Nightingale

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Es gibt nicht nur Freunde in dieser Welt!


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    Los Angeles

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    Beitrag  Dorian Mo Dez 28, 2020 7:17 am

    Die junge Frau lief ihren üblichen Weg zu ihrem selbst gewählten Zuhause. Sie hatte ihre Fesseln vor nicht all zu langer Zeit abgestreift. Sie war nun ihr eigener Herr. Sie musste für ihre Nahrung und Unterkunft selbst arbeiten und doch hatte sie sich nie in ihrem Leben freier gefühlt. Sie war sofort von den Brüdern und Schwestern aufgenommen worden, obwohl sie keine bekennende Gläubige war. Zumindest nicht im katholischen Sinne. Aber wie auch immer. Sie trug gerade die letzten Einkäufe vorm Wochenende nach Hause. Es hatte nicht mehr viel gefehlt.
    Sie musste auf ihrem Heimweg immer durch eine Straße gehen, die wenig belebt war. Allerdings konnte sie auch nicht behaupten, dass hier viele verbrechen stattfanden. Es war schon dunkel und sie hatte heute ganz schon geschuftet. Es war nämlich nicht nur dunkel, sondern auch schon sehr spät. Sie hörte irgendwo etwas zu Bruch gehen. Automatisch sah sie dort hin und schließlich hörte sie ein zweites Geräusch. Erst war es nur ein metallisches Irgendwas, aber direkt danach schepperte es gewaltig.
    Stahl kam von einer Häuserseite herab. Sie lief auch gerade an dieser Gasse zwischen zwei sehr alten und unbewohnten Gebäuden vorbei und wie es schien brach dort gerade die Feuertreppe zusammen. Erst stürzte sie nur in sich zusammen, aber dann kippte sie auch zum Teil auf die Straße. Nicht weit. Vielleicht ein paar Meter, aber ihr eben direkt vor die Füße. Sie musste sogar einen Hechtsprung nach hinten machen. Vor schepperte jedoch nicht nur das rostige Metall auf den Fußweg, sondern auch noch etwas anderes. Zwischen all dem Stahl lag ein Mann. Er lag zwischen den Verstrebungen, aber schien noch zu leben. Denn er rührte sich. Er stöhnte leise und versuchte aufzustehen, aber das schien unmöglich, denn ein blutiges Stahlrohr rage aus seinem Körper und war wohl noch mit den Streben unter ihm verbunden. Er stöhnte erneut und biss die Zähne zusammen. Er versuchte sich erfolglos zu befreien und schien auch jetzt erst zu bemerken, WAS ihn daran hinderte, aufzusehen, als er das Metallstück mit beiden Händen umfasste. Kurz hielt er inne und dann rutschten seine Hände herab, als wäre er gerade dabei das Bewusstsein zu verlieren.
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    Beitrag  Lea Mo Dez 28, 2020 7:30 am

    Mochte ja sein, das Andere glücklich waren, wenn sie reich waren, nur sie selbst war gar nicht so begeistert davon. Was viele nicht sahen, waren die Verpflichtungen, die damit einher gingen, was sie anderen Menschen damit an taten ... all das wollte sie nicht länger dulden und so war sie geflohen, aus ihrem Elternhaus, aus ihrem Leben,, um endlich ihr eigener Herr zu sein. Es kam wirklich wie gelegen, das sie ausgerechnet an dieser Kirche Zuflucht gesucht hatte, denn hier durfte sie nicht nur bleiben, sie durfte mit anfassen, durfte sich die Hände schmutzig machen und erfahren, was harte Arbeit bedeutete, oder wie sie es ausdrücken würde, Was ihre Eltern den Angestellten an getan hatten. Der Einkauf war nicht unbedingt leicht, aber auch nicht so schwer, das sie ihn nicht allein hätte tragen können. Stockdunkel war es, als sie durch diese Gasse lief. Diese Gasse mochte sie noch nie. Sie war unheimlich. Das nun Metal herunter schepperte, machte es gewiss nicht besser. Aus einem Reflex heraus, sprang sie zurück. Tatsächlich kam die ganze Feuerleiter herunter. Gut das hier niemand wohnte, dem das ganze schaden könnte. Um so schlimmer, das sie nun mit an sehen musste, wie da ein Mann aufgespießt wurde. Was bitte hatte der da oben zu suchen? Er musste von da oben gekommen sein, denn so wie das ganze gefallen war, konnte er unmöglich drunter gestanden haben. Vor schreck ließ Lea die Taschen fallen. Sie eilte zu dem Mann, der offenbar gerade das Bewusstsein verlor und kniete sich neben ihn, soweit es möglich war. Sofort griff sie seine Hand.
    "Halten sie durch ... Ich ... ich hole Hilfe. Bitte sterben sie nicht,"
    flehte sie direkt und suchte nach ihrem Handy. Sie musste einen Krankenwagen rufen. Hoffentlich kam der nicht zu spät.
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    Beitrag  Dorian Mo Dez 28, 2020 7:40 am

    Der in den Trümmern liegende Mann riss die Augen wieder auf, als er Leas Stimme hörte. Er hatte eine heftige Kopfwunde und auch s, sah es nicht aus, als wäre er noch irgendwie zu retten. Während Lea ihr Handy suchte schiene er erneut zu versuchen aufzustehen. Er gab einen überraschten, aber ernstgemeinten Schmerzlaut von sich und dann etwas, was ein wenig verzweifelt klang, sie hielt seine blutige Hand fest und wählte den Notruf.
    Der Mann sah zu ihr auf und öffnete den Mund, aus dem sich dickes Blut ergoss, ehe er die Augen halb schloss und dieses Mal tatsächlich das Bewusstsein verlor. Oder war er tot? Hatte sie gerade einen Mann sterben sehen? Sie hörte Sirenen. Und kurz nach ihrem Anruf rückte der Rettungsdienst an. Zusätzlich dazu kam aber auch die Feuerwehr, um ihn aus dem Stahlgeflecht zu befreien, wie auch die Polizei, die wohl ermitteln musste, was hier passiert war. Während also die Rettungskräfte alles versuchten, den Mann zu bergen, kam ein Polizist zu ihr und fragte: „Sie haben den Notruf abgesetzt? Was ist denn genau passiert?“
    Lea erklärte ihm, was sie gesehen hatte und auch woher sie kam und dass sie auf ihrem Heimweg war und so reichte er ihr seine Karte. Mark Sulivan hieß er. „Falls ihnen noch etwas einfällt. Vielleicht habe ich noch einmal Fragen an sie.“, sagte er noch.
    Der Mann in der Feuertreppe wurde endlich aus dieser herausgezogen und sie hörte noch mal, einen halbherzigen Schrei von ihm. „Wir verlieren ihn! Schnell!“, hörte sie nur noch und schon wurde er abtrannsportiert.
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    Beitrag  Lea Mo Dez 28, 2020 7:53 am

