Die weite Welt der Fantasy

Das würde sich auch sicher erst einmal nicht ändern, denn niemand, ausser vielleicht Kiran, könnte Kazel finden, doch sein Momentaner Zustand ließ ihn ja nicht mal wirklich auf die Beine kommen.
"Wir sollten hier bleiben und auf ihn warten. Wenigstens noch zwei Tage. Manchmal ist es schwer Kräuter zu finden, wenn man nicht weiß, wo sie wachsen."
Kira war zwar auch besorgt, aber sie wusste, wenn es nun nicht gerade Dämonenjäger wären, würde er damit fertig werden. Auch sie blieb von einer Erkältung nicht verschont. Wie sie es hasste krank zu sein. Kam zum Glück ja nur selten vor, aber wenn ... hasste sie es, sich nicht richtig bewegen zu können.
Lilly war erschöpft, aber sonst fit. Sie sah immer wieder nach draußen, in der Hoffnung Kazel würde bald auftauchen, nur leider kam er nicht.
Liv fühlte sich ziemlich kaputt. Ihn ihrem Hals kratzte es etwas. Das Feuer war noch an und von der Suppe war auch noch genug für alle da. Sie würden hier erst mal fest sitzen, so viel war klar. Liv bemühte sich darum, Kiran zu pflegen, ihm etwas von der Suppe zu geben. Was sie an Sachen getrocknet hatten, konnten sie sich getrost wieder an ziehen, nur Liv tat es nicht. Sie blieb in Unterwäsche und wärme Kiran so weiterhin. Der Tag verstrich genau so wie der Erste. Der Regen hörte einfach nicht auf und von Kazel war nichts zu sehen. Auch gegen Abend war immer noch nichts von ihm zu sehen. Diese Nacht würde auch Kira etwas schlafen müssen, denn sie spürte deutlich, wie sich die Erkältung bemerkbar machte. Ein heißes Bad wäre jetzt genau das Richtige für sie alle. Anschließend etwas gutes zu essen und ein warmes Bett. Leider hatten sie das gerade nicht und so mussten sie mit dem auskommen, was sie hatten. Beschweren dürfte sich da keiner von ihnen, denn es wäre schlimmer, hätten sie gar keine Unterkunft gefunden. Mehr als abwarten konnten sie nicht und genau das taten sie, bis sie alle wieder schlafen gingen.
Auch am nächsten Morgen wurden sie vo Regen begrüßt. Es schien, als habe der Himmel seine Schleusen geöffnet und wollte sie einfach nicht wieder schließen.

Richtig. Es war als hätten sich alle Wettergötter gegen sie verschworen. Zwei Tage harrten sie aus und auch drei und letzten Endes war Kiran zwar wieder in der Lage zu zaubern, aber seine Körperliche Verfassung, ließ sehr zu wünschen übrig. Er war krank und zwar richtig. Er hatte sogar Fieber. Und nicht nur er. Auch Lima, Liv und Kira waren krank. Ailish hatte tatsächlich nur einen leichten Schnupfen, wohingegen Tryn überhaupt nichts zu fehlen schien. Lima aber sagte nun: Wir müssen ihn suchen. Es ist 2 Tage her. Nun es war sogar etwas mehr her. Tryn sah in die Runde. Es schien, als sei er der Einzige, der hier irgendwas tun könnte, aber er würde nicht von hier weg gehen. Er hatte Kazel versprochen zu wachen.
„Nein. Niemand geht irgendwo hin.“ Das konnte er nicht verantworten. Und nach einem weiteren halben Tag kam Kazel endlich zurück. Er landete vor der Scheune und brauchte keinen weiteren Moment um in die Scheune zu laufen. Er war klatschnass und ging direkt zu seiner Mutter.
„Ich… musste suchen.“
„Oh, mein lieber Junge! Ich dachte…“ Sie spezifizierte nicht weite, was sie gedacht haben mochte und schloss ihn einfach in ihre Arme, wie es nur eine Mutter vermuchte. Sie weinte leise Tränen, die sie ihm nicht zeigte, weil sie gierig von seinem Hemd aufgesaugt wurden. Dann aber straffte sie sich und teilte ihm mit: „Danke! Genau das brauchen wir jetzt.“
Sofort begann sie damit den heilenden Tee zu bereiten, während Kazel sich zu Lilly begab und ihr befinden prüfte. Sie sah aus, als hätte sie auf ihn gewartet. Nein, sie sah aus, als habe sie sich gesorgt.

Es regnete unaufhörlich. Schließlich wollte Lima erneut nach Kazel suchen. Kira sah sie fragend an.
"Lima ... ich weiß du sorgst dich,"
näselte sie.
"Aber wir wissen ja nicht mal wo wir selbst sind. Wie sollen wir dann nach ihm suchen? Was wenn er her kommt und wir weg sind?"
Nun sie war ebenfalls der Meinung, es sei eine schlechte Idee jetzt hier zu verschwinden.
"Außerdem ... sind wir alle krank."
Liv kuschelte sich tüchtig an Kiran. Er war so erkältet. Ihn hatte es Momentan am schlimmsten von allen erwischt. Liv selbst hatte Schnupfen und hustete ab und zu etwas, aber wirklich gut ging es auch ihr nicht. Kiran brauchte sie nun aber und so stellte sie ihr eigenes Wohl gern hinten an. Ihre Schwester hatte ihren Mann, der sich wirklich gut um sie kümmerte.
Lilly saß da und sah besorgt nach drau0en. Sie hoffte so sehr, Kazel sei nichts passiert. Sie hatte die Decke Lima überlassen, denn sie war deutlich älter und hatte eine schlimmere Erkältung als sie selbst. Lillys Hoffnung sollte nicht vergebens sein. Kazel kam endlich zurück und er schien gesund und unverletzt zu sein. Lilly fiel direkt ein ganzes Gebirge vom Herzen. Natürlich ließ sie Lima erst mal den Vortritt, ehe sie selbst sich an den klitsch nassen Kazel kuschelte. Ihr ging es auch nicht berauschend, aber was sollte sie jetzt rum jammern. Sicher war das wieder nur so eine dumme Sache, wie sie ihr immer passierte. Limas Tee würde es sicher richten.
"Ich bin so froh das du wieder da bist. Wir haben uns große Sorgen gemacht. Weg um dich zu suchen konnten wir aber auch nicht."
Sie wünschte sich, sie hätten etwas, was sie miteinander verbindet, so das sie immer wussten, das der Andere gesund ist, oder wo man ihn finden kann ... oder eben was in der Art.
"jetzt musst du dich aber auch ausruhen,"
meinte Lilly, die Kazel nicht schon wieder da raus lassen wollte.

