Blutmagie und das Gesetz

Lucius lächelte auf Bellas Worte und nickte abermals. Auch Varus schien nichts dagegen zu haben und dennoch… Es war ihm immer noch nicht geheuer, diesen Blutsauger im Haus zu haben. Was störte ihn eigentlich so daran? Er hatte auch VIEL Blut zu sich genommen, aber… hm. Vielleicht war es eben die Tatsache, dass er wusste, wie er das gemacht hatte und er wollte das seiner Familie nicht antun. Er schüttelte leicht den Kopf. Wäre eh bald vorbei.
Bella zog Varus mit nach oben und als sie nun im Schlafzimmer angekommen waren zog er sich bis auf die Unterhose aus und schleppte sich ins Bad. Er bemerkte erst jetzt, WIE müde er wirklich war. Er schlug sich Wasser ins Gesicht und betrachtete sich im Spiegel. Er sah unverändert aus. Vielleicht ein kleines bisschen blasser, als am Morgen. Er betrachtete den Vampirbiss an seinem Unterarm und seufzte.
Dann ging er zurück zu Isabella und legte sich einfach aufs Bett. Die Decke war noch am Fußende, aber er zog sie nicht hoch. Bella konnte sehen, dass er wirklich aufgepasst hatte. Er war nicht verletzt worden, wie es schien. Er legte den Unterarm auf seine Stirn. Ja, er war wirklich geschafft und ausgelaugt.
Als Bella nun auch aus dem Bad kam, sah sie ihren Engel da auf dem Bett liegen. Er richtete sich etwas auf und lächelte matt. Um den Unterarm hatte er einen Verband, dort wo der Vampirbiss war. „Hey.“, sagte er in Ermangelung eines besseren Wortes. Was sollte er auch sagen? „Bald wird alles wieder ganz normal sein.“ Nun so normal, wie es eben sein konnte. Und dann war da noch die Sache mit dem Chaos. Sie hatten den Orden fast ausradiert. Doch sicherlich nicht einfach so. Aber Varus wollte einfach gerade nicht daran denken.

Als Bella ins Schlafzimmer kam, lag Varus da, vollkommen erledigt und erschöpft.
"Hey,"
lächelte sie als Antwort. Ihr Blick war liebevoll und glücklich. Er war zurück gekommen, ohne das er großen Schaden genommen hatte. Bella legte sich zu ihm, kuschelte sich an ihn und streichelte ihn zärtlich. Hintergedanken hatte sie heute bestimmt keine, aber sie wollte ihn einfach ein ganz kleines bisschen liebkosen, während er einschlafen würde.
"Danke,"
flüsterte sie. Zwar würde sie sich immer noch große Sorgen um ihn machen, wenn er unterwegs war, aber sie sah, er gab sich Mühe, sie nicht mehr so schrecklich in Angst zu versetzen.
"Was ist bei uns denn schon normal?"
Wahrscheinlich würde nicht mal, sofern es je dazu kommen würde, ihre Hochzeit normal. Ob Zyra und er sich wieder einkriegen würden? Bella wusste do9ch, wie sehr die Zwei aneinander hingen. Es waren eben gewisse Verständigungsprobleme zwischen den Beiden. Diese Gedanken gingen ihr durch den Kopf, während sie da lag und ihn streichelte. Schließlich richtete sie sich noch einmal auf, um ihn zu küssen und sich dann wieder hin zu legen.
"Eigentlich finde ich, das du und Lucius euch ganz gut versteht. Seine Ansichten sind recht vernünftig und er kann ja nun wirklich nichts dafür, das er ist, was er ist. Vielleicht braucht er auch einfach nur einen Freund."
Dabei dachte sie natürlich auch an Varus. Ein guter Freund wäre sicher nicht verkehrt.

Ja und wenn dieser Freund dazu auch noch ebenso unsterblich war… Varus lächelte. „Er… ist es auch nicht, um den ich mir Gedanken mache.“ Es war Lucian, der ihm Kopfzerbrechen bereitete. „Wenn er erwacht, wird er wild sein und unerträglichen Durst erleiden. Ich glaube Lucius, dass er es unter Kontrolle bringen wird, aber… niemand kann vorhersehen, wann-“ Seine Augen weiteten sich. „Natürlich!“ Er hatte einfach so gar nicht daran gedacht, dass Sebastian oder besser Astaroth durchaus sehen konnte! ER konnte vorhersehen, wann Lucian zum Vampir werden würde. Er hatte sich bei seinen Gedanken aufgerichtet, aber jetzt sah er zu Bella und sank zurück in die Kissen. „Morgen…“ So lange würde Lucian wohl noch Mensch bleiben nicht wahr? Er fragte sich, wie Lucius überhaupt diesen angeborenen Fluch aufheben konnte. Nun… Er war zu müde um darüber nachzudenken.
„Du findest, er und ich sollten Freunde werden?“ Sie schien ganz entzückt von dem Gedanken und Varus sah schließlich an die Decke. Er schwieg eine Weile. „Vielleicht ist das möglich. Aber… Ich habe ihm versprochen, ihm seinen Wunsch zu erfüllen, wenn es so weit ist.“ Sie konnte sich wohl denken, was das war. Egal. Er drehte sich zu ihr, ließ sich von ihr streicheln und sah sie einen Moment lang an. So schön… Er wollte sie noch eine Weile ansehen, aber er schaffte es nicht. Seine Augen fielen zu und er schlief friedlich ein. Immer noch aufgedeckt.

Die Sorge die Varus da hatte, verstand sie ja auch durchaus. Immerhin wollte sie auch keinen wild randalierenden, nach Blut dürstenden Jungvampir hier im Haus haben, aber man musste da sensibler dran gehen, nicht mit dem Brecheisen. Was die Freundschaft der Beiden an ging ...
"Aber genau das tun Freunde doch für einen. Sie sind da, verbringen Zeit miteinander ... und helfen, wenn Hilfe von Nöten ist."
Es war ein unerträglicher Gedanke seine Freunde zu erlösen, aber ... wenn es das war, was ihnen Frieden brachte ...
"Ich finde ihr solltet es wenigstens versuchen."
Sie streichelte ihn weiter, sah ihm in die Augen und als er eingeschlafen war, deckte sie ihn zu. Was auch immer sein Einfall war, er würde sich morgen drum kümmern können. Bella fielen auch die Augen zu. Morgen sah die Welt wieder ein Stück weit anders aus.

