Devil may cry

Der Tag hing über der Stadt, wie ein böses Omen. Ein Perfekter Tag also, um an vermeintlich heimgesuchten Orten zu recherchieren. Victoria Gardner. Autorin, Überlebenskünstler, Schnüfflerin und Single. Ja. SINGLE.
Craig… Alleine der Gedanke an diesen vermaledeiten Mann konnte einem die Tränen der Wut in die Augen treiben. Lars hatte sich so über diesen Mistsack aufgeregt, dass Victoria ihn kaum wiedererkannt hatte. Ihr bester Freund Lars Andersen war eigentlich ein sehr friedvoller und glücklicher Mensch, aber an jenem Abend hatte er keinen einzigen grünen Zweig an Craig gelassen. Er hatte sie von vorne bis hinten betrogen. Hatte sich ausgemalt mit ihr reich werden zu können! Victorias Bücher waren wirklich wundervoll, aber irgendwie hatte sie kein Glück mit ihren Verlegern. Irgendwie verkauften sich ihre Bücher nur schwer.
Wie auch immer. Jetzt gerade befand sie sich in einem leer stehenden Gebäude, in dem es angeblich spukte. Die Atmosphäre war tadellos. Die Kamera durfte dabei natürlich ganz schön ackern, damit sie später genug Material für ihr Manuskript hatte.
Es war zwar noch Tag, aber dunkle Wolken hingen am Himmel. Wenn es noch regnen sollte, würde sich die Kulisse noch mal wandeln. Vielleicht ließen sich dann noch bessere Gedanken einfangen. Außerdem würde es in drei Stunden dämmern. Zum Glück glaubte Victoria nicht an diesen ganzen Hokuspokus und war somit sicher vor Geistern und dem ganzen Quatsch. Aber vor Obdachlosen und zwielichtigen Typen musste sie sich in Acht nehmen. Pfefferspray, Elektroschocker und eine Reihe gezielter Tritte in einige Körperregionen wappneten sie jedoch vor solchen Individuen.

In der tat gab dieses Haus mit dieser Atmosphäre einen waren Schauplatz für Horrorfilme her. Die Fotos würden ihr jedenfalls gute Denkanstöße geben. Sicher würde Lars auch noch was einfallen. Seine Gedanken halfen ihr auch oft wenn sie was schrieb. Nun sie war wohl nie mit den richtigen Leuten in Kontakt gekommen. Schließlich war es auch nicht leicht als junge Schriftstellerin einen Verleger zu finden, der sich nicht den größten Teil des Geldes in die eigenen Taschen schob. Nun sie wanderte durch das Haus, die Treppe hinauf, immer darauf gefasst auf jemanden zu treffen, den sie nicht treffen wollte. Abgerissene Tapeten hingen noch Stückchenweise an den Wänden. An anderen Wänden waren Farbflecken. Auf dem Boden ein großer Kreis mit mystischen Symbolen und Kerzen. Sonst eigentlich nichts, aber bitte ... wenn die Kids an so einen Quatsch glaubten, sollten sie nur. Ein Windzug bewegte die alten Vorhänge eines offenen Fensters. Zugegeben, es war unheimlich, aber der Wind war nun mal kein Geist. Draußen zogen sich die Wolken zusammen. Hier oben hatte sie alles gesehen, was sie sehen wollte. Die anderen Räume waren einfach leer. Schon ging es wieder die Treppen herunter. Vic hörte draußen den Donner grollen. Es begann tatsächlich zu regnen. Noch bessere Bilder würde sie sicher nicht bekommen.

