„Tut mir leid.“, murmelte er, als Liv ihn von der Bar weg zog und ihn zur Rede stellte. Suzaku wollte nicht spazieren gehen. Eigentlich wollte er gern schlafen. Er musste das Geschehene erst einmal verarbeiten. Aber er war irgendwie trotzdem froh, dass Liv bei ihm war. Sie spendete ihm irgendwie Trost und war für ihn da. Er sah zu ihr herüber und befand, dass sie äußerst hübsch war. Und sie war schlagfertig. Sie war genauso, wie man sich eine Kriegerin vorstellte und Cale fand außerdem, dass sie einen guten Sinn für Humor hatte.
Dann kam Lilias auf sie zu. Liv ging ihr mit ihm entgegen und er konnte dem Gespräch nur mühsam folgen. Irgendwie verstand er Lex nicht. Dieser Mann war ihm ein Mysterium, aber er hatte allerhöchsten Respekt vor ihm. Doch irgendwie… Er sah zu Liv. Er hatte sie schön zweimal diesem edlen Mann vorgezogen. Wieder spürte er diese Hitze in seinem Gesicht und sah schnell auf den Boden. Was war los mit ihm?
Lex bekam von alledem nichts mit. Er saß in der Kapelle und betete nicht zu seinem Gott, sondern zu seiner Frau. Es war sehr lange her, dass er überhaupt zu ihr gesprochen hatte. Er erzählte ihr alles, was ihm einfiel und erzählte ihr auch von Lilias, die sich so um ihn sorgte, sich um ihn kümmerte und vor allem für ihn da war. Er seufzte. Wenn er in sich hinein hörte, wusste er, dass er sie nicht hatte weg schicken wollen. Nun war es aber zu spät und er konnte sich nicht zurück holen. Sie war gegangen. Irgendwie betrübte ihn das. Er sah auf den Boden und plötzlich spürte er eine Berührung, an seiner Wange. Erschrocken sah er auf, aber da war nichts. Niemand hier. War das… Er stand auf und blickte sich noch einmal um, dann sah er zu dem Symbol an der Wand. War das Lia gewesen? Lex hielt sich die Stirn. Er musste es sich eingebildet haben. So sprach er noch ein Gebet zum Vater und ging dann aus der Kapelle raus.
Tales wartete auf den Abgesandten, den man zu ihm schicken würde. Er wollte sie da treffen, wo es am Meisten weh tat und das war nun mal die Obrigkeit. Tales hatte sich unterdessen an die Wand gelegt und stand sich die Beine in den Bauch. „Oh man… Wie langweilig.“
Plötzlich wurden die Ketten zurück in die Wand gezogen und Tales erkannte, dass es der gleiche Mechanismus war, mit dem man ihn schon einmal gefangen hatte. Dieses Mal hoffte er jedoch, war er nur gefangen und wurde nicht wieder gefoltert. Er wartete geduldig darauf, dass jemand kommen würde.
Irgendwann und zwar sehr viel später, kam ein großer breitschultriger Mann, der ihn frech angrinste. Na toll. Hoffentlich hatten sie nun nicht wieder einen Folterknecht geschickt, der ihn bis zur Besinnungslosigkeit foltern würde.
„Wir zwei werden viel Spaß haben…“ Tales verdrehte die Augen und dachte sich, dass das typisch Orden war. Er sah dem Mann in die Augen und sagte. „Tu mir den Gefallen und geh nach Hause…“
„Sehr wohl.“ Tales schüttelte den Kopf und wartete auf die eigentliche Person, die er zu sehen gewünscht hatte. Und tatsächlich kam dieser ältere Mann, der sich als Vater von Shagrath ausgegeben hatte. Er betrachtete Tales unversehrten Körper und suchte nach der Leiche, des Mannes. Irgendwie schien er verwirrt. „Wo…? Wie…?“ Tales lächelte zufrieden und hinter ihm kam ein Mann hervor, der allem Anschein nach wirklich was zu sagen hatte. Tales Gesicht erhellte sich.
„Endlich jemand, der meiner würdig ist.“, sagte Tales frech.
„Ich sehe hier keine Leiche.“, sagte derjenige jedoch und ignorierte Tales gänzlich.
„Ich schwöre! Er hat ihn vor meinen eigenen Augen umgebracht!“
„Er wird die Leiche wohl kaum aufgegessen haben.“ Jetzt wurde ihm ein scharfer Blick geschenkt und Tales sah den Mann fast glücklich an. „Was ist los mit dir? Hast du keine Angst? Immerhin wird man dich hinrichten, wenn nicht gar schlimmeres.“ Tales grinste und sagte nur: „Niemand wird mir ein Haar krümmen, wenn ich das nicht will…“ Der Mann trat auf ihn zu und kam ganz dicht vor Tales Gesicht. „Wirklich?“
Er schlug Tales so heftig ins Gesicht, dass er Sterne sah und schlaff an den Ketten hing, ehe er sich wieder aufrichtete. Zugegeben. Das hatte er nicht kommen sehen. Er schüttelte den Kopf und versuchte wieder klar zu sehen. „Hast du das etwa gewollt? Wie kann eine armselige Gestallt wie du, eine ganze Division vernichten?“
„Wie ist euer Name?“
„Hm! Das du das nicht weißt. Ich bin Meister Legato!“
„Gut…“
Der Mann sah ihn verstört an und schien nicht zu wissen, was daran nun gut sein sollte. Er überlegte, ob er etwas sagen sollte, trat aber einfach an Tales heran und hielt ihm seinen Dolch an die Kehle. Tales grinste und das Blut, was sich in seinem Mund gesammelt hatte, verlieh diesem Grinsen etwas äußerst schreckliches. Irgendwie machte das dem Abgesandten nun doch ein wenig Angst. Ich werde dir das grinsen aus dem Gesicht wischen, du kleine Ratte.“
„Nein… wirst du nicht.“
Dar Mann schien vollkommen die Fassung zu verlieren hob den Dolch. Er rammte Tales die Klinge in die Schulter und Tales grinste ihn weiter an.
„Jetzt ich…“ Angstvoll zog der Mann die Klinge heraus und wollte wieder zustechen, aber Tales kam ihm zuvor. „Du wirst jetzt sterben…“ flüsterte er so gruslig, dass der andere der beiden Männer an der Wand zu Boden rutschte. Legato ermordete sich und sackte vor ihm nieder.
„Du! Befreie mich!“
„Jawohl!“
Er ging zu Tales, löste ihm die Fesseln und sah ihn dann an. Er konnte wieder klar denken, als Tales die Klinge aus der Brust des Abgesandten zog und ihm damit die Kehle aufschlitzte. „Jetzt siehst du deinen Sohn wieder.“, sagte er und hielt sich die Schulter. Verdammt! So war das nicht geplant gewesen. Er ging einfach durch die Katakomben der Festung und jeder, der es Wagte, ihn auch nur anzusehen, bezahlte es mit seinem Leben, wobei Tales eher von der grusligen Macht Gebrauch machte, als von seinen eigentlichen Fähigkeiten.