Aus diesem Grund ging er geradewegs auf das große Gebäude zu, was sich vor ihm erstreckte. Dieser Komplex schien gar kein Ende zu nehmen, aber das war auch kein Wunder, schließlich wurden hier Soldaten ausgebildet. Keine Soldaten, wie man sie sonst so kannte. Zumindest nicht nur. Hier wurden Einheiten ausgebildet, die „Es“ in sich hatten. Soldaten, die eine besondere Begabung hatten. Man nannte diese Leute auch Meister. Dieses Es konnte niemand so genau beschrieben, einige nannten es Gabe, andere wiederum Fluch. Für viele bedeutet es den Tod und für die Meisten ein Leben in einer solchen Einrichtung, in der sich der junge Mann gerade befand.
Jedenfalls zog der Fremde die Kapuze tief ins Gesicht und betrat die Eingangshalle der Kaserne. Ein kurzer Überblick genügte, um festzustellen, dass hier größten Teils Kinder herum liefen. Einige trugen Waffen mit sich rum und andere Bücher. War das hier eine Schule oder eine Kaserne? Oder beides? Unschlüssig blieb der junge Mann eine Weile stehen und schaute nur. Versuchte sich Dinge zu merken, wie den riesigen Wandteppich, der an der gegenüberliegenden Wand hinab hing. Er bildete die genaue Mitte, zwischen zwei langen, gebogenen Treppen, die in den ersten Stock führten, der ungefähr zehn Schritte über dem Erdboden lag. Prunkvolle mit Gold bestrichene Balustraden zierten den Eingangsbereich und der Boden war mit rotem Stoff ausgelegt. Stoff! Eine Ganze Eingangshalle voll Stoff. Es tat ihm fast leid darauf herumzulaufen.
„Ich sehe, du staunst über unsere Schule.“, sagte mit einem mal eine Stimme hinter ihm, die ihm weder bekannt, noch angenehm erschien. Sie klang durch und durch falsch. Blitzschnell drehte er sich um und erkannte einen kleinen Mann, der keineswegs gut gebaut, noch in irgendeiner anderen Form „begabt“ aussah. Fest schaute ihm diese Kopie eines fehlgeschlagen Versuchs, einen Menschen mit einer Ratte zu kreuzen, in die Augen. Die meisten Menschen wichen vor ihm zurück, denn seine Augen selbst verrieten bereits, dass er ein Halbblut war. Und die Menschen fürchteten sich vor Halbblütern. Das war wirklich kein Geheimnis, jedoch redete man lieber nicht darüber. Doch dieser hier schien keine Angst zu zeigen. Daraus konnte man schließen, dass er erstens wusste, wer er war und zweitens erkannt hatte, dass der junge Mann ihm nichts tun würde.
Eben jener junge Mann senkte den Blick nun, wie es sich für einen Niederen gehörte und neigte langsam den Kopf nach unten. Daraufhin lachte der Rattenmann leise und unglaublich überheblich noch dazu. Diese Erniedrigung, war das Halbblut jedoch gewöhnt und ließ es über sich ergehen.
„Du hattest es nicht so luxuriös, was?“
Unsagbarer Hass stieg wieder in dem jungen Mann auf, den er aber erfolgreich unterdrückte. Die geballten Fäuste konnte man unter dem weiten Umhang auch nicht sehen, sodass er wenigstens dass nicht verstecken musste.
„Nein.“, sagte er emotionslos.
„Folge mir.“
Der hässliche Speichellecker, der ihn nun wahrscheinlich, zu seinem Oberhaupt bringen würde, ging vorweg. Es war ein verwinkeltes Gebäude, durch das er geführt wurde und es war ziemlich schwierig sich den Weg zu merken. Schwierig, jedoch nicht unmöglich. Und dann endlich kam er vor einer Tür zum Stehen. Die Stimme von drinnen tönte sofort: „Herein!“, ohne dass auch nur geklopft werden musste. Daraufhin betrat der Rattenmann das Zimmer und zog das Halbblut unsanft hinter sich hinein.