Und so trieb sich Victoria eine ganze Weile in diesem alten Anwesen herum. Der Zugang war natürlich eigentlich verboten, aber was tat man nicht alles, für seine Leser. Niemand hätte ahnen können, welches Schicksal der armen Vic bevor stünde. Nur, weil sie hier in diesem Haus recherchiert hatte.
Das Gewitter rollte heran und hielt eine ganze Weile an. Selbst als der Regen schon wieder aufgehört hatte und es schon ziemlich dunkel war, donnerte es noch leicht entfernt. Man konnte sich regelrecht vorstellen, wie gemütlich es hier mit dem alten Kamin gewesen sein müsste. Sie fand jedenfalls keine Spukgeschichte, dafür machte sie wirklich schöne Bilder. Sie hatte eins gemacht, wie ein kleines Rinnsal von einem der Vordächer herabgelaufen war und sich so vor dem Licht einer entfernten Laterne schön in Pose gebracht hatte.
Letztlich war es aber doch Zeit zu gehen. Sie durfte ihr Glück nicht herausfordern, als sie plötzlich doch etwas hörte. Nicht ihre eigenen Schritte und eigentlich auch sonst keine Schritte. Es war das Quietschen des Gartentores, aber als sie zum Fenster eilte, war dort niemand zu sehen. Das Tor war jedoch leicht geöffnet. Sie war sicher, dass sie es zugemacht hatte. Dann hörte sie eine weitere Tür quietschen. Dieses Mal im Haus.

Sie hatte das Gartentor auf jeden Fall zu gemacht. Ein geist konnte das da wohl kaum sein. Es gab keine Geister und wenn hier jemande herein gekommen war, ohne das sie es bemerkt hatte, musste es wohl ein sehr stiller Mensch gewesen sein. Vielleicht ein Hausbesetzer? Ein Obdachloser? Nein, die würden nicht so leise vor gehen. Hatte sie hier jemand beobachtet? Vic war sich nicht sicher,w as sie da gerade genau hörte, aber eine Tür, die in diesem haus auf ging, konnte nur Ärger bedeuten. Sie presste sich an die Wand, neben der Tür, um einen eventuellen Angriff vorher ab fangen zu können.
~Ganz ruhig bleiben Vic ... Du schaffst das. Das ist nur irgendwer der sich einen Scherz erlauben will,~
dachte sie und atmete vorsichtig, um sich nicht zu verraten. Zur Not würde sie dem Jemand einfach die Kamera um die Ohren klatschen, was sie sicher sehr bereuen würde, aber wehrlos wäre sie nicht.

Sie hörte nach kurzem Zögern und Lauschen nun sogar Schritte. Die Dielen knarzten. Er oder sie… oder ES? kam auf sie zu. Sie stand neben der Tür und praktischer Weise lag neben ihr auch ein loses Holzbrett. Musste von der Wandtäfelung gefallen sein. Wenn sie die schmale Kante nutzen würde, konnte sie zumindest Zeit gewinnen. Die Schritte hielten an. Eine ganze Weile geschah nichts, dann aber ging die Tür auf. In diesem Moment donnerte und blitzte es noch einmal und in der Tür stand eine große Gestalt. Der lange Mantel selbst wirkte schon merkwürdig, aber das Knurren, was seine Kehle verließ wirkte überaus gruselig.

Vorsichtig griff sie nach dem losen Brett. Sie fasste es mit beiden Händen, abwartend, ob sie es wirklich brauchen würde. Genau in dem Moment, als der Kerl die Tür durchschritt, Donnerte und Blitzte es. Vic wartete nicht lange ab. Sie holte mit dem Brett aus, wie mit einem Baseballschläger und lies es auf wen auch immer zusausen. Dieser Kerl würde sie jedenfalls nicht Kampflos unter kriegen.

Victoria holte aus, ließ das Brett gegen die Gestalt schnellen und traf mitten ins Schwarze. Sie spürte den Widerstand recht stark und direkt darauf, hörte sie, wie jemand einen überraschten oder vielleicht schmerzerfüllten Laut von sich gab. Kein Geist. Genau, wie sie es geahnt hatte. Er war jedoch nicht gefallen. Er stand in der Tür und hob die Hand. Sie hatte noch zwei Waffen! Der Elektroschocker schoss auf den ungebetenen Gast zu und ein Bitzeln war zu hören. Es war wieder finster, weshalb man die Funken auf der Brust der Gestalt deutlich sehen konnte, doch auch das schien ihn nicht außer Gefecht zu setzen. Er zog die Drähte heraus und streckte die Hand nach Victoria aus. Das ging wohl nun zu weit. Sie nahm das Pfefferspray und dieses Mal schien es diesen Irren wirklich auch aufzuhalten. Er hielt sich die Hände vors Gesicht und beugte sich leicht nach vorn. „Ah…“, machte er. Erneut streckte sich ihr eine Hand entgegen und so konnte sie nur noch zutreten, um irgendwie zu entkommen. Er stand in der einzigen Tür! Ihr Fuß fuhr aus und traf genau an die Stelle, die sie anvisiert hatte. Befriedigend, wenn man dort hin traf, um jemanden auszuschalten.
Die Reaktion der Person war ebenso befriedigend. Er sackte tatsächlich zusammen, hielt sich die edelsten Teile und gab ein quietschendes Geräusch von sich. „Scheiße, verfluchte!“, keuchte er.

