Spion, Auftragskiller und ein Kind

Anya erschrak so sehr, das sie nach hinten über fiel. Da saß sie nun auf ihrem Allerwertesten und staunte Bauklötze.
Ein echter Spion. Er hat gemerkt, das ich da bin.
Sie kam gleich wieder auf die Beine.
"Ich kann keine Uhr lesen,"
erklärte sie. Sie ging davon aus, das es schon morgen war. Wenigstens stand er auf und ging in die Küche. Sie folgte ihm. Müsli ... Bad? Was sollte sie ... oh ... Natürlich. Sie sah ihn immer noch an, bis er meinte, er habe ihr Sachen hin gelegt. Sie drehte sich um, ging ins Bad und betrachtete die Sachen. Handtuch, Waschlappen und tatsächlich neue Anziehsachen? Wo hatte er die denn so schnell her? Anya stellte sich au die Zehenspitzen, um die Zahnbürste zu erreichen, kam aber nicht dran. Nun dann vielleicht später. Den Waschlappen nahm sie als erstes. Himmel wenn sie nicht wüsste, wie man sich sauber macht und wäscht, würde sie wohl zum Himmel stinken. Nun ... Anya ließ das Wasser laufen, machte den Stöpsel in das Waschbecken und ließ etwas Seife auf den Waschlappen laufen. Sie versuchte sich richtig zu waschen, schaffte es aber nicht richtig.
"Papa? Ich kann das nicht!"
rief sie rüber. Natürlich erwähnte sie dabei nicht, das sie an ihren Rücken nicht heran kam. Eigentlich hatte sie nur den Bauch und die Arme voller Schaum.

Eric lächelte, als si nun ins Bad verschwand. Als sie dann den Raum verlassen hatte verharrte er noch einen Moment so und ließ dann das Müsli in die Schüssel. Kurze Zeit später hörte er die Kleine wieder rufen. Er seufzte.
Eric kam rüber ins Badezimmer. Der Boden war patschnass, die kleine hatte ihre Vorderseite in Schaum gehüllt Eric sah sie einfach an. Sie sah irgendwie verzweifelt aus und Erics Mund wurde ein Strich. Nicht lachen. Das hier ist ernst für sie! Sein Gesicht wurde etwas rötlich. Es sah wirklich richtig süß und lustig aus. Eric, du bist ein Spion. Haltung wahren!
„Na, komm ich helfe dir.“, Er ließ Wasser in die Badewanne laufen und sah sich dann um. Sie kam auch gar nicht richtig ans Waschbecken ran. Er hatte das nicht gut durchdacht. „Ich besorge dir einen Tritt, damit du ans Waschbecken kommst.“, klärte er sie auf. Das Mädchen sah ihn irgendwie immer mit funkelnden Augen an und er wusste nicht wieso. Freute sie sich einfach, adoptiert worden zu sein? Er lächelte sie wieder an und half ihr beim Ausziehen und setzte sie in die Wanne. Er gab ihr den Lappen, damit sie es selbst machen konnte und schrubbte ihr anschließend den Rücken. Auch die Haare wusch er ihr, wobei er ihr erklärte, dass sie so lange den Lappen über die Augen legen und festhalten sollte, damit kein Schaum in diese kam.
Er trocknete sie ab und hielt ihr die Klamotten vor. Sie waren nicht neu, sondern die aus dem Kinderheim. Nun. Er würde ihr neue kaufen müssen. Die sahen nicht gerade, wie aus hohem Hause aus.
Er reichte ihr die Zahnbürste und machte ihr vor, wie sie putzen sollte. Ob er sich richtig entschieden hatte? Wenn sie nicht mal das konnte, wie sollte sie an der Schule aufgenommen werden? Er seufzte und als sie dann fertig war, kämmte er ihr die Haare. Er war unglaublich gut in dem ganzen Kram. Er hatte aber auch den ganzen Abend Bücher und Videos angeschaut.
„So fertig. Ab zum Frühstück. Und dann wird gelernt, klar?“

