Ailish Di Mai 13, 2014 10:35 am
An der Stelle, wo der Blitz herabgefahren war, klaffte ein großes Loch und das Mondlicht aus dem sagenhaft großen Vollmond schien durch die geöffnete Wolkendecke. Der Lichtstrahl traf direkt auf den sich windenden geflügelten Halbdämon, der vor lauter Schmerz nur unterdrückte Laute von sich gab, die Zähne fletschte und versuchte nicht zu schreien. Doch erneut drang dieser furchtbare Schrei aus seiner Kehle. Eilidh kam auf ihn zu und seine weiß-blau leuchtenden Augen sahen zu ihr herüber. Nun ja, sie konnte nicht wirklich sehen, wo er hinschaute, da Weder Iris noch Pupillen zu sehen waren. Blitze zuckten um seinen Körper und seine Schwingen versuchten irgendwie ihn aufzurichten, Zu fliegen, doch es war unmöglich.
Eilidh legte ihm die Ketten an, die hell aufleuchteten. Er verwandelte sich zurück und die letzten Blitze verschwanden. Der Blick war nun deutlich auf Eilidh gerichtet. Er wirkte… nicht wütend. Er wirkte fast verzweifelt, schmerzerfüllt und da war noch etwas anderes: Es war wie eine unausgesprochene Frage. Seine Seelenspiegel schienen zu fragen: Warum? Kiran ließ den Stab sinken und Kazel hörte auf sich zu bewegen. Schlapp lag er da und betrachtete sie unentwegt. Tränen rannen seine Augen herab. Nicht weil er weinte, sondern wegen des Schmerzes, der nun aufgehört hatte.
Kiransal ließ den Kopf auf den Boden sinken und Ailish schrie vor Verzweiflung auf. Sie wimmerte irgendwas und rief: „ATME!“ Sie schlug halbherzig, auf Tryndameres Brust und weinte so herzzerreißend, dass sie einem wirklich leidtun konnte. Sie weinte so heftig, dass sie davon geschüttelt wurde und hielt Tryndameres Hand, dessen Brust sich nicht hob. Kein einziger Atemzug. Kazel richtete sich langsam auf und er betrachtete die Ketten. Dann torkelte er in Richtung Höhle, wo er sich einfach an der Wand nieder ließ, als ginge ihn das alles gar nichts an. Die Tränen wischte er sich mit dem Ärmel ab und dann blieb er still sitzen.
Kylar öffnete die Augen. Er sah Liv an und erschrak. Benommen blickte er sich um. Richtete sich auf und erschrak über den aufwallenden Schmerz. Er stöhnte und spuckte Blut. Er versuchte dennoch aufzustehen. Beide Flügel schienen gebrochen, durch die Wucht, mit der er auf den Boden geschmettert worden war. Er mochte Liv und stellte fest, dass sie unverletzt war. Deshalb schleppte er sich zu Kiran und ging vor ihm auf die Knie, wo er ihn auf den Rücken drehte. Kiran öffnete die Augen und sah seinen wilden Seelenteil an. Er lächelte grimmig. Kylar fasste Kirans Hand und griff nach dem Stab. Beinahe protestierend leuchtete der wunderschöne Stein auf und Kylars Flügel spannten sich, spreizten sich, als ob sich die Knochen darin wieder biegen würde, wie sie gehörten. Kylar schrie leise auf, eher vor Überraschung und Ein violetter Blitz schlug in Kirans Brust ein. Dieser keuchte auf und sowohl Kylar, als auch der Stab kippten zur Seite um. Kiran richtete sich schnell auf und fing Kylar noch im Fall. Der Stab verschwand. Kiran hielt seine Schöpfung und sah ihn nur an. Er schüttelte leicht den Kopf, dann umspielten hell leuchtende Lichter Kylars Körper. Er betrachtete seinen Eigentümer und lächelte, wobei sich makellose Reißzähne entpuppten. Dann löste sich sein Körper in diesem wundervollen Licht auf und Kiran lief eine echte Träne herab. „Du Dummkopf…“, stellte er fest und seine Arme umklammerten die Luft. Dann fasste er sich an den Kopf und blieb auf den Knien sitzend an Ort und Stelle zurück. Bevor jemand etwas tun konnte, ging er auf Ailish und Tryndamere zu. Auf seiner Stirn befand sich nun der Stein, der eigentlich auf Kylars Stirn immer gewesen war. Er stieß Ailish unsanft zur Seite. Eine schwarze Klinge formte sich in seiner Hand und er stieß sie Tryn in die Brust. Ailish schrie auf und als sie ihn davon abhalten wollte, wurde sie einfach von einer Art Schild abgewehrt. Kiran sackte neben Tryndamere zusammen und dann geschah eine ganze Zeit gar nichts. Erst einige Atemzüge später schlug er die Augen auf. Und riss den Dolch aus Tryndameres Brust. Dieser holte tief Luft und schaute voller Furcht und voller Grauen in den Himmel und hielt den Atem an. Dann verschwand der Dolch und beide Männer lagen nebeneinander. Atmend… Unverletzt…
Dann drehte sich Tryndamere plötzlich zu Kiran, hob ihn an den Klamotten hoch und drückte ihn gegen die Höhlenwand, wobei er einen Schrei von sich gab, der irgendwie wütend, und doch schmerzlich war. So hatte er noch nie geschrien.
„Teufel!!“, schrie er Kiran an. Kiran wehrte sich nicht, aber sein Blick war schneidend. Nichts sagte er zu Tryn und der ging auf die Knie, ließ Kiran los und schien irgendwie vollkommen verstört. Die vier Damen wussten gar nicht mehr, was hier eigentlich los war und Kiran blieb an der Wand abgestützt stehen. Was war geschehen? Kiran blickte zu den Frostriesen und dann wieder zu Tryn. Dann zu Kazel, der irgendwie nur vor sich hin starrte und dann endlich zu Liv. Sein Blick war bedauernd. Auch Ailish näherte sich nun mit tränenüberströmtem Gesicht und legte ihm vorsichtig die Hand auf die Schulter. „Tryn…damere?“ Dieser zuckte unter der Berührung zurück und sah sie fast panisch an. Dann schien er sie zu erkennen und nahm sie so stürmisch in seine Arme, dass Ailish gar nicht wusste, wie ihr geschah. „Es tut mir leid…“, sagte er so zerbrechlich und verletzt. „Es tut mir so leid…“ Sie versuchte ihn zu beruhigen und sah dann zu Liv nur kurz, ehe sich die beiden weiter in den Armen lagen.
Kiran betrachtete nun Liv und auch sein Blick war bedauernd. Er lief zu ihr herüber und sagte: „Ich…“ Nun er wusste so gar nicht, was er sagen sollte. Er wusste, wie viel Kylar ihr bedeutet hatte, aber… Er hatte sich und den verfluchten Stab geopfert.
„Er… ich…“ Er holte Luft, als müsse er jeden Moment weinen. Dann drehte er sich einfach nur weg und ging in die Höhle, wo er sich ans Feuer setzte und eine Truhe voll mit Büchern, Schriftrollen und irgendwelchen Ingredienzien erschien, die er nun öffnete und geschäftig darin herum wühlte.
Was für eine Nacht. Kazel beobachtete ihn nun irgendwie feindselig, er suchte nach Worten und fand keine. Noch nie… Noch NIE hatte er in seinem Leben solch eine Erfahrung gemacht. Der Schmerz, den ihm dieser Stab zugefügt hatte, war überwältigend gewesen… Wie sollte es denn jetzt weitergehen?