Blutmagie und das Gesetz

Bella wartete, bis Varus auch da war, dann konnten sie endlich frühstücken. 
"Natürlich, wenn du das gern möchtest? Ich finde das ist wirklich eine sehr gute Idee. Und danach vielleicht ein Film im Kino wenn wir noch Zeit haben."
So war wenigstens das schon mal beschlossen. Varus könnte sich nicht drücken, weil er ja bestimmte Aufgaben hatte. Es würde einfach herrlich sein, ein wenig im Wasser zu toben, mal eine Bahn zu schwimmen, Zoey das Schwimmen bei zu bringen und einfach mal den Tag genießen.
"Sicher war Papa auch noch nie in einem Schwimmbad."
So etwas gab es ja zu der Zeit damals auch noch nicht. 
"Dann werden wir gleich mal eben Sachen einpacken, wenn wir fertig sind. Allerdings ... wir werden noch Badehose und Badeanzug für dich brauchen ..."
Naja und für sie wohl auch. Da könnte Varus ihr beim Aussuchen helfen. Nach dem Frühstück packte Bella also schon mal Handtücher ein, rief Zoey und Varus und es konnte los gehen.

Das Frühstück war seeehr schnell vorbei, weil Zoey es gar nicht abwarten konnte, los zu gehen. Varus hatte keine Chance zuhause zubleiben und er sagte, dass Sebastian auf das Haus achten solle, was er auch nickend bestätigte. Also zog die kleine Familie los. „Warst du echt noch nie in einem Schwimmbad?“, fragte Zoey vollkommen erstaunt. „Nein.“ „Aber du bist schon so alt!“ Varus sah sich etwas überrumpelt zu ihr um. „Deine Haare sind schon weiß.“ Konkretisierte sie sich und Varus meinte darauf hin: „Die waren schon immer so!“ Zoey schwieg. Sie war aber dennoch verdutzt.“
Im Kaufhaus drückte Isabella Varus passende Badeshorts in die Hand und dann machten die beiden Grazien sich auf, sich umzuziehen. Varus saß in einem Sessel. Die kleine hatte einen niedlichen Zweiteiler, wobei das Höschen einen kleinen Saum hatte, der etwas Abstand. Sie hatte auch noch nie einen Bikini gehabt. Als sie nun wieder raus kamen hatte Bella einen Bikini an und Varus sah die beiden fast desinteressiert an. „Und?“, fragte Zoey. „Und was?“ „Wie sieht es aus?“ Varus verstand die Frage nicht. „Wie… Unterwäsche?“ Bellas Körper hatte schöne Kurven, aber er interessierte sich nicht besonders für das Fleischliche. Beziehungsweise, er hatte so viele nackte Leiber gesehen… es kümmerte ihn kaum noch.

Nachdem nun auch das erledigt war konnten sie weiter fahren. Sie kamen schließlich am Bad an und kauften gleich eine Tageskarte. Zoey zog sich mit ihrer Mama um und Varus irrte durch die Gänge und Kabinen und schließlich fand er endlich den Badebereich. Es war ein ziemlich großes Bad und Varus blieb nach den Duschkabinen wie angewurzelt stehen. SO viele Menschen, in EINEM Becken? Auf sein Gesicht trat eine Mischung aus Ekel und Verwunderung. Er sah sich um und erspähte einen Bereich, wo die Liegen waren.
Er würde den Tag einfach dort verbringen! Keine zehn Pferde würden ihn da in das Wasser bekommen! Wie UNHYGIENISCH! … Sagte der, der das Blut von Toten trank… Wie auch immer es war alles besetzt und Varus blieb vor einem Pärchen stehen, die auf einer Liege waren, aber zwei beanspruchten. „Weg da!“, seine Augen blitzten leicht auf und auch ohne Magie machte er einen überaus Furcht erregenden Eindruck im Moment. Eben wollten die zwei ihn noch anblaffen, aber dann suchten sie doch schnell das Weite. Er platzierte ein Handtuch auf einer Liege und legte sich auf die andere.
Er war in einen kuscheligen Bademantel gewickelt und von oben schien Wärme auf die Liegen geleitet zu werden. Es war gemütlich und die Schlange in ihm fühlte sich sauwohl. Ein leichtes zufriedenes Lächeln trat auf sein Gesicht und er lag zusammengerollt da und genoss einfach die Wärme. Er sah SO niedlich aus.

