„Los! Da drüben hin!“, rief sie ihm über die Schulter zu und zeigte mit dem Finger auf einen anderen Stand. Ohne eine Regung im Gesicht, tat er, was sie von ihm verlangte. Er hatte eine Maske vor dem Mund, was Stark an Verbände erinnerte. Vielleicht war es ihm ja nicht gestattet zu sprechen? Oder aber, er hatte sich verletzt. Wer konnte das schon wissen. Sein langes schwarzes Haar war zu einem Zopf gebunden und seine bernsteinfarbenen Augen stachen unter seinem Haarschopf hervor, wie die eines Falken. Er beobachtete alles um sich herum genau und nichts entging seinem Scharfen Blick. Er bemerkte, wie ein Taschendieb eine ältere Frau bestahl und bekam auch mit, wie ein heruntergekommener Junge einen Apfel vom Obststand stahl. Alles Dinge, die ihn nicht interessierten. Viel mehr interessierte ihn der Mann, unter dessen Toga ein scharfes Messer blitzte. Er lief „scheinbar“ desinteressiert durch die Menge, doch sein Ziel war klar.
Unvermittelt, machte der in schwarz gewandte einen Ausfallschritt, als der Mann mit dem Messer nah genug war, stieß ihn zur Seite und entwendete ihm unbemerkt das verheißungsvoll scharfe Messer. Der Mann fauchte ihn an, ob er nicht aufpassen könne und schubste ihn zurück, als der Fremde dann jedoch bemerkte, dass dieser unverschämte Kerl zu dem jungen Fräulein gehörte, verzog er das Gesicht und griff nach dem Messer um es der jungen Dame in die Brust zu rammen. Doch es war fort. Er sah ungläubig an sich herab und suchte nach dem Ding, als der Leibwächter der kleinen Dame es spielerisch in seiner Hand wand. Er sah dem Mann in die Augen und dieser suchte schleunigst das Weite. Luca sah ihm hinterher und ihr Sklave rammte das Messer in das Holz von einem der Stände. Als er sich dann wieder seiner Herrin entgegen drehte, bekam er auch schon eine saftige Ohrfeige von ihr.
„Sieh nur, was du gemacht hast!“ Er blickte auf den Boden, wo sie hinzeigte. Ihm war eines der Kleider runter gefallen und da lag es nun im Dreck. Demütig senkte er sein Haupt und hob das Kleid auf. Sie wartete bis er es aufgehoben hatte und sah ihn noch einmal wütend an. „Dafür bekommst du heute kein Abendessen!“, fuhr sie ihn an und drehte sich so hastig um, dass sie in den nächst besten Menschen lief. Sie prallte gegen den Rücken dieser Person und und fiel nach hinten, wo sie jedoch schon wieder von ihrem Diener aufgefangen wurde. Sie hatte die Augen durch den Aufprall für einen Moment geschlossen und schien ein wenig geschockt, doch als sie sie wieder öffnete sagte sie zeternd mit ihrer glockenklaren Stimme: „Man! Pass doch auf, du Trampel! Unerhört!“ Sie blickte ihren Diener an und befahl: „Los! Räume mir diesen Müll aus dem Weg!“
Er blickte die Gestalt an, die vor ihm stand. Es war eine dunkelbraune Kapuze über den Kopf gezogen und auch der Rest des Umhanges war dunkelbraun. Er packte die junge Frau, als diese sich umdrehte direkt am Schlafittchen. Sah sie an, doch sein Blick war vollkommen nichtssagend. Er drängte sie zur Seite und ließ sie wieder los.