Tales sagte nichts zu ihrer Aussage. Weder wollte er streiten, noch würde sie ihm glauben, dass er es verhindern würde. Wenn er da unten das sagen hätte, würde er sie sicherlich nicht zu ihm herunter lassen. Des Weiteren wäre es für ihn ganz sicher ein leichtes, sie einfach wieder ins Leben zu schießen. Dennoch schlief er nun einfach über diese Diskussion ein.
Es vergingen drei Tage und Tales war in der Trainingshalle. Ganz allein Trainierte er dort, da Dana schwanger war und sich gerade mit um die Kinder kümmerte. Sie waren unten in der Stadt und besorgten ein paar neue Dinge. Zel und Luca empfingen Bewohner der Ländereien und hörten sich ihre Bittgesuche an. Sie beantworteten keine unangenehmen Fragen über die Bannkreise und erklärten, dass dies reine Vorsichtsmaßnahmen waren, während Cale, Xera, Kylar und sogar Azeral beim Errichten neuer und alter Bannkriese waren. Azeral war eine große Hilfe, denn er hatte einen schier unerschöpflichen vorrat an astraler Macht, den er sich seit neuestem mit seinem Bruder Kylar teilte. Sie verstanden sich hervorragend und bisher hatte Azeral nicht den Anschein gemacht, irgendwie seine Meinung zu ändern und wieder Böse zu werden. Geralt und Kyla hatten Dana begleitet und alle schienen wirklich glücklich zu sein. Es war eine wirklich schöne Stimmung überall.
Tales war eben fertig mit dem Training und wollte sich baden, als plötzlich der Lichtblitz vor ihm erschien. Lex stand da und sah ihn an. Tales hatte sich leicht erschreckt und sagte: „Himmel noch eins! Musst du es immer so plötzlich machen?!“ Lex sah ihn nur weiter an und Tales ahnte, dass etwas geschehen war.
„Was ist passiert?“ Schweigen. Tales sah ihn nun misstrauisch an und meinte: „Hast du deine Zunge verschluckt? Wo brennt’s denn?“ Lex senkte den Blick nun und jetzt wurde es Tales ein wenig flau im Magen. Immer noch auf beinahe scherzhafte Art und Weise sagte er: „Oh mein Gott, du wirrst mir gleich sagen, dass der Kampf sinnlos und die Welt verloren ist, was?“ Lex seufzte leise: „Tales…“ Der konnte sich noch immer nicht vorstellen, was das hier sollte. „Hab ich eine unheilbare Krankheit?“ Versuchte er es immer noch auf schelmische Art und Weise und Lex schüttelte den Kopf. Schließlich verschränkte Tales die Arme und meinte: „Soll ich deine Gedanken lesen?“ Als könnte er das.
„Tales…“ Lex klang total verzweifelt und irgendwie wirklich bestürzt und als er aufsah, sah er den stolzen weißen Engel vor sich, wie ihm die Tränen in den Augen standen, aber der Blick des Engels war so ernst, dass Tales schluckte. Schließlich fragte er: „Was…. Ist passiert?“ Tales beschloss nun doch, seinen Sarkasmus abzulegen und packte lex an beiden Schultern. „Rede mit mir, Lex! Was ist passiert?!“
Lex sah noch einmal auf den Boden und schließlich begann er mit erstickter Stimme: „Tales… Ich habe so viel von dir verlangt, habe dich in Schlachten geworfen, habe dir den Zutritt zur Hölle versagt und dich wieder und wieder bekämpft. Ich habe dir einen Schwur dem Himmel gegenüber abverlangt und von dir verlangt, in die Hölle zu verschwinden, wenn dies alles vorbei ist. Ich habe so vieles verlangt, dass du in deiner Verzweiflung versucht hast, deine Existenz zu zerstören…“ Tales mund war ein Strich und schließlich sagte er hölzern, ja fast heiser zu Lex: „Schwamm… drüber…“ Er konnte sich vorstellen, dass der Engel, so wie er dort stand, nicht hier war um sich zu entschudligen, sondern, um etwas noch viel schlimmeres zu fordern, als bisher.
„Tales… Dein Leidensweg ist schrecklich und cih bin hier um dich zu warnen, dich zu bitten und dir die Wahl zu lassen, wie es geschehen soll…“
„Was… willst du… Lex…“, fragte er leise.