Aus was bestand der Kerl? War der aus Beton? Man jeder normale Mensch würde doch wohl um kippen, oder wenigstens etwas in die Knie gehen. Der scheiß Taser musste wohl defekt sein. Die Blitzchen schossen zwar da raus, aber sonst geschah nichts. Also Pfefferspray.
"Na warte du ..."
Voll in die Augen. Man das Zeug war aber auch fies. Jetzt stand der auch noch ausgerechnet ind er einzigen Tür und versuchte sie schon wieder an zu grabbeln.
"So nicht!"
rief sie und trat zu. Es war in der Tat befriedigend zu sehen, das der Kerl da doch eine verwundbare Stelle hatte und sich nun doch den Gesetzen der Schwerkraft beugte, auch wenn er den Boden nicht gleich gänzlich küsste. Schnell schlüpfte sie an dem Kerl vorbei, ehe er wieder auf die beine kam. Seit sie Craig mit einer Anderen in ihrem Bett erwischt hatte, wobei er ihr gerade erklärte, wie gut es den Beiden gehen würde, wenn Vic erst mal den Durchbruch geschafft hätte, war sie nicht mehr sonderlich gut auf Männer zu sprechen. Mochte ja sein,d as sie dem Kerl da unrecht getan hatte, aber was schlich der auch so leise durch das Haus?

Was dachte sich diese impertinente Person eigentlich? Und wieso war sie überhaupt hier? Der Mann in dem roten Mantel sah ihr nach und fragte sich, was er verbrochen hatte, das zu verdienen. Er rieb sich die Augen. Wie das brannte! Schnell rappelte er sich wieder auf. Sie verschwand. Sie hatte so helles Haar, dass man sie für einen Geist hätte halten können, aber auch er hatte weiße Haare. Hatte sie sich vor im erschreckt? Na was sollte er denn sagen? Wäre er nicht der, der er war, hätte sie ihn augenblicklich auf die Bretter geschickt. Aber nun ja.
Er schüttelte leicht den Kopf und ließ die Frau einfach sie sein. Er lief durch das Haus und letztlich fand er endlich wonach er suchte. Auf einem Balken saß eine schwarze Katze. Fast nicht wahrzunehmen in der Dunkelheit. „Miez, miez, miez.“, sagte er nur und die Katze fauchte. Er zuckte die Schultern, sprang in die Höhe, klaubte sie von dem Gebälk und hielt sie vor sich. Sie kratzte wild um sich schließlich gab sie auf, da der weißhaarige sie nicht los ließ.
Anschließend machte er sich auf den Weg nach draußen. Seine Augen waren noch leicht gerötet, sahen aber bei weitem nicht so aus, wie sie nach einem Pfefferspray-Angriff aussehen sollten.

Vic eilte aus dem Haus. Auf der andren Straßenseite blieb sie erst mal stehen, stütze ihre Hände auf die Knie und atmete hingebungsvoll vor Schreck, nicht weil sie ausser Atem war. Scheiße hatte der sie erschreckt. Man was schlich der denn auch da drin rum? Nun das selbe hätte er sie auch fragen können, aber ... MAN. Sie sah noch mal zurück. Eine Weile geschah gar nichts, dann aber kam er aus dem Haus. Er hielt was vor sich,w as sie auf die Entfernung nicht gleich bei diesem Licht erkennen konnte. Es war eine schwarze Katze, wie sich bald heraus stellen sollte. Was ... war der da rein um sein Kätzchen zu holen oder wollte er dem Tier was an tun? Sie war sich nicht sicher, was er vor hatte, aber SIE wollte erst mal hier weg. Zu Fuß lief sie nun die Straße entlang, ind der Hoffnung, der Typ würde sie jetzt bloß in Ruhe lassen.