Bella und Zoey waren schon im Wasser, als Varus endlich mal erschien. Sie beobachteten ihn, wie er sich einen Platz suchte, auf en er sich betten konnte. Isabella wusste ja nichts von der Schlange in ihm und so war es ihr ziemlich egal ob er Wasser ab bekam oder eben nicht. Sollte er sich ruhig erst mal in Sicherheit wiegen. 
"komm mein Schatz. Wir gehen auf die Rutsche."
Hier gab es viele Rutschen, viele Menschen und viele Kerle die sich nach Bella um drehten. Mit Zoey an einer der Rutschen oben angekommen, schnappte sich einen Gummireifen, platzierte ihn so, das sie und Zoey sich in aller Ruhe drauf setzen konnten und rutschte dann mit ihr herunter. Bella lachte und Zoey quietschte.

Und Varus war eingeflauscht. Nichts würde ihn hier wegbewegen können, außer die beiden Damen vielleicht. Er zog sich nun auch noch die Kapuze über den Kopf und hatte die Augen geschlossen. Er spähte trotzdem seine beiden Schützlinge aus, man konnte ja nie wissen.
Zoey und Bella rutschten mit dem Reifen die Rutsche herunter und er konnte sich gar nicht vorstellen, wie einem das Spaß machen könnte, aber offensichtlich gefiel es den beiden und Isabellas Freude sprang natürlich unmerklich auf ihn über. Er fing an noch breiter zu lächeln und beobachtete weiter.
Zoey jauchzte und quietschte und hatte so viel Spaß! Sie genoss diesen Tag schon jetzt und wollte noch so vieles ausprobieren. Aber eigentlich nicht nur mit ihrer Mama, sondern auch mit ihrem Papa. Der lag aber nur faul rum und nach dem dritten Mal rutschen fragte Zoey: „Meinst du Papa rutscht auch mal mit?“ Sie zeigte dabei auf ihn. Aber er sah so friedlich aus.
Varus selbst beobachtete nur. Er lauschte ihnen nicht und irgendwie wurde er auch ziemlich müde von der angenehmen Wärme. Wenn Bella nicht aufpasste, würde er den Tag einfach verschlafen.

Nun das sollte er ja auf keinen Fall. Auch wenn sie ihm den Frieden gönnte, so wollte sie doch, das auch er sich an der Freude und dem Spaß für die Kleine beteiligte. 
"Nun ... ich denke da werden wir ihn mal da weg holen müssen, sonst wird er kaum aufstehen wollen. Komm, wir holen ihn mal schnell. Er soll sich ruhig mal bewegen."
Zusammen mit Zoey watete sie durchs Wasser, zu dem Beckenrand der sich am nächsten zu Varus Liege befand. 
"Varus. Kommst du? Zoey möchte so gern mit dir rutschen. Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn du das machen würdest."
Zoey stand erst mal neben ihr. Wenn er jetzt rum zickte, würde sie ihm glatt einen Eimer Wasser über den Kopf schütten. 
"Das Wasser ist schön warm und ausserdem auch sauber, falls du dir Sorgen machst. Es wird durch Chlor sauber gehalten und wenn jemand auf die Idee kommt da rein zu pieseln, verfärbt es sich dunkelblau. Es gibt also keinen Grund zur Sorge."

Auf ihre erste Aussage winkte Varus mit seiner Hand, als wolle er sie verscheuchen. Auf ihre zweite jedoch hob er den Kopf. Er schien nicht glauben zu können, dass Leute das wirklich tun würden! Igitt! Menschen waren so ekelhaft! Er weigerte sich also aufzustehen und wiegte sich in friedlicher Sicherheit, aber Pustekuchen! Ein Schwall Wasser ergoss sich über ihn und er sprang blitzartig auf. „Kalt!“, rief er aus und landete neben der Liege auf den Füßen. Sein ganzer Bademantel war nass und jetzt damit auch ungemütlich. „Geht’s noch?!“

Bella wusste ja, das er faul war, aber das hier ging eindeutig zu weit. Sie nahm einen kleinen Sandeimer, füllte ihn mit Wasser und schüttete ihn über Varus aus. 
"Nein ... hat keine Beine,"
konterte sie im Wissen, das gleich ein unbezahlbarer Blick auf sein Gesicht treten würde. 
"Nun hab dich nicht so. Ab ins Wasser mit dir und geh mit Zoey endlich mal auf die Rutsche. Wird dir mal ganz gut tun, wenn du dich mal wie ein Normalsterblicher amüsierst."