    Alles ging so schnell, das Lea gar keine Zeit hatte, sich Gedanken zu machen. Jetzt, wo alle weg waren, stand sie allein inmitten der Trümmer, die Hand blutbesudelt. Wie in Trance griff sie nach den Taschen mit dem Einkauf, hob sie an und ging zurück heim.
    Völlig schockiert kam sie an, öffnete die Tür und stellte die Taschen ab. Pater Joseph sah eben auf, als Lea herein kam. Sofort kam er auf sie zu.
    "Kind ... was ist denn passiert? Geht es dir gut? Komm. Komm erst mal rein."
    Er nahm ihr die Taschen ab, führte sie in die Großküche und setzte erst einmal heißes Wasser auf. Lea war noch vollkommen schockiert. Erst jetzt wurde ihr klar, was sie gesehen und getan hatte. Wäre sie noch Zuhause gewesen ... der Mann wäre gestorben. Sie zog die Karte des Polizisten aus ihrer Jackentasche und betrachtete sie. Auch auf ihr war das Blut des Mannes.
    "Ich war einkaufen ... und als ich zurück ging, durch die alte Gasse, stürzte die Feuertreppe plötzlich ein. Ein Mann fiel herunter und wurde aufgespießt."
    Ihr kamen die Tränen. Zunächst konnte sie nicht weiter sprechen, aber dann schluchzte sie es sich von der Seele. Der Schock saß, aber sie war schließlich nicht diejenige, die im Krankenhaus lag. Der Pater stellte ihr eine Schüssel und einen Lappen hin.
    "Das hast du gut gemacht. Der Herr hat dich diesen Weg geleitet, damit du diesem Mann helfen kannst. Seine Wege mögen unergründlich sein, aber er hat immer einen Plan, den er nach wie vor verfolgt. Wenn du möchtest, geh den Mann morgen besuchen, sofern er denn Besuch empfangen darf."
    Lea mochte Pater Joseph. Er war schon alt aber er war ihr hier der Liebste. Nachdem sie sich nun beruhigt hatte, wusch sie sich, packte die Sachen aus und ging schließlich zu Bett. Schlafen konnte sie jedoch nicht, denn dieses Bild, wie der Mann da aufgespießt lag, wie er die Augen aufgerissen hatte und sich der Schwall Blut aus seinem Mund ergoss, wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Jedes Mal wenn sie die Augen schloß, sah sie es wieder vor sich.
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    Beitrag  Dorian Mo Dez 28, 2020 8:06 am

    Pater Joseph war auch wirklich eine gute Seele. Er hatte hier das Sagen und war der Heimleiter, der armen Kinder, die hier Obdach finden. Es war nicht nur ein Heim für Kinder, sondern auch für Frauen, die Schutz suchten. Aber auch ein junger Mann hatte hier Hilfe und Schutz gefunden. Er war eine Frau im Körper eines Mannes und sowohl sein Vater als auch seine falschen Freunde, hatten das wohl nicht verwunden. Halb totgeprügelt war er hierhergekommen. Er hatte nun Angst vor Männern mit Muskeln und vertraute nur ganz schwer anderen Menschen, aber Lea hatte sein Vertrauen bereits erworben. Er hatte sie auch and diesem Abend kommen sehen, sie schien ganz aufgelöst, aber er hatte sich nicht auf den Flur getraut. Manchmal hatte er eben einfach immer noch Angst.
    Lea erinnerte sich, auch jetzt, wo sie etwas runtergekommen war, dass der Mann ein silbernes Kreuz getragen hatte. Seine Kleidung war schwarz und anliegend gewesen. An viel mehr aber konnte sie sich nicht erinnern.

    Am nächsten Tag bracht sie in Erfahrung, wo der ominöse Fremde ins Krankenhaus gebracht wurde und sie erkundigte sich nach seinem Zustand. Sie hatte Mark Sulivan angerufen, der ihr bereitwillig half, als er hörte, welcher Institution sie mehr oder weniger angehörte. Außerdem verstand er ihre Sorge um den Patienten. Allerdings legte er ihr nahe, ihn nicht zu besuchen, weil ja niemand wissen konnte, wer er überhaupt war. Er teilte ihr aber mit, dass der Mann noch am Leben war und bedankte sich bei ihr, für ihre schnelle Hilfe. Er versprach ihr auch, sie zu kontaktieren, wenn der Fremde erwachte, da er im Moment noch nicht wieder bei Bewusstsein war und man auch noch nicht vorhersagen konnte, ob er jemals wieder erwachen würde.
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    Beitrag  Lea Mo Dez 28, 2020 8:22 am

