Der Todesengel? Eigentlich hatte er Nasu gemeint. Sie würgte. Was mochte sie in der Vergangenheit durchlebt haben? Sie selbst hätte alle immer gern tot gesehen, die sie verprügelt und Kazel selbst ausgepeitscht hatten. Sie war früher alles andere als zimperlich gewesen und sie war auf der Straße unterwegs gewesen. Warum hatte der Assassine, der sich „Ein Mann“ nannte sie hier her gebracht, wenn das alles hier nur friedliche Bürger waren? Spann er sich da was zusammen? Kazel zweifelte langsam, ob Eilidh wirklich noch Eilidh war. Und ihre Tanzbewegungen. Sie hätte wie ein Panter in der Nacht jagen können, bei so einer Körperbeherrschung. Das auch er Fehler in der Tarnung machte, fiel ihm nicht sonderlich auf, aber er musste vorsichtig bleiben.
„Ja… Wer sonst…?“ Natürlich Nasu. Auffällig fand er, dass sie den Neuankömmling vor demjenigen verdächtigte, der hier schon immer sein Unwesen trieb. Die Opfer waren keine Kithai und Kazel WUSSTE er Außerdem, dass er sie nicht getötet hatte. „Vielleicht Nasu?“ Er versuchte eine Regung in ihrem Gesicht zu erkennen. Nein, er verdächtigte sie überhaupt nicht, Nasu zu sein. Dieser Gedanke kam ihm nicht zu einer Sekunde in den Sinn, dennoch fand er ihr Verhalten merkwürdig. Es ließ ihn nicht los, warum ihr Verdacht zuerst auf ihn fiel.
„Wir sollten woanders hingehen.“, schlug er vor. „Lass uns den Garten anschauen. Wie lange mussten wir auf so etwas wie grüne Bäume verzichten? Ich möchte gern die Blumen sehen.“
Kazel kam erst am Abend zurück in das Haus, seines Arbeitgebers… Nun ja. Seines Herrn. Eigentlich war er eher so was wie ein besserer Sklave, aber das war ok. Schließlich war er dieses Leben gewöhnt. Er betrat gerade den Flur, als sie eine der Shiebetüren öffnete. Kazel betrachtete den Spalt, wo sein Herr hinter vor kam. „Komm her, Toizu…“
Toizu? Kazel sah seinen Herrn an. Er nannte ihn Spielzeug? Na fein, wenn das sein Wunsch war, war es eben einfach so. Er trat an die Tür heran und schon wurde er in den Raum gezerrt. Überraschend, aber nicht unbedingt gefährlich. Kazel hätte zu jeder Zeit… Was war denn das? Er sah sich um und erkannte, dass dies ein Raum war, der über und über mit Kissen und Decken und … Frauen ausgefüllt war. Nackten Frauen. Was bitte sollte denn das hier jetzt werden? Die Hausherrin saß auf einem der Betten und beschäftigte sich gerade mit zwei Frauen. Sie war ebenfalls nackt. Kazel erkannte schnell, dass er nicht ohne Grund hier war und er machte einen Schritt zurück. Doch wieder wurde er aufgehalten. Von seinem Herrn. Er zog ihn zu sich und setzte ihn auf eines der Kissen, wo er ihm so dicht kam, dass es unanständig war. Er strich ihm über die Wange und sagte: „Du bist so ein hübsches kleines Kerlchen…“ Kazel schluckte. Das durfte doch nicht wahr sein! Der Mann ließ von ihm ab und Kazel atmete erleichtert aus, dann stellte der Herr ihm Tee hin und befahl Kazel zuzusehen und zu trinken. Ungern tat er dies. Er roch einmal kurz dran, nippte dran und trank den Tee schließlich, brav. Solange er nur zusehen musste, war es ihm egal, aber irgendwie fand er es schon komisch und irgendwie fühlte er sich mehr als unwohl. Nicht, dass er nicht schon schlimmeres hinter sich hatte, aber diese beiden Menschen ekelten ihn regelrecht an. Er betrachtete eben den Wandteppich, als dieser scheinbar zum leben erwachte. Kazels Augen weiteten sich und er stand auf, nur um gleich darauf, wieder umzukippen. Gift… Er war nicht wirklich gelämt, aber er war kaum in der lage isch zu bewegen, oder irgendwas anderes zu machen, als dumm aus der Wäsche zu schauen. „Entspann dich…“, sagte der Hausherr, und Kazel sah ihn einfach nur so voller Zorn und an, dass es einem Angst machen konnte, doch wusste Kazel auch, dass er hier keinen Massenmord veranstalten konnte, nur weil ihm danach war. Es würde alles zunichtemachen.
…
Am nächsten Tag wachte Kazel mit üblen Kopfschmerzen auf. Er war noch immer in dem Zimmer und zog sich als erstes an. Voller Abscheu betrachtete er die Leiber. Er ging hinaus und beschloss seinen weitere Nachforschungen anzustellen. Nein… Er würde erst mal ein Bad nehmen, das war vielleicht besser. Er ging zum Badehaus und entledigte sich seiner Klamotten. Nirgends war er so sicher, wie im Wasser, daher brauchte er auch keine Waffen. Entspannend war es, auch wenn Kazel eigentlich IMMER unter Spannung stand. Schließlich war er ein Auftragsmörder und als solcher hatte man Feinde… Und das zur Genüge.
Als er fertig war ging er zum Palast. Er wollte ihn sich mal ansehen, denn bald war es so weit. Der Shogn sollte sich erst in Sicherheit wiegen und die Todesdrohung sollt in Luft verrauchen. Sie sollten das alles nicht mehr ernst nehmen, ehe er zuschlagen würde. Und dann war da auch noch Nasu. Kazel spürte wie erneut Zorn in ihm hoch kochte, als er an [i]seinen Herrn[]/i] dachte und er beruhigte sich schnell wieder. Er durfte nicht die Nerven verlieren. Nicht so kurz vor seinem Ziel.
Shei hielt sich immer beim Shogun auf… Zumindest so, dass sie immer eingreifen konnte, wenn irgendwas sei. Auch die Samurai beschützten den Shogun wie immer. Der alte Mann fühlte sich zwar sicher, aber auch er hatte von den Fähigkeiten des Todesengels gehört. Zwar nicht, wie er tötete und aus welchen Motiven, aber er wusste, dass seine Opfer starben… egal wie. Es ängstigte ihn ein wenig, aber sein Geheimbund, versicherte ihm, dass bereits alles Mögliche getan wurde diesen Todesengel zu finden und unschädlich zu machen.
Sehr gut. In drei Wochen würde er zuschlagen. Das Fest würde er ausnutzen und den Shogun vor aller Augen hinrichten. So wie er es versprochen hatte. Nebenher würde er Nasu vielleicht auch noch erledigen können. Er war sich sicher, dass Nasu ihm einen Strich durch die Rechnung machen wollte. Warum sonst, hätte er zwei seiner Komplizen umbringen sollen? Glücklicher Weise kannte niemand seine Identität. Sollte er nur kommen. Kazel würde ihn schon irgendwie unschädlich machen….
Kazel setzte sich ins Gras, bereute das und stand wieder auf. Dieser verdammte Hurensohn, würde auch noch sterben, dafür würde Kazel Sorgen. Kazel ermahnte sich zur Ruhe und verinnerlichte die Worte, die er einst gesprochen hatte. Ein Mord aus Rache ist die eigene Schwäche. Er atmete tief ein und dachte an seinen wahren Meister. Wenn das hier erledigt war, wollte er ihn sehen.