Der Typ ließ sie tatsächlich in Ruhe. Er beachtete sie gar nicht und verschwand nun auch in eine andere Richtung. Merkwürdig war das schon. Wer schlich denn nachts umher und sammelte Tiere ein?
Vic kam jedenfalls sicher an dem Abend zuhause an. Ihre winzige Wohnung war gemütlich und spendete ihr Geborgenheit. Platz war bekannter Maßen in der kleinsten Hütte, nicht? Ihr Anrufbeantworter Blinkte. Sicherlich war es wieder Lars, der ihr auf den Keks ging, weil sie nachts nicht alleine solch gruselige Orte aufsuchen sollte. Das Licht leuchtete in einem stetigen Pulsieren, welches an sich irgendwie schon die Dringlichkeit der Nachricht signalisierte.
“Vic! Ruf mich sofort an, wenn du zuhause bist! Stell dein Handy nicht immer auf stumm! Ich mache mir große Sorgen um dich!“
Wie zu erwarten war. Lars war ein gutmütiger schlanker und groß gewachsener junger Mann, der einem Modellkatalog entspringen könnte. Er legte sehr viel Wert auf sein Äußeres und war immer perfekt gestylt, aber leider blieb er der Damenwelt verschlossen. Seine Eltern hatten ihn rausgeworfen, aber Lars ging eben auch einfach seinen eigenen Weg.

Komischer Kauz. Vic störte sich nun auch nicht weiter an dem Kerl, der, wie sie zugeben musste, hätte er nicht so gerötete Augen, ein durchaus hübsches Exemplar der Gattung Mann war. Zeit Heim zu kehren. Die Bilder würde sie entwickeln lassen müssen. Zuhause hatte sie ja keine Dunkelkammer. Sie kam sicher zu Hause an. Natürlich blinkte der Ab und natürlich war Lars wieder vollkommen besorgt. Er wäre eine so gute Partie, aber nun ja. Man konnte kaum ändern, was nicht zu ändern war. Für sie war er ihr bester Freund und so was wie ihr großer Bruder. Das Handy ... verdammt. Sie hatte das Handy wieder auf Stumm gestellt, um sich besser konzentrieren zu können. Wenn das Handy klingelte, war die Atmosphäre hin. Nun ... sie griff zum Telefon, wählte Lars Nummer und ging in die Küche, um sich einen Tee zu machen. Es schellte ...

Lars wartete scheinbar nicht mal das erste Schellen ab. Er schien immer so besorgt! „Vicky! Oh mein Gott, ich hab mir schon wieder solche Sorgen gemacht! Irgendwann wirst du enden, wie die Opfer deiner Werke! Warum musst du immer allein gehen? Ich würde dich doch begleiten! Ich würde sogar draußen auf dich warten, wenn es sein müsste! Weißt du nicht, dass es viele gestörte Leute da draußen gibt?“ Er holte tief Luft und sie konnte sich regelrecht vorstellen, wie er sich mit der Hand Luft zufächelte. „Sag doch wenigstens Bescheid, wenn du so was machst!“
Er klang von seinem Tonfall her schon ziemlich aufgebracht, aber sie wusste, dass er sich nur sorgte. „Geht es dir denn gut?“ Er hatte sie ja noch nicht ein einziges Mal zu Wort kommen lassen. "Ist dir etwas zugestoßen?"