Tatsächlich trat der erwartete Ausdruck auf sein Gesicht. Fassungslosigkeit. Er schüttelte den Kopf und schon kam der nächste Satz. Er sah sie ungläubig an. Vorbei war es mit dem wohl verdienten lauschig, friedlichen Plätzchen. Warum nur?! Er sollte ins Wasser gehen und er nahm diese Aufforderung missgelaunt und schweigend zur Kenntnis. Wie sollte er sich bei diesem Scheiß amüsieren?! Hatte sie vergessen, was ihn normalerweise amüsierte?!
Zoey nahm nun ungefragt seine Hand und wollte ihn schon ziehen, als sie noch Mal stützte und sagte: „Du musst den Mantel ausziehen. So darfst du nicht auf die Rutsche.“ Varus sah auf seine Hand und dann in Zoeys Gesicht und fragte sich, ob er im falschen Film war. Der Mantel selbst, war vorne ja auch nicht verknotet und nachdem er sich nicht rührte spürte er, wie Bella von hinten schon an den Schultern fasste. „Warte! NEIN!“ Zu spät. Er hatte es viel zu spät gesagt, da hatte Bella längst gezogen. Zoey hatte die Hand noch mal losgelassen und Bella hatte ihm den Mantel entfernt. Varus drückte den Rücken leicht durch und sein perfekter Körper kam zum Vorschein. Nun… sein fast perfekter Körper. Er hatte versucht sich Bella zu entziehen, aber nun hatte er sich einfach sogar noch herausgedreht. Er starrte sie an. Zoey stand hinter ihm und schaute auf seinen Rücken. Einige Badegäste, die durch sein lautes Nein aufmerksam geworden waren, schauten ebenfalls. Und während einige so taten als sei nicht, fingen andere an zu tuscheln.
Varus drehte sich erneut um und fand mit seinem Blick schnell die Leute, die die zwei riesigen Narben wohl gesehen hatten. Er ging einen Schritt zurück und dann sah er entsetzt auf Zoey hinab. Wie hatte sie DAS tun können? Auch Bella wurde nun erneut von diesen furchtbaren Narben angegrinst.

Ja ... Sie hatte die Narben nicht vergessen, aber sie wollte das Varus endlich damit klar kam. Sie gehörten zu ihm und er konnte sie nicht einfach verschwinden lassen. Es war immer wieder ein Schock, das zu sehen, aber die Leute waren heute anders. Leute reagierten eher gar nicht auf diese schrecklichen Narben. Sie sahen einfach weg und varus hatte hinten ja keine Augen.
"Siehst du? So schlimm ist es doch gar nicht,"
raunte sie ihm zu. 
Nicht das sie wirklich damit gerechnet hatte, aber es war dann doch irgendwo positiv.

Varus war noch immer leicht geschockt und Zoey sah ihn mit ihren großen Augen an. Sie sagte: „Papa.“ Er blickte zu ihr hinab und sie schien noch zu überlegen. Dann kam sie etwas näher. Sie wusste, was Narben waren. Ihre frühere Mama hatte auch welche gehabt und auch manche Leute, die um sie rum gewesen waren. Sie wusste auch, dass Mama die Narben gehabt hatte, weil man ihr wehgetan hatte. Sie fragte: „Hat man dir weh getan?“ Varus senkte den Blick. Er erinnerte sich an den Tag, als sei es gestern gewesen. Bellas Aussage hatte es nicht besser gemacht. Aber schließlich sagte er: „Ja…“ Wieso antwortete er ihr überhaupt? Sie nahm ihre beiden Hände an eine seiner Hände und er sah auf diese hinab. „Tut es immer noch weh?“ Das wiederum erstaunte ihn sogar. Er sagte nur: „Manchmal…“ Sie umklammerte seinen Bauch. „Jetzt auch?“ Auch das überraschte ihn. Es war schwer zu erklären. Er hatte nicht gewollt, dass Zoey sie sah. Er sollte sie doch schützen und das hier machte sie offensichtlich traurig. „Nein…“, sagte er ganz leise. Nun sah sie hoch. Sie sah aufmerksam aus aber dann lächelte sie. „Das ist gut.“ Sie schmiegte sich noch mal an und Varus war maßlos überfordert.

Bella fühlte sich gerade schrecklich. Es tat ihr leid,d as sie ihm das an tat. Sacht legte sie ihm den Bademantel wieder über die Schultern. 
"Tut mir leid. Ich dachte ... ach ich weiß auch nicht. Kommt. Lasst uns rutschen gehen. Und ... wegen denen da ... wir legen den Bademantel unten hin, so das wir ihn gleich für dich greifen können."
Was Zoey da machte, war allerliebst. Es war diese Awwwww Moment, bei dem Bella gleich ganz verzückt war. Varus schien allerdings gar nicht damit um gehen zu können. Der arme. Nun .. sie nahm Zoey wieder auf die Arme. 
"Das war wirklich süß und lieb von dir kleine Maus. Es ist schön, das du dich so um jemanden Anderen sorgst und nicht nur an dich selbst denkst. Ich hab dich lieb mein Schatz,"
lächelte Bella nun wieder und gab der Kleinen einen Kuss auf die Wange. 
"Wollen wir?"

