Kazel So Apr 27, 2014 4:08 am
Das durfte doch wohl nicht wahr sein. Eben noch wollten diese Männer ihn und sie töten und nun sollten sie sie begleiten? Was zum Teufel? Eilidh schob ihm das Seil ein Stück herunter. Die Wunde war klein, aber eben tief, da der Pfeil sauber durchgeschossen war. Vielleicht war er leicht am Knochen entlang geschabt, aber vielleicht auch nicht. Kazel jedenfalls hielt Still. Erst als sie den Schnaps auf die Verletzung kippte, spürte Eilidh, wie er sich gern unter ihrer Hand entziehen wollte, aber auch nur kurz. Es hatte ihn überrascht, dass es SO wehtat, aber er hatte auch schon schlimmeres durchstanden.
Er hatte eigentlich auch nicht damit gerechnet, dass sie ihn befreien würde, um die Wunde zu versorgen und sagte, als sie eben den Verband anlegte: „Es wird auf Dauer äußerst unangenehm, weißt du?“ Natürlich, die ganze Zeit wurden seine Schultern nach hinten gezogen, weil seine Unterarme hinter seinem Rücken zusammengebunden waren. Sie hatten sich äußerst viel Mühe gegeben es ihm so schwer wie möglich zu machen, sich irgendwie zu bewegen und es ihm offensichtlich, so unbequem wie möglich zu machen. Er wurde direkt an den Baum daneben gefesselt, aber wenigstens konnte er liegen. Nicht dass er sich beschwert hätte.
„Ich finde es ungewöhnlich, dass ihr euren „Freund“ so… nun ja, wie einen Gefangenen behandelt.“ Kazel sah zu ihm herüber, sagte aber nichts dazu. Der Banditenanführer, hob jedoch auch gleich die Hände und fügte an: „Nicht dass es mich was anginge. Ich will es glaub ich gar nicht wissen.“ Dann sah er wieder zu dem Gefangenen und stellte fest: „Und ihr seid wirklich hart im Nehmen, was? Schnaps in eine offene Wunde und ihr zuckt nicht mal. Alle Achtung! Wir waren ganz schon dumm, ausgerechnet euch zu überfallen. Wir…“
„Du bist ein Schwätzer!“, stellte Kazel nüchtern fest. „Und ich bin nicht gut darin Schwätzer zu ertragen. Halt einfach den Mund!“ Der Junge funkelte Kazel an. Es war offensichtlich, dass er ihn nicht leiden konnte. Der Banditenchef sah Eilidh an und seufzte. „Nun… Wir hatten keinen guten Start… Ich wollte mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen…“
Kazel reagierte nicht drauf und bewegte sich erst wieder, als Eilidh ihn „fütterte“. Er hatte eigentlich keinen Hunger, aber er wusste selbst, dass er essen musste, um bei Kräften zu bleiben, besonders, wo er nun noch eine Verletzung hatte. Er aß nicht viel und lehnte sich an den Baum. Nach einer Weile war er sogar einfach eingeschlafen, während die Banditen, mit Eilid sprachen und Besserung gelobten. Sie hatten sich überreden lassen, mit ihnen zu reisen und einen Neuanfang zu wagen. Der junge Seth beobachtete Kazel eine Weile und stellte dann fest: „Was hat er gemacht?“, wollte er wissen. Dann sagte er: „Er ist kein Mensch, oder?“
„Seth! Das geht uns überhaupt nichts an, hör auf Fragen zu stellen!“ Der junge gehorchte und dann verbrachten sie gemeinsam die Nacht. Die anderen beiden Burschen hielten sich auch eher zurück, da sie tüchtig Angst vor Eilidh hatten.
Am nächsten Morgen halfen sie gemeinsam, dass Kazel auf das Pferd steigen konnte und sattelten ebenso auf. So konnten sie weiter. Seth spähte vorne weg und konnte so auf mögliche Hinterhalte hinweisen. Die Straßen waren nämlich schon lange nicht mehr sicher.
Die Reise wurde nur am Mittag kurz unterbrochen, um was zu essen. Kazel war blass, hielt sich aber anständig auf seinem Pferd, erst am Nachmittag, konnte man feststellen, dass er offensichtlich total erschöpft war.