Kazel hieß Lilly mehr als willkommen in seinen Armen, auch wenn er das nicht wirklich zeigte. Oh, wie er dieses Geschöpf liebte. Niemand konnte sich vorstellen, was er für sie empfand. Was er selbst dabei empfand sie zu lieben. Wie richtig, schön und vollkommen es sich anfühlte und gleichzeitig so falsch und durstig und so voller Gier. Er umarmte seine persönliche Sonne, als sei sie etwas überaus Kostbares und Wertvolles, was unbedingt geschützt werden musste: „Wie geht es dir?“, fragte er sie sanft und liebevoll. Sie schien in Ordnung zu sein und er musterte sie, nachdem er sie kurz ein wenig von sich drückte. Ailish schmolz förmlich dahin. Die zwei sollten wirklich einmal Klartext reden! Lilly wollte, dass er sich ausruhte und tatsächlich spürte Kazel wirklich eine große Schwäche. Nicht nur, dass er sich so lange verwandelt hatte, er hatte auch nicht geschlafen. „Ja… Du hast Recht.“
Kiransal hatte sich zwar ein wenig erholt, aber war immer noch wirklich krank. Er äußerte sich nicht großartig, weil er einfach so geschwächt war. Kazel vertröstete Lilly noch einmal und ging zu ihm. Er prüfte, wie es dem Mann ging, der ihn vor dem sicheren Tode bewahrt hatte und sah zu Liv. Sie schien hoffnungsvoll, dass der Tee helfen würde. Auch Lilly half nun, die kranken zu versorgen. Zu seinem großen Wohlwollen schien es ihr recht gut zu gehen. Er konnte nicht ahnen, was da in ihr schlummerte.
Letztlich sagte er zu Lilly noch: „Ich… bin auch froh.“ Nämlich, dass es ihr gut ging. Er nahm ihre Wange in eine Hand und strich ihr mit dem Daumen über die Wange. Dann lächelte er. „Ich konnte nichts finden.“ Er hatte bis zum nächsten Sumpf und dann noch bis zum nächsten Wald fliegen müssen, um alles zu bekommen.

Kazel hatte Lilly ja immer schon anders behandelt, viel sanfter, aber jetzt, war er wirklich mehr als nur zärtlich mit ihr. Jedem im Raum musste das auffallen. Kira freute sich wirklich für ihn. Sie lächelte, wandte sich dann aber ab, um noch ein wenig aus zu ruhen. Liv war viel zu sehr mit Kiran beschäftigt, als das sie sich um andere Sachen kümmern könnte, lächelte aber denn noch glücklich, als sie sah, wie sanft Kazel mit Lilly war. Lilly selbst fühlte sich so geborgen, so unglaublich gut, wie sie es nur bei ihm tat. Ungern ließ sie ihn noch einmal zu Kiran, aber sie verstand auch, das Kazel sich um ihn sorgte, denn er hatte ihnen allen das Leben gerettet, also ließ sie Kazel gewähren. Es wurde auch Zeit die Anderen mit zu verarzten. Lilly spürte ein leichtes Kratzen im Hals, sagte aber nichts. Schließlich konnte auch sie nun endlich mal etwas tun, um sich bei den Anderen zu revangieren. Also begab sie sich nun zu Lima, um den ersten Becher Tee für Kiran und den zweiten für Liv entgegen zu nehmen, sobald diese denn fertig wären. Immer wieder sah sie zu Kazel. Er brauchte doch so dringend Ruhe. Ihr dunkler Engel, wie sie ihn insgeheim nannte. Sie wollte nicht das er sich um sie sorgte, also ließ sie sich auch nicht anmerken, das sie sich auch erkältet hatte.

Kazel setzte sich hin. Er war ziemlich erschöpft, aber immerhin nicht krank. Auch Tryndamere war kerngesund, wie es schien. Er kümmerte sich vorrangig um seine Frau und bei ihr dann auch um Kira, aber er pflegte auch die anderen. Es wäre Kiran ein leichtes gewesen, sie irgendwohin zu bringen, wo es warm und trocken war. Aber nicht in seinem Zustand.
Und so verging ein weiterer Tag, in dem Kazel darauf bestand, dass Lilly auch einen Tee bekommen sollte. Er hatte das Gefühl, dass sie sich sonst auch noch was wegholte. Er wusste nicht, dass sie ihm was vorspielte und dann schlief er sowieso den ganzen Tag, da er wirklich müde gewesen war. Lima lag nun auch flach und schien ziemlich fiebrig zu sein. Genau wie Kiransal. Der arme. Er hatte einfach kein gutes Immunsystem. Brauchte er sonst ja auch nicht. Selbst Lima ging es besser als ihm, aber sie hatte auch gesagt; Dass es mit der Behandlung und kalten wickeln, nicht lebensbedrohlich sei.

Direkt vorspielen tat sie ihm auch nichts, aber sie verheimlichte, das auch sie schon spürte, das sich etwas anbahnen wollte. Sie hatte versprochen, ihm zu sagen wenn etwas nicht in Ordnung war und daran würde sie sich halten. Sie verdrängte alle Symptome, indem sie sich um die Anderen kümmerte. Sie machte ihnen kalte Wickel, wie Lima es angeordnet hatte, und gab ihnen Tee. Kazel war erschöpft und wenn sich Lilly eine Pause gönnte, kam sie zu ihm, um nach ihm zu sehen. Liv widmete sich ganz und gar der Aufgabe, sich um Kiran zu kümmern. Sie liebte ihn, trotz dem, was in der Vergangenheit geschehen war. Es war Vergangenheit und würde sich hoffentlich nicht wiederholen. Ihr selbst ging es auch nicht gut, aber sie riss sich zusammen und ruhte sich deutlich mehr aus, als Lilly, die unermüdlich um alle herum wuselte. Liv fiel auf, das sie rote Wangen bekam. Ob das von der Aufregung und dem herum Gewusel kam? Vielleicht. Vielleicht hatte sie sich aber auch schon längst was eingefangen. Keiner ahnte, das ausgerechnet Lilly am schwersten von erkranken würde. Sie selbst dachte ja gar nicht daran, das sie vielleicht nicht gesund wäre. Schließlich hatte sie genug um die Ohren. Sie reichte frische Suppe, wenn Tryn diese gekocht hatte, wenn auch nicht viel drin war. Sie bräuchten doch etwas, was die Geister wieder belebte. Vielleicht sollte sie draußen, um die Scheune herum, einfach mal nachsehen, ob da nicht irgendwas wuchs, was man mit in eine Suppe geben konnte, damit die Anderen wieder auf die Beine kamen. Sie nutzte Kazel Pause, die er zum schlafen nutzte. Er hatte das dringend nötig und Lilly konnte doch nicht zu sehen, wie die Leute, die sie aufgenommen hatten und so gut zu ihr waren, nun alle so schrecklich leiden mussten. In einem Unbeobachteten Augenblick, verschwand sie auch schon nach draußen.

