Er klopfte an und ein starkes ernst gemeintes „Ja bitte!“, wehte aus dem Raum. Er trat ein und neigte den Kopf. Die weißen Haare hatte Lex ganz klar von diesem Mann und auch das äußerst ansehnliche Gesicht gehörte zur Familie der Renoirs. Seine Mutter hatte er nie kennen gelernt, aber von ihr hatte Lex auch offensichtlich nichts geerbt. Die Tür hinter ihm wurde von anderen Wachen geschlossen und Alram musterte seinen Sohn. „Ahh, Lex. Schön dass du es einrichten konntest. Ich habe eine Aufgabe für dich.“ Lex hob den Blick. „Sehr wohl.“
Alram erhob sich und ging zu seinem Fenster. Der Raum war in einem Turm und er winkte Lex heran. „Siehst du die junge Frau dort unten?“ Lex sah hinaus. „Ich sehe sie. Was ist mit ihr?“ Alram blickte noch einen Moment hinab und sagte: „Nichts ist mit ihr. Du musst sie eskortieren.“ „Ist sie von Adel?“ „Sie ist die Tochter des Lord Kommandanten.“ Lex blieb kurz sprachlos und dann wendete Alram sich ihm zu. „Sie… Aber warum hat sie dann keine eigene Leibwache?“
„Die, mein lieber Lex, hat sie sehr wohl, aber der Lordkommandant hat ausdrücklich nach DIR geschickt.“ Lex konnte sich keinen Reim darauf machen. Er kannte den Lord Kommandanten doch gar nicht. „Ich verstehe nicht.“ „Lex, er möchte, dass sich unsere Häuser verbinden. Sie soll deine Braut werden.“ Das wurde ja immer seltsamer. Lex wich einen Schritt zurück und Alram lächelte. Er wieß mit der Hand auf einen Stuhl und setzte sich ebenfalls. Lex setzte sich an den Tisch und sein Vater schenkte ihm ein Glas Wein aus. Etwas betäubt sah Lex dem Ganzen zu und schließlich schüttelte er den Kopf, straffte sich und sagte mit fester Stimme: „Verstehe.“ Das ergab immer noch keinen Sinn. Wieso sollte er sie denn dann bitte eskortieren?
„Du weißt, dass es hier um unsere Familienehre geht, nicht wahr?“ Lex nickte. Er hatte seine Schwester ebenso verschachert. Lex schluckte und trank den Wein fast aus. „Ja. Ich… werde tun, was du verlangst.“ Alram lehnte sich zurück. „Sie ist eine außerordentlich schöne Frau, Lex.“ Lex schloss kurz die Augen. Er musste das erst mal verarbeiten. „Das erklärt nicht, die Eskorte.“, sagte er schließlich.
„Nein. Der Lord Kommandant ist sehr eigen. Seine Tochter, soll das Gefühl haben, dass sie sich aus freien Stücken in dich verliebt, Lex. Du wirst sie auf ihrer Reise begleiten und ihr den Hof machen.“ Na toll. Als wüsste ER wie so was geht! Lex sah etwas überrascht aus. „Ich soll… sie anlügen?“ Alrams Blick nahm einen schneidenden Ausdruck an. „Nein. Du wirst ihr den Hof machen und ihr lediglich verschweigen, warum. Wenn sie dich dann später fragt, kannst d es ihr erzählen. Aber erst nach der Trauung.“ Lex konnte es nicht fassen. „Hast du mich verstanden?“ Lex sah ihn merkwürdig an. Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her und sagte dann leise. „Ja… Vater.“ „Was? Ich hör dich schlecht.“ „Ja Vater!“, sagte Lex nachdrücklich. Nun wurde Alrams Blick wieder weich. „Lex… daraus kann etwas Wundervolles erwachsen. Viele Paare verlieben sich nach der Trauung ineinander. Lex senkte den Blick. Nicht, dass er schon mal verliebt gewesen wäre, aber… er fand es falsch. „Ich… werde mein Bestes geben.“ Alram legte seine Hand auf die Schulter von Lex und sagte: „Das wirst du. Ich bin sehr stolz auf dich. Und vergiss nicht, dass viel von dir abhängt. Enttäusche mich nicht.“ Lex sah nun entschlossen auf. „Das werde ich nicht.“ Alram klopfte einmal auf die Schulter. „Du bist mein ganzer Stolz Lex.“
Sie redeten noch eine Weile und schließlich ging Lex zu seinem Bestimmungsort. Er holte mehrmals tief Luft und begab sich zu der holden Auserkorenen, die noch nichts von ihrem fraglichen Glück wusste. Sie war wirklich schön. Er räusperte sich.
„Mylady? Ich bin für eure Eskorte eingeteilt. Ich stehe euch voll und ganz zu diensten.“