„Verzeih…“
Er spannte die Flügel und hob ab. Er konnte einfach nicht länger warten und kaum dass er in der Luft war schoss er wie ein Pfeil davon. Nun war Kyla jedoch eine sehr begabte Magierin. Sicherlich konnte sie einen Weg finden, ihm schnell zu folgen und seinen eignen Ruin zu vermeiden.
Tales flog wie ein Schatten übers Land und gab wirklich wahr alles. Er flog so schnell, dass er sogar Schwierigkeiten hatte zu manövrieren. Schließlich jedoch erreichte er die Höhle im Berg und landete davor. Er war außer Atem, denn der Flug war sehr anstrengend gewesen. Er lief dennoch geradewegs in die Höhle. „AZERAL!“ Sicher wusste er längst, dass er hier war und so brauchte er sich nicht zu verstecken. Sein Herz hämmerte in seiner Brust und er hoffte wirklich, dass er nicht zu spät war.
Er hatte sein Schwert gezogen und schließlich kam er in eine große natürlich entstandene Halle, von deren Decke Wasser tropfte. Ein Spiegelglatter See war in der Mitte und links und rechts, waren Höhleneingänge. Tales schloss die Augen. „Zeig dich du Feigling…“ Tales spürte es eher, als dass er es sah und wich aus. Irgendwas wollte ihn rammen oder war es ein Pfeil gewesen? Schwer zu sagen.
„Zu schade aber auch. Und ich dachte, du machst es mir in deinem Zorn leichter.“ Azeral tauchte auf der anderen Seite des Sees auf.
„Ich werde dich töten. Ich hätte dich töten sollen, bevor deine Lungen auch nur einen Hauch Luft gezogen haben, du verderbte Kreatur!“
„Dabei wolltest du doch nicht mehr töten.“
„Für dich mache ich eine Ausnahme. Ist es immer noch wegen des Schwertes? Du gibst wohl nie auf, was?“
„So viel Hass, für deinen Sohn, Vater?“
„Du bist nicht mein Sohn, du bist eine Missgeburt… Gezeugt in Hass und ohne Liebe und heute werde ich dir das geben, was du verdient hast, denn du hast nichts mehr als den Tod verdient!“
„Ohhhh, solch harte Worte, du verletzt mich. Dabei ist es DEIN Schwert, was mich verführt hat und dein Zorn, der aus mir gemacht hat was ich bin…“ Nun das hatte Tales sicher nicht hören wollen und er war sich auch nicht sicher, ob es nicht sogar stimmte, was Azeral da von sich gab. Azazel tauchte plötzlich vor Tales auf und der wich erschrocken zurück, ehe er ausholte und zuschlagen wollte, als er jedoch merkte, das noch jemand da war. Hinter ihm. Sein Handgelenk wurde gepackt und er wurde am Schlag gehindert. Er spürte, wie ihm selbiges Handgelenk verdreht wurde und der Arm hinter dem Rücken landete, während das Schwert klirrend zu Boden viel. Er selbst wurde bei der Gelegenheit gekonnt auf den Bauch auf den Boden Gedrückt. Als er nun aufsah, sah er in Kylars Gesicht. Azeral sah überheblich aus, aber nicht wirklich schadenfroh.
„Was…?“, begann er und dann sah er, wie Azeral sein Schwert aufhob und es gegen ihn richtete. Tales schien nun wieder ganz ruhig, während Kylar ihn los ließ und sich neben seinen Bruder stellte. Tales kam auf die Knie. Sein Handgelenk war im Eimer, aber das störte ihn überhaupt nicht, wie er nun so auf sah und scheinbar nicht begriff, dass Kylar mit Azeral gemeinsame Sache machte… Kylar sah nichtssagend auf ihn herab. Er sah anders aus. Und schließlich… sagte er: „Ich will Antworten.“ Kälter als Eis.
„Kylar, wir müssen hier weg! Du stehst unter seinem Bann! Komm mit mir, ich…“
„NEIN!“ Tales zuckte regelrecht zusammen, bei dem Klang der Stimme.
Azeral grinste und sagte dann: „Ich werde mal dein Freundin abfangen, Kylar, du kannst dir genug Zeit lassen.“
Selbiger Nickte und Eben als Tales aufspringen wollte, ihn umzubringen, prallte er gegen einen magischen Bann und wurde erneut von irgendwas zu Boden gedrückt. Kylar hielt die Hand nach vorne, ließ nun aber wieder von ihm ab.