Nun unbeobachtete war sie nicht, aber zumindest Kazel sah nicht, wie sie hinaus ging, da er schlief. Auch die anderen waren ziemlich mit sich beschäftigt, wohingegen Tryn immer wieder Holz nachlegte. Zum Glück war wenigstens das ausreichend vorhanden. Als Lilly raus huschte sah er ihr kurz nach, streichelte Ailish über den Kopf und ging zur Tür. Kazel würde ihn aufschlitzen, wenn dem Mädchen was geschehen würde. Und Tryndamere traute dem Todesengel zu, ihn in einem Wimpernschlag zu töten.
Er wartete einen Moment an der Tür, während Lilly durch den Regen streifte. Als sie dann zurück kam ließ er sie ein und sagte leise: „Tu das nicht.“ Sie sah ihn fragend an und er fügte leise an: „Wenn dir etwas zustößt, wäre er sehr traurig. Lass mich auf Nahrungssuche gehen. Due passt hier so lange auf.“ Auch er sah, dass Lilly gerötete Wangen hatte und meinte dann: „Trockne dich, ehe es zu spät ist.“ Dass es das längst war, konnte er nur vermuten. Er ging nun also selbst hinaus und würde wohl wieder kommen, wenn er etwas gefunden hatte.
Lima schlief im Moment auch und auch AIlish hatte die Augen zu. Eigentlich war es sogar friedlich. Die Anwesenden husteten alle ein wenig und hatten den Schnupfen. Außer Kazel. Dieser wachte später am Abend aber auch wieder auf und sah sich leicht verschlafen um. Hatte er wirklich den ganzen Tag geschlafen? Scheinbar. Er sah sich nach Lilly um und fand sie am Suppentopf vor. Er stand auf und kam zu ihr. „Wie geht es dir?“, fragte er leise, um die anderen nicht zu wecken. Auch ging sein Blick direkt zu Kiran, der immer noch ziemliches Fieber hatte, und eher schwach und leise hustete.

Lilly hatte leider nichts finden können. Sie wusste gerade wie Kohl, Karotten und Tomaten aus sahen, wenn sie im Garten wuchsen, aber von Pilzen hatte sie kaum eine Ahnung. Ehe sie da was falsches einsammeln würde, würde sie doch lieber gar nichts mit nehmen. Als sie zurück kam, stand Tryn schon in der Tür und ließ sie ein. Er sah nicht sehr begeistert aus. Er bat sie das nicht noch mal zu machen. Kazel würde sicher ausser sich sein, wenn ihr was geschah. Lilly nickte, lächelte und sprang wieder rein. Sie fühlte sich ziemlich erschöpft, schob das aber auf den ganzen Stress, den sie sich auch ein wenig selber machte. Sie zog sich aus, legte die Sachen zu trocknen hin und begann sich selbst am Feuer auf zu wärmen, wobei sie dann auch gleich in der Suppe rührte. Sie sah zu den Anderen, die alle krank waren. So hatten sie sich das sicher nicht vor gestellt. Könnte sie doch nur etwas für sie alle tun. Lilly kümmerte sich weiter um alle, bis zum Abend, wo sie wieder die Suppe um rührte. Tryn war noch nicht wieder da. Sie bräuchten dringend Nahrung, denn ohne die, würden sie alle nur sehr viel länger brauchen um zu genesen oder gar nicht mehr gesund werden. Kazel kam zu ihm. Sie sah ihn lächelnd, wenn auch mit stärker geröteten Wangen an.
"Ich bin müde, aber es geht mir gut."
So glaubte sie zumindest. Sie hatte natürlich auch was von dem Tee getrunken, aber nicht so viel, wie die Anderen. Sie lehnte sich an Kazel und es dauerte nur wenige Minuten, ehe sie wirklich tief und fest eingeschlafen war.

Am nächsten Morgen, wurde Lilly hustend wach. Sie fühlte sich nicht gut und fror. Ihre Wangen glühten regelrecht und ihr Blick war glasig. Denn noch stand sie auf, um nach den Anderen zu sehen. Schließlich waren sie viel kranker als sie selbst. Sie konnte nicht ahnen, das sie dadurch die Auswirkungen der gerade beginnenden Lungenentzündung, nur verschlimmerte.

Kazel musterte seine Lilly und fand, dass sie aussah, als sei sie krank. Er selbst war wieder topfit. Er sagte deshalb: „Ruh dich aus. Ich passe auf.“ Er ging zu seiner Mutter, prüfte ihren Zustand und setzte neuen Tee auf, dann ging er zu Kiran und Liv und holte neue Tücher, die er draußen wieder nass machte. Auch er hatte nur seine Unterhose an und schien sich seiner Narben auf dem Körper längst nicht mehr zu schämen. Er brachte Liv die Tücher und den Tee. Dann ging er zu Kira und sah nach ihr und Ailish. Er vermutete, dass Tryn auf Nahrungssuche war und bereute, dass er so lange geschlafen hatte. Lilly schlief friedlich. Nachdem sie sich an ihn gelehnt hatte, hatte er sie auf den Boden gelegt, und ihren Kopf mit seinen Trockenen Sachen ausgepolstert. Es roch ein wenig nach ihm und so schlief Lilly friedlich weiter.

Kazel wachte die ganze Nacht durch. Er hatte ja aber auch genug geschlafen. Kira wäre dann am nächsten Tag dran, denn es schien ihr nicht sooo schlecht zu gehen, oder? Als er eben von einem Rundgang zurückkam, erwachte Lilly hustend. Gleich stand sie auf und Kazel traute seinen Augen kaum. Wie hatte sie so schnell SO krank werden können? Und was machte sie da bitte?
„Lilly!“, entfuhr es ihm. Er ging schnell auf sie zu, legte die kalte Hand auf ihre Stirn und sah ihr in die glasigen Augen. Er umfasste ihr Handgelenk und zog sie zurück zu ihrem Lager. „Du bist krank!“, sagte er und er klang alles andere als fröhlich darüber. „Leg dich hin und ruh dich aus!“, befahl er regelrecht. Ailish wachte auf und auch Lima erwachte darüber. Es ging ihr noch nicht so gut, dafür ging es AIlish erheblich besser. Sie ging gleich zu ihrer Schwester und sah nach ihr. Sie sah Kiran flach atmen, aber er schien nur Fieber und keine Lungenentzündung zu haben. Dennoch war sein Fieber sehr hoch. „Wie geht es ihm?“, fragte sie besorgt, sah sich dann um und fragte: „Wo ist Tryndamere?“ Kazel hatte gerade keinen Nerv für sie und antwortete ihr deshalb auch nicht.

Liv wachte ebenfalls auf, als Kazel Lilly zum Lager zurück zog. Sie war schon wieder viel besser zurecht, aber Kiran machte ihr noch Sorgen. Sie machte ihm kalte Umschläge und sah besorgt zu ihrer Schwester auf, als diese sie nach Kirans Befinden fragte.
"Das Fieber macht ihm zu schaffen. Ich hoffe er schafft es. Wenigstens scheint er keine Lungenentzündung zu haben."
Sie sah zu Kazel und Lilly.
"Sie hatte gestern schon ganz rote Wangen."
Liv sah zu ihrer Schwester auf.
"Tryn ist los um was essbares zu finden. Die Suppe allein reicht nicht, wenn da nichts drin ist, was stärkt."