Sie wurde von Bella wieder auf die Arme genommen, nachdem sie Varus den Bademantel umgelegt hatte. Sie sagte es täte ihr leid und Varus glaubte ihr das auch, es war nur… Er konnte es nicht beschreiben. Sie wollte zur Rutsche und Varus stand noch einen Moment da. Er merkte schon, dass die Leute versuchten, nicht hinzuschauen, aber einige taten es doch. Warum hatte er auch so laut sein müssen? Er sah Bella, wie sie mit Zoey los ging und schließlich stieß er die Luft aus, als würde er ein einzelnes Tonloses lachen von sich geben. Dann streifte er den Bademantel ab und folgte ihnen. Sie stellten sich an der Reifenrutsche an und Zoey wollte dieses Mal unbedingt mit ihm rutschen und Varus nahm es hin. Er wusste gar nicht so richtig, was er hier machen sollte.
„Du musst dich in den Reifen setzen!“ Varus sah das Ding misstrauisch an. Er tat was sie verlangte und Bella setzte sie auf seinen Bauch. „Und je- Woa!“ Es ging los. Varus verkrampfte sich in den Reifen, als die Fahrt los ging und erneut wusste er gar nicht so recht, was hier abging. Zoey jauchzte und Bella rutschte ihnen hinterher. Einen Moment war Varus wie gelähmt von Zoeys Lachen und schließlich kamen sie in ein Zwischenbecken, wo Zoey nun die Arme hoch riss und glockenklar lachte. Sie trieben auf den nächsten Ausgang zu und schon hielt sie sich wieder an ihm fest. Die zweite Rutschpartie war Varus gelassener und sein Blick hing eigentlich nur an Zoey. Ohne, dass er es überhaupt merkte, empfand er es als absolut niedlich, wie sie sich verhielt. Wieder kicherte und quiekte sie, aber es störte ihn nicht mal, dass sie „so laut“ war und schon waren sie im zweiten Auffangbecken. Sie winkte Bella, die eben an ihnen vorbei trieb und sie fragte Varus: „Und? Ist doch lustig oder?“ Sie strahlte ihn an und Varus senkte den Blick nun. Die Brauen waren leicht zusammengezogen, aber er lächelte sogar. Sein Herz schlug heftig und auch wenn das nicht alles nur seine Gefühle waren, so wusste er, dass auch seine Gefühle dabei waren. Es war eigentlich ziemlich dumm und nutzlos, aber ja… Er empfand tatsächlich Freude. „Ja…“, sagte er leise und sie rutschten den letzten Abschnitt herunter. Unten angekommen saß Zoey nun noch auf ihm drauf und wartete, dass er sie heraus hob. Aber Varus sah sie einfach nur an. Sie schaute fragend zurück und meinte: „Wir müssen raus aus dem Becken. Da kommen noch andere runter.“ Schon? „Papa?“ Er packte sie unter den Armen und hob sie raus, dann stand er auf und schulterte den Ring. Sie nahm seine Hand. „Noch mal?“ Er sah zu ihr herab und nickte.

Beim ersten rutschen, war Varus noch etwas unsicher gewesen, doch beim zweiten und dritten mal, war er ruhig und achtete auf die Kleine. Bella freute sich wirklich sehr darüber. Es war nicht einfach die Freude an dem, was sie gerade zusammen machten, sondern noch viel mehr die Freude darüber, das es auch ihm Spaß machte und er mit Zoey nun sogar allein da rauf ging. Sie würden sicher auch noch ind en Whirpool gehen. Vielleicht war das für ihn entspannender, doch nun wollte sie den Tag erst mal richtig mit den Beiden auskosten. Die Beiden wollten also noch einmal auf die Rutsche? Sollten sie nur. Sie selbst würde sich im Wasser im Becken nebenan ein wenig erholen. Das könnte sie auch mal gut gebrauchen. Einfach nur treiben lassen, ein wenig abtauchen ... die Beiden beobachten, wie sie da zusammen Spaß hatten.

