Jin Mi Jan 16, 2019 1:33 am
Jin ließ die anderen zur Ruhe kommen, aber irgendwann wachte die kleine Fee auf. Sie streckte sich und blickte sich um, ehe sie los flatterte. Jin saß einfach da und schien nachzudenken. Oder er dachte nichts und lauschte nur auf den Regen. Sie flirrte zu ihm und setzte sich auf sein Knie. Jin sah die Fee an, die ihn besorgt betrachtete. „Jin...“
Elariel hatte Recht. Er konnte nicht ewig wach bleiben, aber er konnte auch nicht schlafen. Aideens Mittelchen, hatte ihn Traumlos schlafen lassen, aber sich andauernd so zu betäuben würde ganz sicher schlimme Nebenwirkungen haben.
„Du siehst so müde und erschöpft aus, willst du nicht lieber schlafen?“
„Nein.“, gab er nur tonlos zurück.
Luxia biss sich auf der unterlippe herum. Sie schwirrte zur Wasserschüssel und zog sie über den Boden zu ihm hin. Dann versuchte sie den Lappen auszuwringen und schließlich flog sie hoch zu Jin, um ihm das Ding in den Nacken zu legen. Er reagierte gar nicht darauf. Sie flirrte wieder vor ihn und wollte eben erneut sprechen, als Jin sagte: „Celestria fordert Sühne von mir.“
Luxia sah ihn entsetzt an und wusste gar nicht, was sie sagen soll.
„Was?“, fragte sie.
„Eskann nicht anders sein. All das hier... es kommt mir mehr vor, wie eine Prüfung, als eine Mission.“
„Das mag dir so vorkommen, aber Celestria verlangt von niemandem irgendwas. Sie ist gütig und schenkt jedem Vergebung, der sie haben will, ohne dass sie vorher irgendwelche Tests verlangt!“ Jins Feststellung hatte sie irgendwie aufgebracht und das sah man ihr an. Jin streckte die Hand vor sich und Luxia wich erst zurück, als sie aber erkannte, dass Jin eine Art Sessel formte, setzte sie sich auf seine Hand.
„Dann habe ich wohl bloß unsägliches Pech.“, antwortete er leise.
„Pech?“ Sie sah ihn ungläubig an. „Aber Jin... kannst es denn wirklich nicht sehen? Das was dir hier gegeben wurde? Was du erreicht und selbst geschaffen hast?“ Jin sah die Fe an und folgte ihrer Handbewegung zu den anderen.
„Ich sehe zwei Geschöpfe, die all meine Routine und Vorsichtsmaßnahmen zerstören.“ Luxia schüttelte den Kopf. „Du siehst zwei Wesen, die dir so viel bedeuten, dass du deine eigenen Bedürfnisse hinter ihnen anstellst.“, antwortete sie. Jins Blick ging weiter.
„Ich sehe eine Abgesandte vom König der Elfen... dem Mann der jene wie mich hasst und auslöschen möchte.“
„Du siehst eine ihm sehr bedeutsame Gefährtin, die dich in deinen Friedensbemühungen stützen und beschützen soll. Sie ist eine Geste des Vertrauens.“ Jin ließ den Blick sinken. „Ich nehme an, dir fällt auch was positives zu dem Assassinen dort ein.“, sagte er schließlich und Luxia lächelte liebevoll. „Jin, manchmal bist du wirklich schwer von begriff. Fällt dir den wirklich nicht auf, wie ähnlich ihr euch seid?“
„Nein.“
Luxia ließ die Beine ein wenig baumeln und sah zu Valas. „Er verehrt dich und er hatte sicher auch kein leichtes Leben.“
„Er hat es sich ausgesucht, ein Auftragsmörder zu werden. Ich hatte die Wahl nicht.“
Luxia stand auf und sagte: „Niemand von uns hat eine echte Wahl, was aus ihm wird. Was man uns anerzieht und erzählt bildet unseren Charakter und unsere Träume. Was wir sehen und hören macht uns zu dem, was wir sind und sein wollen. Er hatte eben so wenig eine Wahl wie du. Und... wenn du die Wahl nicht gehabt hättest, hättest du nach deiner Flucht einfach aufhören können zu töten.“ So hatte Jin es noch nie gesehen. Irgendwie kam er sich ziemlich dumm vor. Er sah zu Valas.
„Ja... ich hätte aufhören können. Aber das ist das einzige, was ich gut kann.“
„Dann hast du eine ziemlich kleine Meinung von dir.“ Luxia stemmte die Hände in die Hüfte und fragte dann: „Und ich? Was siehst du in mir?“ Jin zuckten die Mundwinkel kurz zu einem Lächeln. Luxia erwartete natürlich eine fiese Antwort von ihm und hatte sich schon überlegt, wie sie kontern wollte. Aber was Jin dann sagte, schlug alles: „Meine Freundin.“
Sie glotze ihn dümmlich an. DAS hatte sie nicht erwartet. Sie lief rot an und sagte: „Oh... uhm... ach so?“ Sie freute sich sehr darüber. Dann sah sie zu Aideen und Cana. Jin kam dichter und sie sah ihn erschrocken an. „Ja...“, flüsterte er, „in ihnen sehe ich meine Familie.“ Ihr stiegen die Tränen in die Augen. Erst vor Freude und dann vor Traurigkeit. Sie wusste, Jin würde am Ende verschwinden. Sie konnte es in seinen Augen sehen. Er würd seine Familie wieder verlieren, wenn das geschehen würde. Sie senkte den Blick: „Sag es ihnen nicht.“, flüsterte er leise und Luxia nickte. Aber sie hatte zumindest geschafft, was sie wollte. Sie hatte Jin aufgemuntert.