    Lea hatte sich heir schnell zurecht gefunden. Mit den Kindern und den Frauen hatte sie sich schnell angefreundet. Selbst mit der Frau Im Männerkörper kam sie wunderbar aus. In ihrem alten Leben gab es für solche Leute kein Verständnis. Was war denn so schlimm daran, wenn sich die Natur nun mal für den falschen Körper entschieden hatte? Heute gab es doch genug Möglichkeiten, der Natur ein wenig unter die Arme zu greifen. Erst mal musste sie wieder klar kommen, dann könnte man daran denken, ihr einen Termin bei einem dafür ausgebildeten Psychologen zu holen und alles weitere in die Wege zu leiten. Ein langer Weg, aber sie würde es schaffen, davon war Lea überzeugt. Lea hatte kaum geschlafen. Als sie aufgewacht war, hatte sie sich erst einmal gewaschen und fertig gemacht, ehe sie nach dem Handy griff und Mark Sullivan an rief. Sie meldete sich mit der üblichen Begrüßung, die sie sich hier angewöhnt hatte, so das Sulivan auch gleich wusste, das sie zur Kirche gehörte. Nun sie war nicht gerade der Christ vor dem Herrn, aber sie ließ die Leute in Ruhe, solange diese sie in frieden ließen und nicht versuchten sie zu bekehren. Menschen brauchten etwas woran sie glauben konnten, warum ihnen dann genau das nehmen? Sullivan riet ihr davon ab, ins Krankenhaus zu gehen. Fein ... Sie bedankte sich artig und lege auf. Nein, sie konnte hier kaum die ganze Zeit über rum sitzen, nichts tun und sich den ganzen Tag von der Arbeit ablenken lassen, weil sie nicht nach diesem Mann gesehen hatte. Hatte sie nicht eine gewisse Verantwortung für ihn? Pater Joseph musste doch heute zum Krankenhaus um in der Kapelle die Messe zu verlesen und die Leute zu besuchen. Der Mann hatte ein Kreuz bei sich. Sicher musste der Pater auch zu ihm. Vielleicht ... Lea eilte zu seinem Büro, wo der Pater eben seine Sachen für die Fahrt in die Klinik vorbereitete.
    "Pater Joseph?"
    Der Pater hob überrascht den Kopf, lächelte dann aber.
    "Ahhh Lea. Du möchtest mich sicher in die Klinik begleiten nicht wahr? Ich könnte deine Hilfe gebrauchen. Schließlich müssen Kerzen angezündet werden und die Kranken brauchen vielleicht ein wenig Beistand?"
    Er zwinkerte ihr zu. Lea lächelte.
    "Ja Pater. ich helfe ihnen sehr gern."
    Sie nahm seine Tasche, als er fertig war und es konnte los gehen.
    Im Krankenhaus angekommen, sorgte Lea dafür, das die Kapelle in hellem Kerzenschein stand. Die Gebetsbücher lagen bereits alle auf ihrem Platz und auch die Sitzkissen hatte sie ordentlich hin gelegt. Nach der Messe ging es auf zum Krankenbesuch.
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    Beitrag  Dorian Mo Dez 28, 2020 8:35 am

    Vor dem Krankenzimmer des Mannes, den Lea gefunden hatte, saß ein Polizist zur Wache. Er sah aus, als würde er sich zu Tode langweilen und er hatte ein Buch in der Hand. Allerdings wusste Lea nicht, dass es das Zimmer des jungen Mannes war. Sie liefen dennoch dran vorbei. Pater Joseph hatte ein List mit Zimmernummern, bei denen er heute vorbei ging. Er nahm Lea überall mit hin und schließlich blieb er bei dem Polizisten stehen. Dieser sah auf und sah ihn fragend an. „Kann ich ihnen helfen, Pater?“
    „Ich hörte eines unserer Schäfchen ist hier gestrandet.“ Der Polizist ließ das Buch sinken. „Warten sie, sie kennen diesen Mann?!“ Pater Joseph lächelte Herzerwärmend. „Nun… das kann ich wohl erst sagen, wenn ich ihn gesehen habe, oder?“ Kurz überlegte der Mann und schien darüber nachzudenken. „Na ja… stimmt schon. Ein Kreuz wurde bei ihm gefunden…“ Er sah auf die Uhr. „Na vielleicht werfen sie mal einen Blick auf ihn?“ Der Pater lächelte dankbar und sagte zu Lea: „Schwester Lea? Würdest du nach ihm sehen? Ich bleibe hier bei dem netten Herrn.“ Vielleicht um ihn zu beruhigen, dass er nichts Schlechtes im Sinn hatte.

    Der junge Mann jedenfalls lag in einem Intensivbett. Er wurde beatmet und sein Körper war mit Verbänden und Pflastern bedeckt. Die linke Seite seiner prachtvollen Haare war abrasiert und auch da befand sich ein Verband. Er musste einige Brüche erlitten haben und Schläuche ragten aus seinem Körper. Er sah schrecklich aus. In seinem Gesicht waren dunkle Blutergüsse, vielleicht hätte sie ein paar Tage warten sollen. Auf dem Tisch neben ihm lag das Kreuz und ein Ring mit einem weißen Steinchen in der Form eines Kreuzeses. Auch das Kreuz hatte einen weißen Stein am Knotenpunkt.
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    Beitrag  Lea Mo Dez 28, 2020 8:46 am

    Lea war brav. Sie war nicht in dem Sinne gläubig, aber sie half gern und war sehr dankbar, das sie Zuflucht bei den Schwestern und Brüdern gefunden hatte. Allein deshalb schon, gab sie sich alle Mühe, ihnen gerecht zu werden, was sie ihrer eigenen Meinung nach gefühlt niemals werden würde. Aller dings nicht im schlechten Sinne. Schwester Johanna hatte ihr vor kurzem noch gesagt, das jeder nur das vollbringen kann, was er leisten kann. Die einen weniger, die anderen mehr. Nur wer sich auf der Arbeit anderer ausruht, der würde niemandem ausser sich selbst vielleicht gerecht werden. Pater Joseph ging also mit mit ihr von Zimmer zu Zimmer, bis sie schließlich an einem Zimmer an kamen, vor dem ein Officer saß. Nach einem kurzen Gespräch, durfte Lea schließlich eintreten. Sie hatte sich leicht vor Pater Joseph verbeugt, ehe sie sich ab wandte und das Zimmer betrat. Was sie nun sah, ließ ihr noch einmal die Bilder des Abends vor Augen flimmern. Es war ein furchtbares Bild, welches sich ihr da bot. So leise es ging, bewegte sie sich an das Bett. Sie sah das Kreuz und den Ring, rührte sie aber nicht an. Der Mann sah schrecklich aus. Was hatte er da oben nur zu suchen. Ganz sacht legte sie ihre Hand auf die Seine, strich vorsichtig darüber.
    "Es ... es tut mir ... sehr leid,"
    flüsterte sie.
    "Ich hoffe, sie werden wieder gesund ... und können das alles hinter sich lassen."
    Sie tat etwas, was sie noch nie für irgendwen getan hatte. Sie kniete sich neben das Bett, hielt seine Hand so vorsichtig es nur irgendwie ging und betete für ihn. Als sie schließlich fertig war, stand sie wieder auf. Er sah so schrecklich mitgenommen aus. Was konnte sie schon tun, außer nach ihm zu sehen udn einen Moment lang bei ihm zu verweilen?
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    Beitrag  Dorian Mo Dez 28, 2020 8:57 am