Sebastian war natürlich wieder als erster auf den Beinen. Er hatte feinsäuberlich eine Liste erstellt, wo weitere Vampire von Lucius‘ Blut zu finden waren und machte nun Frühstück. Er wusste, dass Zyra und Zoey zuerst runterkommen würden, weil die kleine ein unerschöpfliches Energiebündel war. Sie tippelte über den Flur und Sebastian lächelte unweigerlich. Sie rauschte ins Bad und putzte sich ganz allein die Zähne. Sie betrachtete sich im Spiegel. Sie war ein wirklich hübsches Ding.
Sie zog sich auch ganz alleine an und rauschte nun nach unten. Sebastian stand schon unten an der Treppe und fing sie auf, weil sie natürlich mal wieder zu schnell war und sonst einfach gefallen wäre. Er hatte das ohne das Wissen der Eltern schon ziemlich oft gemacht. Sie landete in seinen Armen und grinste ihn an. Sebastian stellte sie ungerührt ab und sie folgte ihm in die Küche, wobei sie seine Hand nahm, was er auch ziemlich routinemäßig gestattete. „Danke, dass du mich aufgefangen hast.“ Sebastian sagte nur: „Ich habe manchmal das Gefühl, dass du das absichtlich machst.“ Sie feixte und setzte sich an den Tisch. Kurz darauf kam auch Zyra herunter und auch Lucius saß schon im Wohnzimmer und trank einen Tee. „Morgen~“, flötete er, blieb aber wo er war.
Varus schlief noch und er schien den Schlaf bitter nötig zu haben. Allerdings wachte er auch auf, als Bella sich bewegte. Sie hatte heute ihre Prüfung. Varus blinzelte sie verschlafen an und drehte sich noch mal rum.
Auch Lucian kam gähnend nach unten und setzte sich an den Tisch. Nun reagierte auch Lucius. „Lucian? Nach dem Frühstück kannst du wieder mit mir nach Hause kommen. Wir werden Varus und seiner Familie nicht länger auf den Geist gehen müssen.“ Er sah auf, kurz schien er überrascht. Dann nickte er und meinte zu Zyra. „Dann hast du dein Zimmer wieder für dich.“ Es war ihm eh unangenehm, ständig in ihrem Bett zu schlafen.
Auch Bella kam nun nach unten und Varus ging wie ein Geist ins Badezimmer. Sein Verband war Blutdurchtränkt und er hinterließ eine regelrechte Blutspur. Als er sich im Spiegel betrachtete und sich das Haar aus dem Gesicht strich, stellte er das auch fest. Seine Augen weiteten sich überrascht. Und er sah nach unten. „Shhhhit!“, fluchte er ganz leise. Er hastete oben wieder durch den Flur und sammelte sein Blut auf dem Weg zurück ins Schlafzimmer ein. Er schlug die Decke zurück und sah die Blutlache die auf seiner Seite entstanden war. Auch dieses Blut zog er zurück in seinen Körper und kratzte sich dann am Kopf. Es wollte einfach nicht heilen. Er hatte wieder Farbe und entschied, sein Blut erst mal mittels Konzentration in sich zu halten.
Dann huschte er ins Bad und kam schließlich auch erst Mal nach unten. Wie lange hatten sie nicht mehr gemeinsam gefrühstückt? Heute war Samstag und Bellas Prüfung war erst am frühen Nachmittag. Es war… friedlich. Die Sonne schien draußen und es würden heute angenehme 18 Grad werden.

Zyra ließ Zoey machen. Schließlich war sie alt genug, das sie sich allein fertig machen konnte. Gut das Zähneputzen war für sie noch nicht so einfach aber sie gab sich Mühe. Schließlich war Zoey zuerst unten. Zyra folgte ihr, als auch sie im Bad fertig war. Auch Lucian kam wieder runter. Zyra sah auf, als Lucius meinte, er können wieder Heim kommen nach dem Frühstück. Begeistert war Zyra davon nicht unbedingt, aber nun ... sie sah auch ein, das es nicht auf Dauer so weiter gehen konnte.
"Schon gut. Ich hab es dir gern überlassen."
Sie fand es einfach nur schade, das sie Lucian nun weniger sehen würde.

Bella machte sich im Bad fertig und kam dann auch runter. Heute hätte sie Prüfung und könnte sich keine Ablenkung erlauben. Frühstücken wollte sie erst gar nicht, tat es aber schließlich widerwillig. Prüfungsangst, wenn auch nur eine leichte Form.
"Guten Morgen zusammen,"
begrüßte sie alle zusammen, küsste ihre Kinder auf die Stirn und drückte sie einmal liebevoll, ehe sie sich setzte.
"Habt ihr für heute schon was vor?"
fragte sie ihre Kinder.
"Auch wenn Lucian und Lucius nach Hause gehen, könnt ihr ja schließlich noch irgendwas machen. Park, Kino ..."
Auch Varus kam nun dazu. Schön das sie alle mal wieder zusammen am Frühstückstisch saßen.

Sebastian jedenfalls gab Varus nun die Liste. Sie war in einem Brief versiegelt, aber Varus wusste, was es war. Bella stellte ihre Frage und Zoey sagte gleich: „Au ja! Papa! Gehst du mit uns ins Schwimmbad?“ Varus sah sie kurz an und meinte dann: „Ich habe keine Zeit.“ Er hielt den Brief in der Hand. Zoey senkte den Blick traurig. Lucius presste die Lippe aufeinander. „Was machst du denn?“, jammerte sie. „Können wir dir helfen?“ Es war offenkundig, dass sie einfach Zeit mit ihrem Papa verbringen wollte. Varus hatte auf die Schnelle gar keine Antwort parat und Lucius kam von hinten an und zupfte ihm das Couvert aus der Hand. „Gar nichts macht er. Ich werde das für ihn übernehmen, nicht wahr?“ Varus sah ihn etwas verwirrt an und Lucian spannte sich leicht an. „Was ist das?“, fragte Zoey. Und Lucius meinte: „Das ist eine Überraschung, meine kleine Prinzessin.“ Sie sah ihn misstrauisch an. „Hast du nicht bald Geburtstag?“ Zoey sah überrascht aus. Sie erinnerte sich daran, dass Varus mit ihr mal auf einer großen Gartengeburtstagsparty war und vielleicht wollte er ja auch die ganzen Dinge besorgen? Ihre Augen leuchteten, als sie nun ihren Papa ansah, der sich am Hinterkopf kratzte. „Ja… hehe. Ich freu mich schon richtig drauf.“ Er sah zu Lucius und sein Blick sagte: Du bist tot! Lucius lächelte aber wirklich schön und sagte dann zu Lucian: „Wir machen uns gleich auf den Weg nach dem Frühstück.“
Varus sah nun wieder zu Zoey, die beängstigend nah gekommen war. „Also … Schwimmbad?!“ Varus musterte sie kurz. Er hatte wohl gar keine andere Wahl mehr. „J-ja ok! Fein! Wir gehen ins Schwimmbad!“ Zoey strahlte wie die Sonne und Varus seufzte. Er sah nun zu Zyra. Sie hatten sich gestritten und noch kein weiteres Wort wieder darüber verloren. Zoey hing ihrer Schwester schon am Arm. „Du kommst doch auch mit, Nicht? Nicht?!“ Sie war ganz aufgekratzt und Lucian musste darüber lächeln. Vielleicht wäre es mal ganz gut, wenn Zyra ein wenig Zeit mit ihrem Dad verbringt. Varus sah sie nun an. „Und danach ein paar… äh… coole Klamotten kaufen?“ Zyra hatte in der Tat mal wieder Bedarf an neuen Sachen.