Kira war auch schon wieder recht fit. Sie wusste allein durch ihre Ausbildung, wie wichtig es war, eine Krankheit aus zu kurieren und wie man sie am besten behandelte, nur leider gab es hier keine Zutaten, die sie gebraucht hätte. Sie nahm die Decke und brachte sie zu Lilly. Das Mädchen sah nicht gut aus. Sicher hatte sie Fieber.
"Hier ... Wickel sie gut ein. Nicht das es noch schlimmer wird."
Das es das werden würde hoffte sie wirklich nicht, ahnte es aber, denn wenn Lilly irgendwas zu stieß, dann konnte es nicht bei einer einfachen Variante bleiben.
"Aber ... sie brauchen ... mich doch,"
meinte Lilly schwach, als Kazel sie zum Lager zurück zog. Sie hate eine Gänsehaut und das Gefühl, als würde man ihr den Brustkorb zusammen drücken. Wieder musste sie husten, ließ sich aber hin legen und zu decken. Sie sah Kazel bedauernd an.
"Tut mir leid,"
meinte sie leise, als er sie nun so zu deckte und ein wickelte. Als könnte sie etwas dafür, das sie krank wurde.

Nun. Konnte sie etwa nicht? Er hatte ihre Aktion im Regen zu spazieren ja nicht mitbekommen. Er gab ihr ja eigentlich auch gar nicht die Schuld, sondern ärgerte sich über die Gesamtsituation. Er wickelte Lilly in die Decke und legte ihr einen kühlen Lappen auf die Stirn. „Bleib liegen!“, sagte er leise.
Kiran wachte unterdessen auf und sah Liv in die Augen, als sie sich gerade über ihn beugte: „Hey…“, sagte er leise. Nun er krächzte es eher. Sie gab ihm direkt Tee und er setzte sich zu diesem Zweck leicht auf. Er hatte tüchtig Halsschmerzen, aber immerhin war er nur erkältet. Er wischte sich über die Stirn. Dann sah er zu Kazel und Lilly. Der Halbdämon kniete besorgt über dem kleinen Häufchen Mädchen. Kiran war nicht fit genug, um zu zaubern und im Moment war es auch nicht nötig. Aber wenn das alles schlimmer werden würde? Er hatte Kopfschnmerzen und legte sich wieder hin. Wann war er zuletzt SO krank gewesen?

Kazel hatte Kiras Anweisungen befolgt, auch wenn er eigentlich selbst wusste, was er tun musste. Er war schließlich auch in so was ausgebildet, aber er nahm es Kira auch nicht übel. Im Gegenteil. Sie wollte nur helfen. Er wollte Lilly nun nicht antworten, dass man sie nicht „brauchen“ würde, da sie das nur falsch verstehen würde. „Du hast genug getan.“, sagte er stattdessen. Er sah zur Tür. Tryn kam wieder und tatsächlich schien er einen Hasen erlegt zu haben und er hatte auch ein paar Pilze dabei. Wiesenchampignons. Der Mann hatte es echt drauf. Ailish eilte zu ihm und drückte sich an ihn. „Geht es dir besser?“, fragte er sie und sie nickte. Dann sah sie zu Kiran und Lilly und meinte dann: „Aber die beiden…“ Tryn nickte. Er verlor kein Wort zu Lillys Versuch Nahrung zu finden. Dann sagte er: „Ich werde etwas kochen.“ Ailish nahm ihm das Essen ab. „Nein, ich mache das. Ruh du dich auch aus.“

Ein weiterer Tag verstrich. Kazel blieb bei Lilly und versuchte sie zu wärmen. Ihr Fieber stieg, ihre Lunge machte verdächtige Geräusche und ihre Verfassung wurde immer schlechter. Zu seinem großen Leidwesen, ging es Kiran auch immer noch nicht besser und der Magier schien durch die Krankheit auch immer schwächer zu werden, dennoch würde er es wohl schaffen.
Lima brachte an diesem Morgen Tee und Kazel versuchte ihn Lilly einzuflößen. Es klappte nicht so richtig. Er ließ die Hand sinken. „Es wirkt nicht.“ Auch das hatte Lima leider festgestellt. Er sah auf. „Was kann ich tun?“ Lima schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich habe dich bereits Lungenkraut besorgen lassen, Kazel. Ich bin kein Heiler.“ Er wusste es doch selbst. Auch er hatte keine Idee. „Lilly… Du musst trinken… Bitte.“, sagte er nun leise zu ihr. Er hielt sie in seinen Armen in die Decke gewickelt fest ans sich gedrückt, aber er ließ ihr trotzdem Platz zum atmen.

Nun sie hatte nicht geahnt, das der Spaziergang, der eigentlich nur kurz um den Verschlag hätte sein sollen, gleich solche Auswirkungen hatte. Sie hatte es auch nur gut gemeint und sich um alle gesorgt. Jetzt jedenfalls tat sie, was Kazel von ihr verlangte. Sie legte sich hin und blieb auch liegen, während Kazel sich um alles Andere kümmerte.

Liv sah gerade wieder nach Kiran, als er die Augen öffnete. Sie lächelte ihn an. Er wirkte so unglaublich zerbrechlich.
"Schhhh. Du musst dich ausruhen, damit du wieder gesund wirst. Komm ... trink etwas von dem Tee."
Kiran setzte sich. Liv war so froh, das er nun wenigstens nicht mehr SO schlecht zurecht war, aber so ganz über dem Berg war er wohl auch noch nicht.
Kira hatte sich schon wieder zu den Anderen begeben. Sie holte frischen Tee, damit Kazel nicht von Lillys Seite weichen müsste und versuchte auch die Anderen so weit es ging zu unterstützen.
Lilly schlief schnell ein. Kira beobachtete das ganze. Das Mädchen sah nicht gut aus und es dauerte auch nicht lang, ehe das Fieber stieg.

Am nächsten Tag, war Lilly schwer krank. Sie hatte hohes Fieber und sie hustete viel. Auch schien sie starke Schmerzen zu haben, wenn sie atmete und hustete. Eine ausgewachsene, in vielen Fällen tödlich endende, Lungenentzündung. Kira kam zu Kazel und Lima, die Beide ratlos waren.
"Nimm den Wickel vom der Stirn und mach ihr kalte Wadenwickel. Vielleicht, weil du da eine größere Fläche kühlst, wird es dann besser."
Lilly atmete schneller als sonst und verzog auch das Gesicht immer wieder, wenn sie husten musste, oder eben etwas tiefer einatmen.
"Wir können sie nicht transportieren. Es hört nicht auf zu regnen. Sie bräuchte dringend einen Heiler."
Natürlich wusste Kazel das auch selbst, aber die Dringlichkeit nahm stetig zu.
"Kazel ..."
wisperte Lilly, ohne die Augen zu öffnen. Wenn sie ins Delirium fiel, wäre das verdammt schlecht.