    Pater Joseph wartete draußen mit dem Officer und schließlich kam Lea weder heraus. „Und?“ Sie könnte nicht sagen, dass sie ihn kannte, denn es wäre eine Lüge. Pater Joseph sagte nun aber: „Ich werde selbst noch einmal sehen.“ Dann ging er hinein. Auch er ließ es sich nicht nehmen ein kurzes Gebet zu sprechen und dann kam er wieder hinaus. „Das Gesicht, des armen Mannes ist nicht wirklich zu erkennen. Wir werden in ein paar Tagen noch einmal vorbeikommen, wenn es Recht ist?“ Der Officer nickte lächelnd. „Ich werde es vermerken, dass man sie eintreten lässt. Pater, Schwester Lea.“ Er verabschiedete sich damit höflich und die beiden gingen ihrer Wege. Offenkundig hatte Pater Joseph mit ihm gesprochen, während sie drin gewesen war und sich in der kurzen Zeit mit ihm angefreundet.
    „Ich denke nicht, dass euer Zusammentreffen ein Zufall war. Ich denke du solltest ihm begegnen.“ Er schien sich dessen irgendwie wohl sehr sicher zu sein. Er lächelte still.

    Ein paar Tage später schaute Lea wieder vorbei. Noch immer war der Patient nicht aufgewacht, aber er schien außer Lebensgefahr zu sein. Sein Körper heilte und die Ärzte bezeichneten es als ein Wunder. Er musste auf der Schwelle zum Tod getanzt haben. Doch nun sah es wohl recht gut aus. Lea war gerade in seinem Zimmer. Er war allein und hatte die Augen geschlossen. Wie immer eben. Sie lief am Bett vorbei und zog den Vorhang ein wenig auf. Als sie sich wieder zu ihm drehte, waren die Augen geöffnet. Er sah sie direkt an. Er sah ihr förmlich mitten in die Seele. So zumindest empfand sie es. Seine stechenden hellgrauen Augen spießten sie förmlich auf und dann schlossen sich die Lider wieder halb und er schien schmerzen zu haben.
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    Beitrag  Lea Mo Dez 28, 2020 9:07 am

    Pater Joseph war ein so guter Mann. Lea war sich nicht sicher, was seine Worte an gingen. Wusste er mehr? Wusste er etwas über diesen Mann?
    "Danke Pater. Ohne sie wäre ich nicht zu ihm gelangt."
    Der Pater nickte lächelnd. Er schien also doch mehr zu wissen, oder bildete sie sich das doch nur ein? Wie auch immer. Sie wollte auch gar nicht darüber nach denken. Das seine Wunden heilten, bestärkte sie darin zu glauben, das ihre Gebete halfen. Sie würde nie den Glaubend er Kirche teilen, aber eine gewisse Ader zum Glauben hatte sich ihr auf getan.
    Einige Tage später, war sie wieder im Raum bei diesem Mann, der so unglaubliches Glück gehabt hatte, oder eben die Gnade des Herrn erlangt hatte, wie die Christen sagen würden. Sie zog die Vorhänge bei Seite, um ihm ein wenig Licht zu erlauben. Als sie sich ihm wieder zu wandte, erstarrte sie für einen Moment, wobei sie hörbar die Luft an hielt. Was für Augen. Er sah immer noch schlimm aus, aber die Schwellungen klangen ab und auch seine Blauen Flecke waren nicht mehr SO schlimm. Er schien Schmerzen zu haben. Sofort kam sie zu ihm.
    "Sie müssen große Schmerzen haben. Ich rufe die Schwester, sie kann ihnen etwas dagegen geben."
    Schon griff sie nach dem Knopf, der an einem Kabel am Bett hing. Etwas Anderes könnte sie doch eben eh nicht tun.
    "Oh ... tut mir leid. Ich heiße Lea. Ich habe sie in der Gasse gefunden und den Krankenwagen gerufen,"
    erklärte sie, noch während sie nach dem Knopf fischte.
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    Beitrag  Dorian Mo Dez 28, 2020 9:18 am

    Der junge Mann gab keinen Ton von sich und als Lea mit ihm sprach reagierte er auch erst gar nicht. Er schloss die Augen ganz und legte sich eine Hand auf seinen Körper. Da er zugedeckt war, konnte Lea nicht sehen, was ihm weh tat, aber vermutlich würde dem Armen alles weh tun. Sofort kamen Leute herangeeilt und schienen nach dem Patienten sehen zu wollen. Da es keine lebensbedrohlichen Dinge waren, wurde Lea nur einen Moment an de Seite geschoben. Man verabreichte ihm Schmerzmittel und der Arzt redete auf ihn ein. Der junge Mann ließ es einfach geschehen und schließlich wendete sich ein Arzt an Lea. „Sie sind Schwester Lea, nicht wahr? Uns wurde mitgeteilt, dass sie im Moment die Einzige waren, die ihn besucht hat. Allerdings… sie kennen ihn auch nicht, nicht wahr?“ Lea antwortete wahrheitsgemäß und der Arzt sah zum Patienten. „Jetzt wo er wach ist, müssen wir ein paar Tests machen, würden sie draußen warten?“