Bella war ganz verzückt davon, wie niedlich die Bande hier war. Lucius erwies sich als echter Freund und Varus ... nun  er war alles andere als begeistert. Geburtstag ... Ja. Sie müssten dafür noch was einkaufen. Eine Gartenparty, wie sie Zoey bei einer Freundin erlebt hatte, würde sie sicher sehr freuen. Nun das musste aber warten, bis sie die Prüfung hinter sich hatte.
Zyra war nach wie vor ruhig. Sie hate sich zwar darüber gefreut, das Bella sie so behandelte, aber da war immer noch die Sache mit Varus und nun wollte Zoey auch noch unbedingt ins Schwimmbad mit ihm und ihr. Wollte er jetzt versuchen sich mit ihr zu versöhnen, indem er neue Klamotten für sie kaufen wollte? Als wenn es darauf an käme. Aber gut ... er versuchte wenigstens mit ihr ins reine zu kommen. Sie nickte auf seinen Vorschlag hin, sah aber noch immer recht ernst aus. Wie eben immer. Wäre schön, wenn Lucian auch mit käme, dachte sie sich, aber Varus hätte garantiert wieder was dran aus zu setzen. Klamotten kaufen ... So öde durch die Läden zu rennen. Sie hasste es dann durch die Menschenmengen und die Klamottenständer zu  laufen und die vielen verschiedenen Gerüche wahr zu nehmen, aber  es gab zum Glück auch Läden, in denen man Klamotten und Schuhe bekam. Was fanden die anderen Mädchen in ihrem Alter nur daran mit haufenweise Taschen rum zu rennen und so viele Sachen zu besitzen, das sie nicht mehr wussten, was sie überhaupt an ziehen sollten? Nach dem Frühstück stand sie auf. Sie sah zu Lucian und Lucius.
"Kommt gut Heim. Ich hoffe wir sehen uns alle bald wieder."
Sie mochte auch Lucius, denn er war so .. friedlich und lieb.
"Und wir sehen uns Montag in der Schule, nicht?"
Sie wartete die Antworten noch ab, ehe sie die Küche verließ, und ihre Sachen fürs Schwimmen gehen packte.

Varus hatte ja nun nicht gerade erwartet, dass Zyra einen Luftsprung machen würde, aber sie war sooo kalt. Er seufzte. Lucian stand auf und Lucius sagte zu Varus: „Keine Sorge. Das wird schon.“ ER meinte den gemeinsamen Tag mit seiner Tochter, aber Varus vermutete er meinte das Auslöschen der letzten Brut. Er nickte schließlich und Sebastian räumte bereits ab. Varus sah Bella an. Sie bekam irgendwie das Gefühl, als wolle er, dass sie ihn rettete, aber eigentlich sollte es doch etwas Schönes sein, Zeit, mit seinen Kindern zu verbringen.
Letzten Endes saßen sie im Auto. Sebastian fuhr sie und anschließend sollte er Lucius unter die Arme greifen. Er war nicht besonders überrascht und würde die anderen später wieder abholen. Und so saßen sie nun auf der Innen-Liegewiese und beratschlagten, was als nächstes zu tun sei. Varus hatte zuvor noch mal an einer Apotheke angehalten, um sich ein wasserdichtes Pflaster zu besorgen, was nun auf seinem Arm klebte.
„Rutschen!“, rief Zoey und Varus antwortete: „Ja. Das hatten wir schon beim ersten Mal de 36 weiteren Male verstanden, Äffchen.“ Sie grinste. „Was möchtest du machen, Zyra?“, fragte er nun. Und ja... es war ein Versöhnungsversuch, mit ihr einkaufen zu gehen. Sie war ein wunderschönes Mädchen und sie sollte sich aussuchen, was sie wollte. Auch Zoey dürfte neue Sachen haben.

Rutschen ... Ja, Zoey liebte die Wasserrutschen. Sie würde sicher noch eins ums andere Mal auf Zyras Schoß rutschen wollen, oder eben mit ihr auf einem Reifen. Dagegen hatte sie ja auch nichts. Und dann kam Varus Frage. Was wollte sie tun? Das hier war ein Schwimmbad. Hier konnte man nicht mehr machen, als entweder rutschen, schwimmen oder sich irgendwie auf den Solariumliegen breit machen. Ja gut man konnte auch springen ... sogar von einem nachgebildeten Wasserfall runter in ein Tropenbecken. Es gab auch eine Stromschnellenbahn, die recht witzig wirkte, aber am besten fand sie das Wellenbad.
"Zoeys Tag. Ich richte mich nach ihr."
Sie war zwar eine Wasserratte, aber irgendwie gab es nichts, was sie gerade besonders gern gemacht hätte. Den Versöhnungsversuch wusste sie zu schätzen und natürlich dachte sie auch daran, was Lucian ihr gesagt hatte. Für Varus war es sicher auch nicht leicht, nur sie fühlte sich oft von ihm in einen Käfig gesteckt, der nur dann wieder auf ging, wenn sie sich mit aller Gewalt dagegen warf.
"Na dann mal los."
Sie stand auf, nahm Zoey an die Hand und ging ein paar Schritte. Dann drehte sie sich zu Varus um, der noch immer da saß.
"Was ist alter Mann. Soll ich dir ne Gehhilfen besorgen?"
grinste sie Varus nun frech an.

