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Der Kerl hatte sich beeilt. Oder er war einfach nicht dafür geeignet lange durchzuhalten. Er zog sich jedenfalls an und schlenderte berauscht, gesättigt und befriedigt nach Hause. Kein schlechter letzter Abend, wie? Jin folgte ihm den Weg entlang und betrachtete kurz das Anwesen des Mannes. Es war wirklich groß. Es passte zu dem Fettsack. Er stieg in eines der Fenster ein und fand sich in einem Bediensteten Zimmer wieder. Sie schliefen und das war gut. Lärm konnte er nun nicht gebrauchen. Eben wollte er raus gehen, als eine Dienstmagd ins Zimmer kam. Er drückte sich hinter der Tür an die Wand. Sie stieg in ihr Bett und machte die Augen zu. Jin wagte kaum zu atmen und erst als die Frau eingeschlafen war, was er anhand ihrer Atmung erkannte, wagte er sich hinaus. Er spähte auf den Flur und trat hinaus. Es war dunkel, was ihm zu Gute kam. Kurz orientierte er sich und lief dann zum Schlafzimmer. Er war schließlich schon einmal hier gewesen. Er wartete noch eine geschlagene Stunde und schließlich kam seine Leiche schnaufend die Treppe hoch. Endlich! Er kam rein und setzte sich auf sein Bett. Mit dem Rücken zu Jin. Genauso wie er es geplant hatte. Er näherte sich von hinten und legte den Dolch vor seine Kehle. „Ein Wort und ich töte dich…“, hauchte er ihm ins Ohr. Panisch nickte der Kerl und hielt inne. „Steh auf!“, wies Jin ihn an, den Dolch nicht von dem Hals nehmend. „Lauf!“ Er schnappte den Arm des Opfers und hielt ihn fest, während er ihn vor sich her führte. Er ging mit ihm hinauf zum Dachgeschoss, wo ein prunkvoller Balkon war. Dort hatte Jin bereits die Schlinge präpariert. „Bitte… tötet mich nicht…“, flehte der Mann und Jin antwortete nicht. „Bitte ich habe Gold, ich…“
„Sei still!“ Der Mann verschluckte sich an seinen eigenen Worten und Jin legte ihm die Schlinge um den Hals und zog sie fest. „Bitte…“, stammelte der Mann und Jin schlug ihm ins Gesicht. „Sei still!“, widerholte er und der Kerl taumelte zurück in seiner ganzen Verzweiflung griff er Jin nun an. Mit ausgestreckten Armen rannte er auf ihn zu und wollte ihn scheinbar vom Balkon stürzen, doch Jin wich aus und schnitt ihm dabei die Kehle tief ein. Der Mann stürzte über den Balkon und Jin sah, wie sich das Seil spannte, es hielt. Er war wirklich überrascht. Doch dann gab etwas anderes nach. Die Vorrichtung, wo er das Seil gespannt hatte löste sich und das Stahlrohr flog ihm entgegen. Jin hob die Arme, konnte nichts gegen die Wucht unternehmen und wurde vom Balkon geschleudert. Er versuchte das Seil zu erwischen, wo der Tote hing und rutschte an diesem Herab. Seidenseil… Es schnitt ihm tief in die Hand und er landete zähneknirschend erst auf dem Toten, der da drei Meter über dem Boden hin und dann fiel er hinab auf den Boden, wo er sich abrollte und mit einem gepressten zischen zur Kenntnis nahm, dass die unsanfte Landung spuren hinterlassen hatte. Er betrachtete seinen linken Arm und sah das Ausmaß, dieser Unternehmung. Das Stahlrohr hatte ihm die Elle zertrümmert und eine offene Verletzung hinterlassen. Er biss die Zähne zusammen und betrachtete seine Leiche. Scheinbar hatte sich das Rohr oben am Balkongitter verhängt. Jin sah den Mann baumeln. Er war tot… ganz ohne Frage. Er… Der Körper riss vom Kopf ab, aufgrund des Gewichts hatte die eingeschnittene Verbindung zwischen Rumpf und Kopf nachgegeben . mit einem ekligen Geräusch kam der Leichnam auf dem Boden auf und Jin machte sich vom Acker. War ja nicht zu fassen. Er befühlte seine Seite, die sicher einen Schönen Bluterguss bekommen