    Nach ungefähr zwei Stunden, schienen die endlich durch mit dem jungen Mann zu sein. Der Arzt sah Lea dort sitzen und kam zu ihr. „Wir sind uns nicht ganz sicher, ob er versteht, was wir sagen. Hören kann er jedenfalls. Dennoch wirkt er irgendwie weggetreten. Sein Gehirn funktioniert laut Messung aber normal. Er hat keinen Ausweis und niemand scheint ihn zu vermissen. Sobald er gesund ist… müssen wir ihn entlassen. Er hat noch nicht ein Wort gesagt, wehrt sich aber auch nicht gegen das, was man mit ihm macht.“ Er seufzte, sah kurz auf die Uhr. „Sie können wieder zu ihm, vielleicht können sie ja noch etwas herausbekommen, ich muss leider weiter.“ Er schien sehr viel zu tun zu haben. „Ich danke ihnen und der Kirche für ihre Fürsorge.“ Er lächelte. Auch er trug ein Kreuz, was ungewöhnlich war für einen Arzt.
    John Doe saß nun halb in seinem Bett. Die Hände waren auf seinem Schoß zusammengelegt und er sah einfach aus dem Fenster. Der Wind weht ihm leicht durchs Haar und es schien ihm besser zu gehen. Obschon er trotzdem erschöpft zu sein schien.
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    Beitrag  Lea Mo Dez 28, 2020 9:34 am

    Natürlich verließ Lea den Raum, als sie darum gebeten wurde. Der arme John Doe tat ihr richtig leid. Nicht nur das er Schmerzen hatte, nein, er wurde auch noch sofort wieder mit Tests überrannt. Zwei Stunden später kam der Arzt zu ihr. Lea sah den Mann freundlich , aber besorgt an.
    "Natürlich. Ich werde sehen, ob ich ihm vielleicht wenigstens seine Muttersprache entlocken kann. Natürlich kann ich nichts versprechen, aber wer nicht wagt der nicht gewinnt."
    Damit entließ sie den Arzt auch schon zu seiner Visite und kehrte selbst zu John Doe zurück. Er sah deutlich besser, aber auch eben so erschöpft aus. Natürlich wusste sie nicht, ob ihr da nicht ein irrer Killer gegenüber hockte. Das stand niemandem auf die Stirn geschrieben. Meist waren es doch die, die man als sehr nett und freundlich kannte, von denen man so etwas gerade nicht vermutete. Lea setzte sich an das Bett des Mannes. Sie lächelte ihm zu.
    "Es ist schön, das es ihnen besser geht. Können ... verstehen sie mich? Sprechen sie meine Sprache?"
    Immer schön Eins nach dem Anderen. Gut Ding will Weile haben, nicht wahr?
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    Beitrag  Dorian Mo Dez 28, 2020 9:44 am

    Der junge Mann sah einfach weiter aus dem Fenster. Erst als sie sich leicht vor dieses bewegte, sah er sie überhaupt erst an. Seine Augen schienen ständig auf der Suche nach etwas zu sein, es aber nicht zu finden. Sie sprach mit ihm, aber er antwortete ihr nicht. Er machte eigentlich überhaupt nichts. Außer sie eben anzusehen. Sie kam näher und er neigte den Oberkörper leicht nach hinten. Als wolle er leicht vor ihr zurückweichen. Erneut schienen seine Augen sie komplett scannen zu wollen, aber auch dieses Mal schienen sie nicht zu finden, wonach sie suchten.
    Kurz darauf kam ein Mann herein. Sie kannte ihn nicht, aber er stellte sich als Zack Graham vor. Officer des LAPD und Ermittlungsleiter in einer ganzen Mordserie. „Jetzt wo er wach ist, muss ich ihn befragen. Hat er schon etwas gesagt? Erinnern sie sich bitte genau. Jedes Detail ist wichtig!“ Er musste die Wache vor dem Zimmer gerade schon tüchtig angeschissen haben. Sie hatte nämlich von draußen Stimmen gehört.
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    Beitrag  Lea Mo Dez 28, 2020 9:52 am

    Nein ... Er schien sie nicht zu verstehen. Offensichtlich wollte er sie nicht einmal all zu nahe bei sich haben. Respektvoll wich sie etwas mit dem Stuhl zurück, um ihm zu zeigen, das sie ihm nichts tun wollte. Natürlich hörte sie draußen die Stimmen. Gleich stand auch jemand mit im Raum, der sich vorstellte, aber auch direkt fragen stellte.
    "Ich bin Schwester Lea. Ich habe diesen Mann gefunden und ihn her bringen lassen. Er hat bisher noch kein Wort gesprochen. Vermutlich versteht er uns nicht einmal. Ich weiß, das sie ihre Ermittlungen so Zeitnah wie möglich führen müssen, aber dieser Mann ist erschöpft und ob er ihnen überhaupt irgendwas sagen kann, sei dahin gestellt. Ich allerdings, habe eine Aussage gemacht und ich wiederhole sie gern für sie. Ich bitte sie, geduldig mit ihm zu sein. Vielleicht ..."
    Sie machte eine kleine Pause und sah zu John rüber.
    "Vielleicht versteht er uns gar nicht."
    ~Vielleicht kann er sich gar nicht erinnern .... nach so einem Sturz, bei dem er fast sein Leben gelassen hätte ...~
    dachte sie letztlich, blieb aber bei John am Bett, um ihm Rückenhalt zu geben.
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    Beitrag  Dorian Mo Dez 28, 2020 9:59 am