Papa ist so lieb, auch wenn er ein Lügner ist.
Und schon kam er um die Ecke, um ihr zu helfen. War er nun böse auf sie? Sie konnte den Gesichtsausdruck nicht einordnen. Offenbar doch nicht. Er half ihr in die Wanner und wusch ihr Haar. Das mit dem Lappen kannte sie, tat es auch genau so, wie er es verlangte, denn sie wollte nicht wieder ins Heim und wenn sie Papa glücklich machte, würde er sie bestimmt nicht mehr weg schicken. Anya wusch sich den Bauch und die Arme, aber auch die Beine und alles, wo sie ran kam ordentlich ab und ließ sich dann in die Klamotten stecken. Sie erkannte diese auch erst wieder. Zusammen gelegt sahen sie immer noch neuer aus. Von gutem Haus konnte da keine Rede sein. Frühstücken und dann lernen. Sie zog direkt wieder eine Schnute.
"Kaufst du mir dann Mochis? Die mit Taro und die Sesam?"
Hach dazu noch einen schönen Bubbletea und ihr kleines Kinderherz wäre glücklich.
Warum muss ich nun wieder lernen? Das ist doof,
dachte sie und ging nicht gerade glücklich in die Küche. Das Frühstück aß sie allerdings wieder mit leuchtenden Augen und großem Appetit.

Wenigstens widersprach sie dieses Mal nicht, als er ihr sagte, sie müsse lernen. Sie frühstückte das neue Müsli und Eric war zufrieden. Auch er nahm eine Kleinigkeit zu sich und ging dann mit ihr ins Wohnzimmer. Er bewaffnete sie mit einem Stift und einem Zettel und sagte: „Wenn du alles schaffst kaufe ich dir so viele Mochis, wie du essen kannst.“
Das allerdings stellte sich als großer Trugschluss heraus. Sie schaffte GAR NICHTS. Nach etwa 15 Aufgaben sah Eric die kleine an. Was ist los mit ihr? Sie hat sogar ein Kreuzworträtsle gemacht! Wie kann es sein, dass sie die einfachsten Aufgaben nicht kann?! Und wieso kann sie die Uhr nicht? Eric legte das Buch hin. „So wird das nichts. Gibst du dir überhaupt mühe?“
Er hatte ihr die Aufgaben nur hingelegt und damit hatte er auch nicht an die Lösungen gedacht, sodass sie sie auch nicht hinschreiben konnte. Er setzte sich aufs Sofa und meinte dann: „Ich muss was erledigen…“
Er stand auf und zog sich seine Jacke an und den Hut auf den Kopf.

Nein, sie war ja schließlich kein Wunderkind. Wie sollte sie das denn bitte lösen? Lesen und schreiben konnte sie zwar, jedoch auch nur, weil man sie dazu gezwungen hatte. Leistung war eben alles bei den Ärzten gewesen. Sie hatte es gehasst und nun sollte sie schon wieder lernen. Sie wollte die Gedanken lesen, die in Papas Kopf vor sich ging, aber sie konnte die Lösungen einfach nicht finden, weil er eben an diese gar nicht dachte.
"Tut mir lid Papa,"
gab sie kläglich von sich. Als dieser sich dann aber fertig machte, um weg zu gehen, sprang sie gleich wieder auf.
"Abenteuer!"
rief sie und strahlte ihn an.

„Von wegen Abenteuer!“ Er hatte ein Déjà-vu. „Du bleibst hier!“ Er machte die Tür hinter sich zu, aber Anya kam ihm nach. „Anya! Ich habe dir doch gesagt, du bleibst in der Wohnung!“ Er schob sie zurück und schloss die Tür wieder hinter sich. Doch sie hatte nichts Besseres zu tun, als ihm nun wieder nachzukommen. Sie versuchte heimlich zu sein, aber er sah sie sofort. „Anya!“ Sie wollte offenbar nicht allein sein. Er spielte das Spielchen eine Weile mit, ehe er die Tür schließlich von außen verrammelte.
Dann ging er zu seinem Kontaktmann. Er erklärte ihm die Sachlage und außerdem erhielt er die Informationen über Anya, die er gewollt hatte. Sie hatte keinen echten Hintergrund und er stellte fest, dass er schon der vierte war, der das Kind adoptiert hatte. Sie hatte schon in zwei Waisenhäusern gelebt. „Armes Kind…“, sagte er. Sein Kontakt musterte ihn. „Du wirst dich doch nicht in das Kind verlieben?“ Ein eisiger Blick ging zu ihm. „Ist ja schon gut.“, sagte der Mann mit den Locken. „Anya wird nach der Mission, wieder ins Heim kommen.“ Irgendwie machte ihn das trotzdem traurig. Er würde ein besseres Heim für sie finden…
„Danke dafür.“

