„He, Kazama!“, rief ein Kerl, weiter Vorne. Mit ihm war er schon öfter aneinander geraten, der Kerl wurde aber auch wirklich nicht schlau. Jedes Mal, wenn er ihn so rief, wusste Jin, dass er scheinbar schon wieder eine Tracht Prügel haben wollte.
„Heute wirst du dein Blaues Wunder erleben!“
„Ja, sag mal spinn' ich? Wie oft willst du noch verprügelt werden? Was soll das überhaupt? Ich habe kein Interesse daran, dir schon wieder eine mitzugeben.“ Jin ließ den Arm, mit der Schultasche, den er sich auf die Schulter gelegt hatte sinken und blieb stehen. „Aber wenn du mir im Weg stehst...“
„Ich sag's dir, heute ist es anders.“
Jin sah den Kerl ungläubig an. Er hatte ihm nicht auf die Frage geantwortet, aber irgendwie fand Jin das schon sehr suspekt. Was zum Teufel sollte das. Er seufzte genervt auf und meinte: „Ich komme zu spät, wenn du mir nicht gleich aus dem Weg gehst.“
„Heul' doch!“
Jin wehrte gerade rechtzeitig noch ein Stahlrohr ab, was neben ihm hinter einer Ecke hervor kam und riss es dem Angreifer aus der Hand. Seine Schultasche flog dabei in den Dreck und Jin sah zu selbiger hinab. Er legte den Kopf schräg und hob eine Braue, als er seinen frontalen Angreifer an sah, der ihn irgendwie verdutzt musterte.
„Wenn ihr schon einen Hinterhalt plant, achtet das nächste Mal auf den Stand der Sonne. Der Schatten war schön zu sehen.“ Er sprang um die Ecke und packte sich Mr. Stahlrohr, worauf er ihn mit so einer Wucht gegen die Wand schlug, das der Kerl umfiel, wie ein Brett. Dann widmete er sich dem anderen, der schon einen Schritt zurück machte.
„Ist ja schon gut, schon gut!“ Jin blieb stehen, als der Junge abwehrend die Hände hob und drehte sich zurück zu seiner Schultasche. Er hob sie auf und just in dem Moment, da er sich bückte, und umdrehte, schlug ihm jemand die Faust ins Gesicht. Jins Kopf ging ein wenig zur Seite und er biss die Zähne aufeinander. Er gab nicht mal ein Geräusch von sich, aber fletschte die Zähne regelrecht.
…
Jin kam eine viertel Stunde zu spät zur Schule. Er setzte sich ohne etwas zu sagen auf seinen Platz. Die Lehrerin die die erste Stunde gab, sah ihn skeptisch an und legte ihm einen Zettel auf den Platz, wo eine „Strafarbeit“ drauf zu finden war. Jin seufzte genervt und steckte den Zettel ein. Er saß ordentlich an seinem Platz und seine linke Wange hatte eine Schramme und dunkle Färbung. Außerdem war der Hemdärmel seiner Uniform ein bisschen eingerissen. Ärgerlich, aber nicht zu ändern. Zwei, drei Blutstropfen zierten außerdem den Ärmel, des rechten Arms. Jin sah sich kurz um und erkannte, dass neben ihm eine neue Schülerin saß. Sie sah ihn an und musterte den Zustand seiner Kleidung und seines Gesichts. Genervt sah er zur Seite, aus dem Fenster. Irgendwann, als die Lehrerin – Hinamori – langsam keine Lust mehr hatte ihren gelangweilten Schüler anzusehen, holte sie ihn an die Tafel und ließ ihn vorrechnen. Jin stand da und verschränkte die Arme vor der Brust. Er ließ sich ewig Zeqit sich die Aufgabe anzuschauen und schließlich sagte Hinamori: „Hast du die Hausaufgaben überhaupt gemacht?“ Jin sah sie an und sagte dann: „Hab's wohl vergessen.“
Die Lehrerin riss ihm die Kreide aus der Hand, machte sich eine Notiz und gab Jin einen Weiteren Zettel. Dieses Mal mit Matheaufgaben. Einige aus der Klasse lachten andere machten gar nichts. Wieder andere, sahen ihn mitleidig an. Er ging zurück zu seinem Platz und setzte sich.
„Vielleicht passt du mal auf, anstatt den ganzen Tag zu träumen.“, sagte Hinamori nun ein wenig sanfter, als eben. „Vielleicht...“, sagte Jin und stützte sein Kinn auf der Hand auf. Er sah gelangweilt an die Tafel und ließ die Stunde verstreichen.