    Graham musterte sie argwöhnisch. Er war schon älter. Um nicht zu sagen: Er war alt. Er hörte ihr zu und sah dann zu John Doe. „Wer bist du, hm?“ Er musterte ihn ebenfalls und auch ihn musterten seine Augen scheinbar komplett und innerhalb eines Wimpernschlags. Dieses Mal aber schien er auch zu finden, wonach er suchte. Einen kurzen Moment verharrte sein Blick etwa in Hüfthöhe des Mannes und dann zogen sich seine Brauen kaum merklich etwas zusammen. Er sah Graham wieder an, der auf ihn einredete. „Du verstehst uns also nicht? Oder willst du uns nur nicht verstehen? Was hast du auf dem Dach gemacht? Woher kamst du überhaupt?“ Alle Datenbanken spuckten absolut nichts über ihn aus. John sagte nichts, ließ Graham nun aber nicht mehr aus den Augen. Dieser schüttelte den Kopf. Ich werde einen Dolmetscher beantragen müssen. Und er hat wirklich noch überhaupt nichts gesagt?“ Lea bestätigte das noch mal und schließlich zog der Mann unverrichteter Dinge wieder ab. John entspannte sich wieder und nach einiger Zeit sah er Lea wieder an. Sein Blick war unverändert, aber die Brauen waren auch wieder normal. Schließlich schien er wieder einfach nur zu warten, was sie wohl von ihm wollte.
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    Beitrag  Lea Mo Dez 28, 2020 10:09 am

    Lea ließ den Kerl jedenfalls auch nicht aus den Augen. Alte Polizisten konnten wirklich fies sein. Sie lebten noch in ihrer eigenen Zeit und machten oft klar, wer der Platzhirsch war. Offensichtlich wollte er es auch auf die raue Tour versuchen. Einen Dolmetscher? Ja wenn sie nicht wussten, welche Sprache John sprach, brächte ihm der beste Dolmetscher der Welt nichts.
    "Dann hoffe ich, sie haben einen, der jede Sprache spricht. Hören kann er offenbar, nur ... er spricht nicht. Vielleicht hat er ein Schweigegelübde ab gelegt? Immerhin scheint auch er der Kirche einer Stadt oder eines Landes an zu gehören. Sonst hätte er wohl kaum diese Sachen bei sich gehabt."
    Sie meinte das Kreuz und den Ring. Als der Alte gegangen war, versuchte Lea noch einmal ihr Glück. Sie fasste den Mann dieses Mal jedoch nicht an. Statt dessen lächelte sie ihn aufmunternd an.
    "Auch wenn sie uns vielleicht nicht verstehen ... ich werde mit Pater Joseph sprechen. Sie brauchen eine Bleibe, wenn sie entlassen werden und ich würde es nicht über das Herz bringen, sie einfach so auf die Straße zu schicken. Vielleicht sollten sie nun erst einmal etwas essen. Wenn sie wollen, werde ich ihnen dabei helfen."
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    Beitrag  Dorian Mo Dez 28, 2020 10:16 am

    Nun. Was das Essen betraf würde das wohl nichts werden, denn die Patienten hatten feste Essenszeiten und außerdem wusste Lea ja auch gar nicht, ob er überhaupt schon was essen durfte. Sie sah ihm aber an, dass er erschöpft war. Der junge Mann sah auf seine gefalteten Hände. Er drehte sie leicht, sodass seine Handflächen zu sehen waren. Es schien als würde er sie einfach betrachten. Dann sah er Lea wieder an und schließlich hielt er sich die geschorene Seite seines Kopfes. Er zog leicht die Brauen zusammen. Er ließ die Hand kurz darauf wieder sinken und schließlich sah er Lea wieder an, die nun ihren Namen sagte und sich die Hand auf die Brust legte. Sie deutete auf ihn und sah ihn erwartungsvoll an. Der junge Mann sah ihr lange in die Augen, dann aber senkte er den Blick und legte wieder die Hand an den Kopf, dieses Mal schien er aber keine Schmerzen zu haben. Vermutlich hatte sie Recht. Er erinnerte sich einfach nicht.
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    Beitrag  Lea Mo Dez 28, 2020 10:31 am

    Es war Lea schleierhaft, wie er sich hätte erinnern sollen, nach einem solchen Sturz. Ganz ehrlich wäre sie überrascht, wenn er sich erinnern könnte. Für gewöhnlich war es doch auch ein Schock, der ausgelöst wurde .. oder was auch immer im Körper geschah. Sie betrachtete ihn schon ein wenig Mitleidig.
    "Ich wünschte ich könnte mehr für sie tun. Ruhen sie sich bitte aus."
    Sie legte die Hände zusammen, und legte ihren Wange darauf, um ihm zu zeigen, das er ruhig schlafen sollte.
    "Es wird ihnen sicher gut tun. Morgen komme ich noch einmal wieder. Dann werde ich Pater Joseph bestimmt gesprochen haben. Ich warte noch, bis sie eingeschlafen sind."
    Und genau das hatte sie auch vor, vorausgesetzt er würde sich wirklich schlafen legen.
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    Beitrag  Dorian Mo Dez 28, 2020 10:38 am

    Nein. Würde er nicht. Lea wurde aber irgendwann sowieso herausgescheucht. Und es hatte ausgesehen, als habe sich ihr fremder Freund zwingen müssen wach zu blieben. Oder besser so, als wolle er nicht schlafen, solange noch jemand anderes im Raum war. Aber sie war nicht lange geblieben. Pater Joseph saß wie immer in seiner Stube und machte irgendwas an seinem Schreibtisch, als sie anklopfte und hereingebeten wurde. „Lea. Komm rein, Kind.“ Er erhob sich und humpelte leicht. Das tat er immer ein zwei Schritte, wenn er aufstand. Er war eben schon alt. „Mach es dir bequem.“ Er ging zu seinem Sessel, der neben einem kleinen kunstvoll verzierten Tischen Stand. Dort war auch ein Tee auf einem Stovchen und dazugehöriges Teegeschirr. Es duftete nach Kräutern und er stellte ein paar Plätzchen hin, als er sich nun setzte. Er hatte mit der Hand auf ein kleines Sofa gedeutet, als er sie gebeten hatte, sich zu setzen.
    „Du warst wieder im Krankenhaus, nicht?“ Er wartete, bis Lea Tee eingeschenkt hatte und nahm sich einen Zuckerwürfel, den er hineinrührte. Dann nahm er die Tasse, samt Untertasse und lehnte sich zurück. „Möchtest du davon erzählen?“
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    Beitrag  Lea Mo Dez 28, 2020 10:52 am