Zoey und Varus gingen also erneut die Rutsche hoch und auch bei der zweiten Fahrt schien es nicht, als ob Varus Langeweile hätte. Er hatte sich vermutlich noch niemals in seinem Leben einfach amüsiert. Zumindest nicht mit so was Belanglosem und dieser Tag war der Grundstein dafür, wie es in naher Zukunft um Varus und seiner kleinen Familie bestellt sein würde. Zoey nahm ihn immer wieder mit hoch und es schien, als würde Varus nicht müde werden mit der kleinen zu rutschen. Später ging sie mit ihm zu den anderen Rutschen, wo er sie vor sich auf den Schoß nehmen musste und auch das schien ihm und ihr zu gefallen. Varus wirkte viel entspannter. Er schien ausgeglichen und der Spaß, der ihm hier zuteilwerden sollte, schlug kräftig ein. Schließlich standen sie gerade wieder an und eine junge Frau sah sich zu ihm und Zoey um, die schon wieder ganz aufgeregt auf die nächste Rutschpartie war. „Ist das ihre Tochter?“, fragte sie rundheraus und lächelnd. Zoey sah die Frau an und nickte. Varus sah auf sie herab. Sie hielt wieder seine Hand und dann sagte er: „Ja.“ Es klang irgendwie glücklich. Sie strahlte ihn an und sprang ihn dann an. Er fing sie auf und sie schmiegte sich an seine Brust. Es war so ungewohnt… Er dachte an Zyra, aber er konnte sich nicht erinnern, dass sie so etwas getan hätte. Vielleicht hätte sie das auch gerne getan, aber… vielleicht hatte sie Angst gehabt. Varus drückte Zoey an sich. Purer Reflex, er wusste nicht mal wieso, aber dieses kleine Mädchen fing an, seinen Eispanzer systematisch zu zerstören. Sie war überrascht, dass er sie so an sich drückte, fand es aber ganz toll und wieder sagte sie: „Ich hab dich lieb, Papa.“ Sie war in erster Linie auch froh, dass sie endlich einen Papa hatte und Varus sagte ganz leise: „Ich weiß…“
Dann waren sie schon an der Reihe und nach dieser Rutschpartie gingen sie zu Bella zurück. Zoey erzählte ganz aus dem Häuschen, wie schön dieser Tag war und wie toll sie das alles fand und Varus ließ sich neben Bella ins Wasser gleiten. Das Wasser war zwar warm, aber hatte natürlich weniger Temperatur, als der menschliche Körper, weshalb die Narben auf Varus Rücken nun deutlicher und dunkler waren. Varus selbst schien das aber nun egal zu sein.

Noch nie hatte Bella ihn so entspannt und so glücklich gesehen, wie heute. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, das er ihre Gefühle eben so wahr nahm, wie seine eigenen. Auch die von Zoey. Sie glaubte, er sei von sich aus so glücklich. Nur durch Zufall bekam sie die Szene am Aufgang zur Rutsche mit, weil sie eigentlich dazu kommen wollte, aber als sie dieses unglaublich schöne Bild sah ... sie schmolz regelrecht dahin. Es war so unglaublich schön, zu sehen, wie Varus diese Umarmung einfach erwiderte. Das es ausgerechnet ein Kind war, welches sein steinernes Herz wieder zu Fleisch werden lassen konnte. Sie eilte zurück ins Becken, wo sie dann auf die beiden wartete. Zoey kam auch gleich angesprungen und erzählte, wie schön sie das alles fand. Bella freute sich ehrlich. Sie breitete die Arme aus und ließ Zoey vom Beckenrand aus springen, so das sie sie auffangen konnte. Varus kam nun auch dazu. 
"Wollt ihr überhaupt noch ins Kino? Oder wollen wir lieber hier bleiben?"
Kino wäre wohl ohnehin gelaufen. Zoey würde ihnen schon auf dem Heimweg einschlafen, da war sie sicher. So ein Tag erschöpfte die meisten Kinder. Auch gerade im Wasser. Es war anstrengend für sie. Vermutlich wäre auch Varus später vollkommen fertig. Sie hatte es ihm nicht gesagt, aber selbst sie wäre bestimmt nachher erledigt. Das Chlor tat schließlich auch seinen Teil dazu, das die Augen brannten.

Zoey sagte: „Ich möchte noch hier bleiben!“ Varus hing neben ihnen am Beckenrand und sie sah erwartungsvoll zu ihm, aber er schien mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt zu sein. Er hörte dennoch zu, was die beiden so sprachen und schließlich sagte er ins Wasser blickend: „Ich auch.“ Er klang sanft und leise und glücklich und nie hatte seine Stimme eine schönere Klangfarbe gehabt, als jetzt. Zoey grinste und dann sagte sie: „Ich hab Hunger!“ Es war auch schon Mittag, also sprach nichts dagegen. Varus sah zu ihr und dann zu dem Kiosk.
Sie gingen zu den Liegen und trockneten sich ab. Varus saß auf der Liege und Zoey krabbelte auf selbige. Sie fuhr mit den Fingern die Narben entlang und Varus versteifte sich kurz. Er hatte nicht damit gerechnet und es fühlte sich… komisch an. Zoey sagte: „Das tut mir leid. Hat es dir doll wehgetan?“ Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Sicherlich war der körperliche Schmerz unvorstellbar gewesen, aber das war es nicht, was ihm bis heute wehtat. Er drehte sich halb um und drückte ihre Hand nach unten. Sie sah ihn fragend an. „Lass e!“, sagte er. Aber nicht böse oder so. Sie schaute ihn kurz an und nickte dann. „Ich weiß was!“ Sie schnappte sich wieder die Hände ihrer Eltern und zog sie schon zum Kiosk. „Eis! Das macht alles besser!“

