Thaluins Legenden

Tal wollte den Eledim die Möglichkeit geben, zu antworten, aber die schienen beide nicht zu wollen. Tal fragte sich wirklich, ob der Kerl noch alle Nadeln an der Tanne hatte. „Also hör mal. Wenn du ein Barde bist, müsste dir doch bekannt sein, dass die Menschen und die Eledim sich nicht unbedingt … gut verstehen.“ Klar. Hier in dieser Konstellation schien das anders, aber der herablassende Blick von Tavaril – den er jedem erst einmal zuzuwerfen schien – sagte doch wohl alles… „Ich empfehle dir jedenfalls, nicht weiter in diese Richtung zu ziehen.“ Er deutete in die, in die sie fuhren. Tal ging auch nicht auf den Wunsch nach Geschichten ein.
Trotzdem mussten sie auch eigentlich rasten. Es sprach nichts dagegen, dass sie es nun einfach hier taten, aber Tal wollte auch nicht entscheiden, ob dieser Kerl bei ihnen blieb oder nicht. Er fürchtete nur, dass sie ihn vermutlich eh nur mit Gewalt wegbekamen, was Tal keines Falls wollte.
Tavaril tat gar nicht so, als ginge ihn irgendwas hiervon etwas an. Fremde schienen bei ihm irgendwie immer einen schweren stand zu haben.
Er sagte nun aber  - provokant wie er war - auf Elfisch: "Selbst wenn ich Geschichten für ihn hätte, würde er sie nur mit seiner geschmacklosen Musik verunstalten."

Arien wusste nicht, was sie von der ganzen Sache halten sollte. Es interessierte sie aber schon, wie gut der Barde dort wirklich war. Sie war eben neugierig.
Tal versuchte den Barden irgendwie ab zu lenken, wie es schien und riet ihm, in eine andere Richtung zu gehen. Tavaril war natürlich sehr ... nun nett wäre tatsächlich mehr als nur übertrieben. Fremde hatten es nicht leicht. Auch Arien fand, das sie endlich mal rasten sollten.
"Wir sollten eine Rast einlegen. Wir haben vielleicht keine Geschichten für ihn, aber er könnte uns doch für heute Abend unterhalten?"
Arien liebte es Musik zu lauschen und selbst zu singen, jedoch nicht unbedingt vor Fremden.
"Es wäre doch mal eine nette Abwechslung, findet ihr nicht auch?"
Der Barde war natürlich sehr angetan von dem Vorschlag. Sofort legte sich ein breites Grinsen auf seine Lippen.
"Aber gern Gnädigste. Es wäre mir eine Freude und eine wahre Ehre, für euch spielen z dürfen. Eine so bezaubernde Blume sollte doch auch angemessen unterhalten werden."
Nun mit seinen Schmeicheleien würde er bei Arien nichts erreichen, doch lächelte sie ihm einfach freundlich zu. Was er da rein interpretierte, war dann mal eine ganz andere Sache.

Urgh. Da kam es einem ja hoch. Tavaril musterte Arien. Sie hatte ihm schon mehrfach gesagt, dass sie regelmäßig rasten müssten und Tavaril sagte einfach gar nichts dazu. Marco schien verwirrt. „Seid ihr denn durch das Dorf gekommen? Es ist äußerst unklug jetzt hier herumzuträllern! Wir sind nur noch einen Tagesmarsch von dort entfernt. Wenn diese Leute auf uns aufmerksam werden-“ Tavaril unterbrach ihn: „Werden wir es merken.“ Er wollte diesen Armleuchter nicht hier haben, aber Arien wollte es gern. Marco musterte den Eleda. Er vertraute ihm ja schon irgendwie, aber war er sich da wirklich sicher? Tal zuckte die Schuultern und nun kamen die Kinder raus. „Erzähl uns eine Geschichte! Jaaa! Ein Lied! Ein Lied!“ Marco musterte seine Kinder und bekam feuchte Augen. Die Alte raunte ihm zu. „Gib ihnen doch diesen einen Abend der Freude und des Vergessens.“ Marco musste sich zusammennehmen, nicht loszuheulen und Tavaril begab sich ein wenig abseits.
Tal behielt den Kerl im Auge, ließ sich jedoch von der guten Laune anstecken. Er lächelte fröhlich und half beim Lageraufbau. Tavaril würde wachen, so viel war sicher. Und seinem Gespür entging nichts. Auch dieser Barde nicht.
„Eine nette Abwechslung…“, murmelte er nun. Er sah ein wenig missgestimmt zurück zum Lager, was man aber von dort nicht gut erkennen konnte. „Sie ziehen in die Schlacht. Jede Abwechslung und Ablenkung ist eine enorme Gefahr.“ Er schüttelte den Kopf.

Die Menschen, die sie bei sich hatten, brauchten mal eine Abwechslung und den Kindern mal einen schönen Abend zu gönnen, wäre doch sicher nicht zu viel verlangt. Was am nächsten Tag auf sie zu käme, wusste noch niemand. So war es also beschlossen. Arien betrachtete die glücklichen Gesichter der Kinder. Sie lauschten den Geschichten und Liedern des Barden, der nicht durch ihr Dorf gekommen war, wie er sagte. Nun er gab sich auch Mühe, nicht so laut zu singen, da man ihn gewarnt hatte, hier sei es zu gefährlich. Tal war so gar nicht angetan von Cedric. Wer konnte es ihm verübeln. Der blonde Barde mit den blauen Augen und der schönen Stimme, konnte durchaus spielen und sicher lagen ihm die einen oder anderen Damen auch zu Füßen, doch Arien beeindruckte er nicht. Sie wollte den Kindern einen Gefallen tun, nicht sich selbst. Es wurde sichtlich spät und sie alle mussten nun auch endlich mal schlafen, während Tavaril nun wachte. Der Barde machte es sich am Feuer gemütlich, schlief jedoch nicht wirklich. Er beobachtete die Anwesenden, ohne zu merken, das Tavaril ihn ebenfalls im Auge hielt. Er betrachtete Arien, die so ruhig schlief, deutlich länger, als die Kinder oder sonst wen. Sie schien es ihm wirklich angetan zu haben. Nun Arien war wirklich hübsch und für den Barden gewiss auch exotisch. Ab und an sah er zu den Anderen, schien etwas zu überlegen, beließ es aber schließlich. Irgendwann schien auch er nun endlich eingeschlafen zu sein. Was immer ihm durch den Kopf gegangen war, blieb wohl sein kleines Geheimnis. In der Nacht, als er alle Schlafend wähnte, stand er schließlich leise auf, deckte die Kinder zu, die sich an ihren Vater gekuschelt hatten, und legte sich wieder hin. Am Morgen, noch ehe sie alle aufwachten, machte er sich auf den Weg, um den Abschied für die Kinder nicht zu schwer zu machen. Es war nicht das, was er sich als Geschichte erhofft hatte, doch würde es durchaus eine schöne Mär werden. Als Arien erwachte, war Cedric längst weg. Sie sah sich um, zuckte mit den Schultern und machte sich daran, das Frühstück vor zu bereiten, ehe die Anderen aufwachten.