Wieder schwieg Lex eine sehr lange Zeit. Dann sagte er: „Wir haben die Prophezeiung missgedeutet und sie nun endlich entschlüsselt. Licht und Schatten, im Rad der Zeit…“
„Bla, bla. Komm endlich zum Punkt!“
„Das Übel dieser Welt, bist nicht du, ist nicht der Teufel, es ist… die Vereinigung zwischen Licht und Schatten es ist…“ Tales wurde blass und Lex versuchte zu ergründen, ob Tales es von selbst verstand. „Es… muss vernichtet werden…“ Tales stand dort wie gelähmt und fragte fast abwesend: „Was?“
„Tales… Das Übel, was die Welt zerstören wird, ist deine Tochter.“
Tales sah ihn an und schien es nicht zu begreifen, dann jedoch fragte er: „Du willst, dass ich meine eigene Tochter töte?“ So wie er es sagte, klang es, als sprächen sie über Kuchen am Nachmittag und Lex senkte den Blick. Tales Lippen bildete sich ein Lächeln, dann ein Grinsen. „Das ist ein Witz, nicht wahr?“
Lex schüttelte den Kopf und ließ Tales nicht aus den Augen. Der verstand dann wohl auch schließlich, was Lex da verlangte und das Lächeln starb, ehe sich bitter böse Glut in seinen Augen entfachte. „Du kommst hier her und verlangst nicht nur von mir, erneut für euch zu töten, sondern, dass es mein eigen Fleisch und Blut sein soll?“
„Es ist der einzige Weg. Sie wird…“
„GAR NICHTS wird sie! Ich habe dem Himmel geschworen zu dienen, aber das geht zu weit! Was bildest du dir ein, hier her zu kommen, und mich DARUM zu bitten!?“ Tales war so zornig, wie lange nicht! Und er wärmte sich gerade erst auf. „Ich bin erneut in die Hölle gestiegen um meinen Sohn von dort zurückzuholen und nun willst du, dass ich meine Tochter emorde?! Bist du vielleicht vollkommen beshceuert?!“
„Ich wollte dich vor die Wahl stellen, es selbst zu tun…“
„WAS?!“
„Wenn du es nicht tust, wird es jemand anderes…“
Tales packte den Engel an der Kehle und drückte zu. „Du wirst ihr kein Haar krümmen…“ So böse wie er jetzt sprach, hatte Lex ihn erst ein einziges Mal erlebt. Er wischte mit der Hand vor Tales herum und schleuderte ihn so von sich.
„Tales! Es ist der einzige Weg!“
„DU… Du stützt deine Behauptungen auf eine Prophezeiung, die ihr nicht versteht, und willst dass ich meine einzige Tochter umbringe?! Deshalb?! Spinnst du?! WENN sie das Übel der Welt sein sollte, werde ich sie aufhalten, aber ich werde keinen präventievschlag an ihr ausführen!“
„Du wendest dich erneut gegen den Himmel?!“, fuhr Lex ihn nun an.
„Ganz Recht, wenn es so sein muss! Du warst selbst Vater! Hättest DU das zugelassen?!“
„Ich hätte mein eigenes Glück, nicht das vor die ganze Welt gestellt!!!“
Tales verschlug es für einen Moment die Sprache. Er konnte nicht glauben, dass Lex es ernst meinte. Dass er das hier wirklich gerade verlangte. „Du weißt, was passiert, wenn du dich erneut gegen uns stellst, Tales… DU bist vielleicht unsterblich, aber…“
„Wag es nicht, Lex. WAG ES NICHT!“ Und Lex gehorchte, dennoch sah er auf Tales herab, der auf die Knie gegangen war. Es fiel ihm ja selbst so schwer, das hier zu tun, aber das war es, was die Götter ihm aufgetragen hatten.
„Ich gebe dir eine Woche Bedenkzeit.“
„Verschwinde von hier Lex und wenn ich dir noch einmal über den Weg laufe, werde ich dich töten… Das ist ein Versprechen…“ SO kalt hingegen, hatte er Tales noch nie erlebt.
„Eine Woche…“
Ein Wurfmesser flog auf Lex zu, der ihm jedoch auswich. Er sah noch einmal auf Tales hinab und schließlich ging er. Tales blieb in der Halle zurück und fing bitterlich an zu weinen. Er wusste nicht, ob es Tränen des Zorns, der Wut, der Trauer oder der Verzweiflung waren. Er wusste nur, dass seine Seele vor Schmerz aufschrie, dass es ihn förmlich zerriss. Was würde passieren, wenn er es nicht tat? Was wenn es stimmte? Was wenn Lex sein versprechen wahr machte? Tales brach förmlich in sich zusammen und schrie voller Schmerz und Qual in den Himmel.
Auch Dana spürte einen solchen Schmerz plötzlich, dass ihr die Luft weg blieb. Sie wusste sofort, dass etwas mit ihrem Liebsten nicht in Ordnung war und auch Lia spürte irgendwie, dass etwas nicht stimmte, auch wenn es bei kein wirkliche bestimmbares Gefühl war. Geschweige denn Schmerz.
Zel hingegen horchte auf und Luca sah ihn bedeutsam an, weshalb er schnell aufstand und in die Halle eilte. Er fand Tales dort kniend auf dem Boden vor und er konnte sich nicht erinnern, wann er ihn jemals SO verzweifelt gesehen hatte, außer an dem Tag, wo Azeral und Kylar gestorben waren. Wobei er da ja eher lethargisch gewesen war. Er machte sich riesige Sorgen, was war denn jetzt wieder passiert? Ohne nachzudenken ging er auf seinen Freund zu und schüttelte ihn leicht, bis er die Aufmerksamkeit des rotäugigen Teufelskerls hatte: „Was… ist passiert?!“, wollte Zel atemlos wissen und Tales sah ihn einfach nur mit nicht enden wollendem Tränenstrom an. Er senkte den Blcik und Zel zog ihn einfach nur auf ihn zu und schloss ihn in die Arme, bis jemadn da war, der ihm mehr halt geben konnte, als er. Was war nur passiert?“