Es war auch so schon verdammt schlecht. Was brachte es sie, zu kühlen, wenn die Entzündung ihrer Lunge sie umbringen würde? Kazel legte ihre Beine frei und sah besorgt auf sie herab. „Ich bin da.“, antwortete er ihr leise. Er drückte ihren Kopf an sich und legte die Wange auf ihren Scheitel. Kira hatte Recht. Auf normalem Wege konnten sie sie nicht transportieren. Kazel schloss die Augen und er sah verzweifelt aus. Er sagte nun leise: „Nimm sie mir nicht weg…“ Offenbar flehte er zu Azrael.
So verbrachten sie noch einen weiteren halben Tag damit die Kranken zu pflegen und zu versorgen, aber Lillys Zustand wurde eher schlimmer als besser. Sie behielt nichts bei sich und ihre Lunge klang immer schlimmer. Sie war kaum ansprechbar und Kazel spürte ihren Leib zittern. Was sollte er noch tun? Tryndamere stand wieder an der Tür und sah hinaus.
Als es schließlich wieder Abend wurde fasste Kazel einen Entschluss. „Sie stirbt.“, stellte er fast trocken fest. Er erhob sich und ließ sie kurz liegen. Dann verwandelte er sich. „Was hast du vor?“, fragte Lima. „Ich bringe sie zu einem Heiler.“ „Aber… du weißt doch gar nicht, wo du hinkannst!“ Kazel knirschte mit den Zähnen, dann beugte er sich hinab und nahm Lilly wieder auf. Er hatte sie komplett eingewickelt und drückte sie nun an sich. „Ich habe keine andere Wahl. Wenn sie stirbt…“, er wollte den Satz nicht beenden.

Ohne auf irgendwen zu achten oder irgendwem zuzuhören, ging er zur Tür. Tryndamere blieb eisern dort stehen. Kazel sah ihn reglos an. „Aus meinem Weg!“, befahl er und Tryn sagte: „Kazel, wenn dir etwas-“ „Aus dem WEG!“ Tryn musterte ihn. „Nein.“
Kazelz Augen blitzen auf und im nächsten Moment erfuhr Tryn so einen heftigen Stromschlag, dass er zwei Schritte nach hinten flog. Dann rannte er los, hob ab und verschwand in den Regen. Er flog übers Land und hielt Lilly dicht bei sich. Er stieg über die Wolkendecke und sagte leise: „Du wirst nicht sterben.“
Er spürte ganz deutlich wo er hin fliegen musste und nach einem halben Tag durchbrach er die Wolkendecke wieder. Es regnete hier nicht mehr und unter ihm liefen 5 Personen. Er setzte zum Sturzflug an und bremste direkt vor ihnen ab. Er stand nun etwa 10 Schritte vor diesen Leuten. Er ging auf die Knie und neigte den Kopf herab zu Lilly. Sie war im Delirium und er sagte leise zu ihr: „Ich liebe dich.“ Er spürte den heftigen Schmerz, der ihn durchfuhr. Er fletschte die Zähne.
„Du hast Nerven, Dämon…“, sagte der Paladin vor ihm. Kazel hatte ihn bei seiner Erkundung und Kräuterbeschaffung gesehen und er hatte ihn gespürt. Die Aura des Guten, die dieser Mann ausstrahlte, war nur zu deutlich zu spüren.
„Ich erbitte nichts für mich.“, knirschte er. „Macht mit mir, was ihr wollt, aber… bitte… sie stirbt.“ Er sah nun auf. Seine weiß leuchtenden Augen entließen heiße Tränen. „Sie ist herzensrein… Sie hat nichts getan! Und sie… betet auch keine Dämonen an.“ Er legte sie ab und stöhnte unter dem Bann auf, der sich auf ihn gelegt hatte. Goldene Ketten umschlangen ihn. Er gab ein schmerzerfülltes Geräusch von sich und seine Tränen tropften auf den Boden. „Ich bitte euch… Rettet sie!“

Alle sorgten sich wohl um Lilly. Sie war der Sonnenschein der Gruppe, auch wenn sie sehr tollpatschig war. Kira konnte verstehen, das Kazel nicht eine Sekunde länger warten wollte sie zu retten, wo sie es doch geschafft hatte, sein Herz zu erobern. Sie würde wohl auch alles tun, um jemanden zu retten, den sie liebte. Tryn stellte sich ihm in den Weg. Keine gute Idee. Noch ehe Kira etwas sagen konnte, flog Tryn schon durch den Raum. Das würde ihn nicht um bringen, dürfte aber ganz schön weh getan haben. Keiner von ihnen könnte Kazel so schnell folgen, also würden sie wohl warten müssen, bis er zurück käme.

Lilly war in ihren Fieberträumen gefangen. Jeder Atemzug kostete sie unendlich viel Kraft und schmerzte, was sie ja eigentlich nur als Auswirkung in ihren Träumen zu spüren bekam. Die Welt war voller gruselig wirkender Ranken und dunklen Wolken. Irgendwo weit weg tobten Blitze, die hier und da ein schlugen. Ein wahres Gewitter, wie es schien. Das da war nicht Kazel. es war der Kampf in ihrem eigenen Körper, gegen einen Übermächtigen Feind, gegen den sie verlieren würde, wenn sie sich nicht endlich dem entgegen stellte. Sie sah den Dämon über sich weg fliegen. in den sich Kazel immer verwandelte. Sofort rannte sie ihm nach, immer den Blitzen entgegen. Immer wieder rief sie nach ihm, doch er wartete höchstens, bis sie etwas näher gekommen war, ehe er weiter flog. Schließlich kam sie dort an, wo Kazel sie hatte hin führen wollen. Im Zentrum der Blitze stand er, kämpfte für sie, aber er hatte keine Chance gegen dieses Atemberaubende Monster, dem er sich stellte. Lilly wusste, nur sie konnte es besiegen, also setzte sie eine sehr entschlossene Miene auf und rannte direkt auf dieses Monster, welches Kazel schon bekämpfte, zu.

Tryndamere hatte sich wirklich ziemlich wehgetan, aber wie immer jammerte er auch nicht, sondern versuchte sich zuckend aufzurichten. „Dieser…!“, fluchte Ailish und eilte zu Tryn. Dieser hatte eigentlich selbst damit gerechnet, Kazel nicht aufhalten zu können, aber er hatte ihm zumindest zeigen wollen, wie ernst er es gemeint hatte. „Dieser Dummkopf bringt sich um.“, sagte er nun zähneknirschend. Er wusste ganz genau, wo Kazel hingeflogen war. Denn auch ER hatte die Aura gespürt.