„Lass ihn los, Frederik.“, sagte ein massiger Mann, der hinter einem wuchtigen Tisch saß und über allerhand Papier brütete. So viel Papier! Der Mann in der dunkelroten Kleidung hatte noch nie so viel Papier auf einem Haufen gesehen.
„Willkommen an meiner Schule.“, sagte dieser Kerl, der eher fett als muskulös war. „Du bist also Tales Ignis Umbrarion…“ Immer noch schaute der Neuankömmling auf den Boden und erst als sich der fette Mann erhob, richtete er den Blick auf ihn, senkte ihn wieder und neigte kurz den Kopf.
„Du bist nicht sehr gesprächig, was?“
„Nein.“, antwortete er und seine Stimme wehte geisterhaft durch den Raum. Sie war dunkel und kalt, aber zugleich war sie auch wieder sanft und irgendwie schien sie gefährlich zu klingen. Den Direktor der „Schule“ interessierte das jedoch wenig, nur Frederik zeigte deutlich, dass sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Er schien ein bisschen beunruhigt zu sein, was dem jungen Mann ein Gefühl der Genugtuung verschaffte. Auch wenn er sich ständig erniedrigen lassen musste, so hatte er immerhin ab und an Spaß daran seine eindeutige Überlegenheit und Macht wirken zu lassen.
„Wie ich sehe, stimmt es, was man über dich sagt, Tales.“
Tales schaute den Direktor nur fragend an, als dieser nicht weiter sprach. Eigentlich kümmerte es ihn überhaupt nicht, was man so über ihn sagte. Dennoch hob er eine Augenbraue und sah dem fetten Mann direkt in die Augen.
„Du weißt warum du hier bist?“, sagte dieser jedoch, ohne zu erklären, was er mit seinem vorherigen Satz gemeint haben mochte. Tales empfand diesem Menschen gegenüber eine leichte Abneigung und was ihn wirklich ärgerte war, dass er offenbar keinerlei Angst vor ihm hatte. Und nicht nur das, irgendwie lächelte ihn dieser aufgeblasene Fettsack an, als wolle er ihm sagen, dass er ihm überlegen war.
„Ja.“, antwortete er jedoch gehorsam. Natürlich wusste er, wozu er da war. Er war von diesen Leuten hier angeheuert worden. Er war ein Meuchelmörder und verdiente sich seine Brötchen damit, anderer Leute Leben zu nehmen. Sein letzter Auftrag war langwierig gewesen, aber er hatte ordentlich Gold gebracht. Aber was sollte er wohl für diese Menschen hier tun, dass sie ausgerechnet ihn wollten? Wen sollte er töten? Das hatte man ihm bisher noch nicht gesagt. Man hatte ihn nur so weit eingeweiht, dass er hier her kommen und auf die Befehle des Direktors handeln sollte. Und das auch noch für unbestimmte Zeit und mit einem festen Sold, egal ob er am Ende erfolgreich sein würde oder nicht.
Dieser Auftrag hier war so anders, als all die anderen davor. Tales war ein bereits voll ausgebildetes Halbblut, aber alle anderen hier waren entweder zweitklassige Ausbilder oder drittklassige Schüler, von denen behauptet wurde, sie haben eine besondere Gabe. Ein paar großartige Magier oder hervorragende Krieger waren Tales bekannt. Er wusste, dass es wirklich ab und zu Menschen gab, die wenig mit ihren Artgenossen gemein hatten, aber das waren Ausnahmen. Im Großen und Ganzen, fühlte er sich den hier anwesenden überaus überlegen und es ärgerte ihn, dass er seine Zeit damit verschwendete von diesem dämlichen Rattenmann beäugt zu werden und unergiebige Gespräche zu führen.
„Ich habe gerade keine Zeit mich um dich zu kümmern, daher wirst du mit Frederik mit gehen. Er weiß was zu tun ist. Wir werden uns später noch einmal unterhalten, Tales.“
Dieser Mann sprach offenbar sehr gerne seinen Namen aus. Irgendetwas regte sich in dem Mörder, der so lange schon nichts Schönes gespürt hatte, aber es war ein so entferntes Gefühl, dass er nicht sagen konnte, was es war. Das Gefühl flackerte ohnehin nur ganz kurz auf und geriet nach einem Wimpernschlag schon wieder in Vergessenheit.