Alter Mann? Varus sah sie verstört an. „Ich BIN kein alter Mann, du Küken!“, rief er ihr zu und eilte den beiden nach. Er konnte nicht sagen, wieso ihn diese Anrede immer so aus dem Konzept brachte. Und schon waren sie auf dem Weg zur Rutsche. Wieso eigentlich war das Zoeys Tag? Er gehörte ihnen beiden! Wann verbrachte Varus denn schon mal Zeit mit seinen Töchtern?
Wenn Zoey mit Zyra rutschte, wartete er unten and er Bahn auf sie, wenn sie mit ihm rutschte, dann gingen sie meistens auch zusammen hoch. Nach den gefühlt hundertsten Mal sagte Varus: „Sollen wir mal was anderes machen?“ Zoey nickte. „Ja! Die Reifenrutsche!“ Varus sah sie einen Augenblick an. „Du kriegst echt nicht genug davon oder?“ „Nööö!“ Und schon ging es los. Zyra war natürlich ein willkommenes Schiff für Zoey. Sie legte dann aber fest, Varus zu entern und so sprang sie von Zyras Reifen ab und landete zielsicher auf Varus Bauch, der sie aber auch auffing, damit sie nicht noch irgendwo dagegen krachte. Zyra wurde daraufhin abgetrieben und Zoeys Lachen war so ansteckend, das Varus gar nicht anders konnte, als auch mitzulachen. Blieb abzuwarten, was für Albernheiten sich die beiden Grazien noch ausdachten.

Zyra und Zoey wurden direkt mal schneller und Zyra rief zurück.
"Im Gegensatz zu mir und Zoey schon."
Es war wirklich ein sehr schöner Tag. Sie rutschten gefühlt während der kompletten Anwesenheit. Zyra schoß in der Reifenrutsche hinter den Beiden her, konnte sie aber aufgrund des Abstands den sie einhalten mussten, nicht einholen. Das Zoey diesen Sprung überhaupt geschafft hatte, war schon wirklich erstaunlich. Schließlich, nach der Reifenrutsche, wollte Zyra nun endlich mal den Wasserfall erklimmen, von dem eigentlich die ganze Zeit über nur jugendliche in ihrem Alter sprangen und natürlich nur Jungs, während sich die dazugehörigen Mädels lieber unten auf den Bänken aalten.
"Ich werde da jetzt runter hüpfen. Mal sehen, ob es wirklich so viel Spaß macht, wie es aus sieht,"
verkündete sie. Schon als sie den Weg hinauf nahm, wurde sie von den Jungs angegafft. Einige Pfiffen und ein Anderer, ein recht sportlicher Typ fragte:
"Was willst du denn hier oben? Das ist viel zu hoch für dich. Geh zu den anderen, sonst tust du dir noch weh."
Zyra sah ihn nur mit einem abschätzigen Blick an, stellte sich an den Rand des Wasserfalls und sprang. Sie machte eine Rolle beim Sprung und tauchte so elegant ins Wasser ein, das man denken konnte, sie sei eine Meerjungfrau. Die Jungs pfiffen erneut und riefen ihr irgendwas nach, was sie gar nicht zur Kenntnis nahm. Statt dessen suchte sie lieber nach Varus udn Zoey, die irgendwo hier sein sollten.

Nach dem letzten Reifenkampf sagte Zyra schließlich, dass sie den Wasserfall herab springen wollte. Er machte sich keine Sorgen. Auch wenn Zyra keinerlei Erinnerungen mehr hatte, so hatte sie eine außergewöhnliche Körperbeherrschung. WAS ihn jedoch aufregte, waren die Blicke der Jungs. Er kochte stumm vor sich hin und würde heute nicht ausrasten. Er hatte sich vorgenommen, Zyra alles zu gestatten und gute Mine zu bösem Spiel zu machen, wenn es sein musste. Ein Kerl quatschte sie von der Seite an. Er würde sehen, was er davon hatte. Zyra jedenfalls machte einen perfekten Sprung und Stolz keimte in ihm auf. Er wartete mit Zoey auf dem Arm am Rand und der Kerl oben gaffte Zyra nach. Dann aber wollte auch er springen. Zu dumm, dass er gaaanz Zufällig das Gleichgewicht beim Absprung verlor und unten ins Wasser platschte. War bestimmt schmerzhaft. Geschieht ihm Recht. Er kam nach oben und schnappt nach Luft. Er hatte sich scheinbar weh getan, bei seinem unfreiwilligen Bauchklatscher. Aber er hatte sich nicht wirklich verletzt. Varus war zufrieden. „Sah gut aus.“, rief er Zyra zu, als sie sie gerade suchte. Sie musste noch ein wenig zu ihnen schwimmen.
Ein paar halbstarke Rowdies hatten sich ins Schwimmbad begeben. Und Zyra erkannte diese Nasen auch noch. Lucian hatte sie ordentlich verdroschen und dummer Weise erkannten die sie auch. Kurz sahen sie sich nach Lucian um, da er aber nicht da war, hatten sie wohl beschlossen, Zyra nun ordentlich eine zu verpassen. Zoey winkte ihrer Schwester schon. Die Jungs schlichen um das Becken und schienen dort nun auf sie zu warten. Varus bekam das natürlich erst Mal nicht mit, weil er ja von alledem nichts wissen konnte.
„Kann ich ein Eis haben?“, fragte Zoey gerade und Varus sagte: „Warten wir auf Zyra, falls sie auch ins möchte.“

Uhhh das musste weh tun. Da er aber nicht verletzt war, half Zyra dem Kerlchen auch nicht. Sie hatte eine unglaubliche Figur. Nicht zu dünn, aber auch nicht zu dick. Sie schwamm auf Varus und Zoey zu, als sie die Typen da am Beckenrand sah. Zyra verdrehte die Augen und Varus würde sicher denken es sei wegen ihm, war es aber ja nicht. Ihm hatte sie bis gerade noch zu gelächelt. Zyra zog sich aus dem Becken und fand sich vor den Jungs wieder. Dieses Mal konnte sie nicht einfach klein bei geben, wie Lucian es sich wünschte. Statt dessen betrachtete sie die Typen und meinte:
"Oh ... da seid ihr ja wieder. Wie ihr seht, habe ich nur einen Bikini an und in dem habe ich nun mal kein Geld versteckt. Eigentlich ... nehme ich nur selten Geld mit, aber jetzt ... also, wenn ihr euch dann bitte andere Opfer suchen würdet?"
Sie sah bewusst nicht zu Varus und Zoey. Sollten die ruhig denken das sie allein war und abgesehen davon ... Varus sollte sehen, das sie auch allein zurecht kam.