Der Paladin sah mitleidlos auf Kazel hinab, aber dann… Sein Blick weichte auf. Die Tränen des Dämons rührten ihn. Er hob die Hand kurz und hielt den Magier auf, Kazel einfach zu zerstören. Eine Frau mit einer Art Glefe kniete sich zu Lilly herab. „Sie ist sehr krank, Adrian.“ Der Mann mit dem blonden Haar und den warmen grünen Augen sah auf sie herab und fragte: „Kannst du ihr helfen? Wurde sie von dem Dämon verzaubert?“ Die Frau schüttelte den Kopf und sagte: „Nein. Keine Magie. Eine Lungenentzündung.“
Kazel holte angestrengt Luft und der Mann sagte: „Hilf ihr.“ Dann sah er zu Kazel: „DU bist ein gesuchter Mörder, ein Halbdämon und eine Gefahr für das Land. Wie glaubst du wohl, geht das hier für dich aus?“ Kazel sah ihn fest an. „Mein Leben ist bedeutungslos, wenn sie stirbt.“ „Wieso?“ Kazel antwortete ihm nicht und senkte den Blick nun. Adrian konnte sich vorstellen, was den Dämon veranlasste, das hier zu tun, auch wenn er es kaum glauben konnte. Die Frau begann mit der Heilung und trieb ihr die Erreger aus dem Körper. Sie würde sich nun schnell wieder erholen.
Adrian aber legte Kazel einen Halsreif an. Er knirschte mit den Zähnen und Adrian sagte: „Gib mir deine Hände.“ Kazel gehorchte und er legte ihm Handschellen an, die einmal golden leuchteten. Er fletschte die Zähne und stöhnte leise. Er spürte, wie es ihm die Kraft entzog und auch daran hinderte seine Magie zu nutzen. Er war außerdem auch nicht in der Lage, seine Gestalt zu wechseln. Eine Kette ging von dem Halseisen zu Adrian und sagte: „Du sollst einen Prozess haben.“ Kazel sah zu Lilly. Wenigstens SIE würde leben.

"Was habt ihr denn erwartet? Er hat zum ersten Mal in seinem Leben jemanden gefunden, den er so sehr liebt, das er dafür alles geben würde, sie am Leben zu erhalten. Ich nehme mal an, ihr würdet nicht weniger füreinander tun, wenn ihr keine andere Möglichkeit hättet. Die Frage ist, wie werden wir nun schnell genug fit, um ihn zu suchen und ihn zu retten?"
Eine gute Frage, denn Kiran war noch nicht so weit und die Anderen durften ihre Erkältung nun nicht auch noch verschleppen, denn sie nützten niemandem etwas, wenn sie alle noch kranker werden würden, als sie es gerade ohnehin schon waren.

Lilly spürte, wie ein Licht durch die Dunkelheit brach und half, dieses Monster zu bekämpfen, welches sich gegen sie gestellt hatte. Es wurde heller an diesem unsäglich schrecklichen Ort und wandelte sich in eine warmen schönen Ort, der von frischen Trieben nur so strotzte. Noch waren sie zerbrechlich, schnell zu vernichten, aber sie hatten starke Wurzeln, wie Lilly deutlich erkennen konnte. Kazel war noch immer der dunkle Engel, der da stand und sie an sah. Er hatte ihr eben so geholfen, wenn auch nicht so, wie dieses warme Gefühl, diese goldenen Strahlen, die ihr geholfen hatten, das Unwesen zu vertreiben. Frische Luft drang nun hervor, erfüllte den ganzen Ort.
Lilly spürte, wie das Fieber nun langsam verging. Noch fühlte sie sich schlapp und Müde, aber es dauerte nicht lang, ehe sie die Augen auf schlug und die Frau über sich gebeugt sah.
"Bist du ein Engel, der gekommen ist mich zu holen?"
fragte sie noch ganz verwirrt. Was mit Kazel geschah, bekam sie noch gar nicht mit.

Die Frau sah Lilly an und lächelte ein wenig. Lilly dürfte noch immer Schmerzen in der Brust haben, aber diese würden nun nach und nach abklingen. Sie sagte: „Kein Engel. Du warst ziemlich krank, junge Dame.“ Zweifellos würde Lilly den Paladin und seine Getreuen wiedererkennen, sobald sie ein wenig zu sich gefunden hatte. Kazel hockte immer noch auf dem Boden und Adrian sagte nun: „Und komm nicht auf die Idee einfach wegzufliegen, ja?“ Kazel sah, dass Lilly erwacht war und seine Tränen waren nun auch verschwunden. Er senkte den Blick und sagte leise: „Tue ich nicht. Ich danke euch…“ Adrian musterte ihn und sah dann zu Lilly. Ein Hauch bedauern trat auf sein Gesicht. Ihm war mehr als nur klar, dass dieser Halbdämon Liebe für das Mädchen empfand. Aber… Er konnte ihn nicht einfach wieder gehen lassen.

„Was wir geglaubt haben? Na genau das.“, sagte Tryndamere nun. „Ich konnte die Kleine aber nicht in Gefahr bringen.“ Und mit Worten war er auch nicht so geschickt. Kiran war ebenfalls aufgewacht und bekam gar nichts richtig mit. Nur dass seine Kameraden aufgeregt waren. Und zwar ziemlich. Er richtete sich auf und sah sich um. Kazel und Lilly fehlten. Was hatte er nun wieder angestellt. Er hustete leicht und wischte sich übers Gesicht. „Was… ist los?“ Lima sah besorgt zu Kiran, dann wieder zu Tryn.
„Was meinst du damit, dass er sich umbringt?“ Tryndamere sah sie finster an. „Er ist zu den Dämonenjägern geflogen.“ Lima erbleichte. „Nein…“ Hauchte sie. „Nein!“ Sie stürmte zur Tür und rief: „Wir müssen ihn retten!“ Tryn hielt sie auf, nachdem er sich endlich aufgerappelt hatte. „Wenn sie ihn töten, werden wir niemals rechtzeitig ankommen. Wenn er sich ergibt, werden sie ihn wahrscheinlich einer Gerichtsbarkeit unterziehen.“ Ailish sah Tryn verwundert an. Er wirkte so… nun schlau. Sie wusste ja, dass er nicht dumm war, aber irgendwie kam er hr heute noch schlauer vor. „Unsere einzige Chance etwas zu reißen, ist Vincent vom Grünen Tal.“

Lilly atmete einmal tief ein, als sie begriff das sie noch lebte, legte aber sofort die Hände auf die Brust und verzog schmerzhaft das Gesicht. Das hatte weh getan. Schließlich erkannte sie, wen sie da vor sich hatte. Sie schreckte hoch und sah sich gleich um. Kazel hockte da, in Ketten gelegt. Lilly kamen augenblicklich die Tränen. Sie krabbelte auf allen vieren zu ihm und fiel ihm schluchzend um den Hals. Ihr Gesicht vergrub sich an seinem Hals, als sie flüsterte ...
"Hättest du mich lieber sterben lassen, als das wir das nun ertragen müssen."
Er konnte sie nicht in die Arme schließen, aber sie wusste, das er das hier nur für sie getan hatte und das sie ihn verlieren würde. Sie ließ von ihm ab und drehte sich zu den Paladinen, die ihrer Meinung nach nur das taten, was ihnen aufgetragen wurde.
"Ich ... ich bin euch wirklich ... wirklich dankbar, das ihr mein Leben gerettet habt, aber ... bitte ... Er ist nicht so, wie ihr es glaubt. Er hat sicher schreckliche Dinge getan, aber er war doch nur ein Werkzeug. Seid er mich gefunden hat .... hat er mich beschützt und nie jemanden getötet, der uns nicht angegriffen hat. Er versucht es sogar zu vermeiden. Bitte ... bitte lasst ihn gehen,"
flehte sie auf Knien, als würde sie beten. Sie spürte die Krankheit noch ein wenig in den Knochen, aber sie erwartete auch nicht, das es nun sofort alles wieder gut wäre.