„Verstanden.“, antwortete er ein wenig abwesend und sah Frederik direkt in die Augen. Eine eher unhöfliche Geste, wenn man sich nicht kannte oder gar nahe stand. Tales hatte vor diesem Mann ganz offensichtlich keinen Respekt, was diesen zwar ärgerte, aber nicht dazu brachte Tales dafür zu bestrafen. Die Angst, die sich wie ein schnell wirkendes Gift in dem kleinen Mann ausbreitete, hinderte ihn sehr erfolgreich daran auch nur das Geringste gegen ihn zu unternehmen.
„Folge mir.“, sagte er zittrig und mit schwacher Stimme. Tales liebte es die Stimmungen verschiedener Menschen zu beeinflussen. Die Gabe, die ihm in die Wiege gelegt worden war, hatte er sich größten Teils selbst beigebracht, weshalb er auch nur kleine Tricks beherrschte. Die Gabe der Magie, hatte ihn eher als Notbehelf begleitet. Seine tatsächlichen körperlichen Befähigungen waren viel besser ausgebildet und durch Folter und Schmerz gestählt worden.
„Ach, Tales?“
„Ja?“ Er drehte sich zu dem Direktor um, der ihn streng anschaute. Die Augen dieses fetten Mannes strahlten eine unheimliche Bedrohung aus, die man dem Körper gar nicht zutraute. Und dann fühlte Tales etwas, was ihn erschrocken auf keuchen ließ. Es fühlte sich an, als sei seine ganze Willenskraft aus ihm geströmt. Nur ganz kurz, dann war alles wie zuvor.
„Hör auf damit. Sonst muss ich dich von deiner Gabe trennen. Es gibt gewisse Regeln, die eingehalten werden müssen und eine davon ist, die Gabe nur in den dafür vorgesehenen Bereichen zu benutzen.“
Tales schaute den Direktor verwirrt an, was diesen zufrieden lächeln ließ. Offensichtlich konnte der fette, alte Mann es spüren, wenn man die Gabe benutzte. Dieses Talent war nicht allzu selten, aber es ließ normalerweise darauf schließen, dass derjenige die Unsichtbaren Strömungen der Welt sehen und kontrollieren konnte. Tales kam zu dem Schluss, dass er den Herren der Akademie unterschätzte. Er wusste nur nicht genau, wie mächtig dieser Mann tatsächlich war. Er ließ seine Macht los und schlagartig wurde der Rattenmann ruhiger und sah irgendwie säuerlich aus.
„Komm jetzt! Und dass ich das nicht noch einmal erlebe!“, sagte Frederik ärgerlich, aber wohl in dem Wissen, dass er Tales nicht dafür bestrafen durfte, selbst wenn er es jetzt gewollt hätte. Wieder zogen die beiden Männer durch die Schule und Tales erkannte einige Stellen wieder, an denen sie vorbeigekommen waren. Das gigantische Gebäude bestand aus drei Bereichen. Das größte davon war auch gleichzeitig die Mitte der Schule, nicht nur der Eingangsbereich war hier großzügig angelegt, sondern auch der geschmackvolle Park, der im Wesentlichen aus Sträuchern und spärlich wachsendem Gras bestand und sich hinter der Eingangshalle entlang zog. Die Bäume spendeten kaum Schatten, da ihr Blattwerk fast gänzlich verschwunden war. Eher trostlos als üppig, wie Tales fand. Aber man konnte die Tatsache durchaus ignorieren, wenn man sich den großen See anschaute, der im Zentrum des Parks lag. Wie eine Iris sah das Gebilde aus, denn in der Mitte des Sees befand sich eine Pechschwarze Insel, von der Tales keinerlei Vermutung hatte, wofür sie gut war, noch warum sie so schwarz war.