    Es schien, als würde er wirklich jedem Misstrauen. Das war irgendwie auch verständlich. Lea fasste sich aber ein Herz. Er wollte scheinbar nicht schlafen und die Schwestern waren eh schon etwas mürrisch, weil das Ende der Besuchszeit nahte, also verließ sie den armen John wieder, damit er sich ausruhen konnte. Zurück bei der Kirche, die schon mehr ... als nur das allein war, suchte sie Pater Joseph auf. er war wirklich alt, aber sehr lieb und Lea vertraute ihm mehr, als sie je sonst irgendwem vertraut hatte. Auch er schien nicht alles zu genau zu nehmen, was die Kirche an ging, aber, ihrer Meinung nach kam er dem Glauben dessen, was Jesus damals gepredigt hatte, am nächsten. Sie brauchten kein Gotteshaus, um zu beten. Drehe einen Stein und ich bin bei dir ... Nein, man brauchte keine Kirche und deren Gebote, aber es war gut zu wissen, das es Leute wie diese hier gab, die sich kümmerten und den echten Glauben von Barmherzigkeit und Nächstenliebe lebten. Lea setzte sich auf das Sofa, lächelte und griff zum Tee, den sie für Beide ein schenkte.
    "Ja, ich war im Krankenhaus. Es tut mir leid, das meine Aufgaben hier liegen geblieben sind, aber ... ich fühle mich für ihn verantwortlich. Er hat niemanden ... und er spricht nicht. Niemand weiß, ob er überhaupt versteht, was man sagt ... Er spricht nicht ein Wort und wenn ich es richtig deute ... hat er sein Gedächtnis verloren."
    Es betrübte sie schon sehr, was der Pater ihr sicher deutlich an sehen konnte.
    Sie sah auf, sah in diese alten Augen, die noch immer einen gewissen Charme hatten.
    "Pater ... Er braucht Obdach. Kein Ausweiß, kein Name, keine Existenz die Nachweisbar ist. Könnte er nicht zu uns in den Orden kommen? Wenigstens, bis er weiß, wohin er gehört?"
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    Beitrag  Dorian Mo Dez 28, 2020 11:01 am

    Pater Joseph lächelte und hörte ihr zu. Er sah Lea deutlich an, wie sie empfand und er wusste, dass sie diese Frage stellen würde. Er setzte die Teetasse ab und sagte: „Wenn er möchte, stehen ihm unsere Türen offen. Wir lassen kein verirrtes Schäfchen im Regen stehen, wie du weißt.“ Er nahm sich einen Keks und naschte ihn. Sie waren so klein, dass man sie mit einem Happs essen konnte. Er gab ein sehr zufriedenes: „Mhhh.“ Von sich und meinte: „Anja hat sich wieder selbst übertroffen.“ Dann nahm er noch einen Schluck Tee und sagte dann: „Dieser Mann hat Gottes Gnade empfangen und dein Einsatz für ihn ist ein Größeres Geschenk als deine Arbeit hier, mach dir darüber keine Sorgen. Ich bin sicher, es war dir vorherbestimmt, ihn zu treffen.“
    Er musterte Lea kurz und ja. Seine Augen hatten noch immer einen gewissen Charm und sie konnten immer noch spitzbübisch wirken. Was ihm jedoch im Kopf vorging, behielt er für sich und genoss den Tee nun zu Ende.

    Auch die nächsten Tage waren irgendwie nicht sehr fruchtbar, doch nach einer Woche des Besuchens kam Lea nun heute in das Zimmer des Kranken und er sah sie schon an, als sie eintrat. Sie fragte ihn, wie jedes Mal, wie es ihm ging und er sagte: „Lea.“
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    Beitrag  Lea Mo Dez 28, 2020 11:11 am

    Lea strahlte über das ganze Gesicht. Sie war glücklich, das Pater Joseph ihr diesen Wunsch nicht ab schlug. Nun nahm auch sie von den Keksen und trank etwas Tee. Das Lob aus seinem Mund war wirklich schön, aber war es auch wirklich wahr? War ihre Arbeit, die liegen geblieben war, denn nicht auch wichtig? Sie kannte diesen Mann ja gar nicht und doch opferte sie sich für ihn auf. Es war ungewohnt, so gelobt zu werden. Eigentlich ... sie würde das alles hier nach holen. Niemand sollte ihretwegen ihre Arbeit übernehmen müssen. Vor allem freute sie sich wieder auf die Kinder. Wenn sie mit ihnen spielen durfte, war es immer besonders schön für sie.
    Jeden Tag ging sie zum Krankenhaus, um John Doe zu besuchen. Bisher waren ihre Bemühungen fruchtlos gewesen, aber aufgeben kam ja gar nicht in Frage. Auch heute kam sie herein und fragte Gewohnheitsgemäß und liebenswürdig lächelnd, wie es ihm denn gehe. Als er ihre Namen sagte, blieb sie überrascht stehen. Auch ihr Gesichtsausdruck verriet ihre Überraschung, doch schon im nächsten Moment lächelte sie glücklicher als zuvor und nickte.
    "Ja, Ich bin Lea. Du kennst mich nun und meinen Namen. Das ist wundervoll."
    Seine Stimme .. so weich so samtig ... Es war schön, wie er ihren Namen aus sprach. So sprach ihn sonst niemand aus. Lea legte ihre Jacke über den Stuhl, öffnete das Fenster und ließ etwas frische Luft herein. Wenigstens an ihren Namen erinnerte er sich inzwischen. Das war doch wenigstens ein kleiner Fortschritt. Lea setzte sich wieder zu ihm. Inzwischen hate sie sich angewöhnt, wenigstens mit Gesten nach seinem Befinden zu fragen und so legte sie die Hand an ihre Stirn, wies mit der Anderen zu ihm und fragte:
    "Hast du noch starke Kopfschmerzen?"
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    Beitrag  Dorian Mo Dez 28, 2020 11:19 am