Das hatte sich Zyra so gedacht. Allein würde sie sicher zurecht kommen, aber sie hatte ja keine Ahnung, wozu sie in der Lage war. Einer der Typen äffte sie nach und wollte sie dann in das Wasser schupsen, aber sie lenkte seinen „Angriff um und er flog an ihrer Stelle rein. Die anderen beiden jedoch brachten es irgendwie fertig, sie rein zu schuppen. Das Wasser war tief und die Jungs am Rand. Sie ließen sie nun nicht mehr raus und einer wollte sie untertauchen.

Varus sah das ganze Spektakel natürlich. Ihm fiel ja mal alles aus dem Gesicht. Wie konnten… sie es nur wagen?! Er stand nun auch nicht so weit weg und er hörte jedes Wort, weil er sich darauf konzentrierte. „Papa?“, fragte Zoey und er sagte: „Keine Sorge, Äffchen. Du wartest brav hier.“ Sie stand dort mit ihren Schwimmflügelchen und hockte sich nun hin. Sie beobachtete das alles nun.
Varus sah gerade, wie sie sie nicht mehr an Land lassen wollte. Nicht dass Zyra ein Problem damit hatte, sie schwamm wie ein munteres kleines Fischchen durchs Wasser. Er baute sich am Rand auf, aber sagte erst mal nichts dazu. Zyra hätte kurzen Prozess mit diesen Schwachköpfen machen können, aber es war wohl nicht ratsam nun eine Schlägerei anzufangen.

Ein wenig überrascht über sich selbst, war Zyra schon, aber sie ließ es sich nicht anmerken. Sie wurde von den beiden anderen Jungs gepackt und ins Wasser geworfen. Zyra nutzte das aus, um zu tauchen und an anderer Stelle wieder hoch zu kommen. Ja, sie hätte diese Idioten platt machen können, aber damit riskierte sie wohl auch, das sie Hausverbot bekämen, was sie Zoey nicht an tun wollte. Einer der Typen wollte sie untertauchen, doch Zyra packte rechtzeitig seinen Arm, stieß sich mit den Beinen ordentlich von der Beckenwand ab und warf so den zweiten ins Wasser. Blieben noch zwei. Offenbar waren die beiden ersten nicht die besten Schwimmer.
"Wenn du brav bist und mir einen Kuss gibst, lass ich dich vielleicht raus Süße,"
tönte der Anführer der Bande.
"Nicht mal wenn du das letzte Lebewesen im Universum wärst,"
antwortete Zyra angewidert. Hinter ihr versuchten die ersten zwei Rowdys zum Beckenrand zu kommen. Man was für Flaschen.
"Ihr hättet mal eure Schwimmflügel nicht vergessen sollen,"
meinte Zyra, als die Zwei schwer atmend an ihr vorbei wollten.
"Eure Kumpels lassen mich nicht raus, dann braucht ihr auch nicht raus."

Das wars nun aber wirklich. „So.“, sagte er ruhig, wie ein Bergsee. „Einen Kuss.“, fügte er nunan so still wie ein endlos tiefer Brunnen. SO hatte Zyra ihren Vater noch nie reden hören, aber aus irgendeinem Grund wusste sie, dass er mehr als nur zornig war. Der Bursche drehte sich zu Varus um. Er war beängstigend nahe und war auch beängstigend anzuschauen. Man konnte es nicht genau beschreiben.
„Was willst du, Alter?“ Die zwei im Wasser klammerten sich an den Beckenrand und sahen auf. Der nichtanführer, wollte Varus zur Seite schuppen, aber er bewegte sich keinen Millimeter. Er sah nur langsam zu ihm rüber. Man sah das creepy aus. Er musterte ihn kurz und sagte: „Buh…“ Einen ganz kurzen Moment nur, sah der Junge – und nur der Junge – das schreckliche Gesicht das Chaoswesens in Varus. „Waaaahhh!“ Er platschte auf den Boden und kroch rückwärts, ehe er sein Heil in der Flucht suchte. Nun sah er zurück zu dem Kerl vor ihm. „Also… Du willst meine Tochter küssen?“ Und jetzt veränderte sich sein Gesicht. Er sah nun greifbar zornig aus. „Wie kannst du es wagen?“ Er schien förmlich zu brennen. Verzieh dich von hier oder ich reiß dich in Stücke.“ Das das keine leere Drohung war, konnte keiner nicht wissen. Varus ließ seine Furchtaura wirken und der Junge bepisste sich doch tatsächlich.

Er beschützte sie ... trotz des Streits und trotz dem sie so kalt zu ihm gewesen war, beschützte er sie. Zyra sah ihn bewundernd an. Ihr Dad war wirklich der Beste. Der erste rannte davon wie ein Hase vor der Schlange, der zweite pinkelte sich doch echt ein. Da fand man doch keine Worte mehr für, oder? Sie konnte es sich nicht nehmen lassen, den Kerl auch noch auf zu ziehen.
"Ach Dad ... sieh nur was du gemacht hast. Nun muss er sein Höschen wechseln und ich muss auf der anderen Seite raus."
Nun nicht ganz an der anderen Seite nur ein Stück weiter zur einen oder anderen Seite. Sie ließ sich beim rausklettern auch gern von ihm helfen.
"Danke Dad,"
lächelte sie und umarmte ihn. Sie hatte ihn wirklich gern und wenn das ganze ein wenig anders laufen würde, wäre es sicher auch ein besseres Verhältnis. Zyra wollte ja nur verstehen, warum sie manche Dinge eben nicht tun sollte.