Einige Alleen zogen sich durch den Garten und gaben dem ganzen strenge Linien, die nur durch den See unterbrochen wurden. All das sah im Gesamtbild betrachtet doch recht hübsch aus und nur die Tatsache der spärlichen Vegetation erinnerte an die Trostlosigkeit der Welt.
Auf beiden Seiten der Eingangshalle befanden sich Wohnblöcke. Das waren nebeneinander gereihte Zimmer, die kleinere Einzelzimmer enthielten. Jeder Wohnbereich hatte einen Aufenthaltsraum und die einzelnen Schlafzimmer der Bewohner. Also viele kleine Wohnungen in einer riesigen Schule. Diese Wohnungen waren auf vier Stockwerke verteilt, wobei die Bereiche im dritten Stock den Ausbildern und Lehrern gehörten. Und dann wahren da noch diese Uniformierten Typen, die offensichtlich eine Art Wachschutz darstellen sollten. Tales fragte sich, ob die auch mit der Gabe ausgestattet waren. Alles andere würde wohl auch keinen Sinn ergeben. Wie konnte man so viele Menschen auf einmal versorgen? Tales wurde von aufkeimender Neugier gepackt. Jeweils rechts und links des mittleren Komplexes befand sich ein weiterer Gebäudekomplex, von dem Tales jedoch nicht erahnen konnte, was sie hinter den großen schweren Flügeltüren verbergen mochte. Vielleicht hatte er später genug Zeit sich ein wenig umzusehen. Vielleicht.
„Trödel nicht so!“, herrschte ihn Frederik an und zog die Augenbrauen zusammen. „Ich habe noch wichtigeres zu tun, als mit dir spazieren zu gehen!“
Tales gehorchte ohne zu wiedersprechen und beschleunigte seinen Schritt wieder. Er hatte sich von der Flut der neuen Bilder ablenken lassen. Nun, trotz seiner Gefangenschaft und seiner sich anschließenden Ausbildung, hatten seine Häscher es nicht geschafft ihm seine Neugier zu nehmen, was man ihm zumeist nur nicht ansah. Wenn er etwas betrachtete sah es eher so aus, als studiere er seine Umgebung, um einen möglichen Hinterhalt oder etwas Derartiges auszuhecken.
Wieder stoppten er und der Rattenmann vor einer Tür, Auf dieser Tür waren seltsame Symbole gekritzelt, die Tales noch nie gesehen hatte. Nun sie waren tatsächlich aus Metall und in das Holz eingelassen. Tales wagte nicht zu glauben, dass das wirklich Gold sein sollte. Jedenfalls boten die Schriftzeichen keine Vergleichsmöglichkeit zu irgendetwas, was er schon mal gesehen hatte. Trotzdem erinnerten sie ihn an etwas, wonach sein Bewusstsein aber nicht greifen konnte.
Ohne zu klopfen platzte Frederik einfach in den Raum, in dem sich vier Menschen aufhielten. Ein junger Mann, der muskulös und äußerst Kampfbegabt aussah, eine wohl proportionierte und allem Anschein nach energiegeladene Frau, ein weiterer Junge, der jünger wirkte aber ebenso stattlich aussah, wie der andere nur etwas schmaler und eine Frau, die ruhig und irgendwie auch sehr zufrieden mit sich und der Welt wirkte. Dieses Mädchen zog einen Moment lang all seine Aufmerksamkeit auf sich.
„Was zum…“, donnerte es aus der Kehle des Kriegers, welcher sich jedoch sofort selbst das Wort abschnitt und den Rattenmann mit einem gedehnten Kopfneigen begrüßte. „Ihr seid es.“, murmelte er und klang dabei eher unzufrieden, als respektvoll. Scheinbar war Frederik bei niemandem sehr beliebt. Tales hatte vor der Tür gewartet und sich seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Man konnte seine Augen nicht sehen und nur seine Lippen, die völlig ausdruckslos hervor schauten, machten klar, dass ein Gesicht in dem Schatten der Kutte lag. Die helle Haut, die gleichzeitig aber Makellos zu sein schien bildete einen klaren Kontrast zu der dunklen Kapuze. Man konnte außerdem nur erahnen, was sich für ein Körper unter dem Mantel verbarg. Seine Schultern waren jedenfalls breit und stark.