Er war wirklich ein Goldschatz. Einen solchen Freund zu haben, war wirklich mehr als alles Gold der Welt wert. Tatsächlich stellte sie sich vor, wie er sich schon den Fächer parat gelegt hatte. Manchmal glaubte sie, er spiele ihren Vater. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen.
"Lars ... Lars .... Lars komm runter."
Es hatte keinen Sinn zu versuchen dazwischen zu kommen.
"Ja, es geht mir gut und mir ist glücklicher Weise nichts passiert. Dafür gehts jetzt einem Anderen etwas schlechter, aber ... das war wohl eher eine Fehleinschätzung meinerseits. Warum ich alleine gehe? Das weißt du doch. Die Stimmung, das Drum herum ... es ist eben ganz anders, als wenn jemand mit kommt, verstehst du? Ich weiß das du dich sorgst und ich weiß das wirklich zu schätze. Ehrlich."
Hach so süß der Kerl und auch so hübsch ...
"Ich will morgen die Bilder entwickeln lassen. Du glaubst nicht wie gut sie sind. Wenn ich ne Digitalkamera hätte, würden sie sicher noch besser werden, aber ich beschwer mich lieber nicht. Das alte Schätzchen hat mich bisher nie im Stich gelassen. Wollen wir morgen zusammen einen Kaffee trinken? Dafür und ein Brötchen reicht mein Budget noch aus."

„WAS?!“, fuhr er dazwischen, aber das kannte sie schon und sprach ungerührt weiter. „E-ein anderer? Hat er dich angegriffen?! DU hast es ihm hoffentlich gegeben!“ Er dachte schon wieder an ihren Verflossenen und schwieg kurz. Er atmete tief durch. „Wir trinken einen Kaffee. Ich lade dich ein und du erzählst mir alles, ja?“ Er musste sich kurz beruhigen, schluckte und sagte dann: „Schließ heute Abend schön ab und wir treffen uns morgen. Träum fein, meine Kleine.“

Und so geschah es. Victoria brachte die Filme zum Entwickeln und traf sich dann mit Lars, der schon in ihrer Lieblingseisdiele auf sie wartete. Er winkte im Schaufenster heraus und sah glücklich aus, sie wohlbehalten zu sehen. Sie setzte sich und schon fing er an zu quatschen. Er redete in den ersten 10 – 20 Minuten meistens über irgendwelche Kunden aus dem Frisörsalon, in dem er arbeitete und wie immer hörte sie raus, dass sein Chef ihn nicht gut behandelte. Aber Lars war unsterblich in diesen Arsch verliebt. Nun… war kaum zu ändern.
„Und nun zu dir. Erzähl mir ALLES!“
Sie fing auch gerade an und Lars hing an ihren Lippen. Als die Glocke läutete. Vic saß abgewandt von der Tür und so hörte sie nur die unverwechselbar ruhige und markante Stimme, des Kerls, von gestern. „Strawberry Sundae“, sagte er nur. Er saß am Tresen und wartete.

"Alles gut. Beruhig dich. Ich hab IHN angegriffen. Also ... ich schließe jetzt ab,"
sie ging zur Tür, drehte den Schlüssel herum, damit er es auch hören konnte,
"trinke eben noch meinen Tee und werde dann ins Bett gehen. Schlaf gut mein Großer,"
meinte sie und legte auf. Das er sich aber auch wirklich immer so sehr sorgen musste.

Am nächsten Tag, hatte sie die Filme zum Entwickeln weg gebracht. Es gab nicht mehr viele Läden die das an boten, aber einen hatte sie ja noch. Lars wartete schon in der Eisdiele. Ach dieser Kerl. Schon von draußen winkte sie zurück, betrat den Laden und setzte sich zu Lars. Sofort plapperte er drauf los. Wirklich .. sie wäre so gern aufgestanden, hätte ihn gepackt und mit geschliffen, um seinen Chef mal ordentlich zur Sau zu machen, aber ... besser sie ließ es.
"Wie kannst du ihn lieben, wenn er dich doch offensichtlich nur verarscht?"
Nach der letzten Erfahrung hatten alle Männer, die Lars un sie schlecht behandelten, einen ganz miesen Status bei ihr. Am besten aus dem Weg gehen und nicht anquatschen. Eben begann sie nun aber von ihrer Nacht zu erzählen, als sie die Stimme hörte. Augenblicklich versteifte sie sich. Ihr Blick war deutlich erschrocken und sie hatte direkt aufgehört zu erzählen. Langsam drehte sie sich zu dem Kerl herum. Tatsächlich ... da war er ja. Schon beugte sie sich zu Lars rüber.
"OMG das ist er. Der Kerl von gestern Abend. Was mach ich denn jetzt? Ich glaube, das er mich gar nicht überfallen wollte und ich hab ihn einfach so verprügelt,"
flüsterte sie Lars rüber und sah direkt wieder zur Theke.