Natürlich beschützte er sie. Ein Vater beschützte seine Kinder doch immer. Auch vor sich selbst. Zum glück pinkelte der Kerl in die Ablaufrinne des Wassers und nicht direkt in den Schwimmbereich. Aber trotzdem stieg Zyra ein Stück weiter drüben aus. Der Junge suchte sein Heil in der Flucht und klatschte beim Rennen auch noch hin und wurde vom Bademeister getadelt. Varus hielt Zyra die Hand hin, obwohl sie es auch ganz allein geschafft hatte und so waren sie nun wieder bei Zoey. Zyra umarmte ihn. Sie schmiegte ihren schlanken Körper an ihn und er hatte das Gefühl, er würde nichts umarmen. Sie fühlte sich so klein an in seinen Armen, als er diese um sie gelegt hatte. Es fühlte sich trotzdem gut an und es ließ sein Herz höherschlagen. Sie war dankbar und motzte ihn nun nicht auch noch an, dass sie das allein geschafft hätte. Er strich ihr einmal kurz übers Haar und sagte nichts weiter dazu. Er war auf jeden Fall direkt wieder abgekühlt und so fragte er nun: „Und? Noch mehr schwimmen oder sollen wir langsam gehen? Ihr zwei seid schon schrumpelig wie zwei Rosinen.“ Tatsächlich schien IHM das Wasser so gar nichts anzuhaben. Er sah frisch und knackig aus.
Sie gingen erst mal zurück zur Liegefläche, wo sie sich abtrockneten. „Darf ich noch einmal rutschen?“, fragte Zoey hoffnungsvoll. Varus lächelte sie an. „Na gut. Ein letztes Mal.“ Er sah zu Zyra. „Alle einmal zusammen!“, meinte sie und so war das Abtrocknen wohl hinfällig. „Na schön.“ Sie gingen die normale Rutsche hoch und so saß Zoey nun auf Zyras Schoß und Varus setzte sich hinter Zyra und hielt beide Mädchen fest. Und schon ging die Wilde Fahrt ab. Zoey jauchzte und freute sich tierisch. Auch Varus lachte leise und hielt die zwei einfach fest. Sie flutschten unten aus der Rutsche. Varus drückte Zyra einfach zur Seite, sodass sie mit dem Gesicht ins Wasser klatschte. Warum er das tat? Tja. Dort unten hatte einer der Jungs gestanden, was sie nicht gesehen hatten und hatte irgendwo einen Mopp geklaut, den er Varus volles Ballett gegen den Schädel geknallt hatte. Wenn er Zyra nicht weggestoßen hätte, hätte es sie sicher auch getroffen. Der Kerl fackelte nicht lang und suchte nun direkt sein Heil in der Flucht Zoey war auch nach vorne geflogen bei der Aktion und Varus rutschte bis nach hinten zum Ablauf. Er hatte hier schlecht Magie anwenden können und hatte den Schlag einstecken müssen. Er hatte die Wirkung trotzdem abgedämpft. Er hielt sich die Hand aus Gesicht und die Kinder sahen, dass er blutete. „PAPA!“ Es hatte eben ordentlich gekracht, als ihn der Wischmopp getroffen hatte. „Uh…“, machte er und hielt sich am Rand fest.

Für Zyra war es damit auch erledigt. Streit geschlichtet, und alles wieder gut. Reden müssten sie denn noch bei Zeiten. Es war schön, das ihr Dad sie nun so in den Armen hielt. Kurz drauf waren sie bei Zoey. Sie wollten sich erst mal trocknen, dioch durch Zoeys Wunsch war es gleich wieder hinfällig. Statt dessen gingen sie rutschen. Auch Zyra juchzte und lachte, als sie so runter rutschten, nur hatte sie nicht damit gerechnet., das sie mit dem Gesicht im Wasser landen würde. Als sie sich aufrichtete, sah sie den Grund dafür. Den Kerl hatte sie gesehen und sich gemerkt. Ihre Augen verengten sich gefährlich. Zuerst sah sie nach Zoey, der es aber gut ging, dann nach Varus. Er blutete, hatte sie erneut beschützt.
"DAD!"
Er musste hier erst mal raus, ehe die nächsten Rutschenden an kamen.
"Wenn ich den in die Finger kriege ..."
brummte sie gefährlich vor sich hin. In ihre alten Leben, von dem sie nichts mehr wusste, hätte sie den Kerl vermutlich so lange mit Blitzen getroffen, bis er nicht mehr hätte sitzen können ... Nein ... sie hätte ihn pulverisiert, denn Mitleid hatte mit ihr auch niemand gehabt und Varus hatte diesen Keim des Hasses gut genährt. Sie lebte aber JETZT und würde den Typen im besten Fall vermöbeln.
"Die werden es nicht sein lassen, bis sie einen von uns erwischt haben. Sie haben uns im Park das Geld abnehmen wollen. Wir haben es nicht raus gerückt und als sie uns an gehen wollten, hat Lucian sie vermöbelt. Er ist überhaupt nicht dafür sich zu prügeln, sondern hatte ihnen sein Geld gegeben, damit sie gehen. Nur weil Troy und ich nicht nachgegeben haben, haben die es auf die rabiate Tour versucht."
Sie holte schnell ein paar Servietten von einem Tisch und reichte sie Varus.

Er nahm die Hand vom Gesicht, als sie ihm die Tücher brachte und fragte: „Wie sieht es aus?“ Er hatte zum Glück keine offene Wunde davongetragen, hatte aber Nasenbluten und ein ganz leichtes Veilchen an der Wange. Er wollte absichtlich nicht zornig reagieren, um Zoey nicht zu erschrecken. Er setzte sich erst mal und sah zu Zyra hoch, während er sich die Nase zu hielt. „Aha. Also keine Freunde von dir, ja?“ Die Frage war wohl obsolet. Er stand auf und Zoey sah total besorgt aus. Wie niedlich. Er lächelte gleich wieder und nach kurzer Zeit hörte das Nasenbluten selbstredend auf, weil er letztlich auch dafür sorgte. Der Bursche würde sich noch umsehen. Oh ja. Der würde auf Knien kommen und Zyra um Verzeihung bitten. Er spannte den Kiefer, aber dann schüttelte er all das einfach ab. JETZT war nicht die Zeit dazu. Er hatte hier einen wundervollen Tag mit seinen Töchtern und das würde er sich weder verderben lassen, noch würde er es selbst verderben. „Geht’s wieder?“, fragte Zoey bedröppelt. „Jepp.“ Er wuschelte ihr übers Haar. „Lasst uns in die Stadt und ein Eis kaufen.“ Zoey hatte das letzte Mal im Schwimmbad behauptet, Eis würde alles besser machen. Und so grinste sie wieder und Varus sagte nun zu Zyra: „Du musst dir von niemandem etwas gefallen lassen, Zyra. Achte nur darauf, dass du dich nicht übernimmst. Ich vertraue dir.“ Ja und er beschützte sie außerdem auch dann, wenn er nicht da war. Das Blutschild aktivierte sich auch nur, wenn sie in echter Lebensgefahr war. Vielleicht zeigte er ihr mit seinen Worten ja endlich auch, dass er ihr durchaus zutraute, ihre eigenen Entscheidungen zu fällen.
Jedenfalls gingen sie nun in die Stadt und kauften ein Eis. Es war schön warm an diesem Frühlingstag und sie hatten sich eine Kugel auf die Hand genommen und spazierten nun durch einen ruhigeren Teil der Stadt, durch einen Park und schließlich hielten sie vor einem Laden. Es war ein Ausstatter für Herren und Damen. Die Kinder sahen ihn fragend an. Erstmal drehte sich Varus zu Zoey. „Du willst an deinem Geburtstag doch sicher, wie eine Prinzessin aussehen, du kleines Monster.“ Sie kicherte und ihre Augen strahlten. Sie nickte eifrig. Dann drehte er sich zu Zyra. „Und du, junge Dame hast bald Zwischenprüfung mit einer anschließenden Party, nicht?“ Er sah zum Schaufenster mit Ballkleidern, aber auch mit tollen Partykleidern. „Vielleicht möchtest du ja hingehen.“ Er biss sich kurz auf die Zunge, und versuchte so normal wie möglich zu klingen. „Mit Lucian?“ Noch ein Friedensangebot seinerseits. Er wartete erstmal nicht mal die Antwort ab und sagte: „Tja und ich… Ich brauche wohl einen Hochzeitsanzug. DAS würde zumindest wohl Zyra überraschen. Er lächelte sie an.