„Ich bringe euch eure Verstärkung. Viel Spaß mit ihm, aber passt auf, dass es euch nicht beißt oder in die Wohnung macht.“, sagte Frederik und machte so klar, dass er Tales eher für ein Tier, als für einen Menschen hielt. Daraufhin schauten sich die vier etwas ratlos an und Tales wurde in den Raum gestoßen, als Frederik selbigen verließ und die Tür hinter den Fünfen schloss. Nun, er knallte die Tür zu und schloss sie nicht einfach bloß. Dann trat Stille und beklemmende Reglosigkeit ein. Tales starrte stumm wie ein Fisch auf den Boden und die anderen, starrten ihn an. Es sah jetzt auch nicht gerade herzerwärmend aus, wie er damit geneigtem Kopf, in eine dunkelrote Robe gewickelt und unter einer tiefsitzenden Kapuze versteckt, da stand.
„Ja, also…“, begann der große junge Mann, der Tales um eine Handbreit überragte. Die blonden Haare, die ihm in die Stirn fielen strich er beiseite und streckte dann die Hand nach vorne. „Wir haben auf dich gewartet.“ Nachdem Tales die Hand nicht ergriff und einfach weiter reglos herum stand, verengten sich die grünlich-braunen Augen des jungen zu Schlitzen und das ruhige Mädchen mit den blonden langen Haaren drängte sich nach vorne. Die vier jungen Menschen hier wussten nicht, dass Ihre „Verstärkung“ ein Halbblut war, aber die Aufdeckung dieser Tatsache, würde wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen. Sie schob dabei die Hand zur Seite und sagte: „Den hohen zum Gruße. Ich bin Dana und das hier sind Alexine, Cale und Kilian.“ Sie deutete dabei auf die stürmisch wirkende Frau, den anderen Jungen und zuletzt auf den Bullen von einem Mann. Tales funkelte die vier unter der Kapuze hervor an und antwortete nicht. Lediglich seine Haltung veränderte sich. Er straffte nämlich seine Brust und hob dann langsam seine Hände zum Saum, der sein Gesicht umgab. Langsam und ohne ein Wort schob er den Stoff zurück und sein Gesicht kam zum Vorschein. Mit noch geschlossenen Augen atmete er hörbar ein, als würde er seufzen. Seine schwarzen Haare lagen wüst auf seinem Kopf und verschieden lange Strähnen standen in alle Richtungen ab. Sie sahen also alles andere sortiert aus. Doch erst als er die Augen öffnete, über denen schmale und wohl geformte Augenbrauen waren, wandelte sich Skepsis in eine Art Schock.
Kilian und Dana wichen einen Schritt zurück, während Cale etwas wie „Heilige Scheiße…“ von sich gab und Alexine ihre dunkelbraunen Augenbrauen zusammen zog.
Tales hatte damit gerechnet. Es war immer die gleiche Leier. Allerdings hatte er auch schon andere Reaktionen erfahren. Ganz andere. Tales erinnerte sich wenig an gute Dinge, die in seinem Leben geschehen waren, auch wenn viele Menschen behaupteten, dass man sich im Laufe der Jahre eher an die guten erinnerte, als an die schlechten. Offenbar arbeitete Tales‘ Gehirn da anders. Oder aber – was wahrscheinlicher war – hatte er einfach kaum gute Erinnerungen. Als Halbblut war er in den Augen der meisten eine Kreatur, die weder das Leben, noch die Freundschaft anderer verdient hatte. Die pure Existenz seiner Art versetzte andere in Hass und Furcht. Er hatte es sich ja wohl nicht ausgesucht so geboren worden zu sein! Aber das war nun nicht mehr zu ändern und Tales machte aus dem was ihm gegeben wurde das Beste. Zumindest versuchte er das. Aus diesem Grund war es ihm auch ein Rätsel, wie es ihn hier her hatte verschlagen können.