Kira nickte bedächtig.
"Wenn uns jemand helfen kann, dann wohl am ehesten er. Nur wir werden so oder so nicht schnell genug da sein, um etwas aus zu richten. Nicht wenn wir alle zusammen reisen. Ich denke ... ich werde allein reisen und ihr kommt nach."
Liv saß bei Kiran. Sie wusste, wie gern er Kazel hatte und das er nicht zu lassen würde, das man ihm Kazel entreißt. Ob er das für sie auch täte? Sie lächelte bei dem Gedanken. Das müsste er ja nicht, aber sie fand es schön, das er Kazel so gern hatte.
"Kazel ist mit Lilly fort,"
erklärte sie, ehe Tryn das schlimmste aus sprach, was sie alle nicht hatten hören wollen.

Adrian betrachtete Lilly, die zu dem Halbdämon krabbelte. Sie dürfte noch ziemlich geschwächt sein und Leonora ließ sie gewähren. Sie richtete sich auf und sah Adrian mit ernster Mina an, der leise seufzte. „Er ist ein Mörder, wie du sagst. Es mag auch sein, dass er das nicht aus eigenem Antrieb getan hat, ich gebe einem Messer nicht die Schuld an einem Mord, sondern dem, der es führt, aber dieser Halbdämon ist ein lebendes denkendes Wesen. Er hatte die Wahl und er hat sich entschieden zu töten.“ Er ging zu Lilly und hockte sich vor sie. „Er kam zu uns, hat sich ergeben, hat um dein Leben gefleht und mr bewiesen, dass er nicht nur Bosheit im Herzen trägt. Und doch kann ich ihn nicht gehen lassen. Wir werden ihn vor Gericht stellen, damit weisere Leute als wir über ihn richten können. Am Ende muss sich jeder selbst vor den Göttern verantworten.“
Leonora kam zu Lilly und half ihr auf. „Du bist sicherlich noch sehr schwach. Sei versichert, dass wir deinen Freund nicht töten oder schlecht behandeln, auch wenn es uns widerstrebt einen… Dämon oder dessen Brut einfach am Leben zu lassen.“ Auch sie hatte tiefes Mitgefühl mit ihr UND mit dem Mann, der sein Leben für eine Sterbliche weggeworfen hatte.

Tryndamere sah Kira an und dann zu Kiran, der nicht in der Lage wäre zu reisen. „Du wirst dir den Tod holen, Kira, dein Körper ist geschwächt. ICH werde gehen.“ „Dann komme ich m-“ „Nein!“, sagte er bestimmt. „Ihr bleibt hier und folgt mir zusammen mit Meister Kiransal, wenn es ihm besser geht. Er ging zu Kiran, der ihn mit leicht glasigem Blick betrachtete. „Sag, schaffst du es mich zu markieren, wie du es bei Kazel getan hast?“ Kiran musterte Tryn kurz, lächelte leicht und sagte: „Du überrascht mich… immer wieder.“ Tryn lächelte ebenfalls kurz und Kiran markierte ihn. „Gut. Ich werde keine Pause machen und so schnell es geht dort hingehen. Ich hoffe ich komme nicht zu spät.“
Ailish sah ihn besorgt aber auch bewundernd an. Sie fügte sich seinem Urteil und sah zu Kira. Ob sie sich auch fügen würde? Es ging um ihren besten Freund. Sicher könnten sie keine 110 Pferde halten. Aber sie hatte bei weitem, die bessere Kondition im Gegensatz zu ihr. Außerdem würde sie auch gern bei ihrer Schwester bleiben. „Mein Segen und tausend Küsse sollen dich begleiten, mein Herz.“, sagte sie zu Tryn und er antwortete: „Ich werde auf dich warten, Herz meines Herzens.“ Und er küsste sie. Dieser Kerl… Es war erstaunlich, wie liebevoll er sein konnte. Ailish war von Herzen Glücklich IHN ihren Mann nennen zu dürfen.

Lilly liefen schon wieder die Tränen. Diese Leute waren nicht schlecht, wie sie anfangs dachte. Sie waren freundlich und erklärten ihr, warum sie das tun mussten. Lilly ließ sich auf helfen und sah Leonora und Adrian abwechselnd an.
Sie wusste, sie könnte sie nicht um stimmen, aber hier allein zurück bleiben konnte sie auch nicht.
"Wenn ihr einen Befehl von eurem Herren bekommt, führt ihr ihn dann nicht auch aus, ohne vorher darüber nach zu denken? Seid ihr auch eurer Mutter beraubt worden, um als Sklave auf zu wachsen? Wart ihr Jahrelang nichts weiter als Marionetten, die keinen eigenen Wilen haben durften? Man muss erst ein paar Meilen in den Stiefeln eines Anderen gehen, um ihn zu verstehen. Ich weiß, ihr tut eure Pflicht, also bitte ich euch, mich ihn wenigstens begleiten zu lassen. Ich verspreche, das ich keine Scherereien machen werde. Ich habe sonst niemanden mehr, ausser ihm. Meine Mutter ist tot ... getötet von meinem Vater, der auch mich ermorden wollte. Wäre er nicht gewesen ... Bitte ... lasst mich nur bei ihm bleiben. ich werde ganz bestimmt nichts anstellen."
Sie war wirklich noch sehr geschwächt, denn wie schon fest gestellt, verschwand die Krankheit nicht von jetzt auf gleich und so hoffte sie, das sie wenigstens mit gehen durfte, um an Kazels Seite zu sein.

Kira passte das nicht. Sie wollte Kazel aus den Fängen der Paladine heraus holen. Leider wusste sie aber auch, das Tryn recht hate. Er war gesund, sie noch zu geschwächt durch die Erkältung.
"Also gut,"
gab sie widerwillig zu verstehen. Man sah ihr deutlich an, das sie nicht still sitzen könnte und erst recht sah man ihr an, wie wenig ihr das passte. Würde sie nun allerdings unterwegs verrecken, weil sie so stur wäre, dann würde sie niemanden mehr retten können.
"Ich werde versuchen so schnell es geht alle fit zu bekommen, dann folgen wir. Sieh nur zu das Vincent seinen Arsch auch bewegt und was unternimmt. Er ist ja nicht unschuldig an dem, was aus Kazel geworden ist."