Das tat Zyra so leid. Sie hätte den Kerl direkt ersäufen sollen ... was sie natürlich nicht getan hätte, aber der Gedanke war verlockend. Sie half Varus auf, als es ihm besser ging. Was würde er Bella nur erzählen? Nun sie verließen das Schwimmbad und besorgten sich in der Stadt nun ein Eis. Die Sonne schien und Zyra hielt sich eher im Schatten. Sie mochte zwar die Wärme der Sonne, aber direkte Sonnenstrahlung war nicht so sehr was sie mochte. Ausserdem hatte sie sehr blasse Haut und neigte zu Sonnenbränden. Vor einem Herren und Damenausstatter blieben sie stehen. Sie sahen sich die Sachen im Schaufenster an und Varus kam auf die Idee, das Zyra zu einer Party gehen wollte. Könnte sie dankend drauf verzichten, nachdem sie inzwischen in der Schule mehr als unbeliebt war, dank Cassie. Nicht das es ihr was aus machte. So klebten wenigstens nicht alle an ihr, aber sie wollte sich auch nicht zwingend mit irgendwem an legen und mit kaputten Klamotten Heim kommen. Sie kam nicht zum Antworten, sondern sah ihn erstaunt an, wegen der Aussage über den Anzug.
"Was denn? Ehrlich? Ihr heiratet endlich?"
fragte sie und freute sich wirklich sehr für die Beiden.
"Worauf warten wir dann noch? Rein da!"
Sie schob Varus rein, während Zoey an seiner Hand zog. Im Laden wurden sie sofort von einem der Angestellten begrüßt.
"Dad braucht einen Anzug für seine Hochzeit,"
erklärte Zyra sofort, nachdem der Mann nach den Wünschen Varus gefragt hatte.
"Und meine kleine Schwester braucht ein Prinzessinenoutfit."
Von sich selbst sprach sie nicht. Sie könnte sich auch ohne Hilfe um sehen.

Sie polterten regelrecht ins Geschäft und Varus kam gar nicht dazu irgendwas zu sagen. Zyra erledigte das alles bereits für ihn. Er hatte sich über die Geschäfte kundig gemacht und das hier war das am besten bewertete. Der Verkäufer sah Zyra merkwürdig an, als sie so los sprudelte und schließlich musterte er Varus. Sie sahen ja ziemlich normal aus und Varus zog seine Brieftasche und zeigte die „Black Card“ Er hatte gelesen, dass manche gehobenen Geschäfte nur Kunden mit einer solchen Kreditkarte bedienten. Er hätte auch einen Koffer Bargeld rumschleppen können, aber das hier war viel bequemer.
Das Gesicht des Verkäufers hellte sich auf und er sagte: „Sehr wohl, die Damen, der Herr.“ Er wies Varus an, ihm zu folgen. Eine andere Verkäuferin eilte herbei und beugte sich freundlich lächelnd zur kleinen Zoey herab. „Wollen wir uns mal umsehen, was dir gefällt, junge Dame?“ Sie sah zu ihrem Dad und der nickte und scheuchte sie leicht, mit der Hand. Sie sah wieder zu der Frau und sagte: „Ja!“ Sie freute sich und da sie weder Menschenscheu, noch schüchtern war, war das alles gar kein Problem für sie. Eine weitere sehr elegante Verkäuferin trat auf Zyra zu und fragte: „Und womit kann ich ihnen helfen?“ Sie wurde doch tatsächlich gesiezt. Die Frau lächelte gewinnend und deutete schon mal auf einen Bereich, der eher Zyras Körperbau entsprach. Es war in diesem Geschäft nicht so, dass man einfach durch die Regale ging und sich was aussuchte. Man schilderte Vorstellungen und die Verkäufer brachten Stück um Stück.
Varus ließ erst mal Maß nehmen und man hörte die ganze Zeit Zoey fragen: „Das da?“ „Und was ist damit?“ „Ich möchte das da sehen.“ „Ohhh, das ist ja schööön!“ Die Verkäuferin wurde nicht müde die junge Dame zu bedienen. Es gab für sie eine Zuckerarme Limonade und auch Zyra wurde nach einem Getränk gefragt. Es standen auch frische Häppchen herum und Varus wurde ein Champagner gebracht, wie auch ein Wasser und Espresso. Sie würden jedenfalls regelrecht verwöhnt und Varus sah irgendwann hinter einer Kabine hervor und rief Zyra zu: „Du solltest mit deiner Mutter auch hier her kommen.“ Er fand das ganze ja ganz entzückend.
Varus hatte sich vorgenommen, Zyra tragen zu lassen, was sie wollte. Er würde ihr da nicht reinreden. Sie sollte sich ein Partykleid und eines für die Hochzeit aussuchen. Und Zyra erlaubte sich natürlich mal wieder einen Scherz. Irgendwann tönte es herüber: „Hey Dad. Wie wäre es damit?“
Varus sah wieder hervor und sie sah ihm regerecht an, wie sein Herz einfach stehen blieb. Sie trug ein schwarzes Kleid, was regelrecht obszön ausgeschnitten war. Aber nicht etwa im Ausschnitt, sondern and en Seiten. Das Kleid schrie förmlich: „Fick mich!“ Varus klappte der Mund auf und er musste zwei Mal hinsehen, als sie sich nun einmal drehte und er das verdammte “Kleid“ noch mal von hinten sah. „S-sehr… schön.“, gab er kreidebleich zurück. Er wusste nicht WAS er dazu sagen sollte. Die Verkäuferin sah ganz demütig aus, aber sie war in den Streich eingeweiht und konnte sich das Lachen kaum verkneifen. „Das… du… bist dir sicher?“ Zyra wäre sicher überrascht, dass er ihr nun nicht gleich die Ohren deswegen lang zog, aber sie sah, dass Varus es WIRKLICH versuchte, ihr ihren Willen zu lassen. „Es steht ihr fabelhaft!“, sagte die Verkäuferin nun auch noch zu allem Überfluss und Varus fragte Zyra nun: „Das ist ein Scherz, oder? Er musterte sie. „Es ist doch ein Scherz?“