    Der unbekannte Patient sah ihr dabei zu, wie sie näherkam. Er wich nicht mehr vor ihr zurück. Aber das tat er schon seit einigen Tagen nicht mehr. Immer sah sie glücklich aus, wenn sie herein kam und immer sprach sie mit ihm und untermalte ihre Sätze mit Gesten. Die Schwestern hatten aufgegeben. Sie kamen rein, wechselten, was zu wechseln war, brachten ihm Essen und gingen wieder. Hin und wieder bekam er auch ein nettes Lächeln oder ein liebes Wort, aber meistens wirkten sie nur gestresst. John Doe wartete, bis sie saß und ihn nach den Kopfschmerzen fragte. Er legte die Hand auf die Narbe an seinem Kopf und schüttelte diesen dann leicht. „Nein.“, sagte er. Auch dieses Wort klang sehr weich und sehr sanft. Er fing an sich zu erinnern. Er fing an, wieder zu sprechen, wie es schien. Oder lernte er die Sprache? Schwer zu sagen. Dann lächelte er. Vielleicht konnte er auch nur ja oder nein. Und natürlich Leas Namen.
    Lea bemerkte jedenfalls, dass er den Ring wieder am Finger hatte und das Kreuz lag in seinem Schoß. Er hatte es wohl zuvor in der Hand gehabt, bevor sie reingekommen war. Es war das Einzige, was irgendwie etwas über seine Herkunft sagen konnte, aber… er wusste nicht was oder wie. Der junge Mann sah Lea nun erwartungsvoll an. Sie war so freundlich zu ihm. Er verstand, dass sie das wohl auch gerne tat und jeden Tag hatte er sich auf ihren Besuch gefreut, auch wenn er es nicht gezeigt hatte.
    Lea
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    Beitrag  Lea Mo Dez 28, 2020 11:31 am

    Wieder war ihr Lächeln ein bisschen glücklicher als zuvor.
    "Das ist großartig. ich freue mich sehr für dich."
    Sie war vom Sie zum Du übergegangen, weile s einfach besser und persönlicher klang. Sie wollte ihm ein gutes Gefühl vermitteln und es freute sie sehr, als sie merkte, das er gar nicht mehr vor ihr zurück wich. Ob er nun die Sprache lernte, blieb dahin gestellt. Schließlich wusste ja niemand, wie man sich sonst mit ihm verständigen sollte. Nun trug er seinen Ring wieder, während das andere Kreuz in seinem Schoß lag. Wunderschön sah es aus und irgendwie ... es gehörte einfach zu ihm, egal ob er gläubig war oder eben nicht. Die Christen hatten es sich zu eigen gemacht, nach ihren Vorstellungen. Durch Interesse und Recherchen wusste sie, das das Kreuz, an das man Jesus genagelt hatte, nicht wie die kirchlichen Kreuze gewesen waren. Viel mehr gab es sogar zwei grausame Formen der Kreuze, die bei Kreuzigungen benutzt worden waren. Denn noch gefiel Lea diese Version hier immer noch am besten. Lea legte die Hand auf ihre Brust, als sie zu sprechen begann.
    "Ich habe ein Zuhause für dich gefunden,"
    erklärte sie, wobei sie fleißig gestikulierte. Sie wusste schließlich nicht, wie weit er sie verstand, aber die kindlichen Gesten, würde er hoffentlich verstehen.
    "Wenn du entlassen wirst, nehme ich dich mit zu mir."
    Nun anders konnte sie es gerade schlecht ausdrücken. Wie sollte sie eine Kirche als Wohnort erklären. Die Kirche war ein altes umgebautes Kloster, in dem es viel Platz und auch einen schönen Garten gab. Die Schwestern und Brüder dort, kümmerten sich um die Kinder, die verstoßen wurden, wie auch um andere Hilfesuchenden. Die Kirche selbst, stand ausserhalb des Klosters, gehörte aber denn noch dazu. So war es dem Pater auch möglich, seine Schützlinge tatsächlich zu schützen.
    "Es wird dir sicher gefallen. Dort ist es friedlich und alle sind sehr lieb. Du bist dann nicht allein."
    Aus einem Reflex heraus, legte sie nun ihre Hand auf die Seine, zuckte jedoch recht erschrocken zurück, als es ihr bewusst wurde.
    "Entschuldige ... es tut mir leid."
    Dorian
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    Beitrag  Dorian Mo Dez 28, 2020 11:40 am

    Er zuckte nicht. Weder zuckte er zurück, noch schien er es irgendwie zu bemerken. Die Schwestern und Ärzte hatten ihn so oft berührt, dass es ihm nichts mehr ausmachte. Und bei ihr fühlte er sich sowieso wohl. Sie zuckte also zurück und er betrachtete ihre Hand, die sie vor sich hielt, als habe sie sich verbrannt. Er lächelte abermals und nun drehte er die Hand so, dass sie ihre in seine legen könnte. Er blickte sie an und schüttlete ganz leicht den Kopf. Sie müsste sich nicht dafür entschuldigen. Jetzt wo die Schwellungen und Blutergüsse zurückgegangen waren, sah er wirklich schön aus. Sinnliche Lippen feine Brauen und diese unfassbar strahlenden Augen. Wie Silber sahen sie aus.
    Vorsichtig berührten sich nun die Fingerspitzen seiner und ihrer Hand und sein Mundwinkel zuckte leicht nach oben, als das geschah. Es fühlte sich ganz und gar nicht falsch an. Irgendwie sogar schön. Er wusste es noch nicht, aber andere Berührungen würden ihn vermutlich eher erschrecken. Egal. Er sah nun zur Tür und kurz darauf ging diese auch auf. „… gesagt, dass er sprechen kann!?“ Graham. John Doe ließ die Hand sinken und löste somit die Berührung auf. Er sah den Mann einfach an und das Lächeln war verschwunden. „Du kannst also doch unsere Sprache sprechen?“ Er nickte weder noch schüttelte er den Kopf. Er sah zu Lea. „Sie! Haben sie mit ihm gesprochen? Was hat er gesagt?“

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