich ließ ihr das ihre.“
„Azrael!“, donnerte Anegin woraufhin er ein wenig verstört drein blickte. „Azrael… Bote des Todes, Bewahrer des Lebens. Ich bitte euch doch nur um ein Wort und nicht um euren… Liebsten. Ich sah wie sehr er euch liebt, bitte zieht seine Hingabe nicht in den Dreck indem ihr euch vor einigen wenigen Worten versteckt.“
Einen Moment überlegte der Engel und dann seufzte er. „Also schön.“ Anegin erhob sich und lächelte erneut. „Ich danke euch.“
Gemeinsam gingen sie zur Kneipe, wo Anegin ein Zimmer mietete und sowohl Kiran, als auch Kazel hinauf bringen ließ. Er setzte sich zu Liv an den Tisch, ließ seine Hand auf dem Krug liegen und sagte: „Das macht es nicht besser.“ Der Wein wurde zu Saft und Anegin sagte: „Komm… Weg laufen macht es nicht besser.“
Ailish hatte derweil Lilly an die Hand genommen, sie an sich gedrückt und versucht zu trösten: „Es wird alles wieder gut.“, versuchte sie ihr zuzureden und sie klang dabei so, als würde sie wirklich daran glauben.
Als Anegin Liv hinauf gebracht hatte, stand Azrael in der Ecke. Er sah unzufrieden aus und er war sich ihrer Worte bewusst geworden. Sie beide würden jetzt vermutlich vollkommen aneinander vorbei reden und Anegin wusste, dass ein Wort zum anderen führen würde. Er würde versuchen zu schlichten. Sie hatten einen großen Tisch und Anegin bat nun alle, sich zu beruhigen und hinzusetzen. Tatsächlich strömte eine beruhigende Aura durch den Raum und alle wurden wieder ein wenig abgekühlt im Gemüt.
„Ich habe jedes Recht dazu egoistisch zu sein.“, sagte Azrael und blickte Liv an. „Du weißt nichts, Mensch.“
„Sind die Eltern der beiden denn tot?“, fragte Tryn schließlich einfach so in den Raum hinein. Alle Blicke richteten sich auf ihn und Azrael, sah ihn sprachlos an. „Was denn? Eine einfache Frage, oder nicht?“ Hoffnungsvoll sah Ailish zu Azrael und der schien zu begreifen, worauf sie hinaus wollte. Er wurde noch ruhiger, sah auf die Tischplatte und sagte schließlich: „Woher soll ich das wissen?“
„DU bist doch Azrael.“
„Ja! Aber das…“ Er blickte zur Seite. Worüber wollt ihr nun sprechen?“, fuhr er den Drachen an. „Ihr habt eure Macht verloren?“
„Nein.“ Er sah in das fragende Gesicht Anegins. „Nun… ein bisschen vielleicht.“
Noch mehr fragende Gesichter. „Was ist denn geschehen?“, fragte Anegin. Und Azrael seufzte. Es war ein Wunder, dass er überhaupt so kooperativ war. Er sah zu Kazel, dann zu Kiransal. Dann wieder zu Liv und schließlich auf den Tisch. „Fragen wir doch ihn.“ Er wischte in Kiransals Richtung und der schlug überrascht die Augen auf, holte tief Luft und setzte sich auf. Verwirrt sah er sich um und sah dann in die Fragenden Gesichter, der Anwesenden. Einen Moment herrschte Schweigen.
„Der Pakt.“, stellte er schließlich trocken fest und sah zu Liv. „Ich nehme an, ihr wollt Antworten…“
„Allerdings…“, sagte Ailish tonlos und streng.
Kirans seufzte und erhob sich langsam. „Ich habe von einem Pakt gesprochen.“, sagte er. „Hier sitzt er.“ Azrael sah ihn finster an und Kiran wagte nicht aufzusehen. „Das ist alles ein wenig kompliziert.“ Die Sense kam zum Vorschein. Die, die eigentlich mit ihm verschmolzen sein sollte. Azrael betrachtete ihn genau und Kiran sah ihn scharf an. „Noch nicht!“ Worauf hin Azrael sich wieder zurück lehnte.
„Ich schließ den Pakt mit dem Todesengel.“, sagte Kiransal. „Ich wollte noch nicht sterben, doch das Leben, als unsterblicher gefiel mir selbst dann noch, als ich meine Blutige Rache vollzogen hatte. Azrael ging den Pakt mit mir ein, weil er als [i]Mensch[7i] auf erden Wandeln sollte. Ich sollte seine Arbeit machen, doch ich tat es nicht. Das Ende vom Lied, war ein heilloses Durcheinander. Die Waffe, vernichtete das, was mir am teuersten war. Kylar, war ein Helfer. Eigentlich der, der die Aufgabe fort führen sollte, als er mir meinen Schatz nahm, versklavte ich ihn und ließ Azrael vollkommen zurück. Seine himmlische Macht funktioniert offenbar immer noch sehr gut und…“
„Kazels Seele steht auf der Liste.“, sagte Azrael schließlich. „Ich konnte sie ihm nicht nehmen, selbst, wenn ich gewollt hätte. Er hätte sterben sollen. An dem Tag, da er den tötete, der ihn eigentlich töten sollte. Ich habe ihn, Edward töten lassen. Und ich habe ihn so viele weitere töten lassen, weil ich … Ich konnte nicht zulassen, dass er einfach so starb. Er ist zur Hälfte ein Dämon und ich…“ Kiran sagte nun forsch: „Ich hatte keine Ahnung, was geschehen würde! Ich war genauso egoistisch, wie der Engel des Todes und nun sind wir beide verdammt!“
„Verdammt?!“, fragte Azeral nun laut und stand auf. „Ich zeige dir wer von uns beiden verdammt ist!“
Ein leuchten ging von ihm aus, aber nicht so ein schöner Himmlischer Glanz, wie man es erwartet hätte, sondern ein gräuliches Wabern. Dann stand er in seiner Engelsgestalt da. Man konnte sehen, dass er wohl mal ein Engel war. So schön wie er war. Die rötlich glühenden Augen, das himmlische Antlitz, was sich nur wenig von seiner menschlichen Gestalt unterschied und dann die Flügel, die nicht vorhanden waren. Nein… Sie waren regelrecht zerfetzt. Abgehackt und verstümmelt. Ein schrecklicher Anblick, der Anegin die Tränen in die Augen trieb.
„DAS ist Verdammung!“
Kazel schlug die Augen auf, sah seinen Meister an, der mit dem Rücken zu ihm stand. Die schwarzen Flügel, waren weg und Kazel verstand die Welt nicht mehr. Das Gewand, was ihn kleiden sollte, war zerrissen und zerfetzt, man konnte noch das getrocknete Blut sehen und Kazel verstand die Welt nicht mehr.