Zyra genoß es so sehr, das Varus gerade so sehr hoffte, das sie ihn nur veralberte, das sie es noch einmal auf die Spitze treiben musste. Ihr blick blieb dezent überrascht, aber auch vollkommen ernst, als sie Varus nun an sah und meinte:
"Nein. Ich finde dieses Kleid durchaus passend für beide Anlässe, meinst du nicht?"
Sie machte eine kurze Pause, genoß noch einmal den bevorstehenden Herzinfarkt und meinte dann:
"Wenn beide Anlässe irgendwelche Fetisch oder Sexpartys wären."
Noch immer sah sie ihn ernst an, ließ ihre Worte wirken und lachte schließlich.
"Das du mir so was echt zu traust,"
kicherte Zyra.
"So was würde ich nie tragen."
Schon verschwand sie wieder in der Umkleidekabine, um sich das nächste Kleid an zu Probieren und vor zu führen. Dieses Kleid hatten sie leider nicht in rot und zu ihren Augen und Haaren passte es wohl am besten in Weiß. Dieses Kleid gefiel ihr wirklich außerordentlich gut. Schließlich setzte es ihrem Ruf als Freaak noch die Krone auf. Dafür würde sie auch ihr Taschengeld gern her geben. Dieses Kleid zeigte sie schließlich Varus als nächstes. Danach zeigte sie sich in einem roten kürzeren Kleid. Schließlich nahm sie doch Rücksicht darauf, das er sie nicht halb nackt sehen wollte. Das letzte, war ein schönes Ballkleid. Das hatte sie sich bis zum Schluß aufgehoben. Zur Hochzeit würde sie das nicht tragen, aber vielleicht zum Abschlußball?
"Und nun brauch ich eure Hilfe. ich kann mich nicht entscheiden und weiß auch ehrlich nicht, was ich nehmen könnte. Hier sind so viele schöne Kleider ... Ich weiß gar nicht, was ich machen soll."

Varus war nun auch nicht unbedingt der beste Kleidaussucher. Er kam schon selbst nicht wirklich klar. Auch Zoey suchte sich ein niedliches Kleidchen aus. Sie war ganz hin und weg und auch passende Schuhe gab es dazu. Zyra fand dieses eine Kleid so unglaublich schön, aber es gab es leider nicht in Rot und Varus meinte. „Da kann man doch sicher was machen.“ Die Verkäuferin lächelte. „Selbstverständlich.“ Sie zeigte Zyra gleich einige Rottöne und versicherte, dass das Kleid für sie maßgeschneidert werden würde.
Varus Anzug natürlich auch eben sagte der Mann zu ihm: „Würden sie ihr Hemd ausziehen, Sir?“ Varus sah ihn kurz an. „Ist das notwendig?“ „Um das bestmögliche Ergebnis zu bekommen ja.“ Varus zog sich das Hemd aus. Der Mann sah die zwei Narben auf dem Rücken, er stockte nur einen Wimpernschlag, aber setzte seine Arbeit dann professionell fort und tat gar nicht so, als seien die furchtbaren Narben vorhanden.
Letzten Endes konnten sie den Laden wieder verlassen. Zoey war natürlich die Einzige, die ihr Kleid gleich mitnehmen konnte. Und so konnte es nun endlich nach Hause gehen. Es war nun auch Nachmittag und Bella wäre ganz sicher noch mitten in ihrer großen Prüfung. Hoffentlich ging alles glatt. Er war in Gedanken bei ihr, helfen konnte er ihr sowieso nicht. Er war in Gedanken und leider lenkte Zoey auch gerade Zyra ab, sodass sie die nächste Begebenheit viel zu spät erkannten. Sie liefen gerade neben einer Tankstelle lang, als ein Lastzug über die Kreuzung bretterte. Ein Tanklaster war eben auf die Kreuzung gefahren und so kollidierten die beiden. Der Tanklaster folg durch die Wucht auf Varus und seine Kinder zu und er nahm im Reflex beide in den Arm, drückte die beiden so zu Boden und sie spürten beide, wie der Tanker ihren Dad und damit auch sie beide erwischte. Der Stoß, drückte sie nach unten und beide Mädchen mussten glauben, ihr letztes Stündlein habe geschlagen. Zoey schürfte sich das Knie auf und Zyra ditschte mit dem Kopf auf, spürte, aber Varus Hand unter ihrem Schädel, sodass sie nicht auf dem Boden aufschlug. Es ging alles SO unglaublich schnell. Der Tanker krachte in die Tankstelle und Varus rappelte sich hoch. Wie konnte er das ausgehalten haben? Varus sah auf und sagte nur noch: „Shit! Mund auf!!!“
Dann explodierte die Tankstelle und Varus flog mit seinen Kids durch die Luft. Die Druckwelle gab ordentlich Duck auf die Ohren, aber Varus schützte seine Kinder erneut. Er hatte ihre Köpfe mit einem Ohr an seine Brust gepresst und drückte mit der anderen Hand jeweils die Ohren zu. Sie landeten auf dem Asphalt, aber es war nicht wirklich sehr schmerzhaft und dann schlitterten sie auf ihrem Vater einen Moment darüber. Glas und Metall regnete vom Himmel, während schwarzer Rauch in selbigen stieg. Klar. Der Tag hätte nicht einfach ruhig sein können. Er packte Zoey fester und rollte sich mit Zyra im anderen Arm in ihre Richtung, sodass die beiden unter ihm lagen und dann traf ihn offenbar eines der Metallobjekte. Er stöhnte leise. Sie waren ziemlich verrußt, aber den Kindern ging es scheinbar gut. Er sah Zyra an. „Alles… ok?“ Zoey weinte erschrocken, aber ihr fehlte auch nicht wirklich etwas.