Lars folgte ihrem Blick und der Kerl, der da saß, hatte sich halb mit dem Rücken zu ihnen postiert. Er trommelte leicht mit den Fingern auf dem Tresen und schließlich drehte er sich zur Kellnerin. Im Halbprofil sah er ja schon wirklich anbetungswürdig aus. Der Rote Mantel, stand ihm perfekt. Er sah aus, wie aus einem Videospiel entsprungen und nicht, wie ein normaler Kerl. „Ein Verrückter!“, flüsterte er leise. Als sich der Mann nun aber ganz umdrehte, wollte Lars‘ Herz aussetzen. Er duckte sich leicht hinab und sagte dann: „OMG! Er sieht SO gut aus! Wieso sind die Verrückten immer die hübschen?“ Musste er grade sagen. Er war nicht verrückt, aber alle beisammen hatte er manchmal auch nicht. „Keine Sorge! Ich glaube er hat dich noch nicht erkannt!“
Er sah nicht aus, als habe sie ihn verprügelt. Er bekam jedenfalls seinen Eisbecher, den er in Windeseile verspeiste. Lars beobachtete ihn, während Vicky den Blick gesenkt hielt. Schließlich drehte sich der Mann ganz zu Lars, welcher schnell aus dem Fenster sah. Der Fremde legte den Kopf schräg. „Na das… ist doch…“; sagte er nun leise und erhob sich, als er fertig war. Er hatte den Becher WIRKLICH schnell gegessen. Er kam zu ihnen rüber und musterte Vickys Haarschopf. „Entschuldige, haben wir uns schon mal gesehen?“ Seine Augenfarbe war unbeschreiblich. Sie waren hellgrau, aber ein leichtes und zartes Blau fand auch in ihnen platz.

"Keine Ahnung ... Ob er so verrückt ist, weiß ich gar nicht,"
flüsterte Vicky zurück. Sie hielt den Kopf gesenkt und spielte mit einer Hand an ihrem Pony rum. Es dauerte nur ein paar Minuten, ehe sie die Schritte hörte, die selben wie im Anwesen und dann seiner Stimme. Diese blöde Frage.
Sie sah zu ihm auf und lächelte:
"Ja klar. Ich bin die Irre, die sie gestern Abend versucht hat zu verprügeln und weils nicht geklappt hat hab ich Pfefferspray in ihre Augen gesprüht und ihnen in die Eier getreten und alles nur weil ich angst hatte sie würden mich überfallen, haha."
Natürlich tat sie das nicht, aber in ihren Gedanken war es eben so. Schließlich sah sie doch endlich auf. Gott diese Augen. Scheiße der Kerl war so heiß, der könnte glatt die Arktis in Brand setzen ohne sie vorher zu schmelzen.
"Ich ähm ... äh .. ja,"
gab sie schließlich zu. Es war ihr sowas von peinlich, was man ihr auch deutlich an sah. Die Wangen bekamen eine rötliche Farbe und nicht nur die.
"Ich fürchte ... also ich ... das von gestern Abend .... tut mir leid. Ich dachte sie sind so ein Verrückter, der mich zufällig in dem Haus gesehen hat und ... naja sie wissen schon."