„Missgeburt, hm? Der Bastard eines Dämons und eines Massenmörders…. Ich habe dich vergöttert. Ich glaubte, du seist stark und könntest die Welt verändern. Ich will dass du mir ein paar Fragen beantwortest.“
„Kylar… ich…“
„Wer war meine Mutter?“ Tales schwieg. Er sah auf den Boden. „Deine Mutter sitzt zuhause und wartet sehnlichst auf deine Rückkehr.“
„BLÖDSINN!“ Kylar packte ihn an den Klamotten. „Glaubst du ich sehe nicht, wie sehr es dich anwidert? Wie du dich zwingen musst, deine heißgeliebte Dana im Zusammenhang mit mir MUTTER zu nennen?“ „Kylar…“ „Beantworte mir meine Frage!“ Tales sah auf den Boden. „Fein! Dann beantworte mir dies: Hast du versucht mich vor meiner Geburt zu töten?“ Tales stiegen die Tränen in die Augen und schließlich sagte er: „Ja.“
„Bei diesem Versuch hast du mir auch gleich all meine Kräfte geraubt.“
„So ist es.“
„Und meine Mutter… hast du sie umgebracht?“
„Sie war ein Dämon.“
„Hast du?!“
„Ja, verdammt noch mal!!!“
Kylar ließ ihn los. Und sah nun auf den Boden. „Wer war sie?“
„Pharasma.“ Kylar widerholte den Namen bedächtig. „Kylar ich wollte…“ Mit einer Handbewegung schnitt er ihm das Wort ab, indem er Stille erzeugte und Tales schwieg. Azeral hatte sein Schwert mitgenommen, Kylar war am Leben, aber schien auf die andere Seite gewechselt zu sein und Tales? Er war verstört. Azazel lebte und er war noch immer besessen von dem Schwert. Tales liefen nun doch die Tränen und Kylar hatte ihm den Rücken zugewandt. Er schien nachzudenken.
„Azeral hat mir alles erzählt. Er hat mir gesagt, wie grausam du warst. Hat mir gesagt, dass du mich hattest töten wollen und dass ich nie das Tageslicht erblicken sollte. Er hat mir erzählt, dass du paktiert hast, ich will wissen, was der Inhalt des Vertrages war.“ Tales konnte nicht ändern, dass seine Sicht nur noch mehr verschwamm. Die Stille um ihn her verschwand. „Wenn du auch nur einen Funken Anstand besitzt, Vater, solltest du mir lieber antworten!“
„Die Macht, das Tor der Hölle aufzustoßen.“
„Und warum hast du vorher schon einmal paktiert? Warum Azeral?“ Tales schwieg.
„Was war der Inhalt?!“
„Kylar… komm nach Hause…“ Jetzt tat Kylar etwas, was er niemals gewagt hätte zu tun. Er feuerte Tales eine. „NACH HAUSE?! Nicht einer hat versucht mich zurück zu holen! Niemand wollte mich suchen!“
„ICH wollte dich suchen. Du wurdest betrogen Kylar, sie alle haben dich… vergessen! Durch Magie!“
„Blödsinn!“
„Kylar, ich war nicht da um dich zu schützen, aber ich kann es nicht rückgängig machen, komm zurück zu mir, ich ertrage es nicht… noch ein Kind…“
Kylar wurde Zornig und er blaffte ihn an: „DU hast doch nur Augen und Ohren für dein in Liebe erzeugtes Kind! Azeral, ist mein Bruder! Du hast keine Vorstellung davon, was du UNS angetan hast!“
„Ich schenkte euch euer Leben!“
„Nur um es danach wieder zu beenden! Das ist nichts, worauf man Stolz sein kann! Ich kann einfach nicht glauben, dass du zweimal den selben dummen Fehler begehst! Und das nur, um eine Frau zu retten, die…“
„DIE AN MEINER STATT DURCH DIE HÖLLE GEGANGEN IST! JA!!! Genau deshalb, habe ich es getan! Weil ich sie liebe! Und ich würde für dich das Gleiche tun! Ich würde es vor Lia tun und selbst für diesen Idioten Zel! Ich verrate dir was: Ich bin nicht unfehlbar! Und ich empfinde! Ich habe Gefühle und ich habe ein Herz. Auch wenn du es dir noch so sehr wünscht, ich kann nicht anders als zu lieben! Und weißt du auch wieso? Weil ICH ganz genau weiß, wie es sich anfühlt, es nicht zu tun! Ich habe Jahrhunderte, Jahrtausende gelebt! Immer wieder habe ich die Welt vernichtet und wieder neu errichtet! Diese Welt ist MEINE Schöpfung! Und ich will es EIN MAL richtig machen!“
Jetzt war es raus… Kylar glotzte ihn vollkommen verdattert an. Tales war nicht wirklich wütend, aber verzweifelt. „Ich habe alles versucht richtig zu machen. Ich habe paktiert, ich habe Azeral gezeugt, weil ich einen Weg wissen wollte, Dana zu befreien, die Dämonin hat mich betrogen und als die Verzweiflung groß genug war, habe ich es erneut getan. Ja ich habe den gleichen Fehler gleich zwei Mal begangen, aber ich habe euch beide geliebt.“
„Eben wolltest du Azeral noch töten.“
„Weil ich glaubte er tötete dich… Kylar, er hat dir falsche Tatsachen verkauft. Warum hätte ich herkommen sollen, wenn ich dich nicht unbedingt zurück haben wollte?“
Kylar sah auf den Boden.
Azazel hatte um die Ecke gestanden. Offenbar glaubte Kylar Tales nicht, was gut war… oder irrte er sich. Die Magierin jedenfalls hatte er noch nicht entdeckt, was ja aber nicht hieß, dass sie nicht schon da sein konnte.