„Ganz genau. Aber...“, sagte er. Alle Augen ruhten auf ihm und noch nie in seinem leben hatte er sich so unwohl gefühlt, angeschaut zu werden. Er hob beschwichtigend die Hände, was mehr wie eine Abwehrhaltung aussah. „Ich... Also...“
Himmel was sollte er sagen? Innerlich fragte er den Herrn, warum er ihn so strafte. Lex atmete langsam aus und nahm eine würdige Haltung ein. Wurde er mit dem Rat fertig, dann würde ihm das hier doch wohl auch gelingen, oder? Es war totenstill. War das nicht ein bisschen viel auf einmal? Er drehte sich zu Lilias und schnappte sich ihre Hand. Er hielt diese fest und atmete tief ein. „Es stimmt. Ich liebe diese Frau, aber...“ Er sah zu Lilias und legte eine Hand auf ihre Wange. Alle sahen ihn gebannt an. Er streichelte sie liebevoll mit seinem Daumen und ließ die Hand wieder sinken. Was sollte er nur sagen? Das es zu früh ist? Aber er liebte sie doch... Dachte sie da auch so wie die meisten anderen Frauen? Schnell binden, damit es sicher ist? Immerhin war er vom Band befreit, was man ihm auferlegt hatte. Er wollte gerade etwas sagen, als Shizu angestürmt kam, sie schubste Danavis und Ignis einfach beiseite. Sie war kreidebleich und und sah Lex mit riesengroßen Augen an. Sie schien wirklich richtige Furcht zu haben.
„Lex!“ Er sah sie an, sah die Angst und wusste etwas schlimmes musste passiert sein. „Alram... Er... er kommt hier her.“ Noch niemand hatte jemals solch eine Panik in ihrer Stimme gehört. „Sie packte Lex an der Kleidung und beide sahen so aus, als würden sie leiden, wenn auch Shizu viel schlimmer aussah. „ER KOMMT!“, rief sie laut und ging vor Lex auf die Knie.
Nicht mal Liv wusste, dass Alram Lex' Vater war. Denn es war allgemein hin nicht bekannt. Lex war zwar im Orden aufgewachsen, aber sein Vater hatte ihn nicht vor aller Augen, wie seinen Sohn behandelt. Nein, er hatte ihn nie, wie seinen Sohn behandelt.
„Alle, die nicht hier sein dürften in den Keller. Suzaku an meine Seite. Liv...“ Er sah sie an. Auch sie hatte ihren Vater selten so voller Furcht gesehen. „Versteck dich... Bring alle anderen mit in den Keller! Wo sind Tales und Dana? Danavis such sie! Ignis nimm Shizu mit hinunter und versteckt das Buch! Dana hat es bei sich! Er darf es nicht bekommen!“
Lex sah Lilias an und er gab ihr einen liebevollen Kuss. Bedauern spiegelte sich in seinen Augen. Er wandte sich zum gehen und drehte sich noch mal zu ihr um. Der Entschluss war gefasst und klar vor Augen. Unumstößlich. „Wenn das vorbei ist, WERDE ich dich heiraten. Vater, steh uns bei...“
Lex begab sich in die Halle Suzaku zog sich schnell seine Brustplatte an und gürtete sein Schwert, dann gab er Liv einen langen Kuss und versprach, dass alles gut werden würde. Er folgte Lex und beide standen in der Halle und harrten der Dinge, die da kämen.
„Lex? Was meinst du? Warum kommt er hier her?“
„Entweder...“ Lex sah aus, als sähe er dem Tod ins Auge. „Entweder, weil er es weiß... Oder... Oder...“ Vor der Burg krachte etwas gewaltiges auf. Ein Silberner Drache mit eiskalten Augen war vor der Burg gelandet. Die meisten Halbblüter waren im Keller und die, die rum liefen, waren so geschockt, dass sie schreiend ihr Heil in der Flucht suchten und in die Burg rannten. Danavis hatte Tales frühzeitig gewarnt, doch... zu spät. Sie standen im Garten. Tales drückte sich mit ihr zusammen in die letzte Ecke und verhielt sich so still, wie er nur konnte. Es war keine Zeit für Erklärungen gewesen und nun war es zu gefährlich. Danavis blieb bei Tales, da er ihn sonst möglicherweise verraten könnte.
