Velkyn Do Dez 14, 2017 1:21 am
Die Kinder saßen bis tief in die Nacht an Velkyns Bett. Immer wieder sahen sie nach, ob es schlimmer geworden war. Victoria kühlte Velkyn und Shannon betete viel. Er war ziemlich gläubig und die Götter waren bewiesener Maßen ja auch real in ihrer Welt. Er wollte auf keinen Fall, dass Velkyn starb oder ihm ein schlimmeres Schicksal zuteil wurde.
Kalista kehrte irgendwann zurück. Sie sah ernst aus, aber nicht mehr so schrecklich bösartig. Sie schwebte förmlich zu ihrem Sohn und die Kinder machten Platz. „Wayangen-Gift.“, gab sie zu verstehen. Streea wusste, dass dieses Gift aus ihrer Ebene kam, nicht aus dieser hier. Wer konnte so viel über die Kayal wissen? Doch Streea wusste nur, dass das Gift für sie gefährlich war, sonst nichts. Kalista fühlte Velkyns Temperatur und sah besorgt aus. Sie betrachtete die Wunde und drehte ihn leicht auf die Seite. Die hintere Verletzung sah noch schlimmer aus und sie hielt den Atem an.
Was jedoch im gleichen Moment geschah: Velkyn erwachte. Er Machte die Augen auf und sah benommen aus. Er regte sich und gab ein leises ächzen von sich. Kalista erschrak und trat einen Schritt zurück. „Mutter?“, fragte er zäh. Dann sah er auch Shannon und Victoria. „Was…?“ Seine Augen weiteten sich und er schien die Wunde wieder zu spüren. Er legte die Hand darauf und stöhnte. Dann blickte er hinab, doch Kalista verwehrte ihm die Sicht darauf, indem sie ihre Hand auf die Seine legte.
Velkyn war keines Falls dumm. Er wusste genau, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Shannon fragte: „Wie geht es dir?“ Er wollte wenigstens ein bisschen Auskunft darüber.
„Es schmerzt.“, presste Velkyn nun hervor und wenn er das schon zugab, musste es wahrlich schmerzhaft sein, sodass es Shannon nun die Tränen in die Augen trieb.
Kalista strich ihm mit der freien Hand über die Wange und sah ihn bedauernd an. „Es wird noch schlimmer.“ Entsetzt sah Shannon sie an. Wie konnte sie das sagen?! Hatte sie gar kein Mitgefühl? Doch er sah, wie sehr es sie innerlich zerriss. „Aber wir bekommen es wieder hin.“
Velkyn sah ernst aus, senkte den Blick dann und nickte nur. Kalista deckte die Wunde nun wieder ab und sagte: „Wir schaffen dich in meine Räume. Kannst du gehen?“
„Ich trage ihn!“, räumte Shannon gleich ein und Kalista sah ihn bedauernd an. „Das geht nicht, Mylord.“ Dann fügte sie nur für Streea bestimmt an: “Streea blieb bitte bei ihnen. Besonders Victoria wird dich jetzt brauchen.“ Das bedeutete wohl auch, dass sie nicht in die Schattenebene wechseln sollte. Sie berührte ihren Sohn und schwupp waren sie verschwunden.
In der Schattenebene stützte sie Velkyn und brachte ihn in ihren Raum. In dieser Dimension hatte sie eine Art Laboratorium. Es war geziert von frischem Blut und Velkyn ahnte, dass sie jemanden verhört hatte, um herauszubekommen, was ihm fehlte. Sie half ihm sich hinzulegen und sagte leise: „Du musst mir nichts beweisen, mein Schatz.“ Velkyn verstand was sie sagen wollte und links und rechts liefen Tränen seine Augen herab, weil es scheinbar so wehtat. Er zitterte am ganzen Leib und Kalista sagte: „Du wirst schreien, mein Sohn. Unterdrücke es nicht.“ Er legte sich den Unterarm auf die Augen und nickte.
…
Mitten in der Nacht, tauchte Shion irgendwann auf. Die Kinder wurden zusammen in Shions Zimmer gebracht, damit sie zusammen blieben konnten und Shion nahm Streea beiseite. Es war ihr erster Geburtstag, nach ihrem schrecklichen Vergehen Aphion gegenüber. Er nickte ihr nur kurz zu, dass sie folgen mochte. Er ging mit ihr in Kalistas und sein Gemach und setzte sich auf das Ehebett. Was das werden sollte, würde Streea wohl erst begreifen, wenn er es erklärte. Er deutete neben sich auf das Bett, dass sie sich neben ihn setzen sollte. Und wo ihr Vater sonst immer so aussah, als würde die Welt nach seiner Pfeife tanzen, als würde er über allem stehen und als könnte ihm NICHT anhaben sah er auf einmal viel älter und verbrauchter aus. Sein Schlohweißes Haar wirkte noch farbloser, seine Pergamentartige Haut, war nun zu sehen, weil er sich abgeschminkt hatte und seine goldgelben Augen sahen irgendwie aus, als würden sie weniger glühen. Im Großen und Ganzen sah er mitgenommen und unglücklich aus.
Schließlich, als sie sich endlich gesetzt hatte, sah er zu ihr herüber und sprach: „Ich will dir etwas zeigen.“ Er fasste ihre Schulter und schloss die Augen. Dann dauerte es einen kurzen Augenblick, ehe sie – wie aus weiter Ferne – Schreie hörte. Es klang herzzerreißend und so, als würde jemandem Dinge angetan werden, die man sich nicht mal vorstellen konnte. Erst nach kurzer Zeit, realisierte sie, dass es die Schreie ihres Bruders waren. Als Shion das schließlich bemerkte, löste er sich von ihr und die Schreie verstummten.