Lars sah zu diesem mann auf, der auf Vicky herab stierte, als sei sie ein lästiges Insekt. Oder irrte er sich da? Sie räumte sofort ein, dass sie diejenige war, die ihn gestern vermöbelt hatte und Lars machte sich bereit. Der Mann musterte sie noch einen Moment und sagte dann: "Weißt du nicht, dass es unhöflich ist, wahllos Leute anzugreifen? DU kannst froh sein, dass ich ein echt netter Kerl bin." Er richtete sich wieder auf und musterte sie noch einem kurz. Sie wirkte ja überaus schüchtern. Ihre Wangen blühten auf und man konnte ihr gar nicht böse sein. Lars sagte nun: "So ist das halt, wenn man Nachts durch irgendwelche Häuser streift!" Er wollte sie immer in Schutz nehmen. Der Kerl sah nun zu Lars und sein Blick war anbetungswürdig, auch wenn ihm eine Gänsehaut den Rücken herab lief.
Er grinste nun schief: "Da hast du Recht. Sollte sie nicht. Ich hätte auch ein ganz übler Kerl sein können. Geh dort nicht mehr hin, Kleine." Er drehte sich zum Gehen und schin fertig zu sein. Er hob die Hand im Gehen.

"Genau deshalb hab ich es ja getan. Es tut mir leid,"
erklärte sie noch mal kleinlaut. Lars wollte sie verteidigen, aber letztlich waren es nun zwei Traumkerle die ihr sagte, sie solle allein nicht Nachts da draußen rum streifen.
"lässt sich nun mal nicht vermeiden, wenn man Recherchen anstellt,"
erklärte sie nun eben so kleinlaut wie eben. Der Kerl hob die Hand, als er ging.
"Hey warten sie. Gehört ihnen das Anwesen?"

Der Mann blieb noch mal stehen und sah über die Schulter zurück. Er grinste feist und sagte dann: "Ob es mir gehört?" Er gab ein einzelnes Lachen von sich, indem er die Luft tonlos ausstieß. Dann antwortete er: "Nein. Es gehört niemandem. Trotzdem ist es dort nciht unbedingt sicher. Also halte dich fern, wenn du keines grausamen Todes sterben willst." Lars wurde blass. Wie konnte der Kerl so was sagen? Er ging nun aber. Er lief draußen an ihnen vorbei, aber er würdigte sie nicht eines Blickes. Irgendwie... Obwohl er eigentlich so aussah, als sei er ein Kerl, der nichts wirklich ernst nahm, hatte Lars das Gefühl, dass er irgendwie traurig aussah. Oder vielleicht einsam? Er sah zu Vicky. "Was für ein... seltsamer Kerl. Was hat er gemeint? Weiß er etwas? Heißt es nicht, dort würde es spuken?" Man sah Lars die Gäsehaut förmlich an.

Wenn es ihm nicht gehörte, konnte es ihm doch egal sein, ob sie da rum schlich oder nicht. er ging ... Was sollte ihn auch daran hindern? Vicky sah ihm nach. Auch ihr war dieser Gesichtsausdruck auf gefallen.Ein sonderbarer Kerl ... ja.
"Ach quatsch. Es gibt keine Geister und so einen Unsinn, aber vielleicht hatte ich zufällig Glück, das die, die das Haus besetzen, gerade ausgeflogen waren. Hab da so ein sonderbares Symbol auf dem Boden gesehen. Vermutlich irgendwelche Hobbysatanisten die sich da rum treiben und die Leute in Angst und Schrecken versetzen. Da wird nichts weiter sein. Ich such mir ein anderes Haus, wenn es dich beruhigt."
Oder auch nicht ... Sie hasste es Lars an zu lügen, aber wenn er sich sorgte, war es immer, als habe sie eine Glucke um sich. Wenn der Typ öfter her kam, würde sie ihn das nächste Mal belagern mit Fragen.
"Was hältst du davon, wenn wir uns öfter hier treffen?"