„Wo ist Dana...?“, flüsterte Tales, doch Danavis wusste es nicht. Sie musste in der Burg sein. Tales hoffte, sie würde nichts Dummes machen. Der Drache brüllte herzzerreißend, furchtbar auf.
Lex schloss die Augen und flüsterte zu Suzaku: „Er weiß es...“ Suzaku würde nicht kampflos aufgeben. Nicht mal vor einem Drachen. Nicht mal vor diesem Drachen...
Lex ging auf die Tore zu, die kurz bevor die beiden da waren, mit solcher Wucht aufschlugen, dass sie fast splitterten. Schützend stellte sich Suzaku vor Lex, der in seinem Windschatten war. Suzaku war schnell wie der Wind, dachte Lex flüchtig und trat dann hinaus. Als sie draußen waren machte Suzaku einen Kniefall. Er konnte nicht anders. Auch ohne Band. Diese Kreatur war so majestätisch und ehrfurchtgebietend. Außerdem machte man das so, wenn man dem Obersten des Hohen Ordens gegenüber stand. Vielleicht wusste er es doch nicht und sie konnten ihn zufrieden stellen indem...
„WAS SOLL DAS THEATER!?“, brüllte Lex ihm offenbar wutentbrannt entgegen. Suzaku verschluckte sich und sah Lex erschrocken an.
Dar Drache atmete ein und blies silber-blaues Feuer auf Lex und Suzaku, was jedoch einfach an einem unsichtbaren Schild abprallte.
„ACH KOMM SCHON!!! WARUM BIST DU HIER? DU GABST MIR DEIN WORT MICH IN RUHE ZU LASSEN!“
Der Drache brüllte auf, was Lex jedoch vollkommen kalt zu lassen schien, während Suzaku scheinbar schmerzen im Ohr hatte, es jedoch wacker ertrug. Dann strahlte der Drache in silbernem Licht und ein Mann formte sich. Der Mann hatte eine weiße Robe an und an seinem Rücken ragten silberne Drachenflügel hervor.
„Deine Manieren sind schlimmer geworden.“, sagte der Mann. Erstaunlicherweise war seine Stimme warm und angenehm. Ja geradezu betörend und jeder der sie hörte, war hingerissen. Außer Lex und Dana.
„Und das von dir?“, antwortete Lex. Der Mann, als er näher kam, sah Lex wie aus dem Gesicht geschnitten. Nein anders herum. Lex sah aus wie der Mann nur jünger.
Der geflügelte lächelte. Er sah nicht feindlich aus. Was wollte er hier? Lex machte einen Schritt auf ihn zu und neigte nun endlich seinen Kopf, woraufhin ihn der Mann mit seinen eiskalten Augen musterte. Sie waren silbern, wie die von Lex, aber älter, wissender und viel verschlagener.
„Hebe dein Haupt, Sohn.“, sagte er zu Lex und trat so dicht an ihn heran, dass es eigentlich überflüssig war. Lex tat, was er sagte. Irgendwie war diese Situation nicht so übel, wie man hätte meinen können. „Willst du mich nicht herein bitten?“
„Wozu denn? Du machst doch sowieso was du willst, Vater.“
Alram lachte und legte Lex eine Hand auf die Schulter. „Wir müssen reden.“, sagte er geschmeidig, drückte fest zu und selbst Tales spürte den Schmerz, den der Mann verursachte. Er gab keinen Laut von sich. Er zuckte nicht mal zusammen. Aus Angst um Nunnaly.
„Reden wir...“, sagte Lex, als spüre er es gar nicht. Er wurde losgelassen und tippte Suzaku an, dass er ihm hinein folgen sollte. Hoffentlich war da nun niemand, der dort nicht sein sollte.