Bella bekam fast das Bedürfnis, sich a ihn zu kuscheln und die Kleine dabei zu sich und ihn zu ziehen. Er wirkte so ... anders. So als wäre aller Stress von ihm ab gefallen. Beide wollten hier bleiben und sie fand, das nichts dagegen sprach. Das Bad war riesig und sie könnten auch noch die Wildwasserbahn besuchen, in der sie Zoey aber auf keinen Fall allein treiben lassen dürften. Zoey hatte hunger. Zugegeben, den hatte auch Bella. Wenigstens hatte der Kiosk hier einiges an Auswahl. Von Pommes über Schnitzel zu Salten und heißen Würstchen. Erst mal mussten sie sich aber abtrocknen. Zoey krabbelte hinter Varus herum. Bella hatte immer ein Auge auf Varus und Zoey, aus sorge, Zoey könne Varus irgendwie verstimmen mit etwas, das sie tat. Allerdings war Varus ganz ruhig und sanft heute. Ganz anders, als die letzte Zeit über. Ihm tat das hier deutlich gut. Schon zog Zoey die Beiden mit sich. 
"Aber erst wird was zu Mittag gegessen. Danach können wir alle ein Eis essen,"
legte Bella fest. Zusammen ging es also zum Kiosk, wo sie sch ihr Essen bestellten und sich einen Platz suchten, um eben jenes zu verspeisen. Anschließend gab es dann ein Eis.

Eis. Auch ein Konzept, was Varus nicht ausprobiert hatte bisher. Es gab so vieles in dieser Welt, was er noch nicht ausprobiert hatte. Er naschte von der Köstlichkeit und es schmeckte gut. Es war süß und obwohl es kalt war, war es nicht unangenehm.
Sie verbrachten jedenfalls den ganzen Tag im Schwimmbad und es war herrlich. Varus sprach zwar kaum, aber man sah ihm an, wie gut ihm das ganze tat. Tatsächlich war er auch ein bisschen müde und es wunderte ihn. Normalerweise hatte sein Körper so unendlich große Energiereserven, dass er eigentlich gar nicht schlafen musste, wieso aber war das nun so? Es beunruhigte ihn nicht wirklich, aber Gedanken machte er sich schon dazu.
Zoey war direkt im Auto eingeschlafen und als sie nun zuhause waren trug Varus sie vor sich her und brachte sie hoch in ihr Bettchen. Er deckte sie zu und stand da noch einen Moment. Was hatte dieses Mädchen heute nur mit ihm angestellt? Er schloss die Augen und stieß leise die Luft aus. Wenn das mal gut ging. Varus hatte gelernt, niemanden zu lieben, außer sich selbst. Er wollte das hier auch nicht als Liebe bezeichnen und schob einen Großteil seiner Gefühle zum einen auf Bella und zum anderen darauf, dass sie ihm befohlen hatte Zoey um jeden Preis zu schützen. Auch ihr Seelenheil.
Schließlich ging er aus dem Zimmer und schloss die Tür leise. Er ging hinunter ins Wohnzimmer. Sie hatten unterwegs noch für eine Pizza angehalten, um den Tag abzuschließen und jetzt war es Acht Uhr. Es war seltsam, dass der Chief nichts von ihnen gewollt hatte oder? Varus setzte sich aufs Sofa und gähnte.

Es war der vermutlich schönste Tag, den sie bisher zusammen verbracht hatten. Bella sah zu, wie Varus das kleine Mädchen hoch in ihr Bettchen brachte, ließ ihn aber allein die Treppen hoch gehen. In der Zeit bereitete sie schon mal die Pizza vor. Heute könnten sie sie auch mal vor der Glotze genießen. Bella brachte den Karton der Pizza rüber auf den Tisch, legte aber noch was unter, damit Sebastian nicht noch einen Herzinfarkt erleiden müsste. Nun setzte sie sich zu Varus, der immer noch nachdenklich, aber auch müde wirkte.
"Ich möchte mich bei dir bedanken Varus. Das war wirklich ein wunderschöner Tag. Ein Tag, wie ich ihn schon ewig nicht mehr erlebt habe."
Hatte sie das überhaupt schon mal? 
"Ich weiß, das klingt jetzt irgendwie ... bescheuert, aber ... ich kann mir nicht vorstellen, wie es war, als du noch nicht in mein Leben getreten bist. Ich würde dich sehr , SEHR vermissen, wenn du nicht mehr da wärst."
Mit anderen Worten ich hab dich so lieb gewonnen, bitte geh nicht wieder weg. 
"Lass es dir schmecken."