Es war wie ein Verstecken - Fangenspielen mit Papa und es machte einen solchen Spaß. Anya wollte wirklich nicht allein sein. Sie wollte mit Papa mit, denn der log zwar, aber er war ja auch ein Spion, also durfte er das wohl auch. Schließlich musste er ja die Welt retten. Irgendwann allerdings, sagten ihr seine Gedanken, das er die Tür mit etwas großem verschanzt hatte. Toll. Nun gut. Dann musste sie sich wohl anderweitig beschäftigen. Sie begann eine taktische Wohnungsdurchsuchung. Sie kam schließlich, nachdem sie nun alle anderen Räume von diversen Sockenbomben oder Staubhasengranaten befreit hatte, in Papas Schlafzimmer. Ein Koffer? Anya öffnete ihn, betrachtete das Equipment und setzte sich die Kopfhörer auf, die da drin lagen.
Wow ... Spionsachen.
Sie tippte auf ein paar Knöpfen herum und freute sich, das es so herrlich blinkte. Das sie dabei ein Funksignal heraus gab, ahnte sie nicht. Statt dessen schloß sie den Koffer wieder, als sie fertig war und sah aus dem Fenster. Hinter ihr wurde die Tür aufgerissen und ein Riese stand da, der eine große Waffe in der Hand hielt. Anya wollte sich gerade unter das Bett werfen, als der Kerl sie an den beinen packte, heraus zog, um das ohrenbetäubend quiekende Kind heraus zu ziehen. Er versuchte ihr die Hand auf den Mund zu legen, doch Anya strampelte und biss ihm in den Finger, das er auf jaulte.
"PAPA!!!" schrie sie. Der Kerl schaffte es sie nun mehr oder weniger zu bändigen, hielt ihr den Mund zu und schleppte sie zu einem Auto. Anya hatte furchtbare Angst, aber die Männer interessierte das wohl wenig. Sie wusste nicht wo sie war, wo sie hin gebracht wurde, denn man hatte sie kurzer Hand in einen Sack verfrachtet, so das sie gar nicht mit bekam, wo es hin ging.
Papa wird mich retten. Ganz bestimmt!