Lars sah sie skeptisch an. "Du sollst dir kein ANDERES Haus suchen, sondern damit aufhören!", aber er wusste, dass er gegen Windmühlen kämpfte. Vicky sah aus dem Fenster und schien dann einen Geistesblitz zu haben. Sie wollte sich öfter hier mit ihm treffen. Lars lupfte eine Braue empor und dann nahm sein Gesicht ein gruseliges Aussehen an. Er beugte sich herüber und grinste dabei. "Ach? Das liegt nicht zufällig daran weil dieser Kerl auch hier her kommt, eh?" Er war nciht blöd und er zog sie nun ein wenig auf. Er lachte kurz auf und sah auch aus dem Fenster. "Wenn du magst können wir uns künfitig hier treffen."
Sie redeten noch eine Weile und schließlich musste Lars zur Arbeit. Er legte Vicky noch mal nahe, dass sie sich von so alten Häusern fernhalten sollte, nicht zuletzt, weil sie auch manchmal baufällig waren. Er verabschiedete sich nun und ging zur Arbeit. Als Vicky das Lokal verließ umwehte ein angenehm frischer Herbstwind ihre Nase. Es war schon recht kühl und man konnte erahnen, wie knackig kalt der Winter werden würde. Die Blätter wirbelten auf. SIe würde ihre Filme erst in zwei Tagen holen können. Früher hatte das noch länger gedauert, aber heutzutage entwickelten nur noch wenige ihre Fotografien.
Gerade ging sie durch ein verlassenes Industriegebiet. Es lag auf dem Heimweg und auch hier konnte sie hin und wieder schöne Eindrücke gewinnen. Gerade ging sie um eine Ecke, als ihr ein Geräusch auffiel. Es klang irgendwie, als würde jemand schwer atmen und jeden Moment krepieren.

"Du kennst mich einfach zu gut mein Lieber,"
lachte sie und trank noch einen schluck ihres Milchshakes. Eine Weile später verließen sie nun das Eiskaffee, welches nun wohl auch bald eher auf Wintersaison um stellen und eher heiße Waffeln mit Kirschen verkaufen würde, als Eis. Draußen herrschte frische Luft. Es war einfach herrlich. Sie liebte den Herbst. Sicher würde es ein wirklich kalter Winter werden. Vicky lief durch ein Industriegebiet. Eigentlich gar nicht ihre Route, aber heute wollte sie mal sehen, ob sie hier vielleicht ein paar gute Ideen bekäme. Sie war schon ein Stück weit gegangen, als sie dieses schwere Atmen hörte. Sie drehte sich herum, um die Richtung, aus der es kam, zu lokalisieren.
"Hallo? Brauchen sie Hilfe?"
fragte sie einfach. Wenn konnte es auch höchstens ein Obdachloser sein, der krank war oder so. Sie ging ein Stück weiter in die Richtung, aus der sie das Atmen hörte. Weit konnte es ja nicht sein, denn wer so keuchte, konnte kaum mehr als ein paar Meter entfernt liegen.

Sie näherte sich einer alten Unterkunft. Das Atmen wurde lauter, das hieß, sie kam näher, aber eine Antwort bekam sie nicht. Stattdessen brach das Atmen plötzlich ab. Dann ein Kichern. ALs sie in die Baracke sah, war dort niemand. Da musste sich jemand einen Scherz erlauben. Nachdem sie auch nach einer kurzen Suche nichts fand, setzte sie ihren Weg einfach fort. Sie hörte erneut ein Geräusch. Klang wie klirrendes Metall, als ob Stahlrohre gegeneinder schlagen würden. Sie bemerkte zu spät, dass das von oben kommende Geräusch fallende Metallrohre waren, die nun auf sie hernider fallen würden. Ihr Körper reagierte nicht und sie konnte nur noch die Augen schließen. Krachend und scheppernd knallten die Rohre auf den Boden. Sie hatte kurz gemerkt, wie sie von ewas getroffen wurde, als sie nun aber die Augen öffnete, war sie nicht von den Rohren berührt worden. Viel mehr fand sie sich in den Armen des Fremden wieder. Der Fremde mit den schönen AUgen und der wunderfollen Stimme. Er sah sie nicht an, sondern schaute in eine andere Richtung. Als er nun los rannte und sie deshalb einfach fallen ließ. Sie hörte Schüsse. Immer wieder. Und schließlich wurde es still. Sie hatte das Mündungsfeuer in einem der Gebäudekomplexe gesehen. Aber war es ratsam, dort nun auch noch hin zu gehen?