Als könnte er. Selbst wenn er wollte, wäre es ihm nicht möglich zu gehen. Zumindest nicht für immer. Er war an sie gebunden. Wie es war, bevor er hier in ihr Leben getreten war? Er sah zu ihr herüber und sie meinte er solle es sich schmecken lassen. Sie nahm ihre Pizza und biss rein. Er selbst bewegte sich erst mal nicht und sah sie nur weiter an. Sie wirkte so glücklich. Nein sie wirkte nicht nur so, sie war es. Und sie war der Meinung, dass ER dafür verantwortlich war. Dabei hatte er gar nichts gemacht. Er sagte schließlich: "Es war kalt und dunkel und einsam.“ Dabei sprach er nicht von ihrem Leben davor. Er nahm sich die Pizza und aß ebenfalls. Das immerhin kannte er schon und er war das erste Mal regelrecht verzückt gewesen, als er einen Happen probiert hatte.
Sie hatte ihm für den Tag gedankt und das genau war es doch, was Varus festhalten wollte. Normalität. Keine Leute, die ihm nach dem Leben trachteten. Niemand, der ihm vorhielt, was er vor hunderten Jahren gemacht hatte. Niemand, der ihm sagte, was für ein Abschaum er doch war. Die Menschen verstanden es vortrefflich neue Schimpfwörter für ihn zu entwickeln. Er schloss erneut die Augen. Ja… auch ihm hatte dieser Tag sehr gefallen. Normalität… eine Familie… und doch… All das hier… es würde so schnell wieder vorbei sein. Was war ein Menschenleben gemessen an einer Unsterblichen Existenz? Nein… nicht unsterblich, aber Zeitlos.

Sie hörte, was er sagte, sah, wie es ihn scheinbar in eine melancholische Stimmung schob und realisierte, das er irgendwann ohne Zoey und sie sein würde. Sie legte ihr Stück Pizza weg, nahm seine Hand in ihre, legte die Andere auf seine und sah ihn an. 
"Varus ... Genießen wir die Zeit, die wir haben. Sie ist alles, was wir bekomme. Und sollte mir was passieren, musst du dich bitte um Zoey kümmern. Sie liebt dich und vertraut dir, genau wie ich es tue."
Eigentlich merkte sie gar nicht, was sie da eben sagte und würde es gnadenlos abstreiten, auch nur einen Gedanken daran zu hegen, sich in ihn verliebt zu haben. War ja gar nicht drin. Anderer Seits würde er das vielleicht auch nur aufs Vertrauen beziehen. 
"Es war wirklich schön mit dir heute und ich würde gern öfter so etwas mit dir und der Kleinen unternehmen, wenn du es denn auch möchtest. Wer weiß? Vielleicht gibt Specter dich doch frei."
Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln und hoffte, er würde sehen, das egal was geschah, eine Zukunft auf ihn wartete, die nicht kalt und dunkel und einsam war.

Was sagte sie denn da? Sie musste gemerkt haben, was ihm durch den Kopf ging. Das hatte er nun auch nicht gewollt. Weder, dass sie sich damit befassen wollte, noch, dass sie seine Gedanken diesbezüglich auch noch erahnte! Auf sie achten? Was dachte sie sich denn? Er wollte eben ansetzen etwas zu sagen, als sie von Specter sprach. Ihn frei geben? Varus senkte den Blick. „Das wird nicht geschehen.“ Und obwohl er seine Freiheit mehr liebte, als alles andere, war es doch auch gut im Moment oder? Sie hatte dennoch die Hoffnung und Varus drehte sich nun zu ihr. „Du hast keine Ahnung, was die Pfeile des Lichts in mir sehen, Isabella.“ Er nahm sich nun ein Stück Pizza und schließlich lehnte er sich zurück. Erneut legte er seine sarkastische und arrogante Fassade an. Er lehnte sich zurück, grinste überheblich und sagte: „Du kannst nicht sterben, solange ich bei dir bin. Eher trifft es mich. Weißt du nicht mehr? Ich muss dich beschützen. Bis zum Tod. Also gib dir besser Mühe, nicht in Schwierigkeiten zu geraten.“ Er wusste es selbst nicht, doch diese Fassade schützte ihn und sie kam immer dann zum Vorschein… wenn er Angst hatte.