Adrian hörte Lilly geduldig zu und Kazel sagte irgendwann: „Lilly…“ Seine kleine schöne reine und weiße Lilie. Oh, wie er sie liebte… Und sie hatte es nicht mal gehört. Aber das war auch gut so. Sie musste es nicht wissen. Er würde sowieso hingerichtet werden.
„Ich verstehe, deinen Standpunk und immerhin scheinst du auch unseren zu verstehen. Selbstverständlich kannst du mit uns reisen, bis du deine Gruppe wieder findest, oder sie dich. Aber wisse, wenn euer Magier uns erneut aufhalten will, werden wir nicht zögern, ihn auf der Stelle hinzurichten.“
Leonora betrachtete Kazel. Ihm schien nicht zu passen, dass Lilly mitreisen wollte, aber welche Wahl hatte sie schon. ER hatte sie hierhergebracht. Der Magier dieser Leute sagte nun: „Ich werde dir zur Hand gehen, Lilly.“ Er sprach einen Zauber und beschwor eine Art Geisterpferd. „Eine Reise zu Fuß wird noch zu anstrengend sein, nicht wahr?“ Kazel erhob sich nun wackelig. Diese Versiegelungstechnik und der Bannspruch von zuvor hatten ihn fast aus den Latschen kippen lassen. Er sagte nichts. Wieder in Ketten… Er hatte sich geschworen nie wieder in Gefangenschaft zu raten und innerhalb eines Wimpernschlages, hatte er sich umentschieden. Das war lächerlich…

Tryndamere lief im Dauerlauf durch den Regen. Er würde wahr machen, was er angekündigt hatte. Er würde keine Pause einlegen, bis er den Herzog gefunden hatte…

Natürlich verstand sie das. Schließlich war sie nicht bescheuert, dafür aber durchaus etwas naiv. Sie sah Adrian mit großen Augen an, wie sie es sonst bei Kazel immer tat. Er erlaubte ihr die Mitreise, warnte sie aber vor, das Kazel augenblicklich sterben müsste, wenn sich Kiran erneut einmischen würde. Kiran war zu schwach und er wusste auch gar nicht wo sie waren. Das würde sie ihnen aber nicht auf die Nase binden. Der Magier der Gruppe war so freundlich für sie eine Art Geisterpferd her zu zaubern.
"Danke ... tausend Dank. und auch euch danke, das ihr an meinen Gesundheitszustand denkt."
Lilly streichelte das geisterhafte Pferd sanft, ehe sie sich auf dessen Rücken helfen ließ. Dann sah sie zu ihrem geliebten dunklen Engel. Er wollte nicht, das sie das sah, das sie mit kam, aber sie ... sie wollte bei ihm sein. Sie wollte ihn nicht allein gehen lassen. Wenn sie nicht bei ihm bleiben könnte ... wo sollte sie dann hin? Was sollte ohne ihn aus ihr werden? Ihre Brust tat noch weh, wenn sie atmete, aber wenigstens musste sie nicht mehr so husten. Überhaupt war sie sich nicht sicher, wie viel sie wirklich verpasst hatte. Das die Anderen nicht da waren, bedeutete wohl, das sie selbst dem Tode wirklich sehr nahe gewesen war.

Das Geisterross war nicht nur zutraulich, sondern auch sehr bequem. Eher wie ein Kissen als ein Pferderücken. Kazel hingegen würde vor dem Paladin laufen müssen. Er sah die ganze Zeit auf den Boden. Er bereute es nicht, hierhergekommen zu sein, aber er war wirklich traurig, dass Lilly nun so leiden musste. Er wusste genau, wie gern sie ihn hatte und das Einzige, was ihn davon abhielt nun vor Verzweiflung zu vergehen, war seine dämonisch Gestalt.
Sie liefen bis zum Abend und Kazel wurde magisch an einen Stein gekettet. Ohne Zweifel könnte er die Kette einfach herausziehen, wenn er im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen wäre. Davon abgesehen sagte ihm Adrian: „Wenn du die Kette irgendwie entfernst, löst sich ein Siegel mit einer starken Bannfalle. Es wird dir sehr schlecht ergehen, wenn du zu fliehen versuchst. Kazel schien ihn erst zu ignorieren, dann aber sagte er: „Ich werde nicht fliehen. Ich gab euch mein Wort.“
„Das Wort eines Dämons ist im Regelfall nichts wert.“ Kazel schnaubte leie. Er füjlte sich an die Zeit erinnert, wo er Kiras Gefangener gewesen war. Er hätte sie hundertfach verraten, wenn er gekonnt hätte… „Ja…“, sagte er nur leise.
Adrian hatte jedenfalls auch nicht die Absicht, Lilly irgendwie von ihm fernzuhalten, aber er beobachtete sie immer sehr genau. Es mochte stimmen, dass der Mann nichts für seine Abstammung konnte, aber das änderte rein gar nichts an dem dunklen Erbe, dass durch seine Adern pulsierte und es änderte auch nichts an der Gefährlichkeit dieser Kreatur.
Kazel jedenfalls versuchte Lilly nicht anzusehen. Erst, als sie sich zu ihm begab, reagierte er auf sie: „Lilly…“, sagte er leise. „Ich hatte keine Wahl.“ Wohl eine Entschuldigung dafür, nun in dieser Lage zu sein.

Lilly mochte das Pferd. Es war wirklich ein wundervolles Tier, wenn gleich es nicht mehr als eine magisch erschaffene Kreatur war, aber so war sie eben. Sie sah in allem etwas Gutes und Schönes. Leider konnte sie Kazel nicht zu sich holen. Sie hatte schmerzen und das nicht nur, weil sie krank war. Es tat ihr weh zu sehen, wie Kazel in Ketten vor den Paladinen her laufen musste, während sie, schwach und kränklich wie sie war, auf dem Pferd reiten durfte. Auch sie ließ den Kopf hängen. Als sie am Abend rasteten, war sie noch etwas wackelig auf den Beinen, aber sie wollte unbedingt bei Kazel sein. Sie setzte sich zu ihm, um direkt seinen Worten zu lauschen. Er wollte sie nicht an sehen, also ließ sie ihn gewähren. Noch.
"Doch ... die hattest du."
Wieder war es einer der Momente, da sie so erwachsen wirkte.
"Und hast die Falsche getroffen."
Ihr Blick ruhte nun auf ihm. Schmerzerfüllt und voller Verzweiflung.
"Dir muss doch klar sein, das ich niemanden auf dieser Welt mehr habe, wenn du nicht mehr bist,"
begann sie zu reden.
"Du hast dein Leben aufgegeben, nur um meines um die Tage zu verlängern, die du noch lebst."
Sie hatte nicht vor sich um zu bringen, aber sie würde allein an dem Schmerz zugrunde gehen, den sie fühlen würde, wenn Kazel nicht mehr wäre. Warum sie ihn so sehr in Herz geschlossen hatte konnte sie ja nicht mal sagen. Es war einfach so. Lilly schmiegte sich an ihn. Er war so schön warm.
"Keine Angst ... ich tue mir nichts an ... es wird einfach von selbst passieren. Wenn du mich hättest sterben lassen, hätte ich als Engel über dich gewacht. Warum ... hast du das getan?"
Sie erhob sich wieder, legte ihre Hände an seine Wangen und zwang ihn nun sie an zu sehen.
"Warum hast du das getan Kazel?"