Als Eric zurück zu seiner Wohnung kam, fiel ihm sofort die Kratzspur auf. Irgendjemand hatte sich zutritt zu der Wohnung verschafft. Sein Herz schlug ruhig und gelassen. Er öffnete die Tür und wich direkt dem Baseball-Schläger aus, der ihn treffen sollte. Er schlug dem Kerl so unters Kinn, dass er umfiel, wie ein Brett. Dem Zweiten warf er eine Dose ins Gesicht und wich den Schüssen aus, die ihn ganz klar töten sollten. Er sprang über den Tisch und trat auch diesem Herrn gegen den Kopf. Amateure…
Erics Augen weiteten sich, als hm bewusst wurde, dass er eigentlich ja jetzt ein Kind hier hatte. „Anya!“ Er klapperte alle Zimmer ab und fand schnell heraus, dass sie fort war. Nun gut… Er zog sich seine Handschuhe an und bereitete in Windeseile eine Maske vor. Er maskierte sich als einer der Idioten. Einem der beiden zog er eine Papiertüte über den Kopf, nachdem er ihn geknebelt hatte und wechselte seine Kleidung mit diesem, ehe er beide fesselte. Er machte den einen Wach, nachdem er ihn entwaffnet hatte und quetschte ihn aus. Anschließend schlug er ihn erneut K.O. und sperrte ihn in ein Zimmer. Den anderen packte er in den Kofferraum des Wagens der beiden und fuhr zu dem Stillgelegten Supermarkt.
Dort angekommen schulterte er den sich mittlerweile halbherzig wehrenden Mann und ging hinein. Er warf ihn vor die Füße der Verbrecher, die um Anya herum standen. „Er hat sich ganz schön gewehrt. Ich bin fertig…“
„Ja, ruh dich aus.“, sagte der Oberboss, der gerade einen Abgeknallt hatte, weil er ihm widersprochen hatte. Alle drehten sich zu dem am Boden liegenden und der Chef sagte. „Haben wir dich, Twiglight… hehehe.“
Und eben jener Twiglight, schnappte sich Anya und dachte: Himmel… Wie dumm von mir, hier her zu kommen, aber welche Wahl hatte ich schon? Er rannte mit Anya durch den Nebenraum und verriegelte die Tür hinter sich. Sie zappelte und er sagte: „Ich tu dir nichts!“ Seine Stimme war verstellt. Ich kann doch kein Kind dieser Gefahr aussetzen! Sie muss in ein Heim. Ich werde einen anderen Weg finden. Das hier ist kein Leben für ein Kind!
Draußen setzte er Anya ab und schrieb einen Zettel. „Hier. Wir haben fangen gespielt, Kleine. Das ist alles nur ein Spiel. Lauf dahinten um die Ecke und dann kommst du zur Polizei. Gib ihnen den Zettel.“
Sie würde in ein besseres Heim kommen. „Nun lauf schon!“ Er wartete, bis sie los lief und drehte sich wieder um. Nein… Anya sollte nicht in solche Gefahr geraten müssen. Er ging zurück in das Gebäude wobei er sich schon die Maske abzog.

Anya sah ihren Retter an, als dieser sie da drau0en vor der Tür ab setzte. Sie hörte seine Gedanken und ihr war klar, das das da ihr Papa war, den sie nicht erkennen sollte.
Er macht sich so große Sorgen um mich, das er mich rettet und schickt mich dann weg? Aber ich will doch bei meinem Papa bleiben,
dachte sie. Anya nahm den Zettel und lief los. Sie drehte sich um, als auch Papa sich weg gedreht hatte und versteckte sich hinter einem Briefkasten. Hier wartete sie, bis er wieder heraus kam und als er heraus kam, stürmte sie ihm entgegen. Sie warf sich ihm in die Arme und weinte.
"Lass mich nie wieder allen Papa! Ich hatte solche Angst!"

Eric kümmerte sich um die Kerle in der Lagerhalle und war ein wenig niedergeschlagen. Er betrachtete kurz seinen Unterarm und stellte fest, dass sein Jackett eingerissen war. Egal. Er zog es aus und warf es sich über die Schulter. Mit gesenktem Blick ging er nun die Straße herunter. Ob Anya getan hatte, um was er sie gebeten hatte? Er sah auf, als er kleine schnelle Schritte hörte. „Anya!“ Sie rannte auf ihn zu und sprang ihn förmlich an. Er ließ das Jackett fallen und kniete sich leicht hinab, damit sie ihm nicht noch in die Weichteile sprang. Wobei er sie dann fest hielt. „Was…?“ Sie hat gewartet?
„Was machst du denn hier, Anya?“ Er sah kurz hinter sich. „Äh, also… ich wollte noch einkaufen, aber der Supermerkt hier ist, wie es aussieht, zu.“ Er sah sie nun an. Sie sah so traurig aus. Er sollte sie nie wieder allein lassen? Er lächelte. „Also… in der Schule… musst du auch allein sein, weißt du? Ich kann nicht ständig bei dir sein.“

Anya klammerte sich an ihren Papa.
"Wir haben fangen und verstecken gespielt und ... und ich hatte solche Angst und du warst nicht da und ... Ich will nicht zurück ins Heim!!! ich hab dich doch so lieb,"
schluchzte sie ihren Kummer heraus.
"Die Schule ist was anderes,"
stellte sie verheult fest.
"Aber ich will bei dir bleiben. Du bist doch mein Papa!"
Sie würde ihm sicher nicht sagen, das sie seine Gedanken hatte lesen können. Auch wenn er es gut gemeint hatte, sie wollte IHN als Papa und eine Mama würde sie dann sicher auch noch mit ihm finden.