Nein, das wusste sie nicht, aber sie hatte Hoffnung und diese Hoffnung, würde sie gewiss nicht auf geben. Da war er wieder, der überhebliche, arrogante Kerl, der er vorgab zu sein. Dabei war es doch nur seine Maske. Sie schnappte sich nun auch ein Stück Pizza und biss genüsslich hinein. Ihn drauf aufmerksam machen, wollte sie nicht. Er sollte es im besten Fall selbst merken, aber sie grinste vor sich hin. Die Pizza war klasse und das Specter sich nicht gemeldet hatte lag vermutlich daran, das sie ihm zum einen eine Nachricht hinterlassen hatte, und zum Anderen ... das der Kerl sie vermutlich wieder in der Nacht raus scheuchen würde. Wie dem auch sein mochte. Bella machte es sich gemütlich beim Essen und schon nach kurzer Zeit, wurde sie wieder schläfrig.

Sie sagte gar nichts dazu und irgendwie verunsicherte ihn das nur noch mehr. Er warf ihr einen Seitenblick zu, aber dann sah er einfach fern. Es war ablenkend und schließlich stand er auf. Bella war eingeschlafen. „Ach… Schon wieder?“, sagte er ganz leise. Er nahm eine Decke und deckte sie zu. Warum kümmerte es ihn überhaupt, ob sie fror? Egal. Er ging in sein Labor. „Sebastian!“ „Ja… uhm… Varus?“ Er hatte einfach auf der Liege gelegen und hatte Visionen und Träume sortiert. „Fällt es dir wirklich so schwer, mich nicht Meister zu nennen?“ „Ja.“ Varus musterte ihn. „Ich meine nein!“ Varus schüttelte den Kopf und zuckte die Schultern. „Solange du mich nicht vor Zoey so nennst ist es mir eigentlich auch egal.“ „Sehr wohl, Meister!“
Varus wollte den Rest der Nacht mit irgendwelchen Labor-Dingen zubringen, aber er merkte, dass er schnell müde wurde. Was war denn los mit ihm?! Er klatschte sich auf die Wangen. „Stimmt etwas nicht, Meister?“ Varus rieb sich die Augen. „Ich bin Müde.“ Sebastian legte den Kopf schräg. „Das mag daran liegen, dass permanent Energie aus eurem Körper entweicht.“ Varus drehte sich zu ihm. „Wie bitte?“ Sebastian sah ihn verwirrt an. „Ähm…“ Varus sah ihn sprachlos an und Sebastian wiederholte sich. „Wie meinst du das?“ „Ich sehe es. Ich dachte es sei Absicht, um eure menschliche Tarnung aufrecht zu erhalten.“ Varus sah ihn verstört an. „Was? Nein! Wieso… sollte ich so was Bescheuertes tun?“ Der Untergebene musterte ihn einen Augenblick, als suche er den Sarkasmus hinter der Frage dann aber zuckte er die Schultern. „Ihr tut allerhand Bescheuertes, Meister.“ Varus sah Sebastian kurz mit offenem Mund an. „Was bildest du dir eigentlich ein, SO mit mir zu reden?!“, fragte er nun und Sebastian wich zurück. „Ihr sagtet, ich soll mich menschlich verhalten!“ Varus grummelte nur irgendwas und setzte sich auf die Bare. Er musste feststellen, was hier los war! Wieso verlor er bitte seine Energie?!

Bellas Telefon klingelte. Natürlich war es Specter. Es war drei Uhr nachts. „Und? Hatten sie einen schönen Tag? Zeit zu arbeiten!“ Er erklärte, dass Leonora sie abholen würde.
Zuvor hatte er Leonora instruiert. Es ging um einen seltsamen Vorfall am Südende der Stadt. Sie wussten noch nichts genaues, aber es schien, dass dort Leute verschwanden und zwar buchstäblich. Es blieben nur die Klamotten, Schmuck und so weiter übrig. Sie vermuteten Aktivitäten von einer Chaoskreatur und als solche war diese vom Planeten Erde zu tilgen.

Bella schlief tief und fest, bis ihr Handy klingelte. Etwas verschlafen sah sie auf das Display. Specter. Seine Frage war überflüssig. 
"Oh man kommen sie Chef. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt frei hatte, abgesehen von dem Kurzurlaub."
Aber Specter war da hartnäckig. Wenigstens hatte sie ein paar Stunden geschlafen, so das sie jetzt nicht all zu müde war. Sie bequemte sich hoch, machte sich frisch, ging in den Keller und klopfte an Varus Tür. 
"Leonora kommt. Wir müssen los. Kommst du?"
Wie sie es hasste. Sie war wirklich nicht begeistert und Specter ... er war streng, aber er war auch immer gerecht gewesen Allen deshalb hoffte sie darauf, das er Varus frei gäbe. Es dauerte nicht mal 15 Minuten, ehe Leonora da war. 
"Und wer passt auf die Kleine auf?"