würde und prüfte beim Auftreten, wie schlimm der Sturz gewesen war. Er versuchte nicht zu humpeln und verkrümelte sich erst mal in eine dunkle Ecke. Was für ein Scheiß! Wieder konnte er nicht glauben, dass er sich hierauf eingelassen hatte. Ab sofort gab es keine Extrawürste mehr! Jin holte einen zusammengerollten Verband aus seiner Gürteltasche und wickelte diesen erst mal um die rechte Hand, wo das Seil ihn aufgeschnitten hatte. Den zweiten verband legte er zunächst locker um den Bruch und dann zog er ihn irgendwann fest, wo ihm ein Stöhnen entwich. Wieder ärgerte er sich über diesen Mann und schließlich fand ein dritter verband seinen Platz um die linke Hand. Er war ganz schön lädiert. Jin lehnte an der Wand und hielt einen Moment noch aus, ehe er sich zurück zu seinem Auftraggeber begab. Er hatte gefühlt überall Schmerzen und ging zum Stall, wo er sein Pferd gelassen hatte. Schnell stieg er auf und ritt in Richtung Wald, wo er sich mit den Männern in einer kleinen Hütte treffen wollte. Er stieg ab und ächzte. Das Pferd ließ er stehen, ohne es festzubinden. Er kam in die Hütte und wehte gekonnt einen Schwerthieb ab. Der Mann schien entsetzt und fiepste: „T-tut mir leid… Ich dachte… ich dachte nicht… dass du so schnell zurück bist!“ Jin funkelte ihn nur an und steckte seinen Dolch weg. „Es ist getan.“
„Was ist passiert, du siehst furchtbar aus!“
„Es ist getan, mehr ist nicht wichtig. Mein Gold!“
„S-sicher…“ Der Kerl ging hinter einen Tisch und plötzlich schrie er: „Jetzt!“ Natürlich… Wie hätte es anders sein können… Die Männer, die sich versteckt hatten – ihm aber sofort aufgefallen waren – sprangen auf ihn zu und er wehrte die Schwerter und Keulen ab. Er kämpfte trotz der Verletzungen elegant und nur hin und wieder musste er zurückweichen, weil seine körperliche Verfassung, ihn nicht so ließ, wie er wollte. Sein Bein knickte einmal weg und dafür kassierte er einen Hieb mit der Keule, der ihm die Ohren klingeln ließ. Er hatte sich außerdem auf die Zunge gebissen. Die Platzwunde am Kopf, die entstanden war besudelte nun sein schönes weißes Haar und Jin versuchte nicht umzufallen. Schwindlig war ihm und schließlich reichte es ihm. Kleine Giftpfeile zog er hervor und warf sie auf seine Feinde, die schier Augenblicklich umkippten und Schaum und Blut würgend im Sterben lagen. Ächzend hielt sich Jin an einem Stuhl fest, bei dem nun leider die Lehne nicht so ganz heil war, weswegen sie einfach durchbrach und er sich auf dem Boden wieder fand. Seine Sicht war leicht beeinträchtigt und er schloss kurz die Augen. Der Auftraggeber sprang aus seinem Versteck und wollte ihm den Dolch in den Rücken rammen, aber Jin trat ihn einfach zur Seite, als er sich schnell umdrehte, dabei das Bein hob und alle Kraft in den Tritt setzte. Dass sich das Messer dabei in seinen Unterschenkel bohrte, war unschön, aber nicht zu ändern. Er stand auf und packte den Mann am Schlafittchen. Er hob ihn mit einem überaus zornigen Blick hoch. Er schmetterte ihn dabei gegen die Wand und schrie dabei zornig und vielleicht auch ein wenig vor Schmerz. Er entblößte ein blutiges Grinsen und sagte: „Wenn du mich nicht mit Gold bezahlst, dann nehme ich dein Leben…“ Er schnitt ihm die Kehle durch und ließ ihn achtlos fallen. Dann torkelte er leicht zurück und setzte sich erst mal. Das passierte in letzter Zeit öfter! Hatten die Leute keinerlei Respekt mehr vor seiner Arbeit? Oder hatten sie kein Ehrgefühl mehr? Jin wartete nur einen Moment noch und lief dann hinaus. Auf seinem Weg fiel ihm der Goldsack wohl